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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Bewegung nach BC fortgehen. Eine horizontal oder schief geworfener Körper, in welchen die Schwere unter einem gewissen Winkel mit der Richtung des Wurfs wirkt, beschreibt seine Bahn mit zusammengesetzter Bewegung.

Grundsatz. Wenn in einem Körper A Taf. IV. Fig. 60. zwo gleichförmige Bewegungen zugleich hervorgebracht werden, deren eine ihn in einer gewissen Zeit durch den Raum AB, die andere in eben der Zeit durch AC würde geführt haben, so folgt er weder der einen noch der andern allein, sondern geht in eben der Zeit durch AD, die Diagonallinie des Parallelogramms ABCD, dessen Seiten die Räume beyder Bewegungen, unter dem gehörigen Winkel zusammengesetzt, sind.

Dieser Satz wird schon durch bloßes Nachdenken erkannt. Soll der Körper beyden Bewegungen zugleich folgen, so muß er am Ende jedes Zeittheils da seyn, wohin ihn beyde würden geführt haben, wenn sie, eine nach der andern, erfolgt wären. Am Ende der ganzen Zeit muß er also in D seyn; weil ihn die Bewegung AB nach B, die zweyte AC, nun aus B nach D würde geführt haben. Da die Bewegungen gleichförmig sind, so würde ihn die erste in der Helfte dieser Zeit durch Ab=1/2AB, die zweyte durch bd=1/2AC geführt haben; er wird also in der Helfte der Zeit auf der Mitte der Diagonale seyn. So läßt sich begreifen, daß er am Ende jedes Zeittheils auf irgend einem Punkte der Diagonale seyn, also am Ende der ganzen Zeit die gerade Linie AD beschrieben haben muß. Auch sieht man, daß die zusammengesetzte Bewegung durch AD selbst gleichförmig seyn müsse, weil stets, man nehme b und c, wie man wolle, Ad:AD=Ab:AB=Ac: AC ist.

Man bestätigt ihn aber auch durch Versuche, wozu 's Gravesande, Nollet u. a. eigne Maschinen angeben. Die einfachste aus Eberhard (Erste Gründe der Naturl. Halle 1767. 8. §. 64.) Taf. IV. Fig. 61. besteht aus einer viereckichten Tafel, auf deren oberer Kante die Walze E fortgerollt wird, um welche ein Faden gewickelt ist, der


Bewegung nach BC fortgehen. Eine horizontal oder ſchief geworfener Koͤrper, in welchen die Schwere unter einem gewiſſen Winkel mit der Richtung des Wurfs wirkt, beſchreibt ſeine Bahn mit zuſammengeſetzter Bewegung.

Grundſatz. Wenn in einem Koͤrper A Taf. IV. Fig. 60. zwo gleichfoͤrmige Bewegungen zugleich hervorgebracht werden, deren eine ihn in einer gewiſſen Zeit durch den Raum AB, die andere in eben der Zeit durch AC wuͤrde gefuͤhrt haben, ſo folgt er weder der einen noch der andern allein, ſondern geht in eben der Zeit durch AD, die Diagonallinie des Parallelogramms ABCD, deſſen Seiten die Raͤume beyder Bewegungen, unter dem gehoͤrigen Winkel zuſammengeſetzt, ſind.

Dieſer Satz wird ſchon durch bloßes Nachdenken erkannt. Soll der Koͤrper beyden Bewegungen zugleich folgen, ſo muß er am Ende jedes Zeittheils da ſeyn, wohin ihn beyde wuͤrden gefuͤhrt haben, wenn ſie, eine nach der andern, erfolgt waͤren. Am Ende der ganzen Zeit muß er alſo in D ſeyn; weil ihn die Bewegung AB nach B, die zweyte AC, nun aus B nach D wuͤrde gefuͤhrt haben. Da die Bewegungen gleichfoͤrmig ſind, ſo wuͤrde ihn die erſte in der Helfte dieſer Zeit durch Ab=1/2AB, die zweyte durch bd=1/2AC gefuͤhrt haben; er wird alſo in der Helfte der Zeit auf der Mitte der Diagonale ſeyn. So laͤßt ſich begreifen, daß er am Ende jedes Zeittheils auf irgend einem Punkte der Diagonale ſeyn, alſo am Ende der ganzen Zeit die gerade Linie AD beſchrieben haben muß. Auch ſieht man, daß die zuſammengeſetzte Bewegung durch AD ſelbſt gleichfoͤrmig ſeyn muͤſſe, weil ſtets, man nehme b und c, wie man wolle, Ad:AD=Ab:AB=Ac: AC iſt.

Man beſtaͤtigt ihn aber auch durch Verſuche, wozu 's Graveſande, Nollet u. a. eigne Maſchinen angeben. Die einfachſte aus Eberhard (Erſte Gruͤnde der Naturl. Halle 1767. 8. §. 64.) Taf. IV. Fig. 61. beſteht aus einer viereckichten Tafel, auf deren oberer Kante die Walze E fortgerollt wird, um welche ein Faden gewickelt iſt, der

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[348/0362] Bewegung nach BC fortgehen. Eine horizontal oder ſchief geworfener Koͤrper, in welchen die Schwere unter einem gewiſſen Winkel mit der Richtung des Wurfs wirkt, beſchreibt ſeine Bahn mit zuſammengeſetzter Bewegung. Grundſatz. Wenn in einem Koͤrper A Taf. IV. Fig. 60. zwo gleichfoͤrmige Bewegungen zugleich hervorgebracht werden, deren eine ihn in einer gewiſſen Zeit durch den Raum AB, die andere in eben der Zeit durch AC wuͤrde gefuͤhrt haben, ſo folgt er weder der einen noch der andern allein, ſondern geht in eben der Zeit durch AD, die Diagonallinie des Parallelogramms ABCD, deſſen Seiten die Raͤume beyder Bewegungen, unter dem gehoͤrigen Winkel zuſammengeſetzt, ſind. Dieſer Satz wird ſchon durch bloßes Nachdenken erkannt. Soll der Koͤrper beyden Bewegungen zugleich folgen, ſo muß er am Ende jedes Zeittheils da ſeyn, wohin ihn beyde wuͤrden gefuͤhrt haben, wenn ſie, eine nach der andern, erfolgt waͤren. Am Ende der ganzen Zeit muß er alſo in D ſeyn; weil ihn die Bewegung AB nach B, die zweyte AC, nun aus B nach D wuͤrde gefuͤhrt haben. Da die Bewegungen gleichfoͤrmig ſind, ſo wuͤrde ihn die erſte in der Helfte dieſer Zeit durch Ab=1/2AB, die zweyte durch bd=1/2AC gefuͤhrt haben; er wird alſo in der Helfte der Zeit auf der Mitte der Diagonale ſeyn. So laͤßt ſich begreifen, daß er am Ende jedes Zeittheils auf irgend einem Punkte der Diagonale ſeyn, alſo am Ende der ganzen Zeit die gerade Linie AD beſchrieben haben muß. Auch ſieht man, daß die zuſammengeſetzte Bewegung durch AD ſelbſt gleichfoͤrmig ſeyn muͤſſe, weil ſtets, man nehme b und c, wie man wolle, Ad:AD=Ab:AB=Ac: AC iſt. Man beſtaͤtigt ihn aber auch durch Verſuche, wozu 's Graveſande, Nollet u. a. eigne Maſchinen angeben. Die einfachſte aus Eberhard (Erſte Gruͤnde der Naturl. Halle 1767. 8. §. 64.) Taf. IV. Fig. 61. beſteht aus einer viereckichten Tafel, auf deren oberer Kante die Walze E fortgerollt wird, um welche ein Faden gewickelt iſt, der

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/362>, abgerufen am 22.11.2024.