hat drey Leipziger Ellen im Durchmesser und zwo Ellen Brennweite, und ist nicht, wie die Villettischen, aus einer Composition von Metallen gegossen, sondern aus einer zween Messerrücken dicken Kupferplatte geschlagen, und also in Verhältniß mit seiner Größe sehr leicht und ungemein wohl polirt. Dieser Spiegel zündete Holz mit einer Flamme, die ein starker Wind nicht auszulöschen vermochte, kochte und verdünstete Wasser in einem irdenen Gefäß, schmolz drey Zoll dickes Zinn und Bley in 2--3 Minuten, durchlöcherte eiserne und küpferne Bleche, auch einen sächsischen harten Thaler in 5--6 Minuten, verglasete Scherben, Ziegel, Knochen und Erden u. s. w. Mit eben diesem Spiegel verdichtete Herr von Tschirnhausen das Mondenlicht fand aber dabey keine merkliche Verstärkung der Wärme.
Alle bisher angeführte Brennspiegel waren von polirtem Metall. Man kan sie, da es auf die Materie gar nicht ankömmt, auch von Glas, Holz, Pappe u. dgl. verfertigen. Ein Linsenglas, auf der erhabnen Seite belegt, giebt einen Brennspiegel. Gärtner, ein geschickter Künstler in Dresden, machte Brennspiegel von Holz, welche nach Wolf (Nützl. Versuche, Th. II. S. 408.) an Wirkung den Tschirnhausenschen gleich gekommen seyn sollen. Vermuthlich waren sie mit einem Kreidengrunde überzogen und vergoldet. Zahn(Ocul. Artificialis, p. 634.) erzählt, Naumann, ein Ingenieur zu Wien, habe mit einem Brennspiegel von Pappe mit Stroh belegt (ex duriori charta et stramine eidem agglutinato) Metalle geschmolzen. Eine Anweisung, Brennspiegel von Pappe zu verfertigen, giebt Krünitz (Oekonomische Encyclop. Th. 6. S. 622.) bey dem Worte: Brennspiegel. Noch leichter kan man aus kleinen Stücken von planen Glasspiegeln, die man in die Höhlung eines hölzernen Kugelsegments einsetzt,
Mein Vater erhielt im Jahre 1743 eine im Tschirnhausenschen Nachlasse befindlich gewesene Glaslinse von achtzehn Leipz. Zoll Durchmesser. Er ließ sie belegen, und so gab sie einen schönen Brennspiegel von 30 Leipz. Zoll Brennweite, welcher sich noch auf der Rathsbibliothek zu Görlitz befindet.
hat drey Leipziger Ellen im Durchmeſſer und zwo Ellen Brennweite, und iſt nicht, wie die Villettiſchen, aus einer Compoſition von Metallen gegoſſen, ſondern aus einer zween Meſſerruͤcken dicken Kupferplatte geſchlagen, und alſo in Verhaͤltniß mit ſeiner Groͤße ſehr leicht und ungemein wohl polirt. Dieſer Spiegel zuͤndete Holz mit einer Flamme, die ein ſtarker Wind nicht auszuloͤſchen vermochte, kochte und verduͤnſtete Waſſer in einem irdenen Gefaͤß, ſchmolz drey Zoll dickes Zinn und Bley in 2—3 Minuten, durchloͤcherte eiſerne und kuͤpferne Bleche, auch einen ſaͤchſiſchen harten Thaler in 5—6 Minuten, verglaſete Scherben, Ziegel, Knochen und Erden u. ſ. w. Mit eben dieſem Spiegel verdichtete Herr von Tſchirnhauſen das Mondenlicht fand aber dabey keine merkliche Verſtaͤrkung der Waͤrme.
Alle bisher angefuͤhrte Brennſpiegel waren von polirtem Metall. Man kan ſie, da es auf die Materie gar nicht ankoͤmmt, auch von Glas, Holz, Pappe u. dgl. verfertigen. Ein Linſenglas, auf der erhabnen Seite belegt, giebt einen Brennſpiegel. Gaͤrtner, ein geſchickter Kuͤnſtler in Dresden, machte Brennſpiegel von Holz, welche nach Wolf (Nuͤtzl. Verſuche, Th. II. S. 408.) an Wirkung den Tſchirnhauſenſchen gleich gekommen ſeyn ſollen. Vermuthlich waren ſie mit einem Kreidengrunde uͤberzogen und vergoldet. Zahn(Ocul. Artificialis, p. 634.) erzaͤhlt, Naumann, ein Ingenieur zu Wien, habe mit einem Brennſpiegel von Pappe mit Stroh belegt (ex duriori charta et ſtramine eidem agglutinato) Metalle geſchmolzen. Eine Anweiſung, Brennſpiegel von Pappe zu verfertigen, giebt Kruͤnitz (Oekonomiſche Encyclop. Th. 6. S. 622.) bey dem Worte: Brennſpiegel. Noch leichter kan man aus kleinen Stuͤcken von planen Glasſpiegeln, die man in die Hoͤhlung eines hoͤlzernen Kugelſegments einſetzt,
Mein Vater erhielt im Jahre 1743 eine im Tſchirnhauſenſchen Nachlaſſe befindlich geweſene Glaslinſe von achtzehn Leipz. Zoll Durchmeſſer. Er ließ ſie belegen, und ſo gab ſie einen ſchoͤnen Brennſpiegel von 30 Leipz. Zoll Brennweite, welcher ſich noch auf der Rathsbibliothek zu Goͤrlitz befindet.
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hat drey Leipziger Ellen im Durchmeſſer und zwo Ellen Brennweite, und iſt nicht, wie die Villettiſchen, aus einer Compoſition von Metallen gegoſſen, ſondern aus einer zween Meſſerruͤcken dicken Kupferplatte geſchlagen, und alſo in Verhaͤltniß mit ſeiner Groͤße ſehr leicht und ungemein wohl polirt. Dieſer Spiegel zuͤndete Holz mit einer Flamme, die ein ſtarker Wind nicht auszuloͤſchen vermochte, kochte und verduͤnſtete Waſſer in einem irdenen Gefaͤß, ſchmolz drey Zoll dickes Zinn und Bley in 2—3 Minuten, durchloͤcherte eiſerne und kuͤpferne Bleche, auch einen ſaͤchſiſchen harten Thaler in 5—6 Minuten, verglaſete Scherben, Ziegel, Knochen und Erden u. ſ. w. Mit eben dieſem Spiegel verdichtete Herr von Tſchirnhauſen das Mondenlicht fand aber dabey keine merkliche Verſtaͤrkung der Waͤrme.</p><p>Alle bisher angefuͤhrte Brennſpiegel waren von polirtem Metall. Man kan ſie, da es auf die Materie gar nicht ankoͤmmt, auch von Glas, Holz, Pappe u. dgl. verfertigen. Ein Linſenglas, auf der erhabnen Seite belegt, giebt einen Brennſpiegel<noteplace="foot">Mein Vater erhielt im Jahre 1743 eine im Tſchirnhauſenſchen Nachlaſſe befindlich geweſene Glaslinſe von achtzehn Leipz. Zoll Durchmeſſer. Er ließ ſie belegen, und ſo gab ſie einen ſchoͤnen Brennſpiegel von 30 Leipz. Zoll Brennweite, welcher ſich noch auf der Rathsbibliothek zu Goͤrlitz befindet.</note>. <hirendition="#b">Gaͤrtner,</hi> ein geſchickter Kuͤnſtler in Dresden, machte Brennſpiegel von Holz, welche nach Wolf (Nuͤtzl. Verſuche, Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 408.) an Wirkung den Tſchirnhauſenſchen gleich gekommen ſeyn ſollen. Vermuthlich waren ſie mit einem Kreidengrunde uͤberzogen und vergoldet. <hirendition="#b">Zahn</hi><hirendition="#aq">(Ocul. Artificialis, p. 634.)