um 1/4 Grad oder bis 44 1/2° zurück, brauchte aber einige Stunden Zeit, ehe sie ihre vorige Stellung auf 45° wieder erhielt. Er stellte ferner auf jede Seite des Compasses einen Magnet so, daß die Südpole auf den Nordpol der Nadel gleich stark wirkten, und sie in ihrer gehörigen Stellung erhielten; ward aber einer weggenommen, so zog der andere die Nadel bis 45°. Jeder Magnet ward mit einem Gewichte von 16 Unzen beschweret, und auf den östlichen wurden 2 Unzen siedendes Wasser gegossen. Die Nadel bewegte sich in der ersten Minute um einen halben Grad, und kam in 7 Minuten auf 2 3/4°, wo sie still stand, nach 34 Min. vom ersten Anfange gerechnet, auf 2 1/2, und in 50 Minuten auf 2 1/4° zurückkam. Er füllte nun das westliche Gewicht mit siedendem Wasser, wobey die Nadel in der ersten Minute auf 1 1/4° zurückkam, nach 6 Min. 1/2° östlich stand, und etwa 40 Minuten darnach in ihre anfängliche Stellung zurückkehrte.
Aus diesen Versuchen ist klar, daß die magnetische Anziehung durch die Wärme geschwächt werde. Wenn nun, sagt Canton, die magnetischen Theile der Erde auf der Ostseite Vormittags von der Sonne eher erwärmt werden, als die auf der Westseite, so ist es klar, daß sich die Nadel mehr westwärts bewegen muß; wenn die Wärme der anziehenden Theile auf jeder Seite gleich stark zunimmt, so muß die Nadel still stehen, und die Abweichung ein Größtes seyn; wenn die westlichen Theile schneller erwärmt werden, oder langsamer abkühlen, als die östlichen, so muß die westliche Abweichung der Nadel wieder kleiner werden, und ein Kleinstes seyn, wenn die Theile auf beyden Seiten gleich geschwind abkühlen. Auch muß nach dieser Theorie die tägliche Veränderung im Sommer größer, als im Winter, seyn; sie ist auch in der That im Iunius und Iulius fast doppelt so groß, als im December und Januar, gefunden worden.
Unregelmäßige kleine Veränderungen der Abweichung hat Canton seltner, etwa zwey-bis dreymalmonatlich, und fast jederzeit mit einem Nordlichte begleitet gefunden. Er ist geneigt, sie aus plötzlichen Veränderungen der unterirdischen
um 1/4 Grad oder bis 44 1/2° zuruͤck, brauchte aber einige Stunden Zeit, ehe ſie ihre vorige Stellung auf 45° wieder erhielt. Er ſtellte ferner auf jede Seite des Compaſſes einen Magnet ſo, daß die Suͤdpole auf den Nordpol der Nadel gleich ſtark wirkten, und ſie in ihrer gehoͤrigen Stellung erhielten; ward aber einer weggenommen, ſo zog der andere die Nadel bis 45°. Jeder Magnet ward mit einem Gewichte von 16 Unzen beſchweret, und auf den oͤſtlichen wurden 2 Unzen ſiedendes Waſſer gegoſſen. Die Nadel bewegte ſich in der erſten Minute um einen halben Grad, und kam in 7 Minuten auf 2 3/4°, wo ſie ſtill ſtand, nach 34 Min. vom erſten Anfange gerechnet, auf 2 1/2, und in 50 Minuten auf 2 1/4° zuruͤckkam. Er fuͤllte nun das weſtliche Gewicht mit ſiedendem Waſſer, wobey die Nadel in der erſten Minute auf 1 1/4° zuruͤckkam, nach 6 Min. 1/2° oͤſtlich ſtand, und etwa 40 Minuten darnach in ihre anfaͤngliche Stellung zuruͤckkehrte.
Aus dieſen Verſuchen iſt klar, daß die magnetiſche Anziehung durch die Waͤrme geſchwaͤcht werde. Wenn nun, ſagt Canton, die magnetiſchen Theile der Erde auf der Oſtſeite Vormittags von der Sonne eher erwaͤrmt werden, als die auf der Weſtſeite, ſo iſt es klar, daß ſich die Nadel mehr weſtwaͤrts bewegen muß; wenn die Waͤrme der anziehenden Theile auf jeder Seite gleich ſtark zunimmt, ſo muß die Nadel ſtill ſtehen, und die Abweichung ein Groͤßtes ſeyn; wenn die weſtlichen Theile ſchneller erwaͤrmt werden, oder langſamer abkuͤhlen, als die oͤſtlichen, ſo muß die weſtliche Abweichung der Nadel wieder kleiner werden, und ein Kleinſtes ſeyn, wenn die Theile auf beyden Seiten gleich geſchwind abkuͤhlen. Auch muß nach dieſer Theorie die taͤgliche Veraͤnderung im Sommer groͤßer, als im Winter, ſeyn; ſie iſt auch in der That im Iunius und Iulius faſt doppelt ſo groß, als im December und Januar, gefunden worden.
Unregelmaͤßige kleine Veraͤnderungen der Abweichung hat Canton ſeltner, etwa zwey-bis dreymalmonatlich, und faſt jederzeit mit einem Nordlichte begleitet gefunden. Er iſt geneigt, ſie aus ploͤtzlichen Veraͤnderungen der unterirdiſchen
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um 1/4 Grad oder bis 44 1/2° zuruͤck, brauchte aber einige Stunden Zeit, ehe ſie ihre vorige Stellung auf 45° wieder erhielt. Er ſtellte ferner auf jede Seite des Compaſſes einen Magnet ſo, daß die Suͤdpole auf den Nordpol der Nadel gleich ſtark wirkten, und ſie in ihrer gehoͤrigen Stellung erhielten; ward aber einer weggenommen, ſo zog der andere die Nadel bis 45°. Jeder Magnet ward mit einem Gewichte von 16 Unzen beſchweret, und auf den oͤſtlichen wurden 2 Unzen ſiedendes Waſſer gegoſſen. Die Nadel bewegte ſich in der erſten Minute um einen halben Grad, und kam in 7 Minuten auf 2 3/4°, wo ſie ſtill ſtand, nach 34 Min. vom erſten Anfange gerechnet, auf 2 1/2, und in 50 Minuten auf 2 1/4° zuruͤckkam. Er fuͤllte nun das weſtliche Gewicht mit ſiedendem Waſſer, wobey die Nadel in der erſten Minute auf 1 1/4° zuruͤckkam, nach 6 Min. 1/2° oͤſtlich ſtand, und etwa 40 Minuten darnach in ihre anfaͤngliche Stellung zuruͤckkehrte.</p><p>Aus dieſen Verſuchen iſt klar, daß die magnetiſche Anziehung durch die Waͤrme geſchwaͤcht werde. Wenn nun, ſagt <hirendition="#b">Canton,</hi> die magnetiſchen Theile der Erde auf der Oſtſeite Vormittags von der Sonne eher erwaͤrmt werden, als die auf der Weſtſeite, ſo iſt es klar, daß ſich die Nadel mehr weſtwaͤrts bewegen muß; wenn die Waͤrme der anziehenden Theile auf jeder Seite gleich ſtark zunimmt, ſo muß die Nadel ſtill ſtehen, und die Abweichung ein Groͤßtes ſeyn; wenn die weſtlichen Theile ſchneller erwaͤrmt werden, oder langſamer abkuͤhlen, als die oͤſtlichen, ſo muß die weſtliche Abweichung der Nadel wieder kleiner werden, und ein Kleinſtes ſeyn, wenn die Theile auf beyden Seiten gleich geſchwind abkuͤhlen. Auch muß nach dieſer Theorie die taͤgliche Veraͤnderung im Sommer groͤßer, als im Winter, ſeyn; ſie iſt auch in der That im Iunius und Iulius faſt doppelt ſo groß, als im December und Januar, gefunden worden.</p><p>Unregelmaͤßige kleine Veraͤnderungen der Abweichung hat <hirendition="#b">Canton</hi>ſeltner, etwa zwey-bis dreymalmonatlich, und faſt jederzeit mit einem Nordlichte begleitet gefunden. Er iſt geneigt, ſie aus ploͤtzlichen Veraͤnderungen der unterirdiſchen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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um 1/4 Grad oder bis 44 1/2° zuruͤck, brauchte aber einige Stunden Zeit, ehe ſie ihre vorige Stellung auf 45° wieder erhielt. Er ſtellte ferner auf jede Seite des Compaſſes einen Magnet ſo, daß die Suͤdpole auf den Nordpol der Nadel gleich ſtark wirkten, und ſie in ihrer gehoͤrigen Stellung erhielten; ward aber einer weggenommen, ſo zog der andere die Nadel bis 45°. Jeder Magnet ward mit einem Gewichte von 16 Unzen beſchweret, und auf den oͤſtlichen wurden 2 Unzen ſiedendes Waſſer gegoſſen. Die Nadel bewegte ſich in der erſten Minute um einen halben Grad, und kam in 7 Minuten auf 2 3/4°, wo ſie ſtill ſtand, nach 34 Min. vom erſten Anfange gerechnet, auf 2 1/2, und in 50 Minuten auf 2 1/4° zuruͤckkam. Er fuͤllte nun das weſtliche Gewicht mit ſiedendem Waſſer, wobey die Nadel in der erſten Minute auf 1 1/4° zuruͤckkam, nach 6 Min. 1/2° oͤſtlich ſtand, und etwa 40 Minuten darnach in ihre anfaͤngliche Stellung zuruͤckkehrte.
Aus dieſen Verſuchen iſt klar, daß die magnetiſche Anziehung durch die Waͤrme geſchwaͤcht werde. Wenn nun, ſagt Canton, die magnetiſchen Theile der Erde auf der Oſtſeite Vormittags von der Sonne eher erwaͤrmt werden, als die auf der Weſtſeite, ſo iſt es klar, daß ſich die Nadel mehr weſtwaͤrts bewegen muß; wenn die Waͤrme der anziehenden Theile auf jeder Seite gleich ſtark zunimmt, ſo muß die Nadel ſtill ſtehen, und die Abweichung ein Groͤßtes ſeyn; wenn die weſtlichen Theile ſchneller erwaͤrmt werden, oder langſamer abkuͤhlen, als die oͤſtlichen, ſo muß die weſtliche Abweichung der Nadel wieder kleiner werden, und ein Kleinſtes ſeyn, wenn die Theile auf beyden Seiten gleich geſchwind abkuͤhlen. Auch muß nach dieſer Theorie die taͤgliche Veraͤnderung im Sommer groͤßer, als im Winter, ſeyn; ſie iſt auch in der That im Iunius und Iulius faſt doppelt ſo groß, als im December und Januar, gefunden worden.
Unregelmaͤßige kleine Veraͤnderungen der Abweichung hat Canton ſeltner, etwa zwey-bis dreymalmonatlich, und faſt jederzeit mit einem Nordlichte begleitet gefunden. Er iſt geneigt, ſie aus ploͤtzlichen Veraͤnderungen der unterirdiſchen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/46>, abgerufen am 09.11.2024.
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