Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Katzenpelz oder Flanell reibt. Das allerbeste ist, mit einem doppelt zusammengelegten warmen und trocknen Stück Flanell, das man mit beyden Händen hält, auf den Kuchen zuschlagen, und bey jedem Schlage den Flanell über den ganzen Kuchen hinweg gegen sich zu ziehen, oder den Kuchen aufeben diese Art mit einem Fuchsschwanze zu peitschen. Die harzigen Substanzen, zumal in platter Form, behalten ihre einmal erregte Elektricität sehr lange Zeit. Ein so erregter Elektrophor zeigt nun vornehmlich folgende Erscheinungen.

1. Setzt man den Deckel, vermittelst der Schnüre oder des isolirten Handgrifs, auf die Basis, und hebt ihn wieder ab, ohne ihn berührt zu haben, so zeigt er keine Elektricität.

2. Setzt man den Deckel eben so auf die Basis, welche hiebey nicht isolirt ist, und berührt ihn, so erhält man einen kleinen, aber schneidenden Funken, und berührt man mit einem Finger den Deckel, mit dem andern die Form, so fühlt man einen erschütternden Schlag, wie aus einer geladnen Flasche.

3. Nach diesen Berührungen zeigen weder Deckel noch Form einige Spur von Elektricität.

4. Hebt man hierauf den Deckel mit den Schnüren auf, entfernt ihn genugsam von der Basts, und berührt ihn nun wieder, so erhält man einen oder mehrere stechende Funken, wie von einem gemeinen Conductor. Diese Funken sind stärker, wenn man bey Num. 2. Deckel und Form zugleich, als wenn man nur den Deckel allein berührt hat.

5. Die Elektricität des so berührten und aufgehobnen Deckels ist der des Kuchens entgegengesetzt.

6. Die Elektricität des aufgesetzten, noch nicht berührten, Deckels ist der des Kuchens gleichartig.

7. Das Num. 2. 3. 4. beschriebene Verfahren läßt sich, so oft man will, wiederholen, ohne daß der Kuchen etwas merkliches von seiner Elektricität verliert, bis ihm endlich Luft und Feuchtigkeit dieselbe entziehen. So kan man von einereinzigen Reibung oft Monate lang elektrische


Katzenpelz oder Flanell reibt. Das allerbeſte iſt, mit einem doppelt zuſammengelegten warmen und trocknen Stuͤck Flanell, das man mit beyden Haͤnden haͤlt, auf den Kuchen zuſchlagen, und bey jedem Schlage den Flanell uͤber den ganzen Kuchen hinweg gegen ſich zu ziehen, oder den Kuchen aufeben dieſe Art mit einem Fuchsſchwanze zu peitſchen. Die harzigen Subſtanzen, zumal in platter Form, behalten ihre einmal erregte Elektricitaͤt ſehr lange Zeit. Ein ſo erregter Elektrophor zeigt nun vornehmlich folgende Erſcheinungen.

1. Setzt man den Deckel, vermittelſt der Schnuͤre oder des iſolirten Handgrifs, auf die Baſis, und hebt ihn wieder ab, ohne ihn beruͤhrt zu haben, ſo zeigt er keine Elektricitaͤt.

2. Setzt man den Deckel eben ſo auf die Baſis, welche hiebey nicht iſolirt iſt, und beruͤhrt ihn, ſo erhaͤlt man einen kleinen, aber ſchneidenden Funken, und beruͤhrt man mit einem Finger den Deckel, mit dem andern die Form, ſo fuͤhlt man einen erſchuͤtternden Schlag, wie aus einer geladnen Flaſche.

3. Nach dieſen Beruͤhrungen zeigen weder Deckel noch Form einige Spur von Elektricitaͤt.

4. Hebt man hierauf den Deckel mit den Schnuͤren auf, entfernt ihn genugſam von der Baſts, und beruͤhrt ihn nun wieder, ſo erhaͤlt man einen oder mehrere ſtechende Funken, wie von einem gemeinen Conductor. Dieſe Funken ſind ſtaͤrker, wenn man bey Num. 2. Deckel und Form zugleich, als wenn man nur den Deckel allein beruͤhrt hat.

5. Die Elektricitaͤt des ſo beruͤhrten und aufgehobnen Deckels iſt der des Kuchens entgegengeſetzt.

6. Die Elektricitaͤt des aufgeſetzten, noch nicht beruͤhrten, Deckels iſt der des Kuchens gleichartig.

7. Das Num. 2. 3. 4. beſchriebene Verfahren laͤßt ſich, ſo oft man will, wiederholen, ohne daß der Kuchen etwas merkliches von ſeiner Elektricitaͤt verliert, bis ihm endlich Luft und Feuchtigkeit dieſelbe entziehen. So kan man von einereinzigen Reibung oft Monate lang elektriſche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0835" xml:id="P.1.821" n="821"/><lb/>
Katzenpelz oder Flanell reibt. Das allerbe&#x017F;te i&#x017F;t, mit einem doppelt zu&#x017F;ammengelegten warmen und trocknen Stu&#x0364;ck Flanell, das man mit beyden Ha&#x0364;nden ha&#x0364;lt, auf den Kuchen zu&#x017F;chlagen, und bey jedem Schlage den Flanell u&#x0364;ber den ganzen Kuchen hinweg gegen &#x017F;ich zu ziehen, oder den Kuchen aufeben die&#x017F;e Art mit einem Fuchs&#x017F;chwanze zu peit&#x017F;chen. Die harzigen Sub&#x017F;tanzen, zumal in platter Form, behalten ihre einmal erregte Elektricita&#x0364;t &#x017F;ehr lange Zeit. Ein &#x017F;o erregter Elektrophor zeigt nun vornehmlich folgende Er&#x017F;cheinungen.</p>
          <p>1. Setzt man den Deckel, vermittel&#x017F;t der Schnu&#x0364;re oder des i&#x017F;olirten Handgrifs, auf die Ba&#x017F;is, und hebt ihn wieder ab, ohne ihn beru&#x0364;hrt zu haben, &#x017F;o zeigt er keine Elektricita&#x0364;t.</p>
          <p>2. Setzt man den Deckel eben &#x017F;o auf die Ba&#x017F;is, welche hiebey <hi rendition="#b">nicht i&#x017F;olirt</hi> i&#x017F;t, und beru&#x0364;hrt ihn, &#x017F;o erha&#x0364;lt man einen kleinen, aber &#x017F;chneidenden Funken, und beru&#x0364;hrt man mit einem Finger den Deckel, mit dem andern die Form, &#x017F;o fu&#x0364;hlt man einen er&#x017F;chu&#x0364;tternden Schlag, wie aus einer geladnen Fla&#x017F;che.</p>
          <p>3. Nach die&#x017F;en Beru&#x0364;hrungen zeigen weder Deckel noch Form einige Spur von Elektricita&#x0364;t.</p>
          <p>4. Hebt man hierauf den Deckel mit den Schnu&#x0364;ren auf, entfernt ihn genug&#x017F;am von der Ba&#x017F;ts, und beru&#x0364;hrt ihn nun wieder, &#x017F;o erha&#x0364;lt man einen oder mehrere &#x017F;techende Funken, wie von einem gemeinen Conductor. Die&#x017F;e Funken &#x017F;ind &#x017F;ta&#x0364;rker, wenn man bey Num. 2. Deckel und Form zugleich, als wenn man nur den Deckel allein beru&#x0364;hrt hat.</p>
          <p>5. Die Elektricita&#x0364;t des <hi rendition="#b">&#x017F;o beru&#x0364;hrten und aufgehobnen</hi> Deckels i&#x017F;t der des Kuchens <hi rendition="#b">entgegenge&#x017F;etzt.</hi></p>
          <p>6. Die Elektricita&#x0364;t des <hi rendition="#b">aufge&#x017F;etzten, noch nicht beru&#x0364;hrten,</hi> Deckels i&#x017F;t der des Kuchens <hi rendition="#b">gleichartig.</hi></p>
          <p>7. Das Num. 2. 3. 4. be&#x017F;chriebene Verfahren la&#x0364;ßt &#x017F;ich, &#x017F;o oft man will, wiederholen, ohne daß der Kuchen etwas merkliches von &#x017F;einer Elektricita&#x0364;t verliert, bis ihm endlich Luft und Feuchtigkeit die&#x017F;elbe entziehen. So kan man von einereinzigen Reibung oft Monate lang elektri&#x017F;che<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[821/0835] Katzenpelz oder Flanell reibt. Das allerbeſte iſt, mit einem doppelt zuſammengelegten warmen und trocknen Stuͤck Flanell, das man mit beyden Haͤnden haͤlt, auf den Kuchen zuſchlagen, und bey jedem Schlage den Flanell uͤber den ganzen Kuchen hinweg gegen ſich zu ziehen, oder den Kuchen aufeben dieſe Art mit einem Fuchsſchwanze zu peitſchen. Die harzigen Subſtanzen, zumal in platter Form, behalten ihre einmal erregte Elektricitaͤt ſehr lange Zeit. Ein ſo erregter Elektrophor zeigt nun vornehmlich folgende Erſcheinungen. 1. Setzt man den Deckel, vermittelſt der Schnuͤre oder des iſolirten Handgrifs, auf die Baſis, und hebt ihn wieder ab, ohne ihn beruͤhrt zu haben, ſo zeigt er keine Elektricitaͤt. 2. Setzt man den Deckel eben ſo auf die Baſis, welche hiebey nicht iſolirt iſt, und beruͤhrt ihn, ſo erhaͤlt man einen kleinen, aber ſchneidenden Funken, und beruͤhrt man mit einem Finger den Deckel, mit dem andern die Form, ſo fuͤhlt man einen erſchuͤtternden Schlag, wie aus einer geladnen Flaſche. 3. Nach dieſen Beruͤhrungen zeigen weder Deckel noch Form einige Spur von Elektricitaͤt. 4. Hebt man hierauf den Deckel mit den Schnuͤren auf, entfernt ihn genugſam von der Baſts, und beruͤhrt ihn nun wieder, ſo erhaͤlt man einen oder mehrere ſtechende Funken, wie von einem gemeinen Conductor. Dieſe Funken ſind ſtaͤrker, wenn man bey Num. 2. Deckel und Form zugleich, als wenn man nur den Deckel allein beruͤhrt hat. 5. Die Elektricitaͤt des ſo beruͤhrten und aufgehobnen Deckels iſt der des Kuchens entgegengeſetzt. 6. Die Elektricitaͤt des aufgeſetzten, noch nicht beruͤhrten, Deckels iſt der des Kuchens gleichartig. 7. Das Num. 2. 3. 4. beſchriebene Verfahren laͤßt ſich, ſo oft man will, wiederholen, ohne daß der Kuchen etwas merkliches von ſeiner Elektricitaͤt verliert, bis ihm endlich Luft und Feuchtigkeit dieſelbe entziehen. So kan man von einereinzigen Reibung oft Monate lang elektriſche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/835
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/835>, abgerufen am 22.11.2024.