Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Die Luft ist auf den Bergen weit kälter, als an der Erdfläche, wo die unterste Luftschicht sowohl wegen ihrer größern Dichte, als wegen der Nähe des Erdbodens, der die Sonnenstralen zurückwirft, stärker erwärmt wird. Daher sind die Gipfel der hohen Berge, selbst unter den wärmsten Klimaten, mit beständigem Schnee und Eis bedeckt, welches letztere daselbst eine blaugrüne Farbe annimmt. Die zwischen den Spitzen der Berge befindlichen Thäler und Schluchten, in welchen fast immerwährender Schatten herrscht, sammeln und unterhalten ungeheure Mengen von Schnee und Eis, und vermehren dadurch noch die Kälte der darüberliegenden Luft. Doch liegt diese beständige Schneegränze in der heißen Zone höher, und kömmt desto tiefer herab, je mehr man sich den Polen nähert. In Peru geht sie bis auf eine Höhe von 2434, in den Alpen bis 1500 Toisen; gegen die Pole zu senkt sie sich nahe an die Meeresfläche selbst herab, doch machen hiebey locale Ursachen unter verschiedenen Meridianen mancherley Abänderungen. Die Vegetation erstreckt sich vom Fuße der Berge bis nahe an die beständige Schneegrenze; in Peru z. B. hört sie mit der Höhe von 2300 Toisen auf; auf Spitzbergen und Grönland findet man schon auf ebnem Boden Alpengewächse. Die Bäume und Gewächse werden in größern Höhen immer unansehnlicher und niedriger; in gewissen Höhen wachsen nur noch Fichten, Tannen und anderes harziges Holz, nebst den Pflanzen, die in der Botanik Alpengewächse genannt werden, die höchsten Spitzen
Die Luft iſt auf den Bergen weit kaͤlter, als an der Erdflaͤche, wo die unterſte Luftſchicht ſowohl wegen ihrer groͤßern Dichte, als wegen der Naͤhe des Erdbodens, der die Sonnenſtralen zuruͤckwirft, ſtaͤrker erwaͤrmt wird. Daher ſind die Gipfel der hohen Berge, ſelbſt unter den waͤrmſten Klimaten, mit beſtaͤndigem Schnee und Eis bedeckt, welches letztere daſelbſt eine blaugruͤne Farbe annimmt. Die zwiſchen den Spitzen der Berge befindlichen Thaͤler und Schluchten, in welchen faſt immerwaͤhrender Schatten herrſcht, ſammeln und unterhalten ungeheure Mengen von Schnee und Eis, und vermehren dadurch noch die Kaͤlte der daruͤberliegenden Luft. Doch liegt dieſe beſtaͤndige Schneegraͤnze in der heißen Zone hoͤher, und koͤmmt deſto tiefer herab, je mehr man ſich den Polen naͤhert. In Peru geht ſie bis auf eine Hoͤhe von 2434, in den Alpen bis 1500 Toiſen; gegen die Pole zu ſenkt ſie ſich nahe an die Meeresflaͤche ſelbſt herab, doch machen hiebey locale Urſachen unter verſchiedenen Meridianen mancherley Abaͤnderungen. Die Vegetation erſtreckt ſich vom Fuße der Berge bis nahe an die beſtaͤndige Schneegrenze; in Peru z. B. hoͤrt ſie mit der Hoͤhe von 2300 Toiſen auf; auf Spitzbergen und Groͤnland findet man ſchon auf ebnem Boden Alpengewaͤchſe. Die Baͤume und Gewaͤchſe werden in groͤßern Hoͤhen immer unanſehnlicher und niedriger; in gewiſſen Hoͤhen wachſen nur noch Fichten, Tannen und anderes harziges Holz, nebſt den Pflanzen, die in der Botanik Alpengewaͤchſe genannt werden, die hoͤchſten Spitzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0318" xml:id="P.1.304" n="304"/><lb/> Waͤnde der Berge ungeheure Kluͤfte oder Durchfahrten, wie die bey Gibraltar zwiſchen den Bergen Calpe und Abyla, die beym Helleſpont und die Thermopylaͤ der Alten, jetzt Bocca di Lupo. Oft ſtroͤmen Fluͤſſe oder Bergwaſſer durch ſolche Abgruͤnde, von welchen die Bergruͤcken queer hindurch zerſchnitten werden. Oben ſind die Berge oft abgerundet, oft in einen ſchmalen langen Ruͤcken, wie die Mole bey Genf, oft in eine weite ebne Flaͤche, wie der Tafelberg auf dem Cap der guten Hofnung, geendet. Vulkaniſche Berge zeichnen ſich durch eigne Geſtalten aus, <hi rendition="#b">ſ. Vulkane.</hi></p> <p>Die Luft iſt auf den Bergen weit kaͤlter, als an der Erdflaͤche, wo die unterſte Luftſchicht ſowohl wegen ihrer groͤßern Dichte, als wegen der Naͤhe des Erdbodens, der die Sonnenſtralen zuruͤckwirft, ſtaͤrker erwaͤrmt wird. Daher ſind die Gipfel der hohen Berge, ſelbſt unter den waͤrmſten Klimaten, mit beſtaͤndigem Schnee und Eis bedeckt, welches letztere daſelbſt eine blaugruͤne Farbe annimmt. Die zwiſchen den Spitzen der Berge befindlichen Thaͤler und Schluchten, in welchen faſt immerwaͤhrender Schatten herrſcht, ſammeln und unterhalten ungeheure Mengen von Schnee und Eis, und vermehren dadurch noch die Kaͤlte der daruͤberliegenden Luft. Doch liegt dieſe <hi rendition="#b">beſtaͤndige Schneegraͤnze</hi> in der heißen Zone hoͤher, und koͤmmt deſto tiefer herab, je mehr man ſich den Polen naͤhert. In Peru geht ſie bis auf eine Hoͤhe von 2434, in den Alpen bis 1500 Toiſen; gegen die Pole zu ſenkt ſie ſich nahe an die Meeresflaͤche ſelbſt herab, doch machen hiebey locale Urſachen unter verſchiedenen Meridianen mancherley Abaͤnderungen. Die Vegetation erſtreckt ſich vom Fuße der Berge bis nahe an die beſtaͤndige Schneegrenze; in Peru z. B. hoͤrt ſie mit der Hoͤhe von 2300 Toiſen auf; auf Spitzbergen und Groͤnland findet man ſchon auf ebnem Boden Alpengewaͤchſe. Die Baͤume und Gewaͤchſe werden in groͤßern Hoͤhen immer unanſehnlicher und niedriger; in gewiſſen Hoͤhen wachſen nur noch Fichten, Tannen und anderes harziges Holz, nebſt den Pflanzen, die in der Botanik Alpengewaͤchſe genannt werden, die hoͤchſten Spitzen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [304/0318]
Waͤnde der Berge ungeheure Kluͤfte oder Durchfahrten, wie die bey Gibraltar zwiſchen den Bergen Calpe und Abyla, die beym Helleſpont und die Thermopylaͤ der Alten, jetzt Bocca di Lupo. Oft ſtroͤmen Fluͤſſe oder Bergwaſſer durch ſolche Abgruͤnde, von welchen die Bergruͤcken queer hindurch zerſchnitten werden. Oben ſind die Berge oft abgerundet, oft in einen ſchmalen langen Ruͤcken, wie die Mole bey Genf, oft in eine weite ebne Flaͤche, wie der Tafelberg auf dem Cap der guten Hofnung, geendet. Vulkaniſche Berge zeichnen ſich durch eigne Geſtalten aus, ſ. Vulkane.
Die Luft iſt auf den Bergen weit kaͤlter, als an der Erdflaͤche, wo die unterſte Luftſchicht ſowohl wegen ihrer groͤßern Dichte, als wegen der Naͤhe des Erdbodens, der die Sonnenſtralen zuruͤckwirft, ſtaͤrker erwaͤrmt wird. Daher ſind die Gipfel der hohen Berge, ſelbſt unter den waͤrmſten Klimaten, mit beſtaͤndigem Schnee und Eis bedeckt, welches letztere daſelbſt eine blaugruͤne Farbe annimmt. Die zwiſchen den Spitzen der Berge befindlichen Thaͤler und Schluchten, in welchen faſt immerwaͤhrender Schatten herrſcht, ſammeln und unterhalten ungeheure Mengen von Schnee und Eis, und vermehren dadurch noch die Kaͤlte der daruͤberliegenden Luft. Doch liegt dieſe beſtaͤndige Schneegraͤnze in der heißen Zone hoͤher, und koͤmmt deſto tiefer herab, je mehr man ſich den Polen naͤhert. In Peru geht ſie bis auf eine Hoͤhe von 2434, in den Alpen bis 1500 Toiſen; gegen die Pole zu ſenkt ſie ſich nahe an die Meeresflaͤche ſelbſt herab, doch machen hiebey locale Urſachen unter verſchiedenen Meridianen mancherley Abaͤnderungen. Die Vegetation erſtreckt ſich vom Fuße der Berge bis nahe an die beſtaͤndige Schneegrenze; in Peru z. B. hoͤrt ſie mit der Hoͤhe von 2300 Toiſen auf; auf Spitzbergen und Groͤnland findet man ſchon auf ebnem Boden Alpengewaͤchſe. Die Baͤume und Gewaͤchſe werden in groͤßern Hoͤhen immer unanſehnlicher und niedriger; in gewiſſen Hoͤhen wachſen nur noch Fichten, Tannen und anderes harziges Holz, nebſt den Pflanzen, die in der Botanik Alpengewaͤchſe genannt werden, die hoͤchſten Spitzen
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