</hi> erzaͤhlt, <hirendition="#b">Naumann,</hi> ein Ingenieur zu Wien, habe mit einem Brennſpiegel von Pappe mit Stroh belegt <hirendition="#aq">(ex duriori charta et ſtramine eidem agglutinato)</hi> Metalle geſchmolzen. Eine Anweiſung, Brennſpiegel von Pappe zu verfertigen, giebt <hirendition="#b">Kruͤnitz</hi> (Oekonomiſche Encyclop. Th. 6. S. 622.) bey dem Worte: <hirendition="#b">Brennſpiegel.</hi> Noch leichter kan man aus kleinen Stuͤcken von planen Glasſpiegeln, die man in die Hoͤhlung eines hoͤlzernen Kugelſegments einſetzt,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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hat drey Leipziger Ellen im Durchmeſſer und zwo Ellen Brennweite, und iſt nicht, wie die Villettiſchen, aus einer Compoſition von Metallen gegoſſen, ſondern aus einer zween Meſſerruͤcken dicken Kupferplatte geſchlagen, und alſo in Verhaͤltniß mit ſeiner Groͤße ſehr leicht und ungemein wohl polirt. Dieſer Spiegel zuͤndete Holz mit einer Flamme, die ein ſtarker Wind nicht auszuloͤſchen vermochte, kochte und verduͤnſtete Waſſer in einem irdenen Gefaͤß, ſchmolz drey Zoll dickes Zinn und Bley in 2—3 Minuten, durchloͤcherte eiſerne und kuͤpferne Bleche, auch einen ſaͤchſiſchen harten Thaler in 5—6 Minuten, verglaſete Scherben, Ziegel, Knochen und Erden u. ſ. w. Mit eben dieſem Spiegel verdichtete Herr von Tſchirnhauſen das Mondenlicht fand aber dabey keine merkliche Verſtaͤrkung der Waͤrme.
Alle bisher angefuͤhrte Brennſpiegel waren von polirtem Metall. Man kan ſie, da es auf die Materie gar nicht ankoͤmmt, auch von Glas, Holz, Pappe u. dgl. verfertigen. Ein Linſenglas, auf der erhabnen Seite belegt, giebt einen Brennſpiegel . Gaͤrtner, ein geſchickter Kuͤnſtler in Dresden, machte Brennſpiegel von Holz, welche nach Wolf (Nuͤtzl. Verſuche, Th. II. S. 408.) an Wirkung den Tſchirnhauſenſchen gleich gekommen ſeyn ſollen. Vermuthlich waren ſie mit einem Kreidengrunde uͤberzogen und vergoldet. Zahn (Ocul. Artificialis, p. 634.) erzaͤhlt, Naumann, ein Ingenieur zu Wien, habe mit einem Brennſpiegel von Pappe mit Stroh belegt (ex duriori charta et ſtramine eidem agglutinato) Metalle geſchmolzen. Eine Anweiſung, Brennſpiegel von Pappe zu verfertigen, giebt Kruͤnitz (Oekonomiſche Encyclop. Th. 6. S. 622.) bey dem Worte: Brennſpiegel. Noch leichter kan man aus kleinen Stuͤcken von planen Glasſpiegeln, die man in die Hoͤhlung eines hoͤlzernen Kugelſegments einſetzt,
Mein Vater erhielt im Jahre 1743 eine im Tſchirnhauſenſchen Nachlaſſe befindlich geweſene Glaslinſe von achtzehn Leipz. Zoll Durchmeſſer. Er ließ ſie belegen, und ſo gab ſie einen ſchoͤnen Brennſpiegel von 30 Leipz. Zoll Brennweite, welcher ſich noch auf der Rathsbibliothek zu Goͤrlitz befindet.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/471>, abgerufen am 26.06.2024.
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