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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Diese Stellen des Alhazen und Bacon haben vielleicht zur Erfindung der Brillen Anlaß geben können, wozu von Bacons kleinem Kugelsegment nur noch der leichte Schritt übrig war, das Glas nicht auf den Gegenstand aufzulegen, sondern ein wenig von demselben zu entfernen und näher an das Auge zu halten. Diese Erfindung ist mit dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts, oder doch nicht lange vorher, bekannt geworden. Smith (a. a. O. S. 377.) führt darüber einige unwidersprechliche Zeugnisse an, durch welche die Zeit der Entdeckung der Brillen (occhiali) zwischen 1280 und 1311 festgesetzt wird. In der Kirche Maria maggiore zu Florenz (s. Volkmanns Nachrichten von Italien, B. l. S. 542.) befand sich sonst eine Grabschrift eines florentinischen Edelmanns, Salvino degli Armati, welcher 1317 gestorben war, worinn derselbe Inventore degli occhiali genannt wird. Und Redi führt beym Spon (Recherches curieuses d'antiquite, diss. 10.) aus einer Chronik in der Bibliothek der Predigermönche von St. Catharina zu Pisa folgende Stelle an: Frater Alexander de Sina ocularia ab aliquo primo facta, et communicare nolente ipse fecit et communicavit corde hilari et volente. Dieser gute Mönch aus Pisa starb daselbst 1313. Auch gedenkt das Wörterbuch der Akademie della Crusca beym Worte: Occhiale, daß der Bruder Jordan de Rivalto in Pisa, in einer 1305 veranstalteten Sammlung von Predigten anführe, es sey noch nicht zwanzig Jahr, daß man die vortrefliche Erfindung der Brillen gemacht habe. Alle diese Zeugnisse und noch mehrere stimmen in Absicht auf Zeit und Ort so wohl überein, daß man kaum daran zweifeln kan, diese nützliche Erfindung sey um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts aus Italien gekommen.

Smith vollst. Lehrbegrif der Optik durch Kästner, S. 376 u. f.

Brunnen, Fontes, Fontaines.

Anhäufungen des Wassers in der Erde. Sie entstehen entweder von Natur so, daß das aus ihnen hervorquellende oder ablaufende Wasser den Bächen und Flüssen ihren Ursprung giebt,


Dieſe Stellen des Alhazen und Bacon haben vielleicht zur Erfindung der Brillen Anlaß geben koͤnnen, wozu von Bacons kleinem Kugelſegment nur noch der leichte Schritt uͤbrig war, das Glas nicht auf den Gegenſtand aufzulegen, ſondern ein wenig von demſelben zu entfernen und naͤher an das Auge zu halten. Dieſe Erfindung iſt mit dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts, oder doch nicht lange vorher, bekannt geworden. Smith (a. a. O. S. 377.) fuͤhrt daruͤber einige unwiderſprechliche Zeugniſſe an, durch welche die Zeit der Entdeckung der Brillen (occhiali) zwiſchen 1280 und 1311 feſtgeſetzt wird. In der Kirche Maria maggiore zu Florenz (ſ. Volkmanns Nachrichten von Italien, B. l. S. 542.) befand ſich ſonſt eine Grabſchrift eines florentiniſchen Edelmanns, Salvino degli Armati, welcher 1317 geſtorben war, worinn derſelbe Inventore degli occhiali genannt wird. Und Redi fuͤhrt beym Spon (Recherches curieuſes d'antiquité, diſſ. 10.) aus einer Chronik in der Bibliothek der Predigermoͤnche von St. Catharina zu Piſa folgende Stelle an: Frater Alexander de Sina ocularia ab aliquo primo facta, et communicare nolente ipſe fecit et communicavit corde hilari et volente. Dieſer gute Moͤnch aus Piſa ſtarb daſelbſt 1313. Auch gedenkt das Woͤrterbuch der Akademie della Cruſca beym Worte: Occhiale, daß der Bruder Jordan de Rivalto in Piſa, in einer 1305 veranſtalteten Sammlung von Predigten anfuͤhre, es ſey noch nicht zwanzig Jahr, daß man die vortrefliche Erfindung der Brillen gemacht habe. Alle dieſe Zeugniſſe und noch mehrere ſtimmen in Abſicht auf Zeit und Ort ſo wohl uͤberein, daß man kaum daran zweifeln kan, dieſe nuͤtzliche Erfindung ſey um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts aus Italien gekommen.

Smith vollſt. Lehrbegrif der Optik durch Kaͤſtner, S. 376 u. f.

Brunnen, Fontes, Fontaines.

Anhaͤufungen des Waſſers in der Erde. Sie entſtehen entweder von Natur ſo, daß das aus ihnen hervorquellende oder ablaufende Waſſer den Baͤchen und Fluͤſſen ihren Urſprung giebt,

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[465/0479] Dieſe Stellen des Alhazen und Bacon haben vielleicht zur Erfindung der Brillen Anlaß geben koͤnnen, wozu von Bacons kleinem Kugelſegment nur noch der leichte Schritt uͤbrig war, das Glas nicht auf den Gegenſtand aufzulegen, ſondern ein wenig von demſelben zu entfernen und naͤher an das Auge zu halten. Dieſe Erfindung iſt mit dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts, oder doch nicht lange vorher, bekannt geworden. Smith (a. a. O. S. 377.) fuͤhrt daruͤber einige unwiderſprechliche Zeugniſſe an, durch welche die Zeit der Entdeckung der Brillen (occhiali) zwiſchen 1280 und 1311 feſtgeſetzt wird. In der Kirche Maria maggiore zu Florenz (ſ. Volkmanns Nachrichten von Italien, B. l. S. 542.) befand ſich ſonſt eine Grabſchrift eines florentiniſchen Edelmanns, Salvino degli Armati, welcher 1317 geſtorben war, worinn derſelbe Inventore degli occhiali genannt wird. Und Redi fuͤhrt beym Spon (Recherches curieuſes d'antiquité, diſſ. 10.) aus einer Chronik in der Bibliothek der Predigermoͤnche von St. Catharina zu Piſa folgende Stelle an: Frater Alexander de Sina ocularia ab aliquo primo facta, et communicare nolente ipſe fecit et communicavit corde hilari et volente. Dieſer gute Moͤnch aus Piſa ſtarb daſelbſt 1313. Auch gedenkt das Woͤrterbuch der Akademie della Cruſca beym Worte: Occhiale, daß der Bruder Jordan de Rivalto in Piſa, in einer 1305 veranſtalteten Sammlung von Predigten anfuͤhre, es ſey noch nicht zwanzig Jahr, daß man die vortrefliche Erfindung der Brillen gemacht habe. Alle dieſe Zeugniſſe und noch mehrere ſtimmen in Abſicht auf Zeit und Ort ſo wohl uͤberein, daß man kaum daran zweifeln kan, dieſe nuͤtzliche Erfindung ſey um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts aus Italien gekommen. Smith vollſt. Lehrbegrif der Optik durch Kaͤſtner, S. 376 u. f. Brunnen, Fontes, Fontaines. Anhaͤufungen des Waſſers in der Erde. Sie entſtehen entweder von Natur ſo, daß das aus ihnen hervorquellende oder ablaufende Waſſer den Baͤchen und Fluͤſſen ihren Urſprung giebt,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/479>, abgerufen am 22.11.2024.