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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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gehören, welche mehrere divergirende Linien des Schalles wieder zusammenlenkt, und an dem Orte, wo das Echo hörbar seyn soll, vereiniget, oder sie wenigstens parallel aussendet, ohne den Schall weiter zu schwächen, so wie die Hohlspiegel divergirende Lichtstralen in ihrem Brennraume vereinigen, oder bisweilen parallel aussenden. Ferner ist eine gewisse Entfernung des zurückwerfenden Gegenstandes nothwendig, damit das Echo erst eine Zeitlang nach dem Schalle selbst zum Ohre gelange, und von jenem abgesondert empfunden werden könne.

Da der Schall den Versuchen zufolge in einer Secunde 1080 pariser oder 1240 leipziger Fuß zurücklegt, so würde ein Beobachter, welcher 620 leipziger Fuß oder 310 Ellen von dem zurückwerfenden Gegenstande entfernt und in der Nähe des schallenden Körpers stünde, das Echo eine Secunde später, als den Schall, hören. Ein solches Echo wird also von einer aus mehreren Worten bestehenden Rede so viel Worte oder Sylben wiederholen, als nach geendigter Rede in Zeit von einer Secunde gehört werden können. Dies heißt ein vielsylbiges Echo (polysyllabum). Ist der Zuhörer so gestellt, daß der Schall, um zu dem zurückwerfenden Gegenstande und von da bis zum Ohre zu gelangen, 155 Ellen weiter gehen muß, als er unmittelbar vom schallenden Körper bis zum Zuhörer zu gehen hat, so verfließt zwischen dem Hören des Schalles und des Echo nur 1/4 Secunde Zeit. Ist dieser Zeitraum noch kürzer, so kan binnen demselben nur eine Sylbe gehört werden, und das Echo wiederholt nur einzelne Sylben, ist ein einsylbiges Echo (monosyllabum).

Auch das geübteste Ohr kan in einer Secunde nicht mehr als neun auf einander folgende Töne oder Laute deutlich unterscheiden. Man kan sich hievon versichern, wenn ein Tonkünstler im schnellsten Tempo die Violine spielt. Die Töne fließen in einander, und werden nicht mehr deutlich unterschieden, wenn deren mehr als neun auf den Zeitraum einer Secunde kommen. Daher wird zum einsylbigen Echo aufs wenigste ein Zeitintervall von 1/9 Secunde, oder ein Ueberschuß von 69 Ellen erfordert, um welchen


gehoͤren, welche mehrere divergirende Linien des Schalles wieder zuſammenlenkt, und an dem Orte, wo das Echo hoͤrbar ſeyn ſoll, vereiniget, oder ſie wenigſtens parallel ausſendet, ohne den Schall weiter zu ſchwaͤchen, ſo wie die Hohlſpiegel divergirende Lichtſtralen in ihrem Brennraume vereinigen, oder bisweilen parallel ausſenden. Ferner iſt eine gewiſſe Entfernung des zuruͤckwerfenden Gegenſtandes nothwendig, damit das Echo erſt eine Zeitlang nach dem Schalle ſelbſt zum Ohre gelange, und von jenem abgeſondert empfunden werden koͤnne.

Da der Schall den Verſuchen zufolge in einer Secunde 1080 pariſer oder 1240 leipziger Fuß zuruͤcklegt, ſo wuͤrde ein Beobachter, welcher 620 leipziger Fuß oder 310 Ellen von dem zuruͤckwerfenden Gegenſtande entfernt und in der Naͤhe des ſchallenden Koͤrpers ſtuͤnde, das Echo eine Secunde ſpaͤter, als den Schall, hoͤren. Ein ſolches Echo wird alſo von einer aus mehreren Worten beſtehenden Rede ſo viel Worte oder Sylben wiederholen, als nach geendigter Rede in Zeit von einer Secunde gehoͤrt werden koͤnnen. Dies heißt ein vielſylbiges Echo (polyſyllabum). Iſt der Zuhoͤrer ſo geſtellt, daß der Schall, um zu dem zuruͤckwerfenden Gegenſtande und von da bis zum Ohre zu gelangen, 155 Ellen weiter gehen muß, als er unmittelbar vom ſchallenden Koͤrper bis zum Zuhoͤrer zu gehen hat, ſo verfließt zwiſchen dem Hoͤren des Schalles und des Echo nur 1/4 Secunde Zeit. Iſt dieſer Zeitraum noch kuͤrzer, ſo kan binnen demſelben nur eine Sylbe gehoͤrt werden, und das Echo wiederholt nur einzelne Sylben, iſt ein einſylbiges Echo (monoſyllabum).

