Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
7. Die Abweichungen in Baldivia und der magellanischen Straße zeigen, daß die Num. 3. angeführte östliche Abweichung sehr schnell abnehme, und sich wahrscheinlicher Weise nur bis auf einige Grade über die Küsten von Peru und Chili hinaus in die Südsee erstrecke, wo denn wieder eine westliche Abweichung in der Gegend der unbekannten Länder zwischen Chili und Neuseeland anfangen muß. 8. Von St. Helena nordwestwärts bis an den Aequator bleibt die Abweichung östlich, aber sehr gering und immer gleich groß, daß also in dieser Gegend die Linie, in welcher die Abweichung Null ist, nicht nach der Mittagslinie, sondern nach Nordwest geht. 9. Die Einfahrt der Hudsonsstraße und die Mündung des Plata liegen beynahe unter einerley Meridian; dennoch weicht die Nadel an dem einen Orte 19 1/2 Grad westlich, am andern 20 1/2 Grad östlich ab. Aus diesen Sätzen nun zog Halley die Hypothese, die Erdkugel sey ein großer Magnet mit vier magnetischen Polen oder Anziehungspunkten, von denen je zween und zween nahe an jedem Pole des Aequators lägen. An den Orten, welche sich nahe an einem dieser magnetischen Pole befänden, richte sich die Nadel nach demselben, und überhaupt behalte jederzeit der nähere Pol die Oberhand über den entferntern. Den Pol, der unsern Ländern am nächsten ligt, setzt Halley in den Meridian von Lands-end, nicht über 7 Grad vom Nordpole entfernt. Dieser bestimme die Abweichung der Nadel in Europa, der Tartarey und dem
7. Die Abweichungen in Baldivia und der magellaniſchen Straße zeigen, daß die Num. 3. angefuͤhrte oͤſtliche Abweichung ſehr ſchnell abnehme, und ſich wahrſcheinlicher Weiſe nur bis auf einige Grade uͤber die Kuͤſten von Peru und Chili hinaus in die Suͤdſee erſtrecke, wo denn wieder eine weſtliche Abweichung in der Gegend der unbekannten Laͤnder zwiſchen Chili und Neuſeeland anfangen muß. 8. Von St. Helena nordweſtwaͤrts bis an den Aequator bleibt die Abweichung oͤſtlich, aber ſehr gering und immer gleich groß, daß alſo in dieſer Gegend die Linie, in welcher die Abweichung Null iſt, nicht nach der Mittagslinie, ſondern nach Nordweſt geht. 9. Die Einfahrt der Hudſonsſtraße und die Muͤndung des Plata liegen beynahe unter einerley Meridian; dennoch weicht die Nadel an dem einen Orte 19 1/2 Grad weſtlich, am andern 20 1/2 Grad oͤſtlich ab. Aus dieſen Saͤtzen nun zog Halley die Hypotheſe, die Erdkugel ſey ein großer Magnet mit vier magnetiſchen Polen oder Anziehungspunkten, von denen je zween und zween nahe an jedem Pole des Aequators laͤgen. An den Orten, welche ſich nahe an einem dieſer magnetiſchen Pole befaͤnden, richte ſich die Nadel nach demſelben, und uͤberhaupt behalte jederzeit der naͤhere Pol die Oberhand uͤber den entferntern. Den Pol, der unſern Laͤndern am naͤchſten ligt, ſetzt Halley in den Meridian von Lands-end, nicht uͤber 7 Grad vom Nordpole entfernt. Dieſer beſtimme die Abweichung der Nadel in Europa, der Tartarey und dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" xml:id="P.1.24" n="24"/><lb/> von ſo weitem Umfange, als die vorige, iſt: denn auf der Inſel <hi rendition="#b">Rotterdam</hi> iſt ſie ſchon merklich kleiner, als an der Kuͤſte von <hi rendition="#b">Neuguinea,</hi> und nach dem Verhaͤltniſſe, in welchen ſie abnimmt, laͤßt ſich annehmen, daß 20 Grad weiter oſtwaͤrts, oder bey 225 Grad Laͤnge von London aus, unter dem 20ſten Grade ſuͤdlicher Breite wiederum eine <hi rendition="#b">weſtliche</hi> Abweichung anfange.