Schwungkräfte beylegen, je nachdem man seinen Schwung um verschiedene in der Normallinie liegende Punkte betrachtet. So ist an der Stelle A (Taf. V. Fig. 78.) des Körpers Schwungkraft um C = (c/2g.AC), die um P = (c/2g.AP), u. s. f. Die Schwungkräfte um diese Punkte verhalten sich gegen einander umgekehrt, wie der Punkte Entfernungen vonA, die um C, z. B. zu der um P, wie AP:AC. Schon diese Mehrheit der an einerley Stelle gedenkbaren Schwungkräfte leitet auf den Verdacht, daß Schwungkraft mehr ein mathematischer Begrif, als etwas wirkliches physikalisch vorhandenes sey.
Wenn nun die schon erhaltene Bewegung des Körpers in allen Stellen durch eine Centripetalkraft geändert wird, d. i. wenn Centralbewegung entstehet, so ist an jeder Stelle des Weges ein größerer oder geringerer Theil der Centripetalkraft diesen sogenannten Schwungkräften enegegengesetzt. Man kan nemlich die Centripetalkraft f, deren Wirkung Taf. V. Fig. 78. durch die Linie rm vorgestellt werden mag, in zwo Kräfte zerlegen, deren eine (die Tangentialkraft) nach der Richtung qm, d. i. nach der Richtung der krummen Linie selbst geht, also diese Richtung nicht ändert, sondern blos auf die Geschwindigkeit wirkt; die andere aber (die Normalkraft) nach der Richtung rq auf die Bahn senkrecht wirkt, und auf ihre Krümmung verwendet wird. Diese letztere ist den Schwungkräften um die Punkte, welche in der Normallinie oder in der Verlängerung von rq liegen, gerade entgegengesetzt. Sie wird also diejenige von diesen Schwungkräften, welche ihr an Größe gleich ist, gerade aufheben. Nun läst sich mit Hülfe der Lehre von Zerlegung der Kräfte bald übersehen, daß die Normalkraft nach qr sich zur Centripetalkraft nach rm, oder zu f, verhalte wie rq:rm, d. i. wie CT:CM=p:y, daß daher ihre Größe =(sp/y) sey.
Schwungkraͤfte beylegen, je nachdem man ſeinen Schwung um verſchiedene in der Normallinie liegende Punkte betrachtet. So iſt an der Stelle A (Taf. V. Fig. 78.) des Koͤrpers Schwungkraft um C = (c/2g.AC), die um P = (c/2g.AP), u. ſ. f. Die Schwungkraͤfte um dieſe Punkte verhalten ſich gegen einander umgekehrt, wie der Punkte Entfernungen vonA, die um C, z. B. zu der um P, wie AP:AC. Schon dieſe Mehrheit der an einerley Stelle gedenkbaren Schwungkraͤfte leitet auf den Verdacht, daß Schwungkraft mehr ein mathematiſcher Begrif, als etwas wirkliches phyſikaliſch vorhandenes ſey.
Wenn nun die ſchon erhaltene Bewegung des Koͤrpers in allen Stellen durch eine Centripetalkraft geaͤndert wird, d. i. wenn Centralbewegung entſtehet, ſo iſt an jeder Stelle des Weges ein groͤßerer oder geringerer Theil der Centripetalkraft dieſen ſogenannten Schwungkraͤften enegegengeſetzt. Man kan nemlich die Centripetalkraft f, deren Wirkung Taf. V. Fig. 78. durch die Linie rm vorgeſtellt werden mag, in zwo Kraͤfte zerlegen, deren eine (die Tangentialkraft) nach der Richtung qm, d. i. nach der Richtung der krummen Linie ſelbſt geht, alſo dieſe Richtung nicht aͤndert, ſondern blos auf die Geſchwindigkeit wirkt; die andere aber (die Normalkraft) nach der Richtung rq auf die Bahn ſenkrecht wirkt, und auf ihre Kruͤmmung verwendet wird. Dieſe letztere iſt den Schwungkraͤften um die Punkte, welche in der Normallinie oder in der Verlaͤngerung von rq liegen, gerade entgegengeſetzt. Sie wird alſo diejenige von dieſen Schwungkraͤften, welche ihr an Groͤße gleich iſt, gerade aufheben. Nun laͤſt ſich mit Huͤlfe der Lehre von Zerlegung der Kraͤfte bald uͤberſehen, daß die Normalkraft nach qr ſich zur Centripetalkraft nach rm, oder zu f, verhalte wie rq:rm, d. i. wie CT:CM=p:y, daß daher ihre Groͤße =(ſp/y) ſey.
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Schwungkraͤfte beylegen, je nachdem man ſeinen Schwung um verſchiedene in der Normallinie liegende Punkte betrachtet. So iſt an der Stelle A (Taf. V. Fig. 78.) des Koͤrpers Schwungkraft um C = (c/2g.AC), die um P = (c/2g.AP), u. ſ. f. Die Schwungkraͤfte um dieſe Punkte verhalten ſich gegen einander umgekehrt, wie der Punkte Entfernungen von A, die um C, z. B. zu der um P, wie AP:AC. Schon dieſe Mehrheit der an einerley Stelle gedenkbaren Schwungkraͤfte leitet auf den Verdacht, daß Schwungkraft mehr ein mathematiſcher Begrif, als etwas wirkliches phyſikaliſch vorhandenes ſey.
Wenn nun die ſchon erhaltene Bewegung des Koͤrpers in allen Stellen durch eine Centripetalkraft geaͤndert wird, d. i. wenn Centralbewegung entſtehet, ſo iſt an jeder Stelle des Weges ein groͤßerer oder geringerer Theil der Centripetalkraft dieſen ſogenannten Schwungkraͤften enegegengeſetzt. Man kan nemlich die Centripetalkraft f, deren Wirkung Taf. V. Fig. 78. durch die Linie rm vorgeſtellt werden mag, in zwo Kraͤfte zerlegen, deren eine (die Tangentialkraft) nach der Richtung qm, d. i. nach der Richtung der krummen Linie ſelbſt geht, alſo dieſe Richtung nicht aͤndert, ſondern blos auf die Geſchwindigkeit wirkt; die andere aber (die Normalkraft) nach der Richtung rq auf die Bahn ſenkrecht wirkt, und auf ihre Kruͤmmung verwendet wird. Dieſe letztere iſt den Schwungkraͤften um die Punkte, welche in der Normallinie oder in der Verlaͤngerung von rq liegen, gerade entgegengeſetzt. Sie wird alſo diejenige von dieſen Schwungkraͤften, welche ihr an Groͤße gleich iſt, gerade aufheben. Nun laͤſt ſich mit Huͤlfe der Lehre von Zerlegung der Kraͤfte bald uͤberſehen, daß die Normalkraft nach qr ſich zur Centripetalkraft nach rm, oder zu f, verhalte wie rq:rm, d. i. wie CT:CM=p:y, daß daher ihre Groͤße =(ſp/y) ſey.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/505>, abgerufen am 22.11.2024.
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