Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Brennglas, weil er eine nur halb so große Brennweite hat.

Brennspiegel

Speculum ustorium s. causticum, Miroir ardent. Ein Spiegel, welcher das auf ihn fallende Sonnenlicht in einen engen Raum vereiniget, wo es auf die Körper, wie ein heftiges Feuer, wirkt.

Hohlspiegel vereinigen die mit ihrer Axe parallel einfallenden Sonnenstralen in enge Räume. Der parabolisch gekrümmte Hohlspiegel vereiniget Stralen, die aus sehr entlegenen Punkten der Axe kommen, genau in seinem Brennpunkte, s. Parabolische Spiegel; der gewöhnliche sphärische Hohlspiegel bringt sie nur nahe um den Punkt der Axe zusammen, welcher vom Spiegel um den vierten Theil des Durchmessers seiner Sphäricität entfernt ist, s. Hohlspiegel. Da die Sonnenscheibe eine merkliche Größe hat, und die Axe des Spiegels nur gegen einen Punkt derselben gerichtet seyn kan, so kan nie ein Spiegel alle Sonnenstralen in einen Punkt zusammenbringen; sie werden nur in einem engen Raume vereiniget, s. Brennraum.

Es giebt noch mehrere Gestalten von Spiegeln, die man zum Brennen nützen kan, z. B. die Gestalt einer Zone der innern Fläche eines hohlen gleichseitigen Kegels (s. Widder de peculiari speculorum causticorum genere, in Actis Acad. Theod. Palatinae, Vol. IV. Phys. p. 385.). Lambert (Mem. de Berlin 1770. p. 51.) hat mit einem solchen Kegel gezündet. Selbst mehrere Planspiegel lassen sich so vereinigen, daß sie wie Brennspiegel wirken.

Wenn ein Brennspiegel die gehörige Wirkung thun soll, so muß seine Axe genau gegen den Mittelpunkt der Sonnenscheibe gekehrt werden; ein Kennzeichen hievon ist, wenn das im Brennraume mit einer auf der Axe des Spiegels lothrechten Ebne aufgefangene Licht eine völlig kreisrunde Scheibe bildet. Alsdann steht der Brennraum in gerader Linie zwischen der Sonne und dem Spiegel. Diese Lage des Brennraums macht die Versuche mit dem Brennspiegel unbequemer, als die mit dem Brennglase,


Brennglas, weil er eine nur halb ſo große Brennweite hat.

Brennſpiegel

Speculum uſtorium ſ. cauſticum, Miroir ardent. Ein Spiegel, welcher das auf ihn fallende Sonnenlicht in einen engen Raum vereiniget, wo es auf die Koͤrper, wie ein heftiges Feuer, wirkt.

Hohlſpiegel vereinigen die mit ihrer Axe parallel einfallenden Sonnenſtralen in enge Raͤume. Der paraboliſch gekruͤmmte Hohlſpiegel vereiniget Stralen, die aus ſehr entlegenen Punkten der Axe kommen, genau in ſeinem Brennpunkte, ſ. Paraboliſche Spiegel; der gewoͤhnliche ſphaͤriſche Hohlſpiegel bringt ſie nur nahe um den Punkt der Axe zuſammen, welcher vom Spiegel um den vierten Theil des Durchmeſſers ſeiner Sphaͤricitaͤt entfernt iſt, ſ. Hohlſpiegel. Da die Sonnenſcheibe eine merkliche Groͤße hat, und die Axe des Spiegels nur gegen einen Punkt derſelben gerichtet ſeyn kan, ſo kan nie ein Spiegel alle Sonnenſtralen in einen Punkt zuſammenbringen; ſie werden nur in einem engen Raume vereiniget, ſ. Brennraum.

Es giebt noch mehrere Geſtalten von Spiegeln, die man zum Brennen nuͤtzen kan, z. B. die Geſtalt einer Zone der innern Flaͤche eines hohlen gleichſeitigen Kegels (ſ. Widder de peculiari ſpeculorum cauſticorum genere, in Actis Acad. Theod. Palatinae, Vol. IV. Phyſ. p. 385.). Lambert (Mém. de Berlin 1770. p. 51.) hat mit einem ſolchen Kegel gezuͤndet. Selbſt mehrere Planſpiegel laſſen ſich ſo vereinigen, daß ſie wie Brennſpiegel wirken.

