Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Um in den bey uns bekannten Maaßen einen Begrif von der Höhe dieser Berge zu geben, will ich bemerken, daß die Höhe des Chimboraco (11/16), die des Mont-blanc etwas über 1/2, die des Aetna etwas über 1/3 einer chursächsischen Meile von 32000 Leipziger Schuhen beträgt. Diese Höhe kömmt gegen den Halbmesser der Erde, welcher im Durchschnitt 3270800 Toisen angenommen werden kan, in keine sonderliche Betrachtung. Die Höhe des größten Berges beträgt noch nicht (1/1000) dieses Halbmessers. Berge und Thäler können also der Erde so wenig ihre Kugelgestalt benehmen, als Ungleichheiten von (1/10) Lin. die Rundung einer Kugel von 2 Schuh Durchmesser stören können. Dennoch ziehen große Berge das Bleyloth merklich aus seiner Richtung, s. Gravitation. Die äußere Gestalt der Berge ist unendlich mannigfaltig. Der Fuß ist mehrentheils weit ausgebreitet, und der Abhang mit Erde bedeckt, aus welcher bey den höchsten Bergen oben steile Klippen hervorstechen. Wenn diese Klippen schmal sind, und mit fast lothrechten Seiten zu einer Spitze hinaufsteigen, so heißen solche Berge Nadelberge, Piken oder Aiguillen. Oft bilden die steilen
Um in den bey uns bekannten Maaßen einen Begrif von der Hoͤhe dieſer Berge zu geben, will ich bemerken, daß die Hoͤhe des Chimboraço (11/16), die des Mont-blanc etwas uͤber 1/2, die des Aetna etwas uͤber 1/3 einer churſaͤchſiſchen Meile von 32000 Leipziger Schuhen betraͤgt. Dieſe Hoͤhe koͤmmt gegen den Halbmeſſer der Erde, welcher im Durchſchnitt 3270800 Toiſen angenommen werden kan, in keine ſonderliche Betrachtung. Die Hoͤhe des groͤßten Berges betraͤgt noch nicht (1/1000) dieſes Halbmeſſers. Berge und Thaͤler koͤnnen alſo der Erde ſo wenig ihre Kugelgeſtalt benehmen, als Ungleichheiten von (1/10) Lin. die Rundung einer Kugel von 2 Schuh Durchmeſſer ſtoͤren koͤnnen. Dennoch ziehen große Berge das Bleyloth merklich aus ſeiner Richtung, ſ. Gravitation. Die aͤußere Geſtalt der Berge iſt unendlich mannigfaltig. Der Fuß iſt mehrentheils weit ausgebreitet, und der Abhang mit Erde bedeckt, aus welcher bey den hoͤchſten Bergen oben ſteile Klippen hervorſtechen. Wenn dieſe Klippen ſchmal ſind, und mit faſt lothrechten Seiten zu einer Spitze hinaufſteigen, ſo heißen ſolche Berge Nadelberge, Piken oder Aiguillen. Oft bilden die ſteilen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <table> <pb facs="#f0317" xml:id="P.1.303" n="303"/><lb/> <row> <cell>Gletſcher Buet -</cell> <cell>1579</cell> <cell>—</cell> <cell>de Sauſſure</cell> </row> <row> <cell>Canigou in Rouſſillon -</cell> <cell>1442</cell> <cell>—</cell> <cell>Caſſini <hi rendition="#aq">(Mém. de<lb/> Paris 1718.)</hi></cell> </row> <row> <cell>Spitze beym Kloſter auf dem<lb/> St. Bernhard -</cell> <cell>1274</cell> <cell>—</cell> <cell>de Sauſſure</cell> </row> <row> <cell>Das Kloſter ſelbſt -</cell> <cell>1241</cell> <cell>—</cell> <cell>Needham</cell> </row> <row> <cell>Mont-d'or in Auvergne</cell> <cell>1048</cell> <cell>—</cell> <cell>Caſſini</cell> </row> <row> <cell>Furka - -</cell> <cell>973</cell> <cell>—</cell> <cell>Scheuchzer</cell> </row> <row> <cell>Mole bey Genf -</cell> <cell>940</cell> <cell>—</cell> <cell>de Sauſſure</cell> </row> <row> <cell>Puy-de Dome in Auvergne</cell> <cell>817</cell> <cell>—</cell> <cell>Caſſini</cell> </row> <row> <cell>Brocken auf dem Harz -</cell> <cell>546</cell> <cell>—</cell> <cell>de Luͤc</cell> </row> <row> <cell>Thal Chamouny -</cell> <cell>524</cell> <cell>—</cell> <cell>de Sauſſure</cell> </row> <row> <cell>Gipfel des Mont-Cenis -</cell> <cell>434</cell> <cell>—</cell> <cell>Needham</cell> </row> <row> <cell>Genf -</cell> <cell>188</cell> <cell>—</cell> <cell>de Sauſſure</cell> </row> <row> <cell>Paris, Saal der Sternwarte</cell> <cell>56</cell> <cell>—</cell> <cell>Paſumot.</cell> </row> </table> </p> <p>Um in den bey uns bekannten Maaßen einen Begrif von der Hoͤhe dieſer Berge zu geben, will ich bemerken, daß die Hoͤhe des Chimbora<hi rendition="#aq">ç</hi>o (11/16), die des Mont-blanc etwas uͤber 1/2, die des Aetna etwas uͤber 1/3 einer churſaͤchſiſchen Meile von 32000 Leipziger Schuhen betraͤgt.</p> <p>Dieſe Hoͤhe koͤmmt gegen den Halbmeſſer der Erde, welcher im Durchſchnitt 3270800 Toiſen angenommen werden kan, in keine ſonderliche Betrachtung. Die Hoͤhe des groͤßten Berges betraͤgt noch nicht (1/1000) dieſes Halbmeſſers. Berge und Thaͤler koͤnnen alſo der Erde ſo wenig ihre Kugelgeſtalt benehmen, als Ungleichheiten von (1/10) Lin. die Rundung einer Kugel von 2 Schuh Durchmeſſer ſtoͤren koͤnnen. Dennoch ziehen große Berge das Bleyloth merklich aus ſeiner Richtung, <hi rendition="#b">ſ. Gravitation.</hi></p> <p>Die aͤußere Geſtalt der Berge iſt unendlich mannigfaltig. Der Fuß iſt mehrentheils weit ausgebreitet, und der Abhang mit Erde bedeckt, aus welcher bey den hoͤchſten Bergen oben ſteile Klippen hervorſtechen. Wenn dieſe Klippen ſchmal ſind, und mit faſt lothrechten Seiten zu einer Spitze hinaufſteigen, ſo heißen ſolche Berge <hi rendition="#b">Nadelberge, Piken</hi> oder <hi rendition="#b">Aiguillen.</hi> Oft bilden die ſteilen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [303/0317]
Gletſcher Buet - 1579 — de Sauſſure
Canigou in Rouſſillon - 1442 — Caſſini (Mém. de
Paris 1718.)
Spitze beym Kloſter auf dem
St. Bernhard - 1274 — de Sauſſure
Das Kloſter ſelbſt - 1241 — Needham
Mont-d'or in Auvergne 1048 — Caſſini
Furka - - 973 — Scheuchzer
Mole bey Genf - 940 — de Sauſſure
Puy-de Dome in Auvergne 817 — Caſſini
Brocken auf dem Harz - 546 — de Luͤc
Thal Chamouny - 524 — de Sauſſure
Gipfel des Mont-Cenis - 434 — Needham
Genf - 188 — de Sauſſure
Paris, Saal der Sternwarte 56 — Paſumot.
Um in den bey uns bekannten Maaßen einen Begrif von der Hoͤhe dieſer Berge zu geben, will ich bemerken, daß die Hoͤhe des Chimboraço (11/16), die des Mont-blanc etwas uͤber 1/2, die des Aetna etwas uͤber 1/3 einer churſaͤchſiſchen Meile von 32000 Leipziger Schuhen betraͤgt.
Dieſe Hoͤhe koͤmmt gegen den Halbmeſſer der Erde, welcher im Durchſchnitt 3270800 Toiſen angenommen werden kan, in keine ſonderliche Betrachtung. Die Hoͤhe des groͤßten Berges betraͤgt noch nicht (1/1000) dieſes Halbmeſſers. Berge und Thaͤler koͤnnen alſo der Erde ſo wenig ihre Kugelgeſtalt benehmen, als Ungleichheiten von (1/10) Lin. die Rundung einer Kugel von 2 Schuh Durchmeſſer ſtoͤren koͤnnen. Dennoch ziehen große Berge das Bleyloth merklich aus ſeiner Richtung, ſ. Gravitation.
Die aͤußere Geſtalt der Berge iſt unendlich mannigfaltig. Der Fuß iſt mehrentheils weit ausgebreitet, und der Abhang mit Erde bedeckt, aus welcher bey den hoͤchſten Bergen oben ſteile Klippen hervorſtechen. Wenn dieſe Klippen ſchmal ſind, und mit faſt lothrechten Seiten zu einer Spitze hinaufſteigen, ſo heißen ſolche Berge Nadelberge, Piken oder Aiguillen. Oft bilden die ſteilen
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