Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Man hat daher lieber, als eine allgemeine Regel, annehmen wollen, daß man bey Destillationen nie einen höhern, als den unentbehrlich nöthigen. Grad der Hitze anwenden müsse, ohne sich an die daraus entstehende Langsamkeit zu kehren. Ueberhaupt ist die Zersetzung der Körper desto vollkommner, je langsamer die Destillation geschieht, besonders, wenn ihre chymischen Bestandtheile ziemlich gleiche Grade der Flüchtigkeit haben. Wenn man z. B. bey festen ölichten Materien die Säure und das Oel, woraus sie bestehen, von einander scheiden will, so werden sie, wenn die Destillation stark getrieben wird, zugleich und mit einander verbunden übergehen. Auch vermeidet man bey dieser Langsamkeit der Destillation leichter das Zerspringen der Gefäße, welchem die gläsernen und irdenen oft ausgesetzt sind, wenn sie zu schnell und stark erhitzt werden, und die Dämpfe zu geschwind und häufig aufsteigen. Vorzüglich verursachen die aufsteigenden Luftgattungen, und die Dämpfe welche sich schwer verdichten, das Zerspringen der Gefäße, daher man gewöhnlich in den Vorlagen, oder Gefäßen, in welchen das Uebergetriebne aufgesammlet wird, ein kleines Loch anbringt, welches im Nothfalle geöfnet werden kan, um dem allzuhäufigen eingeschloßnen Dampfe einen Ausgang zu verschaffen. Macquer chym. Wörterbuch, Art. Destillation, Brennzeng, Retorte. Diamant, Demant, Adamas, Diamant. Der härteste, schönste und durchsichtigste unter allen Edelsteinen, der, wenn er ohne Fehler ist, dem reinsten Krystalle gleicht, und dem die härteste Feile nichts abgewinnen kan. Die am meisten geschätzten Diamanten kommen aus den Königreichen Visapur und Golconda in Ostindien. Auch findet man sie sehr häufig in Brasilien und an andern Orten. Sie sind von Natur krystallisirt, und die gewöhnlichste Gestalt dieser Krystallisation ist ein Octaeder, aber vielen Unregelmäßigkeiten unterworfen. Roh sind sie mit einer Rinde überzogen, deren Aeußeres nach Rome-Delisle erdigt und zerreiblich ist, das Innere aber die Farbe Man hat daher lieber, als eine allgemeine Regel, annehmen wollen, daß man bey Deſtillationen nie einen hoͤhern, als den unentbehrlich noͤthigen. Grad der Hitze anwenden muͤſſe, ohne ſich an die daraus entſtehende Langſamkeit zu kehren. Ueberhaupt iſt die Zerſetzung der Koͤrper deſto vollkommner, je langſamer die Deſtillation geſchieht, beſonders, wenn ihre chymiſchen Beſtandtheile ziemlich gleiche Grade der Fluͤchtigkeit haben. Wenn man z. B. bey feſten oͤlichten Materien die Saͤure und das Oel, woraus ſie beſtehen, von einander ſcheiden will, ſo werden ſie, wenn die Deſtillation ſtark getrieben wird, zugleich und mit einander verbunden uͤbergehen. Auch vermeidet man bey dieſer Langſamkeit der Deſtillation leichter das Zerſpringen der Gefaͤße, welchem die glaͤſernen und irdenen oft ausgeſetzt ſind, wenn ſie zu ſchnell und ſtark erhitzt werden, und die Daͤmpfe zu geſchwind und haͤufig aufſteigen. Vorzuͤglich verurſachen die aufſteigenden Luftgattungen, und die Daͤmpfe welche ſich ſchwer verdichten, das Zerſpringen der Gefaͤße, daher man gewoͤhnlich in den Vorlagen, oder Gefaͤßen, in welchen das Uebergetriebne aufgeſammlet wird, ein kleines Loch anbringt, welches im Nothfalle geoͤfnet werden kan, um dem allzuhaͤufigen eingeſchloßnen Dampfe einen Ausgang zu verſchaffen. Macquer chym. Woͤrterbuch, Art. Deſtillation, Brennzeng, Retorte. Diamant, Demant, Adamas, Diamant. Der haͤrteſte, ſchoͤnſte und durchſichtigſte unter allen Edelſteinen, der, wenn er ohne Fehler iſt, dem reinſten Kryſtalle gleicht, und dem die haͤrteſte Feile nichts abgewinnen kan. Die am meiſten geſchaͤtzten Diamanten kommen aus den Koͤnigreichen Viſapur und Golconda in Oſtindien. Auch findet man ſie ſehr haͤufig in Braſilien und an andern Orten. Sie ſind von Natur kryſtalliſirt, und