Auch das geuͤbteſte Ohr kan in einer Secunde nicht mehr als neun auf einander folgende Toͤne oder Laute deutlich unterſcheiden. Man kan ſich hievon verſichern, wenn ein Tonkuͤnſtler im ſchnellſten Tempo die Violine ſpielt. Die Toͤne fließen in einander, und werden nicht mehr deutlich unterſchieden, wenn deren mehr als neun auf den Zeitraum einer Secunde kommen. Daher wird zum einſylbigen Echo aufs wenigſte ein Zeitintervall von 1/9 Secunde, oder ein Ueberſchuß von 69 Ellen erfordert, um welchen

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[663/0677] gehoͤren, welche mehrere divergirende Linien des Schalles wieder zuſammenlenkt, und an dem Orte, wo das Echo hoͤrbar ſeyn ſoll, vereiniget, oder ſie wenigſtens parallel ausſendet, ohne den Schall weiter zu ſchwaͤchen, ſo wie die Hohlſpiegel divergirende Lichtſtralen in ihrem Brennraume vereinigen, oder bisweilen parallel ausſenden. Ferner iſt eine gewiſſe Entfernung des zuruͤckwerfenden Gegenſtandes nothwendig, damit das Echo erſt eine Zeitlang nach dem Schalle ſelbſt zum Ohre gelange, und von jenem abgeſondert empfunden werden koͤnne. Da der Schall den Verſuchen zufolge in einer Secunde 1080 pariſer oder 1240 leipziger Fuß zuruͤcklegt, ſo wuͤrde ein Beobachter, welcher 620 leipziger Fuß oder 310 Ellen von dem zuruͤckwerfenden Gegenſtande entfernt und in der Naͤhe des ſchallenden Koͤrpers ſtuͤnde, das Echo eine Secunde ſpaͤter, als den Schall, hoͤren. Ein ſolches Echo wird alſo von einer aus mehreren Worten beſtehenden Rede ſo viel Worte oder Sylben wiederholen, als nach geendigter Rede in Zeit von einer Secunde gehoͤrt werden koͤnnen. Dies heißt ein vielſylbiges Echo (polyſyllabum). Iſt der Zuhoͤrer ſo geſtellt, daß der Schall, um zu dem zuruͤckwerfenden Gegenſtande und von da bis zum Ohre zu gelangen, 155 Ellen weiter gehen muß, als er unmittelbar vom ſchallenden Koͤrper bis zum Zuhoͤrer zu gehen hat, ſo verfließt zwiſchen dem Hoͤren des Schalles und des Echo nur 1/4 Secunde Zeit. Iſt dieſer Zeitraum noch kuͤrzer, ſo kan binnen demſelben nur eine Sylbe gehoͤrt werden, und das Echo wiederholt nur einzelne Sylben, iſt ein einſylbiges Echo (monoſyllabum). Auch das geuͤbteſte Ohr kan in einer Secunde nicht mehr als neun auf einander folgende Toͤne oder Laute deutlich unterſcheiden. Man kan ſich hievon verſichern, wenn ein Tonkuͤnſtler im ſchnellſten Tempo die Violine ſpielt. Die Toͤne fließen in einander, und werden nicht mehr deutlich unterſchieden, wenn deren mehr als neun auf den Zeitraum einer Secunde kommen. Daher wird zum einſylbigen Echo aufs wenigſte ein Zeitintervall von 1/9 Secunde, oder ein Ueberſchuß von 69 Ellen erfordert, um welchen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/677>, abgerufen am 22.11.2024.