als auf unebnen, wo die Hügel einen Theil der zwischenliegen den Dinge verdecken. Darum kömmt es uns auch vor, als ob das scheinbare blaue Gewölbe des Himmels gegen den Horizont hin weit entfernter, gegen den Scheitelpunkt zu weit näher läge; weil wir gewohnt sind, gegen den Horizont hin zwischen uns und dem Himmel sehr viele, gegen das Zenith zu aber gar keine Gegenstände zu sehen. Diese Vorstellung der größern Entfernung des Horizonts bleibt uns noch immer gegenwärtig, wenn uns gleich die Aussicht auf die zwischenliegenden Dinge durch ein Gebäude u.dgl. abgeschnitten ist. Wir wissen einmal, daß nach dieser Seite hin eine Menge Gegenstände da sind, die wir sehen würden,wenn kein Hinderniß im Wege stünde. Die dunkle Vorstellung hievon, an die wir von Jugend auf gewöhnt sind, mischt sich in das Urtheil über die Entfernung ein, oder macht vielmehr in diesem Falle selbst die Vorstellung einer größern Entfernung aus.
Dies macht, daß uns der Himmel nicht als eine Halbkugel, sondern als ein Gewölbe von einer ganz eignen Krümmung erscheint. Smith hat durch ein Mittel aus mehrern Beobachtungen gefunden, daß die scheinbare Entfernung des Horizonts 3--4mal größer sey, als die des Scheitelpunkts. Herr Folkes, dem Smith diese Bemerkung mittheilte, erinnerte dabey, daß ihm der Himmel oft die Krümmung einer Muschellinie zu haben geschienen hätte, worinn ihm Smith auch Beyfall giebt. Lambert (Anmerk. und Zusätze zur prakt. Geometr. §. 60--78, in den Beyträgen zum Gebrauch der Math. I. Band ) stellt Untersuchungen über die Punkte des Himmels an, welche gerade über bestimmten Punkten der Erde zu liegen scheinen, und findet Resultate, die auf etwas ähnliches zu führen scheinen.
Aus eben den Gründen müssen uns auch alle übrige Gegenstände, unter gleichen Umständen, entfernter scheinen, wenn sie in der Ebne gegen den Horizont zu, als wenn sie in der Höhe, oder auch von einer Höhe, z. B. von einem Thurme herab, gesehen werden.
als auf unebnen, wo die Huͤgel einen Theil der zwiſchenliegen den Dinge verdecken. Darum koͤmmt es uns auch vor, als ob das ſcheinbare blaue Gewoͤlbe des Himmels gegen den Horizont hin weit entfernter, gegen den Scheitelpunkt zu weit naͤher laͤge; weil wir gewohnt ſind, gegen den Horizont hin zwiſchen uns und dem Himmel ſehr viele, gegen das Zenith zu aber gar keine Gegenſtaͤnde zu ſehen. Dieſe Vorſtellung der groͤßern Entfernung des Horizonts bleibt uns noch immer gegenwaͤrtig, wenn uns gleich die Ausſicht auf die zwiſchenliegenden Dinge durch ein Gebaͤude u.dgl. abgeſchnitten iſt. Wir wiſſen einmal, daß nach dieſer Seite hin eine Menge Gegenſtaͤnde da ſind, die wir ſehen wuͤrden,wenn kein Hinderniß im Wege ſtuͤnde. Die dunkle Vorſtellung hievon, an die wir von Jugend auf gewoͤhnt ſind, miſcht ſich in das Urtheil uͤber die Entfernung ein, oder macht vielmehr in dieſem Falle ſelbſt die Vorſtellung einer groͤßern Entfernung aus.
Dies macht, daß uns der Himmel nicht als eine Halbkugel, ſondern als ein Gewoͤlbe von einer ganz eignen Kruͤmmung erſcheint. Smith hat durch ein Mittel aus mehrern Beobachtungen gefunden, daß die ſcheinbare Entfernung des Horizonts 3—4mal groͤßer ſey, als die des Scheitelpunkts. Herr Folkes, dem Smith dieſe Bemerkung mittheilte, erinnerte dabey, daß ihm der Himmel oft die Kruͤmmung einer Muſchellinie zu haben geſchienen haͤtte, worinn ihm Smith auch Beyfall giebt. Lambert (Anmerk. und Zuſaͤtze zur prakt. Geometr. §. 60—78, in den Beytraͤgen zum Gebrauch der Math. I. Band ) ſtellt Unterſuchungen uͤber die Punkte des Himmels an, welche gerade uͤber beſtimmten Punkten der Erde zu liegen ſcheinen, und findet Reſultate, die auf etwas aͤhnliches zu fuͤhren ſcheinen.
Aus eben den Gruͤnden muͤſſen uns auch alle uͤbrige Gegenſtaͤnde, unter gleichen Umſtaͤnden, entfernter ſcheinen, wenn ſie in der Ebne gegen den Horizont zu, als wenn ſie in der Hoͤhe, oder auch von einer Hoͤhe, z. B. von einem Thurme herab, geſehen werden.
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als auf unebnen, wo die Huͤgel einen Theil der zwiſchenliegen den Dinge verdecken. Darum koͤmmt es uns auch vor, als ob das ſcheinbare blaue Gewoͤlbe des Himmels gegen den Horizont hin weit entfernter, gegen den Scheitelpunkt zu weit naͤher laͤge; weil wir gewohnt ſind, gegen den Horizont hin zwiſchen uns und dem Himmel ſehr viele, gegen das Zenith zu aber gar keine Gegenſtaͤnde zu ſehen. Dieſe Vorſtellung der groͤßern Entfernung des Horizonts bleibt uns noch immer gegenwaͤrtig, wenn uns gleich die Ausſicht auf die zwiſchenliegenden Dinge durch ein Gebaͤude u.dgl. abgeſchnitten iſt. Wir wiſſen einmal, daß nach dieſer Seite hin eine Menge Gegenſtaͤnde da ſind, die wir ſehen wuͤrden,wenn kein Hinderniß im Wege ſtuͤnde. Die dunkle Vorſtellung hievon, an die wir von Jugend auf gewoͤhnt ſind, miſcht ſich in das Urtheil uͤber die Entfernung ein, oder macht vielmehr in dieſem Falle ſelbſt die Vorſtellung einer groͤßern Entfernung aus.</p><p>Dies macht, daß uns der Himmel nicht als eine Halbkugel, ſondern als ein Gewoͤlbe von einer ganz eignen Kruͤmmung erſcheint. <hirendition="#b">Smith</hi> hat durch ein Mittel aus mehrern Beobachtungen gefunden, daß die ſcheinbare Entfernung des Horizonts 3—4mal groͤßer ſey, als die des Scheitelpunkts. Herr <hirendition="#b">Folkes,</hi> dem Smith dieſe Bemerkung mittheilte, erinnerte dabey, daß ihm der Himmel oft die Kruͤmmung einer Muſchellinie zu haben geſchienen haͤtte, worinn ihm Smith auch Beyfall giebt. <hirendition="#b">Lambert</hi> (Anmerk. und Zuſaͤtze zur prakt. Geometr. §. 60—78, in den Beytraͤgen zum Gebrauch der Math. <hirendition="#aq">I.</hi> Band ) ſtellt Unterſuchungen uͤber die Punkte des Himmels an, welche gerade uͤber beſtimmten Punkten der Erde zu liegen ſcheinen, und findet Reſultate, die auf etwas aͤhnliches zu fuͤhren ſcheinen.</p><p>Aus eben den Gruͤnden muͤſſen uns auch alle uͤbrige Gegenſtaͤnde, unter gleichen Umſtaͤnden, entfernter ſcheinen, wenn ſie in der Ebne gegen den Horizont zu, als wenn ſie in der Hoͤhe, oder auch von einer Hoͤhe, z. B. von einem Thurme herab, geſehen werden.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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als auf unebnen, wo die Huͤgel einen Theil der zwiſchenliegen den Dinge verdecken. Darum koͤmmt es uns auch vor, als ob das ſcheinbare blaue Gewoͤlbe des Himmels gegen den Horizont hin weit entfernter, gegen den Scheitelpunkt zu weit naͤher laͤge; weil wir gewohnt ſind, gegen den Horizont hin zwiſchen uns und dem Himmel ſehr viele, gegen das Zenith zu aber gar keine Gegenſtaͤnde zu ſehen. Dieſe Vorſtellung der groͤßern Entfernung des Horizonts bleibt uns noch immer gegenwaͤrtig, wenn uns gleich die Ausſicht auf die zwiſchenliegenden Dinge durch ein Gebaͤude u.dgl. abgeſchnitten iſt. Wir wiſſen einmal, daß nach dieſer Seite hin eine Menge Gegenſtaͤnde da ſind, die wir ſehen wuͤrden,wenn kein Hinderniß im Wege ſtuͤnde. Die dunkle Vorſtellung hievon, an die wir von Jugend auf gewoͤhnt ſind, miſcht ſich in das Urtheil uͤber die Entfernung ein, oder macht vielmehr in dieſem Falle ſelbſt die Vorſtellung einer groͤßern Entfernung aus.
Dies macht, daß uns der Himmel nicht als eine Halbkugel, ſondern als ein Gewoͤlbe von einer ganz eignen Kruͤmmung erſcheint. Smith hat durch ein Mittel aus mehrern Beobachtungen gefunden, daß die ſcheinbare Entfernung des Horizonts 3—4mal groͤßer ſey, als die des Scheitelpunkts. Herr Folkes, dem Smith dieſe Bemerkung mittheilte, erinnerte dabey, daß ihm der Himmel oft die Kruͤmmung einer Muſchellinie zu haben geſchienen haͤtte, worinn ihm Smith auch Beyfall giebt. Lambert (Anmerk. und Zuſaͤtze zur prakt. Geometr. §. 60—78, in den Beytraͤgen zum Gebrauch der Math. I. Band ) ſtellt Unterſuchungen uͤber die Punkte des Himmels an, welche gerade uͤber beſtimmten Punkten der Erde zu liegen ſcheinen, und findet Reſultate, die auf etwas aͤhnliches zu fuͤhren ſcheinen.
Aus eben den Gruͤnden muͤſſen uns auch alle uͤbrige Gegenſtaͤnde, unter gleichen Umſtaͤnden, entfernter ſcheinen, wenn ſie in der Ebne gegen den Horizont zu, als wenn ſie in der Hoͤhe, oder auch von einer Hoͤhe, z. B. von einem Thurme herab, geſehen werden.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/862>, abgerufen am 21.11.2024.
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