Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Daß die Luft durch die Vermischung mit Dünsten specifisch leichter werde, hat de Luc (Recherches sur les modif. de l' atmosph. To. II. §. 675. u. f.) durch einige Gründe zu erweisen gesucht, und zugleich geläugnet, daß man die Dünste für eine Auflösung des Wassers in der Luft anzunehmen habe. Er sieht dieselben vielmehr als eine Verbindung des Wassers mit dem Feuer an, welche blos ihrer specifischen Leichtigkeit halber in die Luft aufsteige. Das Feuer, sagt er, mag sich, auf welche Art es immer will, mit dem Wasser verbinden, es mag die Wassertheilchen wie Bläschen aufschwellen, oder sich an sie anhängen, sie trennen, und ihnen seine Bewegung mittheilen, oder es mag die Elasticität des Wassers, d. i. die zurückstoßende Kraft der Theilchen vermehren, so wird aus diesem allen leicht begreiflich, wie Mischungen von Wasser und Feuer leichter, als Luft, seyn können. Sein ganzes hierüber entworfenes System beruht nun auf folgenden vier Sätzen. 1. Das Feuer hat mehr Verwandtschaft mit dem Wasser, als mit der Luft. Dies zeigen viele Erscheinungen. Das Wasser löscht die Flamme darum aus, weil es sich mit dem Feuer verbindet, und mit demselben in Dämpfen davongeht. Es schützt auch die Körper vor dem Feuer, weil es dasselbe eher an sich nimmt, als es in die brennbaren Körper wirken läst. Die Luft hingegen vermehrt des Feuers Wirkung auf brennbare Materien, weil sie wenig Verwandtschaft mit dem Feuer hat, und es also auf diese Materien zusammentreibt und in ihnen eingeschlossen hält. Im luftleeren Raume zerstreut sich das Feuer bald, weil die Luft es nicht mehr zusammenhält. Daher nimmt auch die Wärme ab, je höher man in die Atmosphäre hinaufsteigt, d. i. je dünner und reiner die Luft wird. Die untere dichtere Luft widersteht der Zerstreuung des Feuers mehr, als die obere, und die in derselben befindlichen häufigen Dünste behalten das Feuer, des sie hervorgebracht hat, eine längere Zeit in sich. Vermuthlich
Daß die Luft durch die Vermiſchung mit Duͤnſten ſpecifiſch leichter werde, hat de Luc (Recherches ſur les modif. de l' atmoſph. To. II. §. 675. u. f.) durch einige Gruͤnde zu erweiſen geſucht, und zugleich gelaͤugnet, daß man die Duͤnſte fuͤr eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft anzunehmen habe. Er ſieht dieſelben vielmehr als eine Verbindung des Waſſers mit dem Feuer an, welche blos ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in die Luft aufſteige. Das Feuer, ſagt er, mag ſich, auf welche Art es immer will, mit dem Waſſer verbinden, es mag die Waſſertheilchen wie Blaͤschen aufſchwellen, oder ſich an ſie anhaͤngen, ſie trennen, und ihnen ſeine Bewegung mittheilen, oder es mag die Elaſticitaͤt des Waſſers, d. i. die zuruͤckſtoßende Kraft der Theilchen vermehren, ſo wird aus dieſem allen leicht begreiflich, wie Miſchungen von Waſſer und Feuer leichter, als Luft, ſeyn koͤnnen. Sein ganzes hieruͤber entworfenes Syſtem beruht nun auf folgenden vier Saͤtzen. 1. Das Feuer hat mehr Verwandtſchaft mit dem Waſſer, als mit der Luft. Dies zeigen viele Erſcheinungen. Das Waſſer loͤſcht die Flamme darum aus, weil es ſich mit dem Feuer verbindet, und mit demſelben in Daͤmpfen davongeht. Es ſchuͤtzt auch die Koͤrper vor dem Feuer, weil es daſſelbe eher an ſich nimmt, als es in die brennbaren Koͤrper wirken laͤſt. Die Luft hingegen vermehrt des Feuers Wirkung auf brennbare Materien, weil ſie wenig Verwandtſchaft mit dem Feuer hat, und es alſo auf dieſe Materien zuſammentreibt und in ihnen eingeſchloſſen haͤlt. Im luftleeren Raume zerſtreut ſich das Feuer bald, weil die Luft es nicht mehr zuſammenhaͤlt. Daher nimmt auch die Waͤrme ab, je hoͤher man in die Atmoſphaͤre hinaufſteigt, d. i. je duͤnner und reiner die Luft wird. Die untere dichtere Luft widerſteht der Zerſtreuung des Feuers mehr, als die obere, und die in derſelben befindlichen haͤufigen Duͤnſte behalten das Feuer, des ſie hervorgebracht hat, eine laͤngere Zeit in ſich. Vermuthlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0635" xml:id="P.1.621" n="621"/><lb/> die uͤber Silber gegoßne Salpeterſaͤure bis an ihre Oberflaͤche hinauf mit den Theilen des Silbers verbindet.</p> <p>Daß die Luft durch die Vermiſchung mit Duͤnſten <hi rendition="#b">ſpecifiſch leichter</hi> werde, hat <hi rendition="#b">de Luc</hi> (<hi rendition="#aq">Recherches ſur les modif. de l' atmoſph. To. II. §. 675.</hi> u. f.) durch einige Gruͤnde zu erweiſen geſucht, und zugleich gelaͤugnet, daß man die Duͤnſte fuͤr eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft anzunehmen habe. Er ſieht dieſelben vielmehr als eine Verbindung des Waſſers mit dem Feuer an, welche blos ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in die Luft aufſteige. Das Feuer, ſagt er, mag ſich, auf welche Art es immer will, mit dem Waſſer verbinden, es mag die Waſſertheilchen wie <hi rendition="#b">Blaͤschen</hi> aufſchwellen, oder ſich an ſie anhaͤngen, ſie trennen, und ihnen ſeine Bewegung mittheilen, oder es mag die Elaſticitaͤt des Waſſers, d. i. die zuruͤckſtoßende Kraft der Theilchen vermehren, ſo wird aus dieſem allen leicht begreiflich, wie Miſchungen von Waſſer und Feuer <hi rendition="#b">leichter,</hi> als Luft, ſeyn koͤnnen. Sein ganzes hieruͤber entworfenes Syſtem beruht nun auf folgenden vier Saͤtzen.</p> <p>1. <hi rendition="#b">Das Feuer hat mehr Verwandtſchaft mit dem Waſſer, als mit der Luft.</hi> Dies zeigen viele Erſcheinungen. Das Waſſer loͤſcht die Flamme darum aus, weil es ſich mit dem Feuer verbindet, und mit demſelben in Daͤmpfen davongeht. Es ſchuͤtzt auch die Koͤrper vor dem Feuer, weil es daſſelbe eher an ſich nimmt, als es in die brennbaren Koͤrper wirken laͤſt. Die Luft hingegen vermehrt des Feuers Wirkung auf brennbare Materien, weil ſie wenig Verwandtſchaft mit dem Feuer hat, und es alſo auf dieſe Materien zuſammentreibt und in ihnen eingeſchloſſen haͤlt. Im luftleeren Raume zerſtreut ſich das Feuer bald, weil die Luft es nicht mehr zuſammenhaͤlt. Daher nimmt auch die Waͤrme ab, je hoͤher man in die Atmoſphaͤre hinaufſteigt, d. i. je duͤnner und reiner die Luft wird. Die untere dichtere Luft widerſteht der Zerſtreuung des Feuers mehr, als die obere, und die in derſelben befindlichen haͤufigen Duͤnſte behalten das Feuer, des ſie hervorgebracht hat, eine laͤngere Zeit in ſich. Vermuthlich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [621/0635]
die uͤber Silber gegoßne Salpeterſaͤure bis an ihre Oberflaͤche hinauf mit den Theilen des Silbers verbindet.
Daß die Luft durch die Vermiſchung mit Duͤnſten ſpecifiſch leichter werde, hat de Luc (Recherches ſur les modif. de l' atmoſph. To. II. §. 675. u. f.) durch einige Gruͤnde zu erweiſen geſucht, und zugleich gelaͤugnet, daß man die Duͤnſte fuͤr eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft anzunehmen habe. Er ſieht dieſelben vielmehr als eine Verbindung des Waſſers mit dem Feuer an, welche blos ihrer ſpecifiſchen Leichtigkeit halber in die Luft aufſteige. Das Feuer, ſagt er, mag ſich, auf welche Art es immer will, mit dem Waſſer verbinden, es mag die Waſſertheilchen wie Blaͤschen aufſchwellen, oder ſich an ſie anhaͤngen, ſie trennen, und ihnen ſeine Bewegung mittheilen, oder es mag die Elaſticitaͤt des Waſſers, d. i. die zuruͤckſtoßende Kraft der Theilchen vermehren, ſo wird aus dieſem allen leicht begreiflich, wie Miſchungen von Waſſer und Feuer leichter, als Luft, ſeyn koͤnnen. Sein ganzes hieruͤber entworfenes Syſtem beruht nun auf folgenden vier Saͤtzen.
1. Das Feuer hat mehr Verwandtſchaft mit dem Waſſer, als mit der Luft. Dies zeigen viele Erſcheinungen. Das Waſſer loͤſcht die Flamme darum aus, weil es ſich mit dem Feuer verbindet, und mit demſelben in Daͤmpfen davongeht. Es ſchuͤtzt auch die Koͤrper vor dem Feuer, weil es daſſelbe eher an ſich nimmt, als es in die brennbaren Koͤrper wirken laͤſt. Die Luft hingegen vermehrt des Feuers Wirkung auf brennbare Materien, weil ſie wenig Verwandtſchaft mit dem Feuer hat, und es alſo auf dieſe Materien zuſammentreibt und in ihnen eingeſchloſſen haͤlt. Im luftleeren Raume zerſtreut ſich das Feuer bald, weil die Luft es nicht mehr zuſammenhaͤlt. Daher nimmt auch die Waͤrme ab, je hoͤher man in die Atmoſphaͤre hinaufſteigt, d. i. je duͤnner und reiner die Luft wird. Die untere dichtere Luft widerſteht der Zerſtreuung des Feuers mehr, als die obere, und die in derſelben befindlichen haͤufigen Duͤnſte behalten das Feuer, des ſie hervorgebracht hat, eine laͤngere Zeit in ſich. Vermuthlich
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