Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Glücklicher war der eben genannte Blanchard. Dieser hatte schon längst vor der Erfindung der aerostatischen Maschinen durch mechanische Mittel vergeblich zu fliegen versucht; jetzt aber machte es ihm diese Erfindung erst möglich, seinen Zweck zu erreichen. Er stieg auf Aerostaten mit brennbarer Luft verschiedenemal zu Paris und Rouen auf, suchte die Lenkung der Aerostaten durch Flügel oder Ruder zu bewirken, gieng hierauf nach England, und wagte daselbst, nach vorher angestellten andern Versuchen, am 7 Jan. 1785 mit dem D. Iefferies aus Amerika das kühne Unternehmen einer Ueberfahrt über den Canal, die er auch in einer Zeit von 2 St. 32 Min. glücklich vollendete. Er ist seitdem in Deutschland herumgezogen, und hat an verschiedenen Orten Luftreisen angestellt, die jedoch mehr öffentliche Schauspiele als Versuche zu Erweiterung der Wissenschaft genannt zu werden verdienen. Die Gebrüder Robert sind noch zweymal, am 15 Jul. 1784 mit dem Düc de Chartres, und am 19 Sept. mit einem ihrer Verwandten durch die Luft gereiset. Diese letzte Reise ist unter allen die längste. Sie dauerte 6 St. 42 Min. und gieng von Paris bis Beuvry in der Grafschaft Artois, welches einen Weg von 50 Stunden ausmacht. Sie bedienten sich dazu eines cylindrisch gestalteten Aerostaten mit brennbarer Luft, und behaupten, durch den Gebrauch ihrer Ruder 22 Grad Abweichung vom Winde erhalten zu haben. In England blieb man eine Zeitlang gleichgültig gegen diese aus Frankreich gekommene Erfindung. Obgleich schon im Nov. 1783 der Graf Zambeccari, ein Italiäner,
Gluͤcklicher war der eben genannte Blanchard. Dieſer hatte ſchon laͤngſt vor der Erfindung der aeroſtatiſchen Maſchinen durch mechaniſche Mittel vergeblich zu fliegen verſucht; jetzt aber machte es ihm dieſe Erfindung erſt moͤglich, ſeinen Zweck zu erreichen. Er ſtieg auf Aeroſtaten mit brennbarer Luft verſchiedenemal zu Paris und Rouen auf, ſuchte die Lenkung der Aeroſtaten durch Fluͤgel oder Ruder zu bewirken, gieng hierauf nach England, und wagte daſelbſt, nach vorher angeſtellten andern Verſuchen, am 7 Jan. 1785 mit dem D. Iefferies aus Amerika das kuͤhne Unternehmen einer Ueberfahrt uͤber den Canal, die er auch in einer Zeit von 2 St. 32 Min. gluͤcklich vollendete. Er iſt ſeitdem in Deutſchland herumgezogen, und hat an verſchiedenen Orten Luftreiſen angeſtellt, die jedoch mehr oͤffentliche Schauſpiele als Verſuche zu Erweiterung der Wiſſenſchaft genannt zu werden verdienen. Die Gebruͤder Robert ſind noch zweymal, am 15 Jul. 1784 mit dem Duͤc de Chartres, und am 19 Sept. mit einem ihrer Verwandten durch die Luft gereiſet. Dieſe letzte Reiſe iſt unter allen die laͤngſte. Sie dauerte 6 St. 42 Min. und gieng von Paris bis Beuvry in der Grafſchaft Artois, welches einen Weg von 50 Stunden ausmacht. Sie bedienten ſich dazu eines cylindriſch geſtalteten Aeroſtaten mit brennbarer Luft, und behaupten, durch den Gebrauch ihrer Ruder 22 Grad Abweichung vom Winde erhalten zu haben. In England blieb man eine Zeitlang gleichguͤltig gegen dieſe aus Frankreich gekommene Erfindung. Obgleich ſchon im Nov. 1783 der Graf Zambeccari, ein Italiaͤner, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0075" xml:id="P.1.61" n="61"/><lb/> aber in der Folge auf den Gedanken, eine Ueberfahrt uͤber den Canal von der franzoͤſiſchen Kuͤſte aus zu wagen. <hi rendition="#b">Blanchard</hi> kam ihm in dieſer Ueberfahrt zuvor; ſein ungluͤckliches Schickſal aber wollte, daß er dennoch auf ſeinem Entſchluſſe beharrete, wobey er endlich nebſt ſeinem Gefaͤhrten <hi rendition="#b">Romain</hi> nach langem Warten auf guͤnſtigen Wind und nach vielen ſeiner Maſchine zugeſtoßenen Unfaͤllen, am 15 Jun. 1785 nicht weit von Boulogne aus der Luft herabſtuͤrzte, und durch den Fall zerſchmettert ward.</p> <p>Gluͤcklicher war der eben genannte <hi rendition="#b">Blanchard.</hi> Dieſer hatte ſchon laͤngſt vor der Erfindung der aeroſtatiſchen Maſchinen durch mechaniſche Mittel vergeblich zu fliegen verſucht; jetzt aber machte es ihm dieſe Erfindung erſt moͤglich, ſeinen Zweck zu erreichen. Er ſtieg auf Aeroſtaten mit brennbarer Luft verſchiedenemal zu Paris und Rouen auf, ſuchte die Lenkung der Aeroſtaten durch Fluͤgel oder Ruder zu bewirken, gieng hierauf nach England, und wagte daſelbſt, nach vorher angeſtellten andern Verſuchen, am 7 Jan. 1785 mit dem D. <hi rendition="#b">Iefferies</hi> aus Amerika das kuͤhne Unternehmen einer Ueberfahrt uͤber den Canal, die er auch in einer Zeit von 2 St. 32 Min. gluͤcklich vollendete. Er iſt ſeitdem in Deutſchland herumgezogen, und hat an verſchiedenen Orten Luftreiſen angeſtellt, die jedoch mehr oͤffentliche Schauſpiele als Verſuche zu Erweiterung der Wiſſenſchaft genannt zu werden verdienen.</p> <p>Die Gebruͤder <hi rendition="#b">Robert</hi> ſind noch zweymal, am 15 Jul. 1784 mit dem <hi rendition="#b">Duͤc de Chartres,</hi> und am 19 Sept. mit einem ihrer Verwandten durch die Luft gereiſet. Dieſe letzte Reiſe iſt unter allen die laͤngſte. Sie dauerte 6 St. 42 Min. und gieng von Paris bis Beuvry in der Grafſchaft Artois, welches einen Weg von 50 Stunden ausmacht. Sie bedienten ſich dazu eines cylindriſch geſtalteten Aeroſtaten mit brennbarer Luft, und behaupten, durch den Gebrauch ihrer Ruder 22 Grad Abweichung vom Winde erhalten zu haben.</p> <p>In England blieb man eine Zeitlang gleichguͤltig gegen dieſe aus Frankreich gekommene Erfindung. Obgleich ſchon im Nov. 1783 der Graf <hi rendition="#b">Zambeccari,</hi> ein Italiaͤner,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0075]
aber in der Folge auf den Gedanken, eine Ueberfahrt uͤber den Canal von der franzoͤſiſchen Kuͤſte aus zu wagen. Blanchard kam ihm in dieſer Ueberfahrt zuvor; ſein ungluͤckliches Schickſal aber wollte, daß er dennoch auf ſeinem Entſchluſſe beharrete, wobey er endlich nebſt ſeinem Gefaͤhrten Romain nach langem Warten auf guͤnſtigen Wind und nach vielen ſeiner Maſchine zugeſtoßenen Unfaͤllen, am 15 Jun. 1785 nicht weit von Boulogne aus der Luft herabſtuͤrzte, und durch den Fall zerſchmettert ward.
Gluͤcklicher war der eben genannte Blanchard. Dieſer hatte ſchon laͤngſt vor der Erfindung der aeroſtatiſchen Maſchinen durch mechaniſche Mittel vergeblich zu fliegen verſucht; jetzt aber machte es ihm dieſe Erfindung erſt moͤglich, ſeinen Zweck zu erreichen. Er ſtieg auf Aeroſtaten mit brennbarer Luft verſchiedenemal zu Paris und Rouen auf, ſuchte die Lenkung der Aeroſtaten durch Fluͤgel oder Ruder zu bewirken, gieng hierauf nach England, und wagte daſelbſt, nach vorher angeſtellten andern Verſuchen, am 7 Jan. 1785 mit dem D. Iefferies aus Amerika das kuͤhne Unternehmen einer Ueberfahrt uͤber den Canal, die er auch in einer Zeit von 2 St. 32 Min. gluͤcklich vollendete. Er iſt ſeitdem in Deutſchland herumgezogen, und hat an verſchiedenen Orten Luftreiſen angeſtellt, die jedoch mehr oͤffentliche Schauſpiele als Verſuche zu Erweiterung der Wiſſenſchaft genannt zu werden verdienen.
Die Gebruͤder Robert ſind noch zweymal, am 15 Jul. 1784 mit dem Duͤc de Chartres, und am 19 Sept. mit einem ihrer Verwandten durch die Luft gereiſet. Dieſe letzte Reiſe iſt unter allen die laͤngſte. Sie dauerte 6 St. 42 Min. und gieng von Paris bis Beuvry in der Grafſchaft Artois, welches einen Weg von 50 Stunden ausmacht. Sie bedienten ſich dazu eines cylindriſch geſtalteten Aeroſtaten mit brennbarer Luft, und behaupten, durch den Gebrauch ihrer Ruder 22 Grad Abweichung vom Winde erhalten zu haben.
In England blieb man eine Zeitlang gleichguͤltig gegen dieſe aus Frankreich gekommene Erfindung. Obgleich ſchon im Nov. 1783 der Graf Zambeccari, ein Italiaͤner,
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