gröste, von RE der kleinste Theil über unsern Horizont, d. i. LT giebt uns den längsten, RE den kürzesten Tag. Weil an diesen Tagen die Sonne zu steigen u. zu sinken aufhört, so heißen sie die Sonnenwenden, und die Punkte L und E die Sonnenstandspunkte(solstitia, solis stationes). Es sind dies die Punkte, in welchen die Sonne auf beyden Seiten den grösten Abstand von AQ hat. Und weil nach den Lehren der Sphärik, der Winkel A
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E zweener grösten Kreise miteinander, durch ihren grösten Abstand AE=QL gemessen wird, so giebt der Abstand der Sonne vom Aequator an den Tagen der Sonnenwenden zugleich den Winkel der Kreise AQ und EL an.
Eben so leicht konnte man auch an dem Monde eine eigne Bewegung bemerken, mit der er zwar nicht ganz genau dem Kreise EL oder der Sonnenbahn folgte, aber doch nie weit von demselben abwich. Man fand den Mond bald über, bald unter EL, so daß er oft auch durch den Kreis EL selbst durchgehen muste. Man ward gewahr, daß Sonnen- und Mondfinsternisse zu keiner andern Zeit erfolgten, als wenn der Mond in diesem Kreise, oder doch sehr nahe dabey war. Dies veranlassete die Griechen, den Kreis EL von den Eklipsen oder Finsternissen, die sich allezeit nahe bey demselben ereigneten, die Ekliptik zu nennen.
Nachdem man sich künstliche Himmelskugeln verfertiget, und darauf die Pole, den Aequator und die Sterne, ihren beobachteten Stellungen gemäß, verzeichnet hatte, war man im Stande, auch diese Ekliptik darauf vorzustellen, und die Sterne anzugeben, bey welchen die Sonne in ihrer jährlichen Bahn vorübergieng. Dies ist schon in sehr alten Zeiten geschehen.
Der Mond und die Planeten halten sich an die Ekliptik, so daß sie sich nie weit von derselben entfernen. Man hat daher, ebenfalls schon im höchsten Alterthum, den Streif der Kugelfläche, der in die Nähe der Ekliptik fällt, als die merkwürdigste Gegend des Himmels betrachtet, s. Thierkreis, und ihn von der Gegend des Frühlingspunkts an morgenwärts in zwölf Theile getheilet, welchen man die
groͤſte, von RE der kleinſte Theil uͤber unſern Horizont, d. i. LT giebt uns den laͤngſten, RE den kuͤrzeſten Tag. Weil an dieſen Tagen die Sonne zu ſteigen u. zu ſinken aufhoͤrt, ſo heißen ſie die Sonnenwenden, und die Punkte L und E die Sonnenſtandspunkte(ſolſtitia, ſolis ſtationes). Es ſind dies die Punkte, in welchen die Sonne auf beyden Seiten den groͤſten Abſtand von AQ hat. Und weil nach den Lehren der Sphaͤrik, der Winkel A
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E zweener groͤſten Kreiſe miteinander, durch ihren groͤſten Abſtand AE=QL gemeſſen wird, ſo giebt der Abſtand der Sonne vom Aequator an den Tagen der Sonnenwenden zugleich den Winkel der Kreiſe AQ und EL an.
Eben ſo leicht konnte man auch an dem Monde eine eigne Bewegung bemerken, mit der er zwar nicht ganz genau dem Kreiſe EL oder der Sonnenbahn folgte, aber doch nie weit von demſelben abwich. Man fand den Mond bald uͤber, bald unter EL, ſo daß er oft auch durch den Kreis EL ſelbſt durchgehen muſte. Man ward gewahr, daß Sonnen- und Mondfinſterniſſe zu keiner andern Zeit erfolgten, als wenn der Mond in dieſem Kreiſe, oder doch ſehr nahe dabey war. Dies veranlaſſete die Griechen, den Kreis EL von den Eklipſen oder Finſterniſſen, die ſich allezeit nahe bey demſelben ereigneten, die Ekliptik zu nennen.
Nachdem man ſich kuͤnſtliche Himmelskugeln verfertiget, und darauf die Pole, den Aequator und die Sterne, ihren beobachteten Stellungen gemaͤß, verzeichnet hatte, war man im Stande, auch dieſe Ekliptik darauf vorzuſtellen, und die Sterne anzugeben, bey welchen die Sonne in ihrer jaͤhrlichen Bahn voruͤbergieng. Dies iſt ſchon in ſehr alten Zeiten geſchehen.
Der Mond und die Planeten halten ſich an die Ekliptik, ſo daß ſie ſich nie weit von derſelben entfernen. Man hat daher, ebenfalls ſchon im hoͤchſten Alterthum, den Streif der Kugelflaͤche, der in die Naͤhe der Ekliptik faͤllt, als die merkwuͤrdigſte Gegend des Himmels betrachtet, ſ. Thierkreis, und ihn von der Gegend des Fruͤhlingspunkts an morgenwaͤrts in zwoͤlf Theile getheilet, welchen man die
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groͤſte, von RE der kleinſte Theil uͤber unſern Horizont, d. i. LT giebt uns den laͤngſten, RE den kuͤrzeſten Tag. Weil an dieſen Tagen die Sonne zu ſteigen u. zu ſinken aufhoͤrt, ſo heißen ſie die Sonnenwenden, und die Punkte L und E die Sonnenſtandspunkte (ſolſtitia, ſolis ſtationes). Es ſind dies die Punkte, in welchen die Sonne auf beyden Seiten den groͤſten Abſtand von AQ hat. Und weil nach den Lehren der Sphaͤrik, der Winkel A
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E zweener groͤſten Kreiſe miteinander, durch ihren groͤſten Abſtand AE=QL gemeſſen wird, ſo giebt der Abſtand der Sonne vom Aequator an den Tagen der Sonnenwenden zugleich den Winkel der Kreiſe AQ und EL an.
Eben ſo leicht konnte man auch an dem Monde eine eigne Bewegung bemerken, mit der er zwar nicht ganz genau dem Kreiſe EL oder der Sonnenbahn folgte, aber doch nie weit von demſelben abwich. Man fand den Mond bald uͤber, bald unter EL, ſo daß er oft auch durch den Kreis EL ſelbſt durchgehen muſte. Man ward gewahr, daß Sonnen- und Mondfinſterniſſe zu keiner andern Zeit erfolgten, als wenn der Mond in dieſem Kreiſe, oder doch ſehr nahe dabey war. Dies veranlaſſete die Griechen, den Kreis EL von den Eklipſen oder Finſterniſſen, die ſich allezeit nahe bey demſelben ereigneten, die Ekliptik zu nennen.
Nachdem man ſich kuͤnſtliche Himmelskugeln verfertiget, und darauf die Pole, den Aequator und die Sterne, ihren beobachteten Stellungen gemaͤß, verzeichnet hatte, war man im Stande, auch dieſe Ekliptik darauf vorzuſtellen, und die Sterne anzugeben, bey welchen die Sonne in ihrer jaͤhrlichen Bahn voruͤbergieng. Dies iſt ſchon in ſehr alten Zeiten geſchehen.
Der Mond und die Planeten halten ſich an die Ekliptik, ſo daß ſie ſich nie weit von derſelben entfernen. Man hat daher, ebenfalls ſchon im hoͤchſten Alterthum, den Streif der Kugelflaͤche, der in die Naͤhe der Ekliptik faͤllt, als die merkwuͤrdigſte Gegend des Himmels betrachtet, ſ. Thierkreis, und ihn von der Gegend des Fruͤhlingspunkts an morgenwaͤrts in zwoͤlf Theile getheilet, welchen man die
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/707>, abgerufen am 18.06.2024.
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