Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Allein hiebey muß man bedenken, daß eigentlich gefragt wird, wie vielmal dünner die Luft unter der Glocke war, als die äußere, welches nur dann durchs Instrument angegeben wird, wenn die innere Luft jetzt mit der äußern gleiche Dichtigkeit erhält. Diese hat sie noch nicht, so lang das Instrument in der gegenwärtigen Stellung bleibt. Die Luft in sq nemlich hebt den Druck der äußern Luft nicht ganz allein auf, sondern diesem Drucke widersteht noch außer ihr der Druck der Quecksilbersäule qr. Die Luft in sq ist also nicht vom ganzen Drucke der Atmosphäre zusammengedrückt, also noch nicht völlig so dicht, als zur gehörigen Vergleichung nöthig ist. Um ihr einerley Dichte mit der äußern zu geben, müßte man die Probe so tief in Quecksilber tauchen, daß es außerhalb eben so hoch stünde, als innerhalb der Röhre. Da dies unbequem wäre, verfährt man nach Smeaton lieber so: Nachdem das Quecksilber in die Probe aufgestiegen ist, und seine größte Höhe erreicht hat, zieht man den Drath l wieder auf, daß die Mündung der Probe frey wird, so läuft das Quecksilber aus dem weiten birnförmigen Bauche heraus, bleibt aber in der obern engern Röhre, wenigstens zum Theil, hängen. Hierauf nimmt man die Probe aus der Glocke heraus und hält die Röhre horizontal, da denn die kleine Quecksilbersäule, die nun dem Drucke der äußern Luft durch ihr Gewicht nicht mehr widersteht, von derselben so weit fort von q gegen s geschoben wird, bis die eingeschloßne Luft in sq mit der äußern gleiche Dichtigkeit hat, und folglich den Raum einnimmt, den man suchte. Auf diese Weise allein läßt sich der Grad der Verdünnung der Luft messen: Werkzeuge, die man sonst dazu gebrauchte, s. Elasticitätszeiger, geben blos die Verminderung der Elasticität an. Wollte man etwa beydes hier für einerley halten, so würde man oft in kaum zu übersehende Irrthümer gerathen. Beym Verdünnen der Luft entstehen elastische Dämpfe aus der Luftpumpe, die aufs Barometer wirken, bey der Birnprobe aber durchs Zulassen der Luft wieder niedergeschlagen werden, und dann nicht mehr aufs Quecksilber wirken. Daher rührt der greße Allein hiebey muß man bedenken, daß eigentlich gefragt wird, wie vielmal duͤnner die Luft unter der Glocke war, als die aͤußere, welches nur dann durchs Inſtrument angegeben wird, wenn die innere Luft jetzt mit der aͤußern gleiche Dichtigkeit erhaͤlt. Dieſe hat ſie noch nicht, ſo lang das Inſtrument in der gegenwaͤrtigen Stellung bleibt. Die Luft in sq nemlich hebt den Druck der aͤußern Luft nicht ganz allein auf, ſondern dieſem Drucke widerſteht noch außer ihr der Druck der Queckſilberſaͤule qr. Die Luft in sq iſt alſo nicht vom ganzen Drucke der Atmoſphaͤre zuſammengedruͤckt, alſo noch nicht voͤllig ſo dicht, als zur gehoͤrigen Vergleichung noͤthig iſt. Um ihr einerley Dichte mit der aͤußern zu geben, muͤßte man die Probe ſo tief in Queckſilber tauchen, daß es außerhalb eben ſo hoch ſtuͤnde, als innerhalb der Roͤhre. Da dies unbequem waͤre, verfaͤhrt man nach Smeaton lieber ſo: Nachdem das Queckſilber in die Probe aufgeſtiegen iſt, und ſeine groͤßte Hoͤhe erreicht hat, zieht man den Drath l wieder auf, daß die Muͤndung der Probe frey wird, ſo laͤuft das Queckſilber aus dem weiten birnfoͤrmigen Bauche heraus, bleibt aber in der obern engern Roͤhre, wenigſtens zum Theil, haͤngen. Hierauf nimmt man die Probe aus der Glocke heraus und haͤlt die Roͤhre horizontal, da denn die kleine Queckſilberſaͤule, die nun dem Drucke der aͤußern Luft durch ihr Gewicht nicht mehr widerſteht, von derſelben ſo weit fort von q gegen s geſchoben wird, bis die eingeſchloßne Luft in sq mit der aͤußern gleiche Dichtigkeit hat, und folglich den Raum einnimmt, den man ſuchte. Auf dieſe Weiſe allein laͤßt ſich der Grad der Verduͤnnung der Luft meſſen: Werkzeuge, die man ſonſt dazu gebrauchte, ſ. Elaſticitaͤtszeiger, geben blos die Verminderung der Elaſticitaͤt an. Wollte man etwa beydes hier fuͤr einerley halten, ſo wuͤrde man oft in kaum zu uͤberſehende Irrthuͤmer gerathen. Beym Verduͤnnen der Luft entſtehen elaſtiſche Daͤmpfe aus der Luftpumpe, die aufs Barometer wirken, bey der Birnprobe aber durchs Zulaſſen der Luft wieder niedergeſchlagen werden, und dann nicht mehr aufs Queckſilber wirken. Daher ruͤhrt der greße <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0373" xml:id="P.1.359" n="359"/><lb/> </p> <p>Allein hiebey muß man bedenken, daß eigentlich gefragt wird, wie vielmal duͤnner die Luft unter der Glocke war, als die aͤußere, welches nur dann durchs Inſtrument angegeben wird, wenn die innere Luft jetzt mit der aͤußern gleiche Dichtigkeit erhaͤlt. Dieſe hat ſie noch nicht, ſo lang das Inſtrument in der gegenwaͤrtigen Stellung bleibt. Die Luft in <hi rendition="#aq">sq</hi> nemlich hebt den Druck der aͤußern Luft nicht ganz allein auf, ſondern dieſem Drucke widerſteht noch außer ihr der Druck der Queckſilberſaͤule <hi rendition="#aq">qr.</hi> Die Luft in <hi rendition="#aq">sq</hi> iſt alſo nicht vom ganzen Drucke der Atmoſphaͤre zuſammengedruͤckt, alſo noch nicht voͤllig ſo dicht, als zur gehoͤrigen Vergleichung noͤthig iſt. 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Allein hiebey muß man bedenken, daß eigentlich gefragt wird, wie vielmal duͤnner die Luft unter der Glocke war, als die aͤußere, welches nur dann durchs Inſtrument angegeben wird, wenn die innere Luft jetzt mit der aͤußern gleiche Dichtigkeit erhaͤlt. Dieſe hat ſie noch nicht, ſo lang das Inſtrument in der gegenwaͤrtigen Stellung bleibt. Die Luft in sq nemlich hebt den Druck der aͤußern Luft nicht ganz allein auf, ſondern dieſem Drucke widerſteht noch außer ihr der Druck der Queckſilberſaͤule qr. Die Luft in sq iſt alſo nicht vom ganzen Drucke der Atmoſphaͤre zuſammengedruͤckt, alſo noch nicht voͤllig ſo dicht, als zur gehoͤrigen Vergleichung noͤthig iſt. Um ihr einerley Dichte mit der aͤußern zu geben, muͤßte man die Probe ſo tief in Queckſilber tauchen, daß es außerhalb eben ſo hoch ſtuͤnde, als innerhalb der Roͤhre. Da dies unbequem waͤre, verfaͤhrt man nach Smeaton lieber ſo: Nachdem das Queckſilber in die Probe aufgeſtiegen iſt, und ſeine groͤßte Hoͤhe erreicht hat, zieht man den Drath l wieder auf, daß die Muͤndung der Probe frey wird, ſo laͤuft das Queckſilber aus dem weiten birnfoͤrmigen Bauche heraus, bleibt aber in der obern engern Roͤhre, wenigſtens zum Theil, haͤngen. Hierauf nimmt man die Probe aus der Glocke heraus und haͤlt die Roͤhre horizontal, da denn die kleine Queckſilberſaͤule, die nun dem Drucke der aͤußern Luft durch ihr Gewicht nicht mehr widerſteht, von derſelben ſo weit fort von q gegen s geſchoben wird, bis die eingeſchloßne Luft in sq mit der aͤußern gleiche Dichtigkeit hat, und folglich den Raum einnimmt, den man ſuchte.
Auf dieſe Weiſe allein laͤßt ſich der Grad der Verduͤnnung der Luft meſſen: Werkzeuge, die man ſonſt dazu gebrauchte, ſ. Elaſticitaͤtszeiger, geben blos die Verminderung der Elaſticitaͤt an. Wollte man etwa beydes hier fuͤr einerley halten, ſo wuͤrde man oft in kaum zu uͤberſehende Irrthuͤmer gerathen. Beym Verduͤnnen der Luft entſtehen elaſtiſche Daͤmpfe aus der Luftpumpe, die aufs Barometer wirken, bey der Birnprobe aber durchs Zulaſſen der Luft wieder niedergeſchlagen werden, und dann nicht mehr aufs Queckſilber wirken. Daher ruͤhrt der greße
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