Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Diese Luftblasen und Risse, welche unter so sehr verschiedner Größe im Eise, besonders im plötzlich gefrornen, zurückbleiben, benehmen der ganzen Masse ihre Durchsichtigkeit, obgleich dünne Stückchen Eis mehrentheils durchsichtig sind. Auch ist ein langsam entstandenes Eis an der Oberfläche bis auf einige Linien Tiefe fast immer durchsichtig, und verliert diese Eigenschaft erst an den Stellen, wo sich die Luftblasen mehr häufen. Man erhält nach Mairan u. a. ein gleichförmigeres und durchsichtigeres Eis, wenn man das Wasser vor dem Gefrieren von der darinn befindlichen Luft reiniget, welches entweder durch Kochen, oder mit der Luftpumpe geschehen kan, ob man gleich bey aller Sorgfalt nie im Stande ist, ein Eis ohne alle Blasen hervorzubringen. Hr. Lichtenberg hingegen (Anm. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. §. 426.) führt an, er habe am 30 Dec. 1783, bey einer großen Kälte, Wasser, das sowohl durch Kochen als Auspumpen von Luft so weit gereiniget worden, als ihm mit einem sehr guten Instrumente möglich gewesen, im Vacuo frieren lassen, dabey aber statt eines durchsichtigen Eises fast einen bloßen Schaum erhalten, ja es sey die ganze Masse durch eine große Blase von einer Seite des Gefäßes bis zur andern getheilt gewesen. Indem das Wasser dem Gefrieren nahe kömmt, besonders aber im Augenblicke des Gefrierens selbst und noch eine Zeitlang nach demselben, nimmt sein Volumen beträchtlich
Dieſe Luftblaſen und Riſſe, welche unter ſo ſehr verſchiedner Groͤße im Eiſe, beſonders im ploͤtzlich gefrornen, zuruͤckbleiben, benehmen der ganzen Maſſe ihre Durchſichtigkeit, obgleich duͤnne Stuͤckchen Eis mehrentheils durchſichtig ſind. Auch iſt ein langſam entſtandenes Eis an der Oberflaͤche bis auf einige Linien Tiefe faſt immer durchſichtig, und verliert dieſe Eigenſchaft erſt an den Stellen, wo ſich die Luftblaſen mehr haͤufen. Man erhaͤlt nach Mairan u. a. ein gleichfoͤrmigeres und durchſichtigeres Eis, wenn man das Waſſer vor dem Gefrieren von der darinn befindlichen Luft reiniget, welches entweder durch Kochen, oder mit der Luftpumpe geſchehen kan, ob man gleich bey aller Sorgfalt nie im Stande iſt, ein Eis ohne alle Blaſen hervorzubringen. Hr. Lichtenberg hingegen (Anm. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. §. 426.) fuͤhrt an, er habe am 30 Dec. 1783, bey einer großen Kaͤlte, Waſſer, das ſowohl durch Kochen als Auspumpen von Luft ſo weit gereiniget worden, als ihm mit einem ſehr guten Inſtrumente moͤglich geweſen, im Vacuo frieren laſſen, dabey aber ſtatt eines durchſichtigen Eiſes faſt einen bloßen Schaum erhalten, ja es ſey die ganze Maſſe durch eine große Blaſe von einer Seite des Gefaͤßes bis zur andern getheilt geweſen. Indem das Waſſer dem Gefrieren nahe koͤmmt, beſonders aber im Augenblicke des Gefrierens ſelbſt und noch eine Zeitlang nach demſelben, nimmt ſein Volumen betraͤchtlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0687" xml:id="P.1.673" n="673"/><lb/> der Oberflaͤche. Wenn das Waſſer langſam gefriert, ſo hat ein großer Theil dieſer Luftblaſen Zeit herauszugehen; bey einem ploͤtzlichen Froſte aber wird der Ausgang zu ſchnell verſperrt, und es bleiben die meiſten derſelben im Eiſe zuruͤck. Es entſtehen auch immer mehr Luftblaſen, je mehr das Gefrieren zunimmt; dieſe ſammlen ſich bisweilen, nach dem die obere Eisrinde ſchon gebildet iſt, ſprengen dieſe Rinde entzwey, und machen, daß das Eis Riſſe nach mancherley Richtungen bekoͤmmt. Eben dieſer Druck der eingeſchloßnen elaſtiſchen Luft macht gewoͤhnlich die Oberflaͤche des Eiſes in der Mitte erhabner, als am Rande, wenn es nicht aufgeſprungen iſt.