Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Die Wirkungen derselben übersteigen alle Erwartung. Nur war im Anfang die gewöhnliche Klage, daß die metallne Axe sehr viel von der erregten Elektricität annehme und ableite. Fontana hatte für das Cabinet des Großherzogs von Toscana eine mit einer doppelten Scheibe von 18 Zoll Durchmesser verfertiget, wo jede Scheibe auf beyden Seiten an zween Orten gerieben ward. Diese elektrisirte so stark, daß der Leiter Funken gegen die Axe schlug, welche durch die Kurbel und den Körper der drehenden Person in den Boden giengen. Cuthbertson in Amsterdam half dem erwähnten Fehler dadurch ab, daß er die kupferne Axe zwischen beyden Glasscheiben mit einem gläsernen Ringe umgab, den er mit Siegellak an die Scheiben anküttete. Die beyden Arme des Leiters führte er zwischen die beyden Scheiben hinein bis nahe an den Glasring, so daß sie alle dazwischen erregte Elektricität aufnehmen mußten. Cuypers in Delft setzte die Glasscheiben vorher einige Monate lang einer beträchtlichen Hitze aus, welche das noch unverglasete Laugensalz heraustrieb und sie dadurch weniger empfänglich für die Feuchtigkeit machte. Dadurch erhielt man außerordentlich starke Elektricität bey geringer Größe der Maschine. Ferner war es bey der ersten Einrichtung nicht leicht möglich, die Kissen zu isoliren, um negative Elektricität zu erhalten. Le Roy in einer schon 1772 vorgelesenen Abhandlung (Rozier Observ. sur la phys. To. V. Janv. 1775. S. 53.) schlug daher vor, die Kissen an eine Glassäule zu setzen, und zween Leiter anzubringen, wovon einer mit den Kissen verbunden, der andere gegen die Scheibe gerichtet ist. Je nachdem man hier einen oder den andern Leiter mitder Erde verbindet, erhält man +E oder--E. Bleiben beyde isolirt, so hat der eine+E, der andere--E. also hat man beyde E zugleich, freylich in schwächerm Grade, weil itzt alles isolirt ist. Uebrigens hat Herr Lich-
Die Wirkungen derſelben uͤberſteigen alle Erwartung. Nur war im Anfang die gewoͤhnliche Klage, daß die metallne Axe ſehr viel von der erregten Elektricitaͤt annehme und ableite. Fontana hatte fuͤr das Cabinet des Großherzogs von Toſcana eine mit einer doppelten Scheibe von 18 Zoll Durchmeſſer verfertiget, wo jede Scheibe auf beyden Seiten an zween Orten gerieben ward. Dieſe elektriſirte ſo ſtark, daß der Leiter Funken gegen die Axe ſchlug, welche durch die Kurbel und den Koͤrper der drehenden Perſon in den Boden giengen. Cuthbertſon in Amſterdam half dem erwaͤhnten Fehler dadurch ab, daß er die kupferne Axe zwiſchen beyden Glasſcheiben mit einem glaͤſernen Ringe umgab, den er mit Siegellak an die Scheiben ankuͤttete. Die beyden Arme des Leiters fuͤhrte er zwiſchen die beyden Scheiben hinein bis nahe an den Glasring, ſo daß ſie alle dazwiſchen erregte Elektricitaͤt aufnehmen mußten. Cuypers in Delft ſetzte die Glasſcheiben vorher einige Monate lang einer betraͤchtlichen Hitze aus, welche das noch unverglaſete Laugenſalz heraustrieb und ſie dadurch weniger empfaͤnglich fuͤr die Feuchtigkeit machte. Dadurch erhielt man außerordentlich ſtarke Elektricitaͤt bey geringer Groͤße der Maſchine. Ferner war es bey der erſten Einrichtung nicht leicht moͤglich, die Kiſſen zu iſoliren, um negative Elektricitaͤt zu erhalten. Le Roy in einer ſchon 1772 vorgeleſenen Abhandlung (Rozier Obſerv. ſur la phyſ. To. V. Janv. 1775. S. 53.) ſchlug daher vor, die Kiſſen an eine Glasſaͤule zu ſetzen, und zween Leiter anzubringen, wovon einer mit den Kiſſen verbunden, der andere gegen die Scheibe gerichtet iſt. Je nachdem man hier einen oder den andern Leiter mitder Erde verbindet, erhaͤlt man +E oder—E. Bleiben beyde iſolirt, ſo hat der eine+E, der andere—E. alſo hat man beyde E zugleich, freylich in ſchwaͤcherm Grade, weil itzt alles iſolirt iſt. Uebrigens hat Herr Lich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0809" xml:id="P.1.795" n="795"/><lb/> und deren Gebrauch, Iena 1773. 4.) und <hi rendition="#b">d' Inarre</hi> (Von der Elektricitaͤt. Erſter Theil, Frankf. 1784. 8. S. 23 u. f. Taf. <hi rendition="#aq">IV.).</hi></p> <p>Die Wirkungen derſelben uͤberſteigen alle Erwartung. Nur war im Anfang die gewoͤhnliche Klage, daß die metallne Axe ſehr viel von der erregten Elektricitaͤt annehme und ableite. <hi rendition="#b">Fontana</hi> hatte fuͤr das Cabinet des Großherzogs von Toſcana eine mit einer doppelten Scheibe von 18 Zoll Durchmeſſer verfertiget, wo jede Scheibe auf beyden Seiten an zween Orten gerieben ward. Dieſe elektriſirte ſo ſtark, daß der Leiter Funken gegen die Axe ſchlug, welche durch die Kurbel und den Koͤrper der drehenden Perſon in den Boden giengen.</p> <p><hi rendition="#b">Cuthbertſon</hi> in Amſterdam half dem erwaͤhnten Fehler dadurch ab, daß er die kupferne Axe zwiſchen beyden Glasſcheiben mit einem glaͤſernen Ringe umgab, den er mit Siegellak an die Scheiben ankuͤttete. Die beyden Arme des Leiters fuͤhrte er zwiſchen die beyden Scheiben hinein bis nahe an den Glasring, ſo daß ſie alle dazwiſchen erregte Elektricitaͤt aufnehmen mußten. <hi rendition="#b">Cuypers</hi> in Delft ſetzte die Glasſcheiben vorher einige Monate lang einer betraͤchtlichen Hitze aus, welche das noch unverglaſete Laugenſalz heraustrieb und ſie dadurch weniger empfaͤnglich fuͤr die Feuchtigkeit machte. Dadurch erhielt man außerordentlich ſtarke Elektricitaͤt bey geringer Groͤße der Maſchine.</p> <p>Ferner war es bey der erſten Einrichtung nicht leicht moͤglich, die Kiſſen zu iſoliren, um negative Elektricitaͤt zu erhalten. <hi rendition="#b">Le Roy</hi> in einer ſchon 1772 vorgeleſenen Abhandlung (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rozier</hi> Obſerv. ſur la phyſ. To. V. Janv. 1775.</hi> S. 53.) ſchlug daher vor, die Kiſſen an eine Glasſaͤule zu ſetzen, und zween Leiter anzubringen, wovon einer mit den Kiſſen verbunden, der andere gegen die Scheibe gerichtet iſt. Je nachdem man hier einen oder den andern Leiter mitder Erde verbindet, erhaͤlt man <hi rendition="#aq">+E</hi> oder<hi rendition="#aq">—E.</hi> Bleiben beyde iſolirt, ſo hat der eine<hi rendition="#aq">+E,</hi> der andere<hi rendition="#aq">—E.</hi> alſo hat man beyde <hi rendition="#aq">E</hi> zugleich, freylich in ſchwaͤcherm Grade, weil itzt alles iſolirt iſt. Uebrigens hat Herr <hi rendition="#b">Lich-<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [795/0809]
und deren Gebrauch, Iena 1773. 4.) und d' Inarre (Von der Elektricitaͤt. Erſter Theil, Frankf. 1784. 8. S. 23 u. f. Taf. IV.).
Die Wirkungen derſelben uͤberſteigen alle Erwartung. Nur war im Anfang die gewoͤhnliche Klage, daß die metallne Axe ſehr viel von der erregten Elektricitaͤt annehme und ableite. Fontana hatte fuͤr das Cabinet des Großherzogs von Toſcana eine mit einer doppelten Scheibe von 18 Zoll Durchmeſſer verfertiget, wo jede Scheibe auf beyden Seiten an zween Orten gerieben ward. Dieſe elektriſirte ſo ſtark, daß der Leiter Funken gegen die Axe ſchlug, welche durch die Kurbel und den Koͤrper der drehenden Perſon in den Boden giengen.
Cuthbertſon in Amſterdam half dem erwaͤhnten Fehler dadurch ab, daß er die kupferne Axe zwiſchen beyden Glasſcheiben mit einem glaͤſernen Ringe umgab, den er mit Siegellak an die Scheiben ankuͤttete. Die beyden Arme des Leiters fuͤhrte er zwiſchen die beyden Scheiben hinein bis nahe an den Glasring, ſo daß ſie alle dazwiſchen erregte Elektricitaͤt aufnehmen mußten. Cuypers in Delft ſetzte die Glasſcheiben vorher einige Monate lang einer betraͤchtlichen Hitze aus, welche das noch unverglaſete Laugenſalz heraustrieb und ſie dadurch weniger empfaͤnglich fuͤr die Feuchtigkeit machte. Dadurch erhielt man außerordentlich ſtarke Elektricitaͤt bey geringer Groͤße der Maſchine.
Ferner war es bey der erſten Einrichtung nicht leicht moͤglich, die Kiſſen zu iſoliren, um negative Elektricitaͤt zu erhalten. Le Roy in einer ſchon 1772 vorgeleſenen Abhandlung (Rozier Obſerv. ſur la phyſ. To. V. Janv. 1775. S. 53.) ſchlug daher vor, die Kiſſen an eine Glasſaͤule zu ſetzen, und zween Leiter anzubringen, wovon einer mit den Kiſſen verbunden, der andere gegen die Scheibe gerichtet iſt. Je nachdem man hier einen oder den andern Leiter mitder Erde verbindet, erhaͤlt man +E oder—E. Bleiben beyde iſolirt, ſo hat der eine+E, der andere—E. alſo hat man beyde E zugleich, freylich in ſchwaͤcherm Grade, weil itzt alles iſolirt iſt. Uebrigens hat Herr Lich-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |