Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


auf des Glases Axe steht. Sind die Gegenstände, deren man sich hiezu bedient, nicht weit entlegen, so findet man nicht die Brennweite f, sondern die Weite des Vereinigungspunkts der vom Gegenstande kommenden Stralen. Diese heiße ph, und die Entfernung des Gegenstands vom Glase sey = b. Alsdann ist ph = (bf/b--f), s. Linsengläser, woraus f = (bph/b+ph) folgt, d. ist: man dividire das Product aus der Entfernung des Gegenstandes in die gefundene Weite des deutlichen Bildes, durch die Summe beyder Größen, der Quotient giebt die Brennweite des Glases. Z. B. 8 Zoll weit hinter einem Linsenglase bilde sich ein 10 Schuh oder 120 Zoll entferntes Fenster deutlich ab, so ist die Brennweite des Glases =(8·120/128)= 7 1/2 Zoll.

Bey diesen Formeln ist die Dicke der Gläser als unbeträchtlich angenommen. Sie passen daher nicht auf die Kugel. Der Kugel Brennweite vom Ende der Kugel, nicht vom Mittelpunkte, aus gerechnet, ist dem vierten Theile des Durchmessers gleich, wie man am leichtesten durch Zeichnung findet.

Man pflegt auch den Hohlgläsern eine Brennweite zuzuschreiben, ob sie gleich die Stralen nicht sammlen, sondern zerstreuen. Es wird aber hierunter der Abstand ihres Zerstreuungspunkts oder eingebildeten Brennpunkts (foci geometrici) von der Mitte des Glases verstanden. Diese Brennweite, oder besser Zerstreuungsweite der Hohlgläser läst sich, als eine negative Brennweite betrachtet, ebenfalls durch die obigen Formeln finden, wenn r und r negativ gesetzt werden. Sind z. B. die Halbmesser beyder Flächen ungleich, so wird f=(2rr/--r--r), d. i.--f=(2rr/r+r) seyn. Also gelten alle angegebne Regeln auch für die Brennweiten der Hohlgläser, nur daß die Zerstreuungspunkte vor das Glas, nicht hinter dasselbe fallen.


auf des Glaſes Axe ſteht. Sind die Gegenſtaͤnde, deren man ſich hiezu bedient, nicht weit entlegen, ſo findet man nicht die Brennweite f, ſondern die Weite des Vereinigungspunkts der vom Gegenſtande kommenden Stralen. Dieſe heiße φ, und die Entfernung des Gegenſtands vom Glaſe ſey = b. Alsdann iſt φ = (bf/b—f), ſ. Linſenglaͤſer, woraus f = (bφ/b+φ) folgt, d. iſt: man dividire das Product aus der Entfernung des Gegenſtandes in die gefundene Weite des deutlichen Bildes, durch die Summe beyder Groͤßen, der Quotient giebt die Brennweite des Glaſes. Z. B. 8 Zoll weit hinter einem Linſenglaſe bilde ſich ein 10 Schuh oder 120 Zoll entferntes Fenſter deutlich ab, ſo iſt die Brennweite des Glaſes =(8·120/128)= 7 1/2 Zoll.

Bey dieſen Formeln iſt die Dicke der Glaͤſer als unbetraͤchtlich angenommen. Sie paſſen daher nicht auf die Kugel. Der Kugel Brennweite vom Ende der Kugel, nicht vom Mittelpunkte, aus gerechnet, iſt dem vierten Theile des Durchmeſſers gleich, wie man am leichteſten durch Zeichnung findet.

Man pflegt auch den Hohlglaͤſern eine Brennweite zuzuſchreiben, ob ſie gleich die Stralen nicht ſammlen, ſondern zerſtreuen. Es wird aber hierunter der Abſtand ihres Zerſtreuungspunkts oder eingebildeten Brennpunkts (foci geometrici) von der Mitte des Glaſes verſtanden. Dieſe Brennweite, oder beſſer Zerſtreuungsweite der Hohlglaͤſer laͤſt ſich, als eine negative Brennweite betrachtet, ebenfalls durch die obigen Formeln finden, wenn r und ρ negativ geſetzt werden. Sind z. B. die Halbmeſſer beyder Flaͤchen ungleich, ſo wird f=(2rρ/—r—ρ), d. i.—f=(2rρ/r+ρ) ſeyn. Alſo gelten alle angegebne Regeln auch fuͤr die Brennweiten der Hohlglaͤſer, nur daß die Zerſtreuungspunkte vor das Glas, nicht hinter daſſelbe fallen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0474" xml:id="P.1.460" n="460"/><lb/>
auf des Gla&#x017F;es Axe &#x017F;teht. Sind die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde, deren man &#x017F;ich hiezu bedient, nicht weit entlegen, &#x017F;o findet man nicht die Brennweite <hi rendition="#aq">f,</hi> &#x017F;ondern die Weite des Vereinigungspunkts der vom Gegen&#x017F;tande kommenden Stralen. Die&#x017F;e heiße <foreign xml:lang="grc">&#x03C6;</foreign>, und die Entfernung des Gegen&#x017F;tands vom Gla&#x017F;e &#x017F;ey <hi rendition="#aq">= b.</hi> Alsdann i&#x017F;t <foreign xml:lang="grc">&#x03C6;</foreign> <hi rendition="#aq">= (bf/b&#x2014;f),</hi> <hi rendition="#b">&#x017F;. Lin&#x017F;engla&#x0364;&#x017F;er,</hi> woraus <hi rendition="#aq">f = (b</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03C6;</foreign><hi rendition="#aq">/b+</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03C6;</foreign>) folgt, d. i&#x017F;t: man dividire das Product aus der Entfernung des Gegen&#x017F;tandes in die gefundene Weite des deutlichen Bildes, durch die Summe beyder Gro&#x0364;ßen, der Quotient giebt die Brennweite des Gla&#x017F;es. Z. B. 8 Zoll weit hinter einem Lin&#x017F;engla&#x017F;e bilde &#x017F;ich ein 10 Schuh oder 120 Zoll entferntes Fen&#x017F;ter deutlich ab, &#x017F;o i&#x017F;t die Brennweite des Gla&#x017F;es =(8·120/128)= 7 1/2 Zoll.</p>
          <p>Bey die&#x017F;en Formeln i&#x017F;t die Dicke der Gla&#x0364;&#x017F;er als unbetra&#x0364;chtlich angenommen. Sie pa&#x017F;&#x017F;en daher nicht auf die Kugel. Der Kugel Brennweite vom Ende der Kugel, nicht vom Mittelpunkte, aus gerechnet, i&#x017F;t <hi rendition="#b">dem vierten Theile des Durchme&#x017F;&#x017F;ers gleich,</hi> wie man am leichte&#x017F;ten durch Zeichnung findet.</p>
          <p>Man pflegt auch den Hohlgla&#x0364;&#x017F;ern eine Brennweite zuzu&#x017F;chreiben, ob &#x017F;ie gleich die Stralen nicht &#x017F;ammlen, &#x017F;ondern zer&#x017F;treuen. Es wird aber hierunter der Ab&#x017F;tand ihres Zer&#x017F;treuungspunkts oder eingebildeten Brennpunkts <hi rendition="#aq">(foci geometrici)</hi> von der Mitte des Gla&#x017F;es ver&#x017F;tanden. Die&#x017F;e Brennweite, oder be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#b">Zer&#x017F;treuungsweite</hi> der Hohlgla&#x0364;&#x017F;er la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich, als eine negative Brennweite betrachtet, ebenfalls durch die obigen Formeln finden, wenn <hi rendition="#aq">r</hi> und <foreign xml:lang="grc">&#x03C1;</foreign> negativ ge&#x017F;etzt werden. Sind z. B. die Halbme&#x017F;&#x017F;er beyder Fla&#x0364;chen ungleich, &#x017F;o wird <hi rendition="#aq">f=(2r</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03C1;</foreign><hi rendition="#aq">/&#x2014;r&#x2014;</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03C1;</foreign>), d. i.<hi rendition="#aq">&#x2014;f=(2r</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03C1;</foreign><hi rendition="#aq">/r+</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03C1;</foreign>) &#x017F;eyn. Al&#x017F;o gelten alle angegebne Regeln auch fu&#x0364;r die Brennweiten der Hohlgla&#x0364;&#x017F;er, nur daß die Zer&#x017F;treuungspunkte vor das Glas, nicht hinter da&#x017F;&#x017F;elbe fallen.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0474] auf des Glaſes Axe ſteht. Sind die Gegenſtaͤnde, deren man ſich hiezu bedient, nicht weit entlegen, ſo findet man nicht die Brennweite f, ſondern die Weite des Vereinigungspunkts der vom Gegenſtande kommenden Stralen. Dieſe heiße φ, und die Entfernung des Gegenſtands vom Glaſe ſey = b. Alsdann iſt φ = (bf/b—f), ſ. Linſenglaͤſer, woraus f = (bφ/b+φ) folgt, d. iſt: man dividire das Product aus der Entfernung des Gegenſtandes in die gefundene Weite des deutlichen Bildes, durch die Summe beyder Groͤßen, der Quotient giebt die Brennweite des Glaſes. Z. B. 8 Zoll weit hinter einem Linſenglaſe bilde ſich ein 10 Schuh oder 120 Zoll entferntes Fenſter deutlich ab, ſo iſt die Brennweite des Glaſes =(8·120/128)= 7 1/2 Zoll. Bey dieſen Formeln iſt die Dicke der Glaͤſer als unbetraͤchtlich angenommen. Sie paſſen daher nicht auf die Kugel. Der Kugel Brennweite vom Ende der Kugel, nicht vom Mittelpunkte, aus gerechnet, iſt dem vierten Theile des Durchmeſſers gleich, wie man am leichteſten durch Zeichnung findet. Man pflegt auch den Hohlglaͤſern eine Brennweite zuzuſchreiben, ob ſie gleich die Stralen nicht ſammlen, ſondern zerſtreuen. Es wird aber hierunter der Abſtand ihres Zerſtreuungspunkts oder eingebildeten Brennpunkts (foci geometrici) von der Mitte des Glaſes verſtanden. Dieſe Brennweite, oder beſſer Zerſtreuungsweite der Hohlglaͤſer laͤſt ſich, als eine negative Brennweite betrachtet, ebenfalls durch die obigen Formeln finden, wenn r und ρ negativ geſetzt werden. Sind z. B. die Halbmeſſer beyder Flaͤchen ungleich, ſo wird f=(2rρ/—r—ρ), d. i.—f=(2rρ/r+ρ) ſeyn. Alſo gelten alle angegebne Regeln auch fuͤr die Brennweiten der Hohlglaͤſer, nur daß die Zerſtreuungspunkte vor das Glas, nicht hinter daſſelbe fallen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/474
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/474>, abgerufen am 22.11.2024.