Wenn ein Brennſpiegel die gehoͤrige Wirkung thun ſoll, ſo muß ſeine Axe genau gegen den Mittelpunkt der Sonnenſcheibe gekehrt werden; ein Kennzeichen hievon iſt, wenn das im Brennraume mit einer auf der Axe des Spiegels lothrechten Ebne aufgefangene Licht eine voͤllig kreisrunde Scheibe bildet. Alsdann ſteht der Brennraum in gerader Linie zwiſchen der Sonne und dem Spiegel. Dieſe Lage des Brennraums macht die Verſuche mit dem Brennſpiegel unbequemer, als die mit dem Brennglaſe,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0467" xml:id="P.1.453" n="453"/><lb/>
Brennglas, weil er eine nur halb &#x017F;o große Brennweite hat.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Brenn&#x017F;piegel</head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Speculum u&#x017F;torium &#x017F;. cau&#x017F;ticum, <hi rendition="#i">Miroir ardent.</hi></hi> Ein Spiegel, welcher das auf ihn fallende Sonnenlicht in einen engen Raum vereiniget, wo es auf die Ko&#x0364;rper, wie ein heftiges Feuer, wirkt.</p>
          <p>Hohl&#x017F;piegel vereinigen die mit ihrer Axe parallel einfallenden Sonnen&#x017F;tralen in enge Ra&#x0364;ume. Der paraboli&#x017F;ch gekru&#x0364;mmte Hohl&#x017F;piegel vereiniget Stralen, die aus &#x017F;ehr entlegenen Punkten der Axe kommen, genau in &#x017F;einem Brennpunkte, <hi rendition="#b">&#x017F;. Paraboli&#x017F;che Spiegel;</hi> der gewo&#x0364;hnliche &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;che Hohl&#x017F;piegel bringt &#x017F;ie nur nahe um den Punkt der Axe zu&#x017F;ammen, welcher vom Spiegel um den vierten Theil des Durchme&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;einer Spha&#x0364;ricita&#x0364;t entfernt i&#x017F;t, <hi rendition="#b">&#x017F;. Hohl&#x017F;piegel.</hi> Da die Sonnen&#x017F;cheibe eine merkliche Gro&#x0364;ße hat, und die Axe des Spiegels nur gegen einen Punkt der&#x017F;elben gerichtet &#x017F;eyn kan, &#x017F;o kan nie ein Spiegel alle Sonnen&#x017F;tralen in einen Punkt zu&#x017F;ammenbringen; &#x017F;ie werden nur in einem engen Raume vereiniget, <hi rendition="#b">&#x017F;. Brennraum.</hi></p>
          <p>Es giebt noch mehrere Ge&#x017F;talten von Spiegeln, die man zum Brennen nu&#x0364;tzen kan, z. B. die Ge&#x017F;talt einer Zone der innern Fla&#x0364;che eines hohlen gleich&#x017F;eitigen Kegels (&#x017F;. <hi rendition="#aq">Widder de peculiari &#x017F;peculorum cau&#x017F;ticorum genere, in Actis Acad. Theod. Palatinae, Vol. IV. Phy&#x017F;. p. 385.).</hi> <hi rendition="#b">Lambert</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Berlin 1770. p. 51.)</hi> hat mit einem &#x017F;olchen Kegel gezu&#x0364;ndet. Selb&#x017F;t mehrere Plan&#x017F;piegel la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich &#x017F;o vereinigen, daß &#x017F;ie wie Brenn&#x017F;piegel wirken.</p>
          <p>Wenn ein Brenn&#x017F;piegel die geho&#x0364;rige Wirkung thun &#x017F;oll, &#x017F;o muß &#x017F;eine Axe genau gegen den Mittelpunkt der Sonnen&#x017F;cheibe gekehrt werden; ein Kennzeichen hievon i&#x017F;t, wenn das im Brennraume mit einer auf der Axe des Spiegels lothrechten Ebne aufgefangene Licht eine vo&#x0364;llig kreisrunde Scheibe bildet. Alsdann &#x017F;teht der Brennraum in gerader Linie zwi&#x017F;chen der Sonne und dem Spiegel. Die&#x017F;e Lage des Brennraums macht die Ver&#x017F;uche mit dem Brenn&#x017F;piegel unbequemer, als die mit dem Brenngla&#x017F;e,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[453/0467] Brennglas, weil er eine nur halb ſo große Brennweite hat. Brennſpiegel Speculum uſtorium ſ. cauſticum, Miroir ardent. Ein Spiegel, welcher das auf ihn fallende Sonnenlicht in einen engen Raum vereiniget, wo es auf die Koͤrper, wie ein heftiges Feuer, wirkt. Hohlſpiegel vereinigen die mit ihrer Axe parallel einfallenden Sonnenſtralen in enge Raͤume. Der paraboliſch gekruͤmmte Hohlſpiegel vereiniget Stralen, die aus ſehr entlegenen Punkten der Axe kommen, genau in ſeinem Brennpunkte, ſ. Paraboliſche Spiegel; der gewoͤhnliche ſphaͤriſche Hohlſpiegel bringt ſie nur nahe um den Punkt der Axe zuſammen, welcher vom Spiegel um den vierten Theil des Durchmeſſers ſeiner Sphaͤricitaͤt entfernt iſt, ſ. Hohlſpiegel. Da die Sonnenſcheibe eine merkliche Groͤße hat, und die Axe des Spiegels nur gegen einen Punkt derſelben gerichtet ſeyn kan, ſo kan nie ein Spiegel alle Sonnenſtralen in einen Punkt zuſammenbringen; ſie werden nur in einem engen Raume vereiniget, ſ. Brennraum. Es giebt noch mehrere Geſtalten von Spiegeln, die man zum Brennen nuͤtzen kan, z. B. die Geſtalt einer Zone der innern Flaͤche eines hohlen gleichſeitigen Kegels (ſ. Widder de peculiari ſpeculorum cauſticorum genere, in Actis Acad. Theod. Palatinae, Vol. IV. Phyſ. p. 385.). Lambert (Mém. de Berlin 1770. p. 51.) hat mit einem ſolchen Kegel gezuͤndet. Selbſt mehrere Planſpiegel laſſen ſich ſo vereinigen, daß ſie wie Brennſpiegel wirken. Wenn ein Brennſpiegel die gehoͤrige Wirkung thun ſoll, ſo muß ſeine Axe genau gegen den Mittelpunkt der Sonnenſcheibe gekehrt werden; ein Kennzeichen hievon iſt, wenn das im Brennraume mit einer auf der Axe des Spiegels lothrechten Ebne aufgefangene Licht eine voͤllig kreisrunde Scheibe bildet. Alsdann ſteht der Brennraum in gerader Linie zwiſchen der Sonne und dem Spiegel. Dieſe Lage des Brennraums macht die Verſuche mit dem Brennſpiegel unbequemer, als die mit dem Brennglaſe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/467
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/467>, abgerufen am 26.06.2024.