sich in Dämpfen. Man kan sehr viel, z. B. vier Unzen Silber, im Brennpunkte schmelzen, wenn man anfänglich wenig hineinlegt, und das übrige nach und nach hinzuthut. Leichtflüßige Materien dienen andern zum Schmelzungsmittel. Auch strengflüßige schmelzen vermischt leichter, als einzeln. Alle Körper, nur die Metalle ausgenommen, verlieren im Feuer ihre Farbe. Manche Körper werden im Flusse durchsichtig und beym Erkalten undurchsichtig und milchweiß; andere, die im Flusse undurchstchtig waren, werden beym Erkalten durchsichtig. Man kan durch diese Gläser die Stralen des Mondes concentriren; allein sie verursachen nur Licht, nicht Wärme, so daß man selbst das Auge unbeschädigt in den Brennraum bringen kan. Dies ist die erste Reihe von Versuchen, welche Tschirnhausen selbst mit seinen Gläsern angestellt hat. Macquer spricht mit Bewunderung von denselben, nennt ihren Urheber einen vortreflichen und Wahrheit liebenden Beobachter, und berichtiget nur den einzigen Umstand, daß der ächte orientalische Rubin seine Farbe im Brennraume doch nicht verliere.
Um den Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts ließ der Herzog von Orleans, damaliger Regent von Frankreich, unter andern das große jetzt der Akademie der Wisschenschaften gehörige Brennglas nach Frankreich bringen, und durch seinen Leibarzt, den berühmten Homberg, Versuche damit austellen (Mem. de Paris 1792.). Diese betreffen vornehmlich das Gold und Silber. Das Gold schmelzt nach ihm sehr leicht. Genau in den Brennpunkt gehalten, fängt es an zu explodiren und kleine Tröpfchen von seiner Substanz bis acht Zoll weit von sich zu werfen, wobey die Oberfläche rauh und stachlicht (herissee), wie die grüne Schale einer Kastanie, wird. Hiebey verändert sich die Substanz des Goldes nicht. Man kan die abgesprungenen Goldkörner mit einem Papier auffassen; sie sind wahre Goldkügelchen, die sich wieder in eine einzige Masse zusammenschmelzen lassen. Ein wenig vom wahren Brennpunkte entfernt, explodirt das Gold nicht mehr, sondern wird in leichtes, zerbrechliches und dunkel durchsichtiges
ſich in Daͤmpfen. Man kan ſehr viel, z. B. vier Unzen Silber, im Brennpunkte ſchmelzen, wenn man anfaͤnglich wenig hineinlegt, und das uͤbrige nach und nach hinzuthut. Leichtfluͤßige Materien dienen andern zum Schmelzungsmittel. Auch ſtrengfluͤßige ſchmelzen vermiſcht leichter, als einzeln. Alle Koͤrper, nur die Metalle ausgenommen, verlieren im Feuer ihre Farbe. Manche Koͤrper werden im Fluſſe durchſichtig und beym Erkalten undurchſichtig und milchweiß; andere, die im Fluſſe undurchſtchtig waren, werden beym Erkalten durchſichtig. Man kan durch dieſe Glaͤſer die Stralen des Mondes concentriren; allein ſie verurſachen nur Licht, nicht Waͤrme, ſo daß man ſelbſt das Auge unbeſchaͤdigt in den Brennraum bringen kan. Dies iſt die erſte Reihe von Verſuchen, welche Tſchirnhauſen ſelbſt mit ſeinen Glaͤſern angeſtellt hat. Macquer ſpricht mit Bewunderung von denſelben, nennt ihren Urheber einen vortreflichen und Wahrheit liebenden Beobachter, und berichtiget nur den einzigen Umſtand, daß der aͤchte orientaliſche Rubin ſeine Farbe im Brennraume doch nicht verliere.
Um den Anfang des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts ließ der Herzog von Orleans, damaliger Regent von Frankreich, unter andern das große jetzt der Akademie der Wiſſchenſchaften gehoͤrige Brennglas nach Frankreich bringen, und durch ſeinen Leibarzt, den beruͤhmten Homberg, Verſuche damit auſtellen (Mém. de Paris 1792.). Dieſe betreffen vornehmlich das Gold und Silber. Das Gold ſchmelzt nach ihm ſehr leicht. Genau in den Brennpunkt gehalten, faͤngt es an zu explodiren und kleine Troͤpfchen von ſeiner Subſtanz bis acht Zoll weit von ſich zu werfen, wobey die Oberflaͤche rauh und ſtachlicht (heriſſée), wie die gruͤne Schale einer Kaſtanie, wird. Hiebey veraͤndert ſich die Subſtanz des Goldes nicht. Man kan die abgeſprungenen Goldkoͤrner mit einem Papier auffaſſen; ſie ſind wahre Goldkuͤgelchen, die ſich wieder in eine einzige Maſſe zuſammenſchmelzen laſſen. Ein wenig vom wahren Brennpunkte entfernt, explodirt das Gold nicht mehr, ſondern wird in leichtes, zerbrechliches und dunkel durchſichtiges
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ſich in Daͤmpfen. Man kan ſehr viel, z. B. vier Unzen Silber, im Brennpunkte ſchmelzen, wenn man anfaͤnglich wenig hineinlegt, und das uͤbrige nach und nach hinzuthut. Leichtfluͤßige Materien dienen andern zum Schmelzungsmittel. Auch ſtrengfluͤßige ſchmelzen vermiſcht leichter, als einzeln. Alle Koͤrper, nur die Metalle ausgenommen, verlieren im Feuer ihre Farbe. Manche Koͤrper werden im Fluſſe durchſichtig und beym Erkalten undurchſichtig und milchweiß; andere, die im Fluſſe undurchſtchtig waren, werden beym Erkalten durchſichtig. Man kan durch dieſe Glaͤſer die Stralen des Mondes concentriren; allein ſie verurſachen nur Licht, nicht Waͤrme, ſo daß man ſelbſt das Auge unbeſchaͤdigt in den Brennraum bringen kan. Dies iſt die erſte Reihe von Verſuchen, welche Tſchirnhauſen ſelbſt mit ſeinen Glaͤſern angeſtellt hat. Macquer ſpricht mit Bewunderung von denſelben, nennt ihren Urheber einen vortreflichen und Wahrheit liebenden Beobachter, und berichtiget nur den einzigen Umſtand, daß der aͤchte orientaliſche Rubin ſeine Farbe im Brennraume doch nicht verliere.
Um den Anfang des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts ließ der Herzog von Orleans, damaliger Regent von Frankreich, unter andern das große jetzt der Akademie der Wiſſchenſchaften gehoͤrige Brennglas nach Frankreich bringen, und durch ſeinen Leibarzt, den beruͤhmten Homberg, Verſuche damit auſtellen (Mém. de Paris 1792.). Dieſe betreffen vornehmlich das Gold und Silber. Das Gold ſchmelzt nach ihm ſehr leicht. Genau in den Brennpunkt gehalten, faͤngt es an zu explodiren und kleine Troͤpfchen von ſeiner Subſtanz bis acht Zoll weit von ſich zu werfen, wobey die Oberflaͤche rauh und ſtachlicht (heriſſée), wie die gruͤne Schale einer Kaſtanie, wird. Hiebey veraͤndert ſich die Subſtanz des Goldes nicht. Man kan die abgeſprungenen Goldkoͤrner mit einem Papier auffaſſen; ſie ſind wahre Goldkuͤgelchen, die ſich wieder in eine einzige Maſſe zuſammenſchmelzen laſſen. Ein wenig vom wahren Brennpunkte entfernt, explodirt das Gold nicht mehr, ſondern wird in leichtes, zerbrechliches und dunkel durchſichtiges
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/458>, abgerufen am 22.11.2024.
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