Cementkupfer(Cuprum praecipitatum). Das Schmolnitzer Cementwasser führt so viel Kupfervitriol, daß die Operation daselbst gewöhnlich aller drey Wochen vollendet ist. Aus dem Neusoler Cementwasser erhielt man im Jahre 1707 acht und achtzig Centner Kupfer; nach einer seitdem entstandnen Ueberschwemmung erhält man zwar mehr, aber geringhaltigeres Wasser, so daß das jährliche Cementkupfer kaum an 20 Centner reicht (Philos. Trans. n. 450.). Man findet dergleichen Cementwasser auch auf dem Rammelsberge bey Goslar, auf dem Zwitterstockwerke zum Altenberg im sächsichen Erzgebirge, zu Falun in Schweden, in Norwegen, England, Irland und andern Orten mehr. Das Cementkupfer schlägt sich auch auf Erde, Stein und Holz nieder, ja es erzeugt sich bisweilen ohne Unterlage, und ist dann zum Theil figurirt, doch ohne beständige und ordentliche Gestalt.
Henkel, der diese Phänomene kannte und richtig erklärte, leitet in seiner Kieshistorie die Entstehung der Cementwasser aus der Auflösung der Kupferkiese in dem unterirdischen Wasser her. Man bereitet auch künstliche Cementwasser, und braucht sie mit Vortheil zur Gewinnung des Kupfers aus Erzen, die zu arm sind, um auf dem gewöhnlichen Wege mit Vortheil behandlet zu werden.
Centralbewegung, Motus centralis, Mouvement central.
Wenn ein bewegter Körper während seiner Bewegung durch irgend eine Kraft immer nach einem gewissen unveränderlichen Punkte hingetrieben wird, der außerhalb der Richtung seiner Bewegung liegt, so muß er dem gemäß, was bey den Worten: Bewegung, krummlinigte, ungleichförmig-beschleunigte, zusammengesetzte, erinnert worden ist, einen krummlinigten Weg nehmen. So nimmt ein im Kreise geschleuderter Stein seinen kreisförmigen Weg dadurch, daß ihn die Kraft der Hand in allen Stellen seines Weges gegen den Mittelpunkt ziehet; der Mond beschreibt seine Bahn um die Erde dadurch, daß er durch die Gravitation gegen die Erde, welche nie mit der Richtung seiner Bewegung eine gerade Linie macht,
Cementkupfer(Cuprum praecipitatum). Das Schmolnitzer Cementwaſſer fuͤhrt ſo viel Kupfervitriol, daß die Operation daſelbſt gewoͤhnlich aller drey Wochen vollendet iſt. Aus dem Neuſoler Cementwaſſer erhielt man im Jahre 1707 acht und achtzig Centner Kupfer; nach einer ſeitdem entſtandnen Ueberſchwemmung erhaͤlt man zwar mehr, aber geringhaltigeres Waſſer, ſo daß das jaͤhrliche Cementkupfer kaum an 20 Centner reicht (Philoſ. Trans. n. 450.). Man findet dergleichen Cementwaſſer auch auf dem Rammelsberge bey Goslar, auf dem Zwitterſtockwerke zum Altenberg im ſaͤchſichen Erzgebirge, zu Falun in Schweden, in Norwegen, England, Irland und andern Orten mehr. Das Cementkupfer ſchlaͤgt ſich auch auf Erde, Stein und Holz nieder, ja es erzeugt ſich bisweilen ohne Unterlage, und iſt dann zum Theil figurirt, doch ohne beſtaͤndige und ordentliche Geſtalt.
Henkel, der dieſe Phaͤnomene kannte und richtig erklaͤrte, leitet in ſeiner Kieshiſtorie die Entſtehung der Cementwaſſer aus der Aufloͤſung der Kupferkieſe in dem unterirdiſchen Waſſer her. Man bereitet auch kuͤnſtliche Cementwaſſer, und braucht ſie mit Vortheil zur Gewinnung des Kupfers aus Erzen, die zu arm ſind, um auf dem gewoͤhnlichen Wege mit Vortheil behandlet zu werden.
