Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


an der Himmelskugel, welcher unter dem Horizonte in einem senkrechten Abstande von 18° mit dem Horizonte parallel gezogen wird, wie hr (Taf. V. Fig. 86.). Man nimmt nemlich an, daß die Morgendämmerung anfange und die Abenddämmerung aufhöre, wenn die Sonne 18° tief unter dem Horizonte steht, d. i. wenn sie diesen Kreis erreicht hat, s. Dämmerung.

Bey einigen Schriftstellern wird auch unter dem Namen Dämmerungskreis derjenige helle Kreis verstanden, der sich am Morgenhorizonte vor Sonnenaufgang, und am Abendhorizonte nach Sonnenuntergang, ganz oder zum Theil zeigt, dessen Glanz die Dämmerung verursacht, und die Sterne unsern Augen entzieht. Nach Lamberts Bestimmungen geht die Peripherie dieses Kreises durch das Zenith, wenn die Sonne 6° 23 1/2' tief unter dem Horizonte steht.

Dämpfe, Vapores elastici, Vapeurs elastiques.

Wenn flüßige Körper, auch selbst feste, einem sehr starken Grade von Hitze ausgesetzt werden, so werden ihre Theile auf einmal in einen viel größern Raum ausgedehnt, und erhalten dabey einen sehr hohen Grad von specifischer Elasticität. Es scheint sich ein Theil der Körper mit der Materie des Feuers zu verbinden, und gleichsam im Feuer aufgelöset zu werden. In diesem Zustande heißen die Theile der Körper Dämpfe oder elastische Dünste (vapeurs elastiques). Man könnte also die Dämpfe Auflösungen der Körper in der Materie des Feuers oder im Elementarfeuer nennen. Der Vorgang dieser Auflösung selbst heißt die Verdampfung.

Die elastischen Materien, welche aus den Körpern bey ihrer Bearbeitung durch die Hitze hervorgehen, sind von zweyerley Art. Einige nemlich bleiben auch, wenn sie wieder erkalten, noch immer elastisch; dies sind die sogenannten Luftgattungen, Gasarten, bleibend-elastische Flüßigkeiten (permanently elastics), s. Gas: andere werden in der Kälte, d. i. wenn sie das Feuer, mit dem sie nur schwach verbunden waren, wieder verläst, wieder


an der Himmelskugel, welcher unter dem Horizonte in einem ſenkrechten Abſtande von 18° mit dem Horizonte parallel gezogen wird, wie hr (Taf. V. Fig. 86.). Man nimmt nemlich an, daß die Morgendaͤmmerung anfange und die Abenddaͤmmerung aufhoͤre, wenn die Sonne 18° tief unter dem Horizonte ſteht, d. i. wenn ſie dieſen Kreis erreicht hat, ſ. Daͤmmerung.

Bey einigen Schriftſtellern wird auch unter dem Namen Daͤmmerungskreis derjenige helle Kreis verſtanden, der ſich am Morgenhorizonte vor Sonnenaufgang, und am Abendhorizonte nach Sonnenuntergang, ganz oder zum Theil zeigt, deſſen Glanz die Daͤmmerung verurſacht, und die Sterne unſern Augen entzieht. Nach Lamberts Beſtimmungen geht die Peripherie dieſes Kreiſes durch das Zenith, wenn die Sonne 6° 23 1/2′ tief unter dem Horizonte ſteht.

Daͤmpfe, Vapores elaſtici, Vapeurs élaſtiques.

Wenn fluͤßige Koͤrper, auch ſelbſt feſte, einem ſehr ſtarken Grade von Hitze ausgeſetzt werden, ſo werden ihre Theile auf einmal in einen viel groͤßern Raum ausgedehnt, und erhalten dabey einen ſehr hohen Grad von ſpecifiſcher Elaſticitaͤt. Es ſcheint ſich ein Theil der Koͤrper mit der Materie des Feuers zu verbinden, und gleichſam im Feuer aufgeloͤſet zu werden. In dieſem Zuſtande heißen die Theile der Koͤrper Daͤmpfe oder elaſtiſche Duͤnſte (vapeurs élaſtiques). Man koͤnnte alſo die Daͤmpfe Aufloͤſungen der Koͤrper in der Materie des Feuers oder im Elementarfeuer nennen. Der Vorgang dieſer Aufloͤſung ſelbſt heißt die Verdampfung.

Die elaſtiſchen Materien, welche aus den Koͤrpern bey ihrer Bearbeitung durch die Hitze hervorgehen, ſind von zweyerley Art. Einige nemlich bleiben auch, wenn ſie wieder erkalten, noch immer elaſtiſch; dies ſind die ſogenannten Luftgattungen, Gasarten, bleibend-elaſtiſche Fluͤßigkeiten (permanently elaſtics), ſ. Gas: andere werden in der Kaͤlte, d. i. wenn ſie das Feuer, mit dem ſie nur ſchwach verbunden waren, wieder verlaͤſt, wieder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0570" xml:id="P.1.556" n="556"/><lb/>
an der Himmelskugel, welcher unter dem Horizonte in einem &#x017F;enkrechten Ab&#x017F;tande von 18° mit dem Horizonte parallel gezogen wird, wie <hi rendition="#aq">hr</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">V.</hi> Fig. 86.). Man nimmt nemlich an, daß die Morgenda&#x0364;mmerung anfange und die Abendda&#x0364;mmerung aufho&#x0364;re, wenn die Sonne 18° tief unter dem Horizonte &#x017F;teht, d. i. wenn &#x017F;ie die&#x017F;en Kreis erreicht hat, <hi rendition="#b">&#x017F;. Da&#x0364;mmerung.</hi></p>
          <p>Bey einigen Schrift&#x017F;tellern wird auch unter dem Namen <hi rendition="#b">Da&#x0364;mmerungskreis</hi> derjenige helle Kreis ver&#x017F;tanden, der &#x017F;ich am Morgenhorizonte vor Sonnenaufgang, und am Abendhorizonte nach Sonnenuntergang, ganz oder zum Theil zeigt, de&#x017F;&#x017F;en Glanz die Da&#x0364;mmerung verur&#x017F;acht, und die Sterne un&#x017F;ern Augen entzieht. Nach <hi rendition="#b">Lamberts</hi> Be&#x017F;timmungen geht die Peripherie die&#x017F;es Krei&#x017F;es durch das Zenith, wenn die Sonne 6° 23 1/2&#x2032; tief unter dem Horizonte &#x017F;teht.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Da&#x0364;mpfe, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Vapores ela&#x017F;tici</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Vapeurs éla&#x017F;tiques</hi></foreign></name>.</head><lb/>
          <p>Wenn flu&#x0364;ßige Ko&#x0364;rper, auch &#x017F;elb&#x017F;t fe&#x017F;te, einem &#x017F;ehr &#x017F;tarken Grade von Hitze ausge&#x017F;etzt werden, &#x017F;o werden ihre Theile auf einmal in einen viel gro&#x0364;ßern Raum ausgedehnt, und erhalten dabey einen &#x017F;ehr hohen Grad von &#x017F;pecifi&#x017F;cher Ela&#x017F;ticita&#x0364;t. Es &#x017F;cheint &#x017F;ich ein Theil der Ko&#x0364;rper mit der Materie des Feuers zu verbinden, und gleich&#x017F;am im Feuer aufgelo&#x0364;&#x017F;et zu werden. In die&#x017F;em Zu&#x017F;tande heißen die Theile der Ko&#x0364;rper <hi rendition="#b">Da&#x0364;mpfe</hi> oder <hi rendition="#b">ela&#x017F;ti&#x017F;che Du&#x0364;n&#x017F;te</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">vapeurs éla&#x017F;tiques</hi>).</hi> Man ko&#x0364;nnte al&#x017F;o die Da&#x0364;mpfe Auflo&#x0364;&#x017F;ungen der Ko&#x0364;rper in der Materie des Feuers oder im Elementarfeuer nennen. Der Vorgang die&#x017F;er Auflo&#x0364;&#x017F;ung &#x017F;elb&#x017F;t heißt die <hi rendition="#b">Verdampfung.</hi></p>
          <p>Die ela&#x017F;ti&#x017F;chen Materien, welche aus den Ko&#x0364;rpern bey ihrer Bearbeitung durch die Hitze hervorgehen, &#x017F;ind von zweyerley Art. Einige nemlich bleiben auch, wenn &#x017F;ie wieder erkalten, noch immer ela&#x017F;ti&#x017F;ch; dies &#x017F;ind die &#x017F;ogenannten <hi rendition="#b">Luftgattungen, Gasarten, bleibend-ela&#x017F;ti&#x017F;che Flu&#x0364;ßigkeiten</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">permanently ela&#x017F;tics</hi>),</hi> <hi rendition="#b">&#x017F;. Gas:</hi> andere werden in der Ka&#x0364;lte, d. i. wenn &#x017F;ie das Feuer, mit dem &#x017F;ie nur &#x017F;chwach verbunden waren, wieder verla&#x0364;&#x017F;t, wieder<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[556/0570] an der Himmelskugel, welcher unter dem Horizonte in einem ſenkrechten Abſtande von 18° mit dem Horizonte parallel gezogen wird, wie hr (Taf. V. Fig. 86.). Man nimmt nemlich an, daß die Morgendaͤmmerung anfange und die Abenddaͤmmerung aufhoͤre, wenn die Sonne 18° tief unter dem Horizonte ſteht, d. i. wenn ſie dieſen Kreis erreicht hat, ſ. Daͤmmerung. Bey einigen Schriftſtellern wird auch unter dem Namen Daͤmmerungskreis derjenige helle Kreis verſtanden, der ſich am Morgenhorizonte vor Sonnenaufgang, und am Abendhorizonte nach Sonnenuntergang, ganz oder zum Theil zeigt, deſſen Glanz die Daͤmmerung verurſacht, und die Sterne unſern Augen entzieht. Nach Lamberts Beſtimmungen geht die Peripherie dieſes Kreiſes durch das Zenith, wenn die Sonne 6° 23 1/2′ tief unter dem Horizonte ſteht. Daͤmpfe, Vapores elaſtici, Vapeurs élaſtiques. Wenn fluͤßige Koͤrper, auch ſelbſt feſte, einem ſehr ſtarken Grade von Hitze ausgeſetzt werden, ſo werden ihre Theile auf einmal in einen viel groͤßern Raum ausgedehnt, und erhalten dabey einen ſehr hohen Grad von ſpecifiſcher Elaſticitaͤt. Es ſcheint ſich ein Theil der Koͤrper mit der Materie des Feuers zu verbinden, und gleichſam im Feuer aufgeloͤſet zu werden. In dieſem Zuſtande heißen die Theile der Koͤrper Daͤmpfe oder elaſtiſche Duͤnſte (vapeurs élaſtiques). Man koͤnnte alſo die Daͤmpfe Aufloͤſungen der Koͤrper in der Materie des Feuers oder im Elementarfeuer nennen. Der Vorgang dieſer Aufloͤſung ſelbſt heißt die Verdampfung. Die elaſtiſchen Materien, welche aus den Koͤrpern bey ihrer Bearbeitung durch die Hitze hervorgehen, ſind von zweyerley Art. Einige nemlich bleiben auch, wenn ſie wieder erkalten, noch immer elaſtiſch; dies ſind die ſogenannten Luftgattungen, Gasarten, bleibend-elaſtiſche Fluͤßigkeiten (permanently elaſtics), ſ. Gas: andere werden in der Kaͤlte, d. i. wenn ſie das Feuer, mit dem ſie nur ſchwach verbunden waren, wieder verlaͤſt, wieder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/570
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/570>, abgerufen am 29.06.2024.