3 1/2 Zoll. Die andere Oefnung im Boden der Fässer dient zum Einschütten der Materialien, und wird mit einem Zapfen verschlossen. Auch hier kan man die Kugel mit dem obern Ende an ein Seil hängen, das über zwo Rollen an hohen Bäumen läuft; das untere Ende der Kugel steht etwa 6 Schuh hoch über den Wannen A, A. Beym Füllen selbst legt man das Netz über die Kugel, faltet sie ganz zusammen, um die gemeine Luft herauszutreiben, bindet die seidnen Schläuche um die blechernen Röhren EE, schüttet in die Fässer zuerst die Eisenspäne, dann das Wasser und zuletzt das Vitriolöl. Die brennbare Luft steigt dann durch die Röhren an den Böden der Fässer, und geht durch das in den Wannen B und A befindliche Wasser in die Röhren EE, und durch die Schläuche in die Kugel über, schwellt dieselbe auf, und macht, daß sie sich bald von selbst ohne Hülfe des Seils GH in der Höhe erhält. So, wie sich die Kugel immer mehr aufbläset, wird das Netz ringsumher in die gehörige Lage gebracht, der Reif und das Boot für die Luftfahrer daran befestiget, und alles Nöthige zur Reise vorbereitet. Ist die Kugel etwas über drey Viertel gefüllt, so bindet man die Schläuche von den Röhren EE ab, bindet sie zu, und legt ihre Enden nebst der Schnur zur Klappe in das Boot. Die Kugel, welche bisher mit Stricken, die an das Netz befestigt sind, gehalten worden ist, wird nun freygelassen, und steigt mit dem Boote und den Luftfahrern auf.
Von dem Schauspiele, welches Maschinen von solcher Größe darstellen, wenn sie mit Menschen in die Luft steigen, sprechen alle Augenzeugen desselben mit Entzücken und Bewundrung. Es hat Hohe und Niedrige, Kenner und Unerfahrne, überall ohne Ausnahme zur leidenschaftlichsten Theilnehmung hingerissen. Die Großen haben ihren Beyfall durch königliche Belohnungen, die mittlern Stände durch Lobsprüche, Gedichte, Monumente, Münzen, das gemeine Volk durch Jauchzen, Einführung im Triumph, und Unwissende nicht selten durch eine fast abgöttische Verehrung der Luftfahrer an den Tag gelegt. Den Luftfahrern selbst fehlt es an Worten, um ihre Empfindungen
3 1/2 Zoll. Die andere Oefnung im Boden der Faͤſſer dient zum Einſchuͤtten der Materialien, und wird mit einem Zapfen verſchloſſen. Auch hier kan man die Kugel mit dem obern Ende an ein Seil haͤngen, das uͤber zwo Rollen an hohen Baͤumen laͤuft; das untere Ende der Kugel ſteht etwa 6 Schuh hoch uͤber den Wannen A, A. Beym Fuͤllen ſelbſt legt man das Netz uͤber die Kugel, faltet ſie ganz zuſammen, um die gemeine Luft herauszutreiben, bindet die ſeidnen Schlaͤuche um die blechernen Roͤhren EE, ſchuͤttet in die Faͤſſer zuerſt die Eiſenſpaͤne, dann das Waſſer und zuletzt das Vitrioloͤl. Die brennbare Luft ſteigt dann durch die Roͤhren an den Boͤden der Faͤſſer, und geht durch das in den Wannen B und A befindliche Waſſer in die Roͤhren EE, und durch die Schlaͤuche in die Kugel uͤber, ſchwellt dieſelbe auf, und macht, daß ſie ſich bald von ſelbſt ohne Huͤlfe des Seils GH in der Hoͤhe erhaͤlt. So, wie ſich die Kugel immer mehr aufblaͤſet, wird das Netz ringsumher in die gehoͤrige Lage gebracht, der Reif und das Boot fuͤr die Luftfahrer daran befeſtiget, und alles Noͤthige zur Reiſe vorbereitet. Iſt die Kugel etwas uͤber drey Viertel gefuͤllt, ſo bindet man die Schlaͤuche von den Roͤhren EE ab, bindet ſie zu, und legt ihre Enden nebſt der Schnur zur Klappe in das Boot. Die Kugel, welche bisher mit Stricken, die an das Netz befeſtigt ſind, gehalten worden iſt, wird nun freygelaſſen, und ſteigt mit dem Boote und den Luftfahrern auf.
Von dem Schauſpiele, welches Maſchinen von ſolcher Groͤße darſtellen, wenn ſie mit Menſchen in die Luft ſteigen, ſprechen alle Augenzeugen deſſelben mit Entzuͤcken und Bewundrung. Es hat Hohe und Niedrige, Kenner und Unerfahrne, uͤberall ohne Ausnahme zur leidenſchaftlichſten Theilnehmung hingeriſſen. Die Großen haben ihren Beyfall durch koͤnigliche Belohnungen, die mittlern Staͤnde durch Lobſpruͤche, Gedichte, Monumente, Muͤnzen, das gemeine Volk durch Jauchzen, Einfuͤhrung im Triumph, und Unwiſſende nicht ſelten durch eine faſt abgoͤttiſche Verehrung der Luftfahrer an den Tag gelegt. Den Luftfahrern ſelbſt fehlt es an Worten, um ihre Empfindungen
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3 1/2 Zoll. Die andere Oefnung im Boden der Faͤſſer dient zum Einſchuͤtten der Materialien, und wird mit einem Zapfen verſchloſſen. Auch hier kan man die Kugel mit dem obern Ende an ein Seil haͤngen, das uͤber zwo Rollen an hohen Baͤumen laͤuft; das untere Ende der Kugel ſteht etwa 6 Schuh hoch uͤber den Wannen <hirendition="#aq">A, A.</hi> Beym Fuͤllen ſelbſt legt man das Netz uͤber die Kugel, faltet ſie ganz zuſammen, um die gemeine Luft herauszutreiben, bindet die ſeidnen Schlaͤuche um die blechernen Roͤhren <hirendition="#aq">EE,</hi>ſchuͤttet in die Faͤſſer zuerſt die Eiſenſpaͤne, dann das Waſſer und zuletzt das Vitrioloͤl. Die brennbare Luft ſteigt dann durch die Roͤhren an den Boͤden der Faͤſſer, und geht durch das in den Wannen <hirendition="#aq">B</hi> und <hirendition="#aq">A</hi> befindliche Waſſer in die Roͤhren <hirendition="#aq">EE,</hi> und durch die Schlaͤuche in die Kugel uͤber, ſchwellt dieſelbe auf, und macht, daß ſie ſich bald von ſelbſt ohne Huͤlfe des Seils <hirendition="#aq">GH</hi> in der Hoͤhe erhaͤlt. So, wie ſich die Kugel immer mehr aufblaͤſet, wird das Netz ringsumher in die gehoͤrige Lage gebracht, der Reif und das Boot fuͤr die Luftfahrer daran befeſtiget, und alles Noͤthige zur Reiſe vorbereitet. Iſt die Kugel etwas uͤber drey Viertel gefuͤllt, ſo bindet man die Schlaͤuche von den Roͤhren <hirendition="#aq">EE</hi> ab, bindet ſie zu, und legt ihre Enden nebſt der Schnur zur Klappe in das Boot. Die Kugel, welche bisher mit Stricken, die an das Netz befeſtigt ſind, gehalten worden iſt, wird nun freygelaſſen, und ſteigt mit dem Boote und den Luftfahrern auf.</p><p>Von dem Schauſpiele, welches Maſchinen von ſolcher Groͤße darſtellen, wenn ſie mit Menſchen in die Luft ſteigen, ſprechen alle Augenzeugen deſſelben mit Entzuͤcken und Bewundrung. Es hat Hohe und Niedrige, Kenner und Unerfahrne, uͤberall ohne Ausnahme zur leidenſchaftlichſten Theilnehmung hingeriſſen. Die Großen haben ihren Beyfall durch koͤnigliche Belohnungen, die mittlern Staͤnde durch Lobſpruͤche, Gedichte, Monumente, Muͤnzen, das gemeine Volk durch Jauchzen, Einfuͤhrung im Triumph, und Unwiſſende nicht ſelten durch eine faſt abgoͤttiſche Verehrung der Luftfahrer an den Tag gelegt. Den Luftfahrern ſelbſt fehlt es an Worten, um ihre Empfindungen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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3 1/2 Zoll. Die andere Oefnung im Boden der Faͤſſer dient zum Einſchuͤtten der Materialien, und wird mit einem Zapfen verſchloſſen. Auch hier kan man die Kugel mit dem obern Ende an ein Seil haͤngen, das uͤber zwo Rollen an hohen Baͤumen laͤuft; das untere Ende der Kugel ſteht etwa 6 Schuh hoch uͤber den Wannen A, A. Beym Fuͤllen ſelbſt legt man das Netz uͤber die Kugel, faltet ſie ganz zuſammen, um die gemeine Luft herauszutreiben, bindet die ſeidnen Schlaͤuche um die blechernen Roͤhren EE, ſchuͤttet in die Faͤſſer zuerſt die Eiſenſpaͤne, dann das Waſſer und zuletzt das Vitrioloͤl. Die brennbare Luft ſteigt dann durch die Roͤhren an den Boͤden der Faͤſſer, und geht durch das in den Wannen B und A befindliche Waſſer in die Roͤhren EE, und durch die Schlaͤuche in die Kugel uͤber, ſchwellt dieſelbe auf, und macht, daß ſie ſich bald von ſelbſt ohne Huͤlfe des Seils GH in der Hoͤhe erhaͤlt. So, wie ſich die Kugel immer mehr aufblaͤſet, wird das Netz ringsumher in die gehoͤrige Lage gebracht, der Reif und das Boot fuͤr die Luftfahrer daran befeſtiget, und alles Noͤthige zur Reiſe vorbereitet. Iſt die Kugel etwas uͤber drey Viertel gefuͤllt, ſo bindet man die Schlaͤuche von den Roͤhren EE ab, bindet ſie zu, und legt ihre Enden nebſt der Schnur zur Klappe in das Boot. Die Kugel, welche bisher mit Stricken, die an das Netz befeſtigt ſind, gehalten worden iſt, wird nun freygelaſſen, und ſteigt mit dem Boote und den Luftfahrern auf.
Von dem Schauſpiele, welches Maſchinen von ſolcher Groͤße darſtellen, wenn ſie mit Menſchen in die Luft ſteigen, ſprechen alle Augenzeugen deſſelben mit Entzuͤcken und Bewundrung. Es hat Hohe und Niedrige, Kenner und Unerfahrne, uͤberall ohne Ausnahme zur leidenſchaftlichſten Theilnehmung hingeriſſen. Die Großen haben ihren Beyfall durch koͤnigliche Belohnungen, die mittlern Staͤnde durch Lobſpruͤche, Gedichte, Monumente, Muͤnzen, das gemeine Volk durch Jauchzen, Einfuͤhrung im Triumph, und Unwiſſende nicht ſelten durch eine faſt abgoͤttiſche Verehrung der Luftfahrer an den Tag gelegt. Den Luftfahrern ſelbſt fehlt es an Worten, um ihre Empfindungen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/88>, abgerufen am 04.12.2024.
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