Centralbewegung, Motus centralis, Mouvement central.
Wenn ein bewegter Koͤrper waͤhrend ſeiner Bewegung durch irgend eine Kraft immer nach einem gewiſſen unveraͤnderlichen Punkte hingetrieben wird, der außerhalb der Richtung ſeiner Bewegung liegt, ſo muß er dem gemaͤß, was bey den Worten: Bewegung, krummlinigte, ungleichfoͤrmig-beſchleunigte, zuſammengeſetzte, erinnert worden iſt, einen krummlinigten Weg nehmen. So nimmt ein im Kreiſe geſchleuderter Stein ſeinen kreisfoͤrmigen Weg dadurch, daß ihn die Kraft der Hand in allen Stellen ſeines Weges gegen den Mittelpunkt ziehet; der Mond beſchreibt ſeine Bahn um die Erde dadurch, daß er durch die Gravitation gegen die Erde, welche nie mit der Richtung ſeiner Bewegung eine gerade Linie macht,
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Cementkupfer (Cuprum praecipitatum). Das Schmolnitzer Cementwaſſer fuͤhrt ſo viel Kupfervitriol, daß die Operation daſelbſt gewoͤhnlich aller drey Wochen vollendet iſt. Aus dem Neuſoler Cementwaſſer erhielt man im Jahre 1707 acht und achtzig Centner Kupfer; nach einer ſeitdem entſtandnen Ueberſchwemmung erhaͤlt man zwar mehr, aber geringhaltigeres Waſſer, ſo daß das jaͤhrliche Cementkupfer kaum an 20 Centner reicht (Philoſ. Trans. n. 450.). Man findet dergleichen Cementwaſſer auch auf dem Rammelsberge bey Goslar, auf dem Zwitterſtockwerke zum Altenberg im ſaͤchſichen Erzgebirge, zu Falun in Schweden, in Norwegen, England, Irland und andern Orten mehr. Das Cementkupfer ſchlaͤgt ſich auch auf Erde, Stein und Holz nieder, ja es erzeugt ſich bisweilen ohne Unterlage, und iſt dann zum Theil figurirt, doch ohne beſtaͤndige und ordentliche Geſtalt.
Henkel, der dieſe Phaͤnomene kannte und richtig erklaͤrte, leitet in ſeiner Kieshiſtorie die Entſtehung der Cementwaſſer aus der Aufloͤſung der Kupferkieſe in dem unterirdiſchen Waſſer her. Man bereitet auch kuͤnſtliche Cementwaſſer, und braucht ſie mit Vortheil zur Gewinnung des Kupfers aus Erzen, die zu arm ſind, um auf dem gewoͤhnlichen Wege mit Vortheil behandlet zu werden.
Centralbewegung, Motus centralis, Mouvement central.
Wenn ein bewegter Koͤrper waͤhrend ſeiner Bewegung durch irgend eine Kraft immer nach einem gewiſſen unveraͤnderlichen Punkte hingetrieben wird, der außerhalb der Richtung ſeiner Bewegung liegt, ſo muß er dem gemaͤß, was bey den Worten: Bewegung, krummlinigte, ungleichfoͤrmig-beſchleunigte, zuſammengeſetzte, erinnert worden iſt, einen krummlinigten Weg nehmen. So nimmt ein im Kreiſe geſchleuderter Stein ſeinen kreisfoͤrmigen Weg dadurch, daß ihn die Kraft der Hand in allen Stellen ſeines Weges gegen den Mittelpunkt ziehet; der Mond beſchreibt ſeine Bahn um die Erde dadurch, daß er durch die Gravitation gegen die Erde, welche nie mit der Richtung ſeiner Bewegung eine gerade Linie macht,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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