die gewoͤhnlichſte Geſtalt dieſer Kryſtalliſation iſt ein Octaeder, aber vielen Unregelmaͤßigkeiten unterworfen. Roh ſind ſie mit einer Rinde uͤberzogen, deren Aeußeres nach Rome-Delisle erdigt und zerreiblich iſt, das Innere aber die Farbe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0589" xml:id="P.1.575" n="575"/><lb/> </p> <p>Man hat daher lieber, als eine allgemeine Regel, annehmen wollen, daß man bey Deſtillationen nie einen hoͤhern, als den unentbehrlich noͤthigen. Grad der Hitze anwenden muͤſſe, ohne ſich an die daraus entſtehende Langſamkeit zu kehren. Ueberhaupt iſt die Zerſetzung der Koͤrper deſto vollkommner, je langſamer die Deſtillation geſchieht, beſonders, wenn ihre chymiſchen Beſtandtheile ziemlich gleiche Grade der Fluͤchtigkeit haben. Wenn man z. B. bey feſten oͤlichten Materien die Saͤure und das Oel, woraus ſie beſtehen, von einander ſcheiden will, ſo werden ſie, wenn die Deſtillation ſtark getrieben wird, zugleich und mit einander verbunden uͤbergehen. Auch vermeidet man bey dieſer Langſamkeit der Deſtillation leichter das Zerſpringen der Gefaͤße, welchem die glaͤſernen und irdenen oft ausgeſetzt ſind, wenn ſie zu ſchnell und ſtark erhitzt werden, und die Daͤmpfe zu geſchwind und haͤufig aufſteigen. Vorzuͤglich verurſachen die aufſteigenden Luftgattungen, und die Daͤmpfe welche ſich ſchwer verdichten, das Zerſpringen der Gefaͤße, daher man gewoͤhnlich in den Vorlagen, oder Gefaͤßen, in welchen das Uebergetriebne aufgeſammlet wird, ein kleines Loch anbringt, welches im Nothfalle geoͤfnet werden kan, um dem allzuhaͤufigen eingeſchloßnen Dampfe einen Ausgang zu verſchaffen.</p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> chym. 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Man hat daher lieber, als eine allgemeine Regel, annehmen wollen, daß man bey Deſtillationen nie einen hoͤhern, als den unentbehrlich noͤthigen. Grad der Hitze anwenden muͤſſe, ohne ſich an die daraus entſtehende Langſamkeit zu kehren. Ueberhaupt iſt die Zerſetzung der Koͤrper deſto vollkommner, je langſamer die Deſtillation geſchieht, beſonders, wenn ihre chymiſchen Beſtandtheile ziemlich gleiche Grade der Fluͤchtigkeit haben. Wenn man z. B. bey feſten oͤlichten Materien die Saͤure und das Oel, woraus ſie beſtehen, von einander ſcheiden will, ſo werden ſie, wenn die Deſtillation ſtark getrieben wird, zugleich und mit einander verbunden uͤbergehen. Auch vermeidet man bey dieſer Langſamkeit der Deſtillation leichter das Zerſpringen der Gefaͤße, welchem die glaͤſernen und irdenen oft ausgeſetzt ſind, wenn ſie zu ſchnell und ſtark erhitzt werden, und die Daͤmpfe zu geſchwind und haͤufig aufſteigen. Vorzuͤglich verurſachen die aufſteigenden Luftgattungen, und die Daͤmpfe welche ſich ſchwer verdichten, das Zerſpringen der Gefaͤße, daher man gewoͤhnlich in den Vorlagen, oder Gefaͤßen, in welchen das Uebergetriebne aufgeſammlet wird, ein kleines Loch anbringt, welches im Nothfalle geoͤfnet werden kan, um dem allzuhaͤufigen eingeſchloßnen Dampfe einen Ausgang zu verſchaffen.
Macquer chym. Woͤrterbuch, Art. Deſtillation, Brennzeng, Retorte.
Diamant, Demant, Adamas, Diamant.
Der haͤrteſte, ſchoͤnſte und durchſichtigſte unter allen Edelſteinen, der, wenn er ohne Fehler iſt, dem reinſten Kryſtalle gleicht, und dem die haͤrteſte Feile nichts abgewinnen kan. Die am meiſten geſchaͤtzten Diamanten kommen aus den Koͤnigreichen Viſapur und Golconda in Oſtindien. Auch findet man ſie ſehr haͤufig in Braſilien und an andern Orten. Sie ſind von Natur kryſtalliſirt, und die gewoͤhnlichſte Geſtalt dieſer Kryſtalliſation iſt ein Octaeder, aber vielen Unregelmaͤßigkeiten unterworfen. Roh ſind ſie mit einer Rinde uͤberzogen, deren Aeußeres nach Rome-Delisle erdigt und zerreiblich iſt, das Innere aber die Farbe
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