wohl nicht dahin gegangen, das Daseyn einer feinen Materie im Himmelsraume und in den Zwischenräumen der Körper zu läugnen. Wenn er (Philos. naturalis princip. math. L. III. Prop. 10.) behauptet, die Planeten litten bey ihren Bewegungen im Himmelsraume keinen Widerstand, so beweiset er dieses nur daraus, weil die Luft 200 Meilen über der Erde schon 75 Billionenmal dünner, als an der Erdfläche sey, und Iupiter in einem so dünnen Mittel eine Million Jahre laufen könnte, ehe er durch den Widerstaud desselben nur ein Milliontheilchen der ihm mitgetheilten Bewegung verlieren würde. Dies heißt wohl nicht, eine absolute Leere, es heißt, eine äußerst feine Materie in den Himmelsraum setzen, oder es heißt vielmehr, nicht entscheiden, aber nur zeigen, daß auch, wenn eine solche Materie da wäre, der Widerstand noch nicht merklich seyn könne. Und was den Aether in den Zwischenräumen der Körper betrift, so zeigt der Schluß seiner Principien deutlich, daß er das Daseyn desselben für wahrscheinlich gehalten habe. "Adjicere liceret, sagt er, non"nulla de spiritu quodam subtilissimo corpora crassa "pervadente, et in iisdem latente etc." Er wirft über diese in den Körpern verborgne feine Materie in seiner Optik einige merkwürdige Fragen auf. Zwar ist nicht zu läugnen, daß in den ältern Ausgaben dieses Werks (Optice; aut. Is. Newtono, latine redd. Sam. Clarke, Lond. 1706. 4. qu. 23.) seine Ausdrücke mehr Kräfte (virtutes, potentias) bezeichnen, als den Stoß einer feinen Materie angeben. Er setzt aber ausdrücklich hinzu: Fieri sane potest, ut haec attractio efficiatur Impulsu. Allein in des Coste französischer Uebersetzung, welche nach der zweyten englischen Ausgabe von 1718 gemacht ist, (Traite d' optique, par M. le Chev. Newton. Amsterd. 1720. gr. 12.) sind die der Optik beygefügten Fragen ganz umgeändert. Newton fragt hier (qu. 18--21), ob nicht vielleicht die Erwärmung der Körper durch die Lichtstralen, Brechung und Zurückwerfung des Lichts, Schwere und viele andere Phänomene der Körperwelt, durch eine elastische Materie, erklärt werden könnten, deren Schwingungen 700000mal
wohl nicht dahin gegangen, das Daſeyn einer feinen Materie im Himmelsraume und in den Zwiſchenraͤumen der Koͤrper zu laͤugnen. Wenn er (Philoſ. naturalis princip. math. L. III. Prop. 10.) behauptet, die Planeten litten bey ihren Bewegungen im Himmelsraume keinen Widerſtand, ſo beweiſet er dieſes nur daraus, weil die Luft 200 Meilen uͤber der Erde ſchon 75 Billionenmal duͤnner, als an der Erdflaͤche ſey, und Iupiter in einem ſo duͤnnen Mittel eine Million Jahre laufen koͤnnte, ehe er durch den Widerſtaud deſſelben nur ein Milliontheilchen der ihm mitgetheilten Bewegung verlieren wuͤrde. Dies heißt wohl nicht, eine abſolute Leere, es heißt, eine aͤußerſt feine Materie in den Himmelsraum ſetzen, oder es heißt vielmehr, nicht entſcheiden, aber nur zeigen, daß auch, wenn eine ſolche Materie da waͤre, der Widerſtand noch nicht merklich ſeyn koͤnne. Und was den Aether in den Zwiſchenraͤumen der Koͤrper betrift, ſo zeigt der Schluß ſeiner Principien deutlich, daß er das Daſeyn deſſelben fuͤr wahrſcheinlich gehalten habe. ”Adjicere liceret, ſagt er, non”nulla de ſpiritu quodam ſubtiliſſimo corpora craſſa ”pervadente, et in iisdem latente etc.“ Er wirft uͤber dieſe in den Koͤrpern verborgne feine Materie in ſeiner Optik einige merkwuͤrdige Fragen auf. Zwar iſt nicht zu laͤugnen, daß in den aͤltern Ausgaben dieſes Werks (Optice; aut. Iſ. Newtono, latine redd. Sam. Clarke, Lond. 1706. 4. qu. 23.) ſeine Ausdruͤcke mehr Kraͤfte (virtutes, potentias) bezeichnen, als den Stoß einer feinen Materie angeben. Er ſetzt aber ausdruͤcklich hinzu: Fieri ſane poteſt, ut haec attractio efficiatur Impulſu. Allein in des Coſte franzoͤſiſcher Ueberſetzung, welche nach der zweyten engliſchen Ausgabe von 1718 gemacht iſt, (Traité d' optique, par M. le Chev. Newton. Amſterd. 1720. gr. 12.) ſind die der Optik beygefuͤgten Fragen ganz umgeaͤndert. Newton fragt hier (qu. 18—21), ob nicht vielleicht die Erwaͤrmung der Koͤrper durch die Lichtſtralen, Brechung und Zuruͤckwerfung des Lichts, Schwere und viele andere Phaͤnomene der Koͤrperwelt, durch eine elaſtiſche Materie, erklaͤrt werden koͤnnten, deren Schwingungen 700000mal
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wohl nicht dahin gegangen, das Daſeyn einer feinen Materie im Himmelsraume und in den Zwiſchenraͤumen der Koͤrper zu laͤugnen. Wenn er (Philoſ. naturalis princip. math. L. III. Prop. 10.) behauptet, die Planeten litten bey ihren Bewegungen im Himmelsraume keinen Widerſtand, ſo beweiſet er dieſes nur daraus, weil die Luft 200 Meilen uͤber der Erde ſchon 75 Billionenmal duͤnner, als an der Erdflaͤche ſey, und Iupiter in einem ſo duͤnnen Mittel eine Million Jahre laufen koͤnnte, ehe er durch den Widerſtaud deſſelben nur ein Milliontheilchen der ihm mitgetheilten Bewegung verlieren wuͤrde. Dies heißt wohl nicht, eine abſolute Leere, es heißt, eine aͤußerſt feine Materie in den Himmelsraum ſetzen, oder es heißt vielmehr, nicht entſcheiden, aber nur zeigen, daß auch, wenn eine ſolche Materie da waͤre, der Widerſtand noch nicht merklich ſeyn koͤnne. Und was den Aether in den Zwiſchenraͤumen der Koͤrper betrift, ſo zeigt der Schluß ſeiner Principien deutlich, daß er das Daſeyn deſſelben fuͤr wahrſcheinlich gehalten habe. ”Adjicere liceret, ſagt er, non”nulla de ſpiritu quodam ſubtiliſſimo corpora craſſa ”pervadente, et in iisdem latente etc.“ Er wirft uͤber dieſe in den Koͤrpern verborgne feine Materie in ſeiner Optik einige merkwuͤrdige Fragen auf. Zwar iſt nicht zu laͤugnen, daß in den aͤltern Ausgaben dieſes Werks (Optice; aut. Iſ. Newtono, latine redd. Sam. Clarke, Lond. 1706. 4. qu. 23.) ſeine Ausdruͤcke mehr Kraͤfte (virtutes, potentias) bezeichnen, als den Stoß einer feinen Materie angeben. Er ſetzt aber ausdruͤcklich hinzu: Fieri ſane poteſt, ut haec attractio efficiatur Impulſu. Allein in des Coſte franzoͤſiſcher Ueberſetzung, welche nach der zweyten engliſchen Ausgabe von 1718 gemacht iſt, (Traité d' optique, par M. le Chev. Newton. Amſterd. 1720. gr. 12.) ſind die der Optik beygefuͤgten Fragen ganz umgeaͤndert. Newton fragt hier (qu. 18—21), ob nicht vielleicht die Erwaͤrmung der Koͤrper durch die Lichtſtralen, Brechung und Zuruͤckwerfung des Lichts, Schwere und viele andere Phaͤnomene der Koͤrperwelt, durch eine elaſtiſche Materie, erklaͤrt werden koͤnnten, deren Schwingungen 700000mal
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/98>, abgerufen am 04.12.2024.
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