Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Zieht man die Abweichungen wegen der Gestalt und wegen der Farbenzerstreuung in Betrachtung, so giebt die gefundene Brennweite nur den Vereinigungspunkt derjenigen Sonnenstralen, welche zunächst um die Axe einfallen, und selbst nur derjenigen Theile dieser Stralen, deren Brechungsverhältniß aus Luft in Glas das in den Formeln angenommene 3 zu 2 ist. Die weiter von der Axe ab gegen den Rand zu einfallenden Stralen erreichen nach der Brechung die Axe in Punkten, welche näher gegen das Glas zu liegen. Auch sieht man in dem Art. Brechbarkeit, daß kein Farbenstral genau in dem Verhältnisse 3 zu 2 gebrochen werde. Doch nähert sich die Brechung des rothen Lichts (77:50) diesem Verhältnisse (75:50) unter allen am meisten. Daher vereinigen sich eigentlich alle um die Axe einfallenden Farbenstralen schon vor dem berechneten Brennpunkte, und der Vereinigungspunkt des rothen Lichts liegt demselben am nächsten. Doch kan die Beschaffenheit der Luft und des Glases hierinn merkliche Aenderungen machen. Der parabolischen Hohlspiegel Brennweite ist dem vierten Theile von dem Parameter der parabolischen Krümmung des Spiegels gleich, s. Parabolische Spiegel. Die Brennweite der sphärischen Hohlspiegel beträgt, wenn man die Abweichung wegen der Gestalt bey Seite setzt, den vierten Theil vom Durchmesser der Sphäricität, s. Hohlspiegel. Das heißt, Stralen, welche nahe bey der Axe und parallel mit derselben einfallen, vereinigen sich in dieser Weite wiederum mit der Axe. Diesen Satz hat Porta (De refractione p. 39.) zuerst angegeben. Die weiter von der Axe gegen den Rand zu einfallenden Stralen treffen andere Stellen der Axe, welche näher gegen den Spiegel zu liegen. Die Reihe der Punkte, in welchen sich die neben einander einfallenden Stralen, ehe sie noch zur Axe gelangen, kreuzen, bildet die Brennlinie, eine Curve, welche ihren Scheitel im Brennpunkte hat, und von welcher der Wiederschein eines Ringes, den die Sonne Zieht man die Abweichungen wegen der Geſtalt und wegen der Farbenzerſtreuung in Betrachtung, ſo giebt die gefundene Brennweite nur den Vereinigungspunkt derjenigen Sonnenſtralen, welche zunaͤchſt um die Axe einfallen, und ſelbſt nur derjenigen Theile dieſer Stralen, deren Brechungsverhaͤltniß aus Luft in Glas das in den Formeln angenommene 3 zu 2 iſt. Die weiter von der Axe ab gegen den Rand zu einfallenden Stralen erreichen nach der Brechung die Axe in Punkten, welche naͤher gegen das Glas zu liegen. Auch ſieht man in dem Art. Brechbarkeit, daß kein Farbenſtral genau in dem Verhaͤltniſſe 3 zu 2 gebrochen werde. Doch naͤhert ſich die Brechung des rothen Lichts (77:50) dieſem Verhaͤltniſſe (75:50) unter allen am meiſten. Daher vereinigen ſich eigentlich alle um die Axe einfallenden Farbenſtralen ſchon vor dem berechneten Brennpunkte, und der Vereinigungspunkt des rothen Lichts liegt demſelben am naͤchſten. Doch kan die Beſchaffenheit der Luft und des Glaſes hierinn merkliche Aenderungen machen. Der paraboliſchen Hohlſpiegel Brennweite iſt dem vierten Theile von dem Parameter der paraboliſchen Kruͤmmung des Spiegels gleich, ſ. Paraboliſche Spiegel. Die Brennweite der ſphaͤriſchen Hohlſpiegel betraͤgt, wenn man die Abweichung wegen der Geſtalt bey Seite ſetzt, den vierten Theil vom Durchmeſſer der Sphaͤricitaͤt, ſ. Hohlſpiegel. Das heißt, Stralen, welche nahe bey der Axe und parallel mit derſelben einfallen, vereinigen ſich in dieſer Weite wiederum mit der Axe. Dieſen Satz hat Porta (De refractione p. 39.) zuerſt angegeben. Die weiter von der Axe gegen den Rand zu einfallenden Stralen treffen andere Stellen der Axe, welche naͤher gegen den Spiegel zu liegen. Die Reihe der Punkte, in welchen ſich die neben einander einfallenden Stralen, ehe ſie noch zur Axe gelangen, kreuzen, bildet die Brennlinie, eine Curve, welche ihren Scheitel im Brennpunkte hat, und von welcher der Wiederſchein eines Ringes, den die Sonne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0475" xml:id="P.1.461" n="461"/><lb/> </p> <p>Zieht man die Abweichungen wegen der Geſtalt und wegen der Farbenzerſtreuung in Betrachtung, ſo giebt die gefundene Brennweite nur den Vereinigungspunkt derjenigen Sonnenſtralen, welche zunaͤchſt um die Axe einfallen, und ſelbſt nur derjenigen Theile dieſer Stralen, deren Brechungsverhaͤltniß aus Luft in Glas das in den Formeln angenommene 3 zu 2 iſt. Die weiter von der Axe ab gegen den Rand zu einfallenden Stralen erreichen nach der Brechung die Axe in Punkten, welche naͤher gegen das Glas zu liegen. Auch ſieht man in dem Art. <hi rendition="#b">Brechbarkeit,</hi> daß kein Farbenſtral genau in dem Verhaͤltniſſe 3 zu 2 gebrochen werde. Doch naͤhert ſich die Brechung des rothen Lichts (77:50) dieſem Verhaͤltniſſe (75:50) unter allen am meiſten. Daher vereinigen ſich eigentlich alle um die Axe einfallenden Farbenſtralen ſchon vor dem berechneten Brennpunkte, und der Vereinigungspunkt des rothen Lichts liegt demſelben am naͤchſten. Doch kan die Beſchaffenheit der Luft und des Glaſes hierinn merkliche Aenderungen machen.</p> <p>Der paraboliſchen Hohlſpiegel Brennweite iſt <hi rendition="#b">dem vierten Theile von dem Parameter der paraboliſchen Kruͤmmung des Spiegels</hi> gleich, <hi rendition="#b">ſ. Paraboliſche Spiegel.</hi></p> <p>Die Brennweite der ſphaͤriſchen Hohlſpiegel betraͤgt, wenn man die Abweichung wegen der Geſtalt bey Seite ſetzt, <hi rendition="#b">den vierten Theil vom Durchmeſſer der Sphaͤricitaͤt, ſ. Hohlſpiegel.</hi> Das heißt, Stralen, welche nahe bey der Axe und parallel mit derſelben einfallen, vereinigen ſich in dieſer Weite wiederum mit der Axe. Dieſen Satz hat <hi rendition="#b">Porta</hi> <hi rendition="#aq">(De refractione p. 39.)</hi> zuerſt angegeben. Die weiter von der Axe gegen den Rand zu einfallenden Stralen treffen andere Stellen der Axe, welche naͤher gegen den Spiegel zu liegen. Die Reihe der Punkte, in welchen ſich die neben einander einfallenden Stralen, ehe ſie noch zur Axe gelangen, kreuzen, bildet die Brennlinie, eine Curve, welche ihren Scheitel im Brennpunkte hat, und von welcher der Wiederſchein eines Ringes, den die Sonne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [461/0475]
Zieht man die Abweichungen wegen der Geſtalt und wegen der Farbenzerſtreuung in Betrachtung, ſo giebt die gefundene Brennweite nur den Vereinigungspunkt derjenigen Sonnenſtralen, welche zunaͤchſt um die Axe einfallen, und ſelbſt nur derjenigen Theile dieſer Stralen, deren Brechungsverhaͤltniß aus Luft in Glas das in den Formeln angenommene 3 zu 2 iſt. Die weiter von der Axe ab gegen den Rand zu einfallenden Stralen erreichen nach der Brechung die Axe in Punkten, welche naͤher gegen das Glas zu liegen. Auch ſieht man in dem Art. Brechbarkeit, daß kein Farbenſtral genau in dem Verhaͤltniſſe 3 zu 2 gebrochen werde. Doch naͤhert ſich die Brechung des rothen Lichts (77:50) dieſem Verhaͤltniſſe (75:50) unter allen am meiſten. Daher vereinigen ſich eigentlich alle um die Axe einfallenden Farbenſtralen ſchon vor dem berechneten Brennpunkte, und der Vereinigungspunkt des rothen Lichts liegt demſelben am naͤchſten. Doch kan die Beſchaffenheit der Luft und des Glaſes hierinn merkliche Aenderungen machen.
Der paraboliſchen Hohlſpiegel Brennweite iſt dem vierten Theile von dem Parameter der paraboliſchen Kruͤmmung des Spiegels gleich, ſ. Paraboliſche Spiegel.
Die Brennweite der ſphaͤriſchen Hohlſpiegel betraͤgt, wenn man die Abweichung wegen der Geſtalt bey Seite ſetzt, den vierten Theil vom Durchmeſſer der Sphaͤricitaͤt, ſ. Hohlſpiegel. Das heißt, Stralen, welche nahe bey der Axe und parallel mit derſelben einfallen, vereinigen ſich in dieſer Weite wiederum mit der Axe. Dieſen Satz hat Porta (De refractione p. 39.) zuerſt angegeben. Die weiter von der Axe gegen den Rand zu einfallenden Stralen treffen andere Stellen der Axe, welche naͤher gegen den Spiegel zu liegen. Die Reihe der Punkte, in welchen ſich die neben einander einfallenden Stralen, ehe ſie noch zur Axe gelangen, kreuzen, bildet die Brennlinie, eine Curve, welche ihren Scheitel im Brennpunkte hat, und von welcher der Wiederſchein eines Ringes, den die Sonne
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |