Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Man hat den Vertheidigern des Newtonischen Systems den Einwurf gemacht, die Anziehung des Mondes müsse, wenn sie die Ursache der Ebbe und Fluth wäre, in den kleinen Meeren eben sowohl statt finden, als in den großen, da doch die Erfahrung lehret, daß sie im caspischen Meere kaum merklich, im mittelländischen und baltischen sehr schwach ist. Es läst sich aber erweisen, daß in einem eingeschlossenen Meere die völlige Ebbe und Fluth zu der im ofnen Meere erfolgenden sich verhalte, wie die Länge des eingeschlossenen Meeres von Morgen nach Abend zum Halbmesser der Erde, daß sie überdies auch noch mehr abnehme, wenn die Polhöhe zunimmt. Auch muß in einem enge begrenzten Meere das Wasser, wenn es sich gegen ein Ufer erhebt, sich am entgegengesetzten Ufer vertiefen. Besondere Einschränkungen, welche das allgemeine Gesetz der Ebbe und Fluth an einzelnen Orten leidet, erklären sich mehrentheils aus der Lage der Meere und der Ufer. Dahin gehört, was Newton (prop. 24.) von dem Seehafen Batsham in Tunquin sagt, wohin die Fluth durch zwo Meerengen, durch eine früher, als durch die andere, dringt, und dadurch binnen 24 Stunden nur einmal Fluth und einmal Ebbe veranlasset. Brisson Dict. raisonne de physique, art. Flux et Reflux. de la Lande astronomisches Handbuch, Leipzig 1775. gr. 8. §. 1074 u. f. Eccentricität, Eccentricitas, Eccentricite. Die Entfernung des Mittelpunkts einer elliptischen Planetenbahn vom Brennpunkte; die Linie CS (Taf. I. Fig. 17.), wo C der Mittelpunkt der Ellipse AEPDM, S der Brennpunkt derselben ist. Die Alten ließen die Planeten in Kreisen um die Erde laufen, doch setzten sie die Erde außer dem Mittelpunkt derselben, und so war bey ihnen die Eccentricität der Bahn diejenige Linie, um welche die Erde vom Mittelpunkte der Bahn abstand. Copernikus wies der Sonne
Man hat den Vertheidigern des Newtoniſchen Syſtems den Einwurf gemacht, die Anziehung des Mondes muͤſſe, wenn ſie die Urſache der Ebbe und Fluth waͤre, in den kleinen Meeren eben ſowohl ſtatt finden, als in den großen, da doch die Erfahrung lehret, daß ſie im caſpiſchen Meere kaum merklich, im mittellaͤndiſchen und baltiſchen ſehr ſchwach iſt. Es laͤſt ſich aber erweiſen, daß in einem eingeſchloſſenen Meere die voͤllige Ebbe und Fluth zu der im ofnen Meere erfolgenden ſich verhalte, wie die Laͤnge des eingeſchloſſenen Meeres von Morgen nach Abend zum Halbmeſſer der Erde, daß ſie uͤberdies auch noch mehr abnehme, wenn die Polhoͤhe zunimmt. Auch muß in einem enge begrenzten Meere das Waſſer, wenn es ſich gegen ein Ufer erhebt, ſich am entgegengeſetzten Ufer vertiefen. Beſondere Einſchraͤnkungen, welche das allgemeine Geſetz der Ebbe und Fluth an einzelnen Orten leidet, erklaͤren ſich mehrentheils aus der Lage der Meere und der Ufer. Dahin gehoͤrt, was Newton (prop. 24.) von dem Seehafen Batsham in Tunquin ſagt, wohin die Fluth durch zwo Meerengen, durch eine fruͤher, als durch die andere, dringt, und dadurch binnen 24 Stunden nur einmal Fluth und einmal Ebbe veranlaſſet. Briſſon Dict. raiſonné de phyſique, art. Flux et Reflux. de la Lande aſtronomiſches Handbuch, Leipzig 1775. gr. 8. §. 1074 u. f. Eccentricitaͤt, Eccentricitas, Eccentricité. Die Entfernung des Mittelpunkts einer elliptiſchen Planetenbahn vom Brennpunkte; die Linie CS (Taf. I. Fig. 17.), wo C der Mittelpunkt der Ellipſe AEPDM, S der Brennpunkt derſelben iſt. Die Alten ließen die Planeten in Kreiſen um die Erde laufen, doch ſetzten ſie die Erde außer dem Mittelpunkt derſelben, und ſo war bey ihnen die Eccentricitaͤt der Bahn diejenige Linie, um welche die Erde vom Mittelpunkte der Bahn abſtand. Copernikus wies der Sonne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0674" xml:id="P.1.660" n="660"/><lb/> die Nachtgleichen ohngefaͤhr gleich ſind, und daher ihre voͤllige Wirkung merklich wird.</p> <p>Man hat den Vertheidigern des Newtoniſchen Syſtems den Einwurf gemacht, die Anziehung des Mondes muͤſſe, wenn ſie die Urſache der Ebbe und Fluth waͤre, in den kleinen Meeren eben ſowohl ſtatt finden, als in den großen, da doch die Erfahrung lehret, daß ſie im caſpiſchen Meere kaum merklich, im mittellaͤndiſchen und baltiſchen ſehr ſchwach iſt. Es laͤſt ſich aber erweiſen, daß in einem eingeſchloſſenen Meere die voͤllige Ebbe und Fluth zu der im ofnen Meere erfolgenden ſich verhalte, wie die Laͤnge des eingeſchloſſenen Meeres von Morgen nach Abend zum Halbmeſſer der Erde, daß ſie uͤberdies auch noch mehr abnehme, wenn die Polhoͤhe zunimmt. Auch muß in einem enge begrenzten Meere das Waſſer, wenn es ſich gegen ein Ufer erhebt, ſich am entgegengeſetzten Ufer vertiefen.</p> <p>Beſondere Einſchraͤnkungen, welche das allgemeine Geſetz der Ebbe und Fluth an einzelnen Orten leidet, erklaͤren ſich mehrentheils aus der Lage der Meere und der Ufer. Dahin gehoͤrt, was <hi rendition="#b">Newton</hi> <hi rendition="#aq">(prop. 24.)</hi> von dem Seehafen <hi rendition="#b">Batsham</hi> in Tunquin ſagt, wohin die Fluth durch zwo Meerengen, durch eine fruͤher, als durch die andere, dringt, und dadurch binnen 24 Stunden nur einmal Fluth und einmal Ebbe veranlaſſet.</p> <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Briſſon</hi> Dict. raiſonné de phyſique, art. <hi rendition="#i">Flux et Reflux.</hi></hi> </p> <p><hi rendition="#b">de la Lande</hi> aſtronomiſches Handbuch, Leipzig 1775. gr. 8. §. 1074 u. f.</p> </div> <div n="2"> <head>Eccentricitaͤt, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Eccentricitas</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Eccentricité</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Die Entfernung des Mittelpunkts einer elliptiſchen Planetenbahn vom Brennpunkte; die Linie <hi rendition="#aq">CS</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">I.</hi> Fig. 17.), wo <hi rendition="#aq">C</hi> der Mittelpunkt der Ellipſe <hi rendition="#aq">AEPDM, S</hi> der Brennpunkt derſelben iſt.</p> <p>Die Alten ließen die Planeten in Kreiſen um die Erde laufen, doch ſetzten ſie die Erde außer dem Mittelpunkt derſelben, und ſo war bey ihnen die <hi rendition="#b">Eccentricitaͤt der Bahn</hi> diejenige Linie, um welche die Erde vom Mittelpunkte der Bahn abſtand. <hi rendition="#b">Copernikus</hi> wies der Sonne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [660/0674]
die Nachtgleichen ohngefaͤhr gleich ſind, und daher ihre voͤllige Wirkung merklich wird.
Man hat den Vertheidigern des Newtoniſchen Syſtems den Einwurf gemacht, die Anziehung des Mondes muͤſſe, wenn ſie die Urſache der Ebbe und Fluth waͤre, in den kleinen Meeren eben ſowohl ſtatt finden, als in den großen, da doch die Erfahrung lehret, daß ſie im caſpiſchen Meere kaum merklich, im mittellaͤndiſchen und baltiſchen ſehr ſchwach iſt. Es laͤſt ſich aber erweiſen, daß in einem eingeſchloſſenen Meere die voͤllige Ebbe und Fluth zu der im ofnen Meere erfolgenden ſich verhalte, wie die Laͤnge des eingeſchloſſenen Meeres von Morgen nach Abend zum Halbmeſſer der Erde, daß ſie uͤberdies auch noch mehr abnehme, wenn die Polhoͤhe zunimmt. Auch muß in einem enge begrenzten Meere das Waſſer, wenn es ſich gegen ein Ufer erhebt, ſich am entgegengeſetzten Ufer vertiefen.
Beſondere Einſchraͤnkungen, welche das allgemeine Geſetz der Ebbe und Fluth an einzelnen Orten leidet, erklaͤren ſich mehrentheils aus der Lage der Meere und der Ufer. Dahin gehoͤrt, was Newton (prop. 24.) von dem Seehafen Batsham in Tunquin ſagt, wohin die Fluth durch zwo Meerengen, durch eine fruͤher, als durch die andere, dringt, und dadurch binnen 24 Stunden nur einmal Fluth und einmal Ebbe veranlaſſet.
Briſſon Dict. raiſonné de phyſique, art. Flux et Reflux.
de la Lande aſtronomiſches Handbuch, Leipzig 1775. gr. 8. §. 1074 u. f.
Eccentricitaͤt, Eccentricitas, Eccentricité.
Die Entfernung des Mittelpunkts einer elliptiſchen Planetenbahn vom Brennpunkte; die Linie CS (Taf. I. Fig. 17.), wo C der Mittelpunkt der Ellipſe AEPDM, S der Brennpunkt derſelben iſt.
Die Alten ließen die Planeten in Kreiſen um die Erde laufen, doch ſetzten ſie die Erde außer dem Mittelpunkt derſelben, und ſo war bey ihnen die Eccentricitaͤt der Bahn diejenige Linie, um welche die Erde vom Mittelpunkte der Bahn abſtand. Copernikus wies der Sonne
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |