Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Wenn die Kraft, die bisher die Bewegung verminderte, nach dem Ende der Bewegung noch fortdauert, so treibt sie den Körper mit gleichförmig-beschleunigter Bewegung wieder zurück, und giebt ihm nach und nach die Geschwindigkeit, die sie ihm vorher entzogen hatte, nur jetzt in entgegengesetzter Richtung wieder. Wenn er wieder an den Ort zurückkömmt, von welchem er vorher ausgieng, so hat er aufs neue den Raum 1/2ct oder (1/4c/g) zurückgelegt, und es muß nach den Gesetzen der gleichförmig - beschleunigten Bewegungen dieser Raum (1/4c/g)=gt, also wieder t=(c/2g) und v oder 2gt=c seyn, d. h. der Körper braucht zum Rückgange wieder eben die Zeit, die er im Fortgange zubrachte, und langt mit eben der Geschwindigkeit wieder an, mit der er anfänglich ausgieng. Krummlinigte Bewegung, Motus curvilineus, Mouvement curviligne ou en ligne courbe. Bewegung, wobey der zurückgelegte Weg eine krumme Linie ist. Da ein einmal bewegter Körper seine erlangte Bewegung stets geradlinigt fortsetzt, s. Trägheit, so kan eine krummlinigte Bewegung nicht anders entstehen, als wenn eine andere Kraft den Körper stets aus seiner vorigen Richtung bringt. Daher gehören die krummlinigten Bewegungen stets zu den zusammengesetzten, s. zusammengesetzte Bewegung. Krummlinigte Bewegungen sind, wie alle Bewegungen überhaupt, entweder frey (motus liber), wo der Weg des Körpers blos durch die in ihn wirkenden Kräfte bestimmt wird, oder sie erfolgen auf vorgeschriebenen
Wenn die Kraft, die bisher die Bewegung verminderte, nach dem Ende der Bewegung noch fortdauert, ſo treibt ſie den Koͤrper mit gleichfoͤrmig-beſchleunigter Bewegung wieder zuruͤck, und giebt ihm nach und nach die Geſchwindigkeit, die ſie ihm vorher entzogen hatte, nur jetzt in entgegengeſetzter Richtung wieder. Wenn er wieder an den Ort zuruͤckkoͤmmt, von welchem er vorher ausgieng, ſo hat er aufs neue den Raum 1/2ct oder (1/4c/g) zuruͤckgelegt, und es muß nach den Geſetzen der gleichfoͤrmig - beſchleunigten Bewegungen dieſer Raum (1/4c/g)=gt, alſo wieder t=(c/2g) und v oder 2gt=c ſeyn, d. h. der Koͤrper braucht zum Ruͤckgange wieder eben die Zeit, die er im Fortgange zubrachte, und langt mit eben der Geſchwindigkeit wieder an, mit der er anfaͤnglich ausgieng. Krummlinigte Bewegung, Motus curvilineus, Mouvement curviligne ou en ligne courbe. Bewegung, wobey der zuruͤckgelegte Weg eine krumme Linie iſt. Da ein einmal bewegter Koͤrper ſeine erlangte Bewegung ſtets geradlinigt fortſetzt, ſ. Traͤgheit, ſo kan eine krummlinigte Bewegung nicht anders entſtehen, als wenn eine andere Kraft den Koͤrper ſtets aus ſeiner vorigen Richtung bringt. Daher gehoͤren die krummlinigten Bewegungen ſtets zu den zuſammengeſetzten, ſ. zuſammengeſetzte Bewegung. Krummlinigte Bewegungen ſind, wie alle Bewegungen uͤberhaupt, entweder frey (motus liber), wo der Weg des Koͤrpers blos durch die in ihn wirkenden Kraͤfte beſtimmt wird, oder ſie erfolgen auf vorgeſchriebenen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0354" xml:id="P.1.340" n="340"/><lb/> D. i. <hi rendition="#b">der ganze Raum bis ans Ende der Bewegung iſt dem halben Producte der anfaͤnglichen Geſchwindigkeit in die Dauer der Bewegung gleich,</hi> oder: Er iſt nur halb ſo groß, als der, welcher in eben der Zeit waͤre beſchrieben worden, wenn die anfaͤngliche Geſchwindigkeit unvermindertfortgedauert haͤtte.</p> <p>Wenn die Kraft, die bisher die Bewegung verminderte, nach dem Ende der Bewegung noch fortdauert, ſo treibt ſie den Koͤrper mit gleichfoͤrmig-beſchleunigter Bewegung wieder zuruͤck, und giebt ihm nach und nach die Geſchwindigkeit, die ſie ihm vorher entzogen hatte, nur jetzt in entgegengeſetzter Richtung wieder. Wenn er wieder an den Ort zuruͤckkoͤmmt, von welchem er vorher ausgieng, ſo hat er aufs neue den Raum <hi rendition="#aq">1/2ct</hi> oder <hi rendition="#aq">(1/4c/g)</hi> zuruͤckgelegt, und es muß nach den Geſetzen der gleichfoͤrmig - beſchleunigten Bewegungen dieſer Raum <hi rendition="#aq">(1/4c/g)=gt,</hi> alſo wieder <hi rendition="#aq">t=(c/2g)</hi> und <hi rendition="#aq">v</hi> oder <hi rendition="#aq">2gt=c</hi> ſeyn, d. h. der Koͤrper braucht zum Ruͤckgange wieder eben die Zeit, die er im Fortgange zubrachte, und langt mit eben der Geſchwindigkeit wieder an, mit der er anfaͤnglich ausgieng.</p> <p><hi rendition="#b">Krummlinigte Bewegung,</hi><hi rendition="#aq">Motus curvilineus, <hi rendition="#i">Mouvement curviligne ou en ligne courbe.</hi></hi> Bewegung, wobey der zuruͤckgelegte Weg eine krumme Linie iſt. Da ein einmal bewegter Koͤrper ſeine erlangte Bewegung ſtets geradlinigt fortſetzt, <hi rendition="#b">ſ. Traͤgheit,</hi> ſo kan eine krummlinigte Bewegung nicht anders entſtehen, als wenn eine andere Kraft den Koͤrper ſtets aus ſeiner vorigen Richtung bringt. Daher gehoͤren die krummlinigten Bewegungen ſtets zu den <hi rendition="#b">zuſammengeſetzten, ſ. zuſammengeſetzte Bewegung.</hi></p> <p>Krummlinigte Bewegungen ſind, wie alle Bewegungen uͤberhaupt, entweder <hi rendition="#b">frey</hi> <hi rendition="#aq">(motus liber),</hi> wo der Weg des Koͤrpers blos durch die in ihn wirkenden Kraͤfte beſtimmt wird, oder ſie erfolgen <hi rendition="#b">auf vorgeſchriebenen<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0354]
D. i. der ganze Raum bis ans Ende der Bewegung iſt dem halben Producte der anfaͤnglichen Geſchwindigkeit in die Dauer der Bewegung gleich, oder: Er iſt nur halb ſo groß, als der, welcher in eben der Zeit waͤre beſchrieben worden, wenn die anfaͤngliche Geſchwindigkeit unvermindertfortgedauert haͤtte.
Wenn die Kraft, die bisher die Bewegung verminderte, nach dem Ende der Bewegung noch fortdauert, ſo treibt ſie den Koͤrper mit gleichfoͤrmig-beſchleunigter Bewegung wieder zuruͤck, und giebt ihm nach und nach die Geſchwindigkeit, die ſie ihm vorher entzogen hatte, nur jetzt in entgegengeſetzter Richtung wieder. Wenn er wieder an den Ort zuruͤckkoͤmmt, von welchem er vorher ausgieng, ſo hat er aufs neue den Raum 1/2ct oder (1/4c/g) zuruͤckgelegt, und es muß nach den Geſetzen der gleichfoͤrmig - beſchleunigten Bewegungen dieſer Raum (1/4c/g)=gt, alſo wieder t=(c/2g) und v oder 2gt=c ſeyn, d. h. der Koͤrper braucht zum Ruͤckgange wieder eben die Zeit, die er im Fortgange zubrachte, und langt mit eben der Geſchwindigkeit wieder an, mit der er anfaͤnglich ausgieng.
Krummlinigte Bewegung, Motus curvilineus, Mouvement curviligne ou en ligne courbe. Bewegung, wobey der zuruͤckgelegte Weg eine krumme Linie iſt. Da ein einmal bewegter Koͤrper ſeine erlangte Bewegung ſtets geradlinigt fortſetzt, ſ. Traͤgheit, ſo kan eine krummlinigte Bewegung nicht anders entſtehen, als wenn eine andere Kraft den Koͤrper ſtets aus ſeiner vorigen Richtung bringt. Daher gehoͤren die krummlinigten Bewegungen ſtets zu den zuſammengeſetzten, ſ. zuſammengeſetzte Bewegung.
Krummlinigte Bewegungen ſind, wie alle Bewegungen uͤberhaupt, entweder frey (motus liber), wo der Weg des Koͤrpers blos durch die in ihn wirkenden Kraͤfte beſtimmt wird, oder ſie erfolgen auf vorgeſchriebenen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |