Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Außer der bekannten immer fortgehenden Veränderung hat schon Graham im Jahre 1722 noch eine tägliche periodische Veränderung in der Abweichung der Magnetnadel entdeckt, über welche Wargentin und Canton weitere Beobachtungen angestellt haben. Der Letztere theilte seine Versuche hierüber im Jahre 1759 der königlichen Societät der Wissenschaften zu London mit. (An attempt to account for the regular diurnal variation of the horizontal magnetic needle, by Iohn Canton, in Philos. Transact. Vol. LI. P. I. p. 398). Er hatte seine Beobachtungen vom Ende des Jahres 1756 an, 603 Tage lang fortgesetzt, und diese tägliche Veränderung an 574 Tagen regelmäßig gefunden. Die westliche Abweichung der Nadel nahm von 8 oder 9 Uhr Morgens bis 1 oder 2 Uhr Nachmittags zu; alsdann stand die Nadel eine Zeitlang still, endlich gieng sie wieder zurück, bis sie in der Nacht oder am nächsten Morgen wieder in ihre vorige Stelle zurückkam. Diese tägliche Veränderung der Abweichung erklärt Canton aus dem Satze, daß die anziehende Kraft des Magnets durch die Wärme geschwächt werde. Er beweiset diesen Satz durch folgende Versuche. Er stellte an die Gegend Ost-Nord-Ost eines Compasses einen kleinen Magnet, so weit ab, daß die Kraft seines Südpols gerade im Stande war, den Nordpol der Nadel auf Nord- Ost, oder auf 45° zu halten. Diesen Magnet beschwerte er mit einem Gewichte von 16 Unzen, und goß 2 Unzen siedendes Wasser in dasselbe, wodurch der Magnet 7--8 Minuten lang erhitzt ward. Während dieser Zeit gieng die Nadel 3/4 Grad westwärts, binnen 9 Minuten kam sie
Außer der bekannten immer fortgehenden Veraͤnderung hat ſchon Graham im Jahre 1722 noch eine taͤgliche periodiſche Veraͤnderung in der Abweichung der Magnetnadel entdeckt, uͤber welche Wargentin und Canton weitere Beobachtungen angeſtellt haben. Der Letztere theilte ſeine Verſuche hieruͤber im Jahre 1759 der koͤniglichen Societaͤt der Wiſſenſchaften zu London mit. (An attempt to account for the regular diurnal variation of the horizontal magnetic needle, by Iohn Canton, in Philoſ. Transact. Vol. LI. P. I. p. 398). Er hatte ſeine Beobachtungen vom Ende des Jahres 1756 an, 603 Tage lang fortgeſetzt, und dieſe taͤgliche Veraͤnderung an 574 Tagen regelmaͤßig gefunden. Die weſtliche Abweichung der Nadel nahm von 8 oder 9 Uhr Morgens bis 1 oder 2 Uhr Nachmittags zu; alsdann ſtand die Nadel eine Zeitlang ſtill, endlich gieng ſie wieder zuruͤck, bis ſie in der Nacht oder am naͤchſten Morgen wieder in ihre vorige Stelle zuruͤckkam. Dieſe taͤgliche Veraͤnderung der Abweichung erklaͤrt Canton aus dem Satze, daß die anziehende Kraft des Magnets durch die Waͤrme geſchwaͤcht werde. Er beweiſet dieſen Satz durch folgende Verſuche. Er ſtellte an die Gegend Oſt-Nord-Oſt eines Compaſſes einen kleinen Magnet, ſo weit ab, daß die Kraft ſeines Suͤdpols gerade im Stande war, den Nordpol der Nadel auf Nord- Oſt, oder auf 45° zu halten. Dieſen Magnet beſchwerte er mit einem Gewichte von 16 Unzen, und goß 2 Unzen ſiedendes Waſſer in daſſelbe, wodurch der Magnet 7—8 Minuten lang erhitzt ward. Waͤhrend dieſer Zeit gieng die Nadel 3/4 Grad weſtwaͤrts, binnen 9 Minuten kam ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0045" xml:id="P.1.31" n="31"/><lb/> on megnetism,</hi> in ſeinem <hi rendition="#aq">Eſſay on electricity, London 1784. 8.</hi>), <hi rendition="#b">Magellan</hi> habe neuerlich eine Terrelle angegeben, von der ſich mehr hoffen laſſe. Es faͤllt aber in die Augen, daß ſich bey einem ſolchen Kuͤgelchen nie die wahren Verhaͤltniſſe der Groͤßen des Compaſſes und der Groͤſſen und Entfernungen auf der Erde ſelbſt darſtellen laſſen, und daß es daher nichts mehr, als ein phyſikaliches Spielwerk ſey.</p> <p>Außer der bekannten immer fortgehenden Veraͤnderung hat ſchon <hi rendition="#b">Graham</hi> im Jahre 1722 noch eine <hi rendition="#b">taͤgliche</hi> periodiſche Veraͤnderung in der Abweichung der Magnetnadel entdeckt, uͤber welche <hi rendition="#b">Wargentin</hi> und <hi rendition="#b">Canton</hi> weitere Beobachtungen angeſtellt haben. Der Letztere theilte ſeine Verſuche hieruͤber im Jahre 1759 der koͤniglichen Societaͤt der Wiſſenſchaften zu London mit. <hi rendition="#aq">(An attempt to account for the regular diurnal variation of the horizontal magnetic needle, by <hi rendition="#i">Iohn Canton,</hi> in Philoſ. Transact. Vol. LI. P. I. p. 398).</hi> Er hatte ſeine Beobachtungen vom Ende des Jahres 1756 an, 603 Tage lang fortgeſetzt, und dieſe taͤgliche Veraͤnderung an 574 Tagen regelmaͤßig gefunden. Die weſtliche Abweichung der Nadel nahm von 8 oder 9 Uhr Morgens bis 1 oder 2 Uhr Nachmittags zu; alsdann ſtand die Nadel eine Zeitlang ſtill, endlich gieng ſie wieder zuruͤck, bis ſie in der Nacht oder am naͤchſten Morgen wieder in ihre vorige Stelle zuruͤckkam.</p> <p>Dieſe taͤgliche Veraͤnderung der Abweichung erklaͤrt <hi rendition="#b">Canton</hi> aus dem Satze, daß die anziehende Kraft des Magnets durch die Waͤrme geſchwaͤcht werde. Er beweiſet dieſen Satz durch folgende Verſuche. Er ſtellte an die Gegend Oſt-Nord-Oſt eines Compaſſes einen kleinen Magnet, ſo weit ab, daß die Kraft ſeines Suͤdpols gerade im Stande war, den Nordpol der Nadel auf Nord- Oſt, oder auf 45° zu halten. Dieſen Magnet beſchwerte er mit einem Gewichte von 16 Unzen, und goß 2 Unzen ſiedendes Waſſer in daſſelbe, wodurch der Magnet 7—8 Minuten lang erhitzt ward. Waͤhrend dieſer Zeit gieng die Nadel 3/4 Grad weſtwaͤrts, binnen 9 Minuten kam ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0045]
on megnetism, in ſeinem Eſſay on electricity, London 1784. 8.), Magellan habe neuerlich eine Terrelle angegeben, von der ſich mehr hoffen laſſe. Es faͤllt aber in die Augen, daß ſich bey einem ſolchen Kuͤgelchen nie die wahren Verhaͤltniſſe der Groͤßen des Compaſſes und der Groͤſſen und Entfernungen auf der Erde ſelbſt darſtellen laſſen, und daß es daher nichts mehr, als ein phyſikaliches Spielwerk ſey.
Außer der bekannten immer fortgehenden Veraͤnderung hat ſchon Graham im Jahre 1722 noch eine taͤgliche periodiſche Veraͤnderung in der Abweichung der Magnetnadel entdeckt, uͤber welche Wargentin und Canton weitere Beobachtungen angeſtellt haben. Der Letztere theilte ſeine Verſuche hieruͤber im Jahre 1759 der koͤniglichen Societaͤt der Wiſſenſchaften zu London mit. (An attempt to account for the regular diurnal variation of the horizontal magnetic needle, by Iohn Canton, in Philoſ. Transact. Vol. LI. P. I. p. 398). Er hatte ſeine Beobachtungen vom Ende des Jahres 1756 an, 603 Tage lang fortgeſetzt, und dieſe taͤgliche Veraͤnderung an 574 Tagen regelmaͤßig gefunden. Die weſtliche Abweichung der Nadel nahm von 8 oder 9 Uhr Morgens bis 1 oder 2 Uhr Nachmittags zu; alsdann ſtand die Nadel eine Zeitlang ſtill, endlich gieng ſie wieder zuruͤck, bis ſie in der Nacht oder am naͤchſten Morgen wieder in ihre vorige Stelle zuruͤckkam.
Dieſe taͤgliche Veraͤnderung der Abweichung erklaͤrt Canton aus dem Satze, daß die anziehende Kraft des Magnets durch die Waͤrme geſchwaͤcht werde. Er beweiſet dieſen Satz durch folgende Verſuche. Er ſtellte an die Gegend Oſt-Nord-Oſt eines Compaſſes einen kleinen Magnet, ſo weit ab, daß die Kraft ſeines Suͤdpols gerade im Stande war, den Nordpol der Nadel auf Nord- Oſt, oder auf 45° zu halten. Dieſen Magnet beſchwerte er mit einem Gewichte von 16 Unzen, und goß 2 Unzen ſiedendes Waſſer in daſſelbe, wodurch der Magnet 7—8 Minuten lang erhitzt ward. Waͤhrend dieſer Zeit gieng die Nadel 3/4 Grad weſtwaͤrts, binnen 9 Minuten kam ſie
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