</p> <p>7. Die Abweichungen in <hi rendition="#b">Baldivia</hi> und der <hi rendition="#b">magellaniſchen</hi> Straße zeigen, daß die Num. 3. angefuͤhrte oͤſtliche Abweichung ſehr ſchnell abnehme, und ſich wahrſcheinlicher Weiſe nur bis auf einige Grade uͤber die Kuͤſten von <hi rendition="#b">Peru</hi> und <hi rendition="#b">Chili</hi> hinaus in die Suͤdſee erſtrecke, wo denn wieder eine <hi rendition="#b">weſtliche</hi> Abweichung in der Gegend der unbekannten Laͤnder zwiſchen <hi rendition="#b">Chili</hi> und <hi rendition="#b">Neuſeeland</hi> anfangen muß.</p> <p>8. Von St. Helena nordweſtwaͤrts bis an den Aequator bleibt die Abweichung oͤſtlich, aber ſehr gering und immer gleich groß, daß alſo in dieſer Gegend die Linie, in welcher die Abweichung Null iſt, nicht nach der Mittagslinie, ſondern nach Nordweſt geht.</p> <p>9. Die Einfahrt der <hi rendition="#b">Hudſonsſtraße</hi> und die Muͤndung des <hi rendition="#b">Plata</hi> liegen beynahe unter einerley Meridian; dennoch weicht die Nadel an dem einen Orte 19 1/2 Grad <hi rendition="#b">weſtlich,</hi> am andern 20 1/2 Grad <hi rendition="#b">oͤſtlich</hi> ab.</p> <p>Aus dieſen Saͤtzen nun zog <hi rendition="#b">Halley</hi> die Hypotheſe, <hi rendition="#b">die Erdkugel ſey ein großer Magnet mit vier magnetiſchen Polen oder Anziehungspunkten, von denen je zween und zween nahe an jedem Pole des Aequators laͤgen.</hi> An den Orten, welche ſich nahe an einem dieſer magnetiſchen Pole befaͤnden, richte ſich die Nadel nach demſelben, und uͤberhaupt behalte jederzeit der naͤhere Pol die Oberhand uͤber den entferntern.</p> <p>Den Pol, der unſern Laͤndern am naͤchſten ligt, ſetzt <hi rendition="#b">Halley</hi> in den Meridian von <hi rendition="#b">Lands-end,</hi> nicht uͤber 7 Grad vom Nordpole entfernt. Dieſer beſtimme die Abweichung der Nadel in <hi rendition="#b">Europa,</hi> der <hi rendition="#b">Tartarey</hi> und dem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0038]
von ſo weitem Umfange, als die vorige, iſt: denn auf der Inſel Rotterdam iſt ſie ſchon merklich kleiner, als an der Kuͤſte von Neuguinea, und nach dem Verhaͤltniſſe, in welchen ſie abnimmt, laͤßt ſich annehmen, daß 20 Grad weiter oſtwaͤrts, oder bey 225 Grad Laͤnge von London aus, unter dem 20ſten Grade ſuͤdlicher Breite wiederum eine weſtliche Abweichung anfange.
7. Die Abweichungen in Baldivia und der magellaniſchen Straße zeigen, daß die Num. 3. angefuͤhrte oͤſtliche Abweichung ſehr ſchnell abnehme, und ſich wahrſcheinlicher Weiſe nur bis auf einige Grade uͤber die Kuͤſten von Peru und Chili hinaus in die Suͤdſee erſtrecke, wo denn wieder eine weſtliche Abweichung in der Gegend der unbekannten Laͤnder zwiſchen Chili und Neuſeeland anfangen muß.
8. Von St. Helena nordweſtwaͤrts bis an den Aequator bleibt die Abweichung oͤſtlich, aber ſehr gering und immer gleich groß, daß alſo in dieſer Gegend die Linie, in welcher die Abweichung Null iſt, nicht nach der Mittagslinie, ſondern nach Nordweſt geht.
9. Die Einfahrt der Hudſonsſtraße und die Muͤndung des Plata liegen beynahe unter einerley Meridian; dennoch weicht die Nadel an dem einen Orte 19 1/2 Grad weſtlich, am andern 20 1/2 Grad oͤſtlich ab.
Aus dieſen Saͤtzen nun zog Halley die Hypotheſe, die Erdkugel ſey ein großer Magnet mit vier magnetiſchen Polen oder Anziehungspunkten, von denen je zween und zween nahe an jedem Pole des Aequators laͤgen. An den Orten, welche ſich nahe an einem dieſer magnetiſchen Pole befaͤnden, richte ſich die Nadel nach demſelben, und uͤberhaupt behalte jederzeit der naͤhere Pol die Oberhand uͤber den entferntern.
Den Pol, der unſern Laͤndern am naͤchſten ligt, ſetzt Halley in den Meridian von Lands-end, nicht uͤber 7 Grad vom Nordpole entfernt. Dieſer beſtimme die Abweichung der Nadel in Europa, der Tartarey und dem
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