</p> <p>Dieſe Luftblaſen und Riſſe, welche unter ſo ſehr verſchiedner Groͤße im Eiſe, beſonders im ploͤtzlich gefrornen, zuruͤckbleiben, benehmen der ganzen Maſſe ihre Durchſichtigkeit, obgleich duͤnne Stuͤckchen Eis mehrentheils durchſichtig ſind. Auch iſt ein langſam entſtandenes Eis an der Oberflaͤche bis auf einige Linien Tiefe faſt immer durchſichtig, und verliert dieſe Eigenſchaft erſt an den Stellen, wo ſich die Luftblaſen mehr haͤufen. Man erhaͤlt nach <hi rendition="#b">Mairan</hi> u. a. ein gleichfoͤrmigeres und durchſichtigeres Eis, wenn man das Waſſer vor dem Gefrieren von der darinn befindlichen Luft reiniget, welches entweder durch Kochen, oder mit der Luftpumpe geſchehen kan, ob man gleich bey aller Sorgfalt nie im Stande iſt, ein Eis ohne alle Blaſen hervorzubringen. Hr. <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> hingegen (Anm. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. §. 426.) fuͤhrt an, er habe am 30 Dec. 1783, bey einer großen Kaͤlte, Waſſer, das ſowohl durch Kochen als Auspumpen von Luft ſo weit gereiniget worden, als ihm mit einem ſehr guten Inſtrumente moͤglich geweſen, <hi rendition="#b">im Vacuo</hi> frieren laſſen, dabey aber ſtatt eines durchſichtigen Eiſes faſt einen bloßen Schaum erhalten, ja es ſey die ganze Maſſe durch eine große Blaſe von einer Seite des Gefaͤßes bis zur andern getheilt geweſen.</p> <p>Indem das Waſſer dem Gefrieren nahe koͤmmt, beſonders aber im Augenblicke des Gefrierens ſelbſt und noch eine Zeitlang nach demſelben, nimmt ſein Volumen betraͤchtlich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [673/0687]
der Oberflaͤche. Wenn das Waſſer langſam gefriert, ſo hat ein großer Theil dieſer Luftblaſen Zeit herauszugehen; bey einem ploͤtzlichen Froſte aber wird der Ausgang zu ſchnell verſperrt, und es bleiben die meiſten derſelben im Eiſe zuruͤck. Es entſtehen auch immer mehr Luftblaſen, je mehr das Gefrieren zunimmt; dieſe ſammlen ſich bisweilen, nach dem die obere Eisrinde ſchon gebildet iſt, ſprengen dieſe Rinde entzwey, und machen, daß das Eis Riſſe nach mancherley Richtungen bekoͤmmt. Eben dieſer Druck der eingeſchloßnen elaſtiſchen Luft macht gewoͤhnlich die Oberflaͤche des Eiſes in der Mitte erhabner, als am Rande, wenn es nicht aufgeſprungen iſt.
Dieſe Luftblaſen und Riſſe, welche unter ſo ſehr verſchiedner Groͤße im Eiſe, beſonders im ploͤtzlich gefrornen, zuruͤckbleiben, benehmen der ganzen Maſſe ihre Durchſichtigkeit, obgleich duͤnne Stuͤckchen Eis mehrentheils durchſichtig ſind. Auch iſt ein langſam entſtandenes Eis an der Oberflaͤche bis auf einige Linien Tiefe faſt immer durchſichtig, und verliert dieſe Eigenſchaft erſt an den Stellen, wo ſich die Luftblaſen mehr haͤufen. Man erhaͤlt nach Mairan u. a. ein gleichfoͤrmigeres und durchſichtigeres Eis, wenn man das Waſſer vor dem Gefrieren von der darinn befindlichen Luft reiniget, welches entweder durch Kochen, oder mit der Luftpumpe geſchehen kan, ob man gleich bey aller Sorgfalt nie im Stande iſt, ein Eis ohne alle Blaſen hervorzubringen. Hr. Lichtenberg hingegen (Anm. zu Erxlebens Anfangsgr. der Naturl. §. 426.) fuͤhrt an, er habe am 30 Dec. 1783, bey einer großen Kaͤlte, Waſſer, das ſowohl durch Kochen als Auspumpen von Luft ſo weit gereiniget worden, als ihm mit einem ſehr guten Inſtrumente moͤglich geweſen, im Vacuo frieren laſſen, dabey aber ſtatt eines durchſichtigen Eiſes faſt einen bloßen Schaum erhalten, ja es ſey die ganze Maſſe durch eine große Blaſe von einer Seite des Gefaͤßes bis zur andern getheilt geweſen.
Indem das Waſſer dem Gefrieren nahe koͤmmt, beſonders aber im Augenblicke des Gefrierens ſelbſt und noch eine Zeitlang nach demſelben, nimmt ſein Volumen betraͤchtlich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |