Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Das Quecksilber, welches mit der Salpetersäure näher verwandt ist, als das Silber, schlägt dieses letztere aus derselben nieder; auch geschieht dieser Niederschlag in metallischer Gestalt, welches allen Metallen wiederfährt, so oft sie von den Säuren durch andere Metalle getrennt werden. Die besondere Stellung, welche die Theile des von der Salpetersäure geschiedenen Silbers auf der Oberfläche des Quecksilbers neben einander annehmen, rührt von der Anziehung oder Verwandtschaft der Theile von ähnlichen Substanzen her. Die ersten abgesonderten Silbertheile legen sich dieser Anziehung halber an die Oberfläche des Quecksilbers, und die folgenden hängen sich an die vorigen an. Wenn der Silberbaum glücken soll, so müssen die dazu gebrauchten Materien rein seyn, damit der Niederschlag durch keine andere Materie, als durch das Quecksilber, bewirkt werde; die Silberauflösung muß stark verdünnt seyn, weil der Niederschlag sonst zu schnell und in zu großer Menge geschehen, und nicht die regelmäßige Figur annehmen würde; endlich muß die Säure, ehe sie verdünnt wird, völlig mit Silber gesättiget seyn, weil sonst der Niederschlag nicht eher erfolgen wird, als bis sich der noch freye Theil der Säure ebenfalls gesättigt hat. Mehrere Arten, den Silberbaum zu verfertigen, findet man in den Schriften der Chymiker. Macquer chym. Wörterbuch, Art. Dianenbaum. Dicht, Densum, Dense. Dieses Wort drückt einen relativen Begrif aus. Man kan eigentlich nie von einem einzelnen blos an sich betrachteten Körper sagen, er sey dicht; man nennt aber von zween gegen einander gehaltenen Körpern einen derselben dichter, als den andern. Derjenige nemlich heißt der dichtere (densius), der in einem gewissen bestimmten körperlichen Raume oder Volumen (z. B. unter der Größe eines Cubikzolls) mehr Materie, als der andere, enthält: der, welcher in eben diesem Raume weniger Materie faßt, heißt der dünnere, lockrere (rarius). Da z. B. ein Cubikzoll Wasser mehr Das Queckſilber, welches mit der Salpeterſaͤure naͤher verwandt iſt, als das Silber, ſchlaͤgt dieſes letztere aus derſelben nieder; auch geſchieht dieſer Niederſchlag in metalliſcher Geſtalt, welches allen Metallen wiederfaͤhrt, ſo oft ſie von den Saͤuren durch andere Metalle getrennt werden. Die beſondere Stellung, welche die Theile des von der Salpeterſaͤure geſchiedenen Silbers auf der Oberflaͤche des Queckſilbers neben einander annehmen, ruͤhrt von der Anziehung oder Verwandtſchaft der Theile von aͤhnlichen Subſtanzen her. Die erſten abgeſonderten Silbertheile legen ſich dieſer Anziehung halber an die Oberflaͤche des Queckſilbers, und die folgenden haͤngen ſich an die vorigen an. Wenn der Silberbaum gluͤcken ſoll, ſo muͤſſen die dazu gebrauchten Materien rein ſeyn, damit der Niederſchlag durch keine andere Materie, als durch das Queckſilber, bewirkt werde; die Silberaufloͤſung muß ſtark verduͤnnt ſeyn, weil der Niederſchlag ſonſt zu ſchnell und in zu großer Menge geſchehen, und nicht die regelmaͤßige Figur annehmen wuͤrde; endlich muß die Saͤure, ehe ſie verduͤnnt wird, voͤllig mit Silber geſaͤttiget ſeyn, weil ſonſt der Niederſchlag nicht eher erfolgen wird, als bis ſich der noch freye Theil der Saͤure ebenfalls geſaͤttigt hat. Mehrere Arten, den Silberbaum zu verfertigen, findet man in den Schriften der Chymiker. Macquer chym. Woͤrterbuch, Art. Dianenbaum. Dicht, Denſum, Denſe. Dieſes Wort druͤckt einen relativen Begrif aus. Man kan eigentlich nie von einem einzelnen blos an ſich betrachteten Koͤrper ſagen, er ſey dicht; man nennt aber von zween gegen einander gehaltenen Koͤrpern einen derſelben dichter, als den andern. Derjenige nemlich heißt der dichtere (denſius), der in einem gewiſſen beſtimmten koͤrperlichen Raume oder Volumen (z. B. unter der Groͤße eines Cubikzolls) mehr Materie, als der andere, enthaͤlt: der, welcher in eben dieſem Raume weniger Materie faßt, heißt der duͤnnere, lockrere (rarius). Da z. B. ein Cubikzoll Waſſer mehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0593" xml:id="P.1.579" n="579"/><lb/> </p> <p>Das Queckſilber, welches mit der Salpeterſaͤure naͤher verwandt iſt, als das Silber, ſchlaͤgt dieſes letztere aus derſelben nieder; auch geſchieht dieſer Niederſchlag in metalliſcher Geſtalt, welches allen Metallen wiederfaͤhrt, ſo oft ſie von den Saͤuren durch andere Metalle getrennt werden. Die beſondere Stellung, welche die Theile des von der Salpeterſaͤure geſchiedenen Silbers auf der Oberflaͤche des Queckſilbers neben einander annehmen, ruͤhrt von der Anziehung oder Verwandtſchaft der Theile von aͤhnlichen Subſtanzen her. Die erſten abgeſonderten Silbertheile legen ſich dieſer Anziehung halber an die Oberflaͤche des Queckſilbers, und die folgenden haͤngen ſich an die vorigen an.</p> <p>Wenn der Silberbaum gluͤcken ſoll, ſo muͤſſen die dazu gebrauchten Materien rein ſeyn, damit der Niederſchlag durch keine andere Materie, als durch das Queckſilber, bewirkt werde; die Silberaufloͤſung muß ſtark verduͤnnt ſeyn, weil der Niederſchlag ſonſt zu ſchnell und in zu großer Menge geſchehen, und nicht die regelmaͤßige Figur annehmen wuͤrde; endlich muß die Saͤure, ehe ſie verduͤnnt wird, voͤllig mit Silber geſaͤttiget ſeyn, weil ſonſt der Niederſchlag nicht eher erfolgen wird, als bis ſich der noch freye Theil der Saͤure ebenfalls geſaͤttigt hat. Mehrere Arten, den Silberbaum zu verfertigen, findet man in den Schriften der Chymiker.</p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> chym. Woͤrterbuch, Art. <hi rendition="#b">Dianenbaum.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>Dicht, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Denſum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Denſe</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſes Wort druͤckt einen relativen Begrif aus. Man kan eigentlich nie von einem einzelnen blos an ſich betrachteten Koͤrper ſagen, er ſey <hi rendition="#b">dicht;</hi> man nennt aber von zween gegen einander gehaltenen Koͤrpern einen derſelben <hi rendition="#b">dichter,</hi> als den andern. Derjenige nemlich heißt der <hi rendition="#b">dichtere</hi> <hi rendition="#aq">(denſius),</hi> der in einem gewiſſen beſtimmten koͤrperlichen Raume oder Volumen (z. B. unter der Groͤße eines Cubikzolls) mehr Materie, als der andere, enthaͤlt: der, welcher in eben dieſem Raume <hi rendition="#b">weniger</hi> Materie faßt, heißt der <hi rendition="#b">duͤnnere, lockrere</hi> <hi rendition="#aq">(rarius).</hi> Da z. B. ein Cubikzoll Waſſer mehr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [579/0593]
Das Queckſilber, welches mit der Salpeterſaͤure naͤher verwandt iſt, als das Silber, ſchlaͤgt dieſes letztere aus derſelben nieder; auch geſchieht dieſer Niederſchlag in metalliſcher Geſtalt, welches allen Metallen wiederfaͤhrt, ſo oft ſie von den Saͤuren durch andere Metalle getrennt werden. Die beſondere Stellung, welche die Theile des von der Salpeterſaͤure geſchiedenen Silbers auf der Oberflaͤche des Queckſilbers neben einander annehmen, ruͤhrt von der Anziehung oder Verwandtſchaft der Theile von aͤhnlichen Subſtanzen her. Die erſten abgeſonderten Silbertheile legen ſich dieſer Anziehung halber an die Oberflaͤche des Queckſilbers, und die folgenden haͤngen ſich an die vorigen an.
Wenn der Silberbaum gluͤcken ſoll, ſo muͤſſen die dazu gebrauchten Materien rein ſeyn, damit der Niederſchlag durch keine andere Materie, als durch das Queckſilber, bewirkt werde; die Silberaufloͤſung muß ſtark verduͤnnt ſeyn, weil der Niederſchlag ſonſt zu ſchnell und in zu großer Menge geſchehen, und nicht die regelmaͤßige Figur annehmen wuͤrde; endlich muß die Saͤure, ehe ſie verduͤnnt wird, voͤllig mit Silber geſaͤttiget ſeyn, weil ſonſt der Niederſchlag nicht eher erfolgen wird, als bis ſich der noch freye Theil der Saͤure ebenfalls geſaͤttigt hat. Mehrere Arten, den Silberbaum zu verfertigen, findet man in den Schriften der Chymiker.
Macquer chym. Woͤrterbuch, Art. Dianenbaum.
Dicht, Denſum, Denſe.
Dieſes Wort druͤckt einen relativen Begrif aus. Man kan eigentlich nie von einem einzelnen blos an ſich betrachteten Koͤrper ſagen, er ſey dicht; man nennt aber von zween gegen einander gehaltenen Koͤrpern einen derſelben dichter, als den andern. Derjenige nemlich heißt der dichtere (denſius), der in einem gewiſſen beſtimmten koͤrperlichen Raume oder Volumen (z. B. unter der Groͤße eines Cubikzolls) mehr Materie, als der andere, enthaͤlt: der, welcher in eben dieſem Raume weniger Materie faßt, heißt der duͤnnere, lockrere (rarius). Da z. B. ein Cubikzoll Waſſer mehr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |