berührt, genau mit dem Ende einer Vibration zusammen treffe, und die Geschwindigkeit des Falls ist so groß, daß in einem sehr kleinen Theile einer Schwingung ein beträchtlicher Raum durchlaufen werden kan. Auch haben andere Beobachter die Uebereinstimmung der Versuche mit der Theorie nicht so vollkommen gefunden. Dechales (Mundus Mathem. To. II. Statica L. II. prop. 1.) maß die Räume des Falles während der Schwingungen eines Pendels, das halbe Secunden schlug, und sand den Fall von kleinen Kieselsteinen in Zeiträumen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 Schwingungen, 4 1/4, 16 1/2, 36, 60, 90, 123 Schuh, statt daß er nach den galileischen Sätzen 4 1/4, 17, 38 1/4, 65, 106 1/4, 153 Schuh betragen sollte. Er bemerkt aber sehr richtig, daß diese Abweichung dem Widerstande der Luft zuzuschreiben sey: sie würde ohne Zweifel weniger betragen haben, wenn er anstatt der kleinen Kieselsteine Bleykugeln gebraucht hätte.
Da es aus den angegebnen Ursachen nicht möglich ist, die Theorie durch Versuche mit lothrecht fallenden Körpern genau zu prüfen, so haben sie die Physiker durch mancherley andere Versuche bestätiget. Die stärkste Ueberzeugung gewähren die Pendel, s. Pendel. Es folgt aus der Hypothese des Galilei, und aus dieser allein, daß sich die Anzahl der Schwingungen, welche ungleich lange Pendel in gleichen Zeiten machen, umgekehrt, wie die Quadratzahl der Länge der Pendel, verhalten müsse, wenn nur die Schwingungen sehr klein sind. Eben dies zeigen aber auch die Versuche mit der grösten Genauigkeit.
Eine andere sehr sinnreiche Probe hat der P. Sebastien (Mem. de l'Acad. des Sc. ann. 1699.) angegeben. Auf der Fläche des parabolischen Conoids ABD (Taf. VIII. Fig. 12.), welches durch die Umdrehung der Parabel ADC um ihre Axe AC entstanden ist, werde ein spiralförmiger Gang EFGHIB ausgehölet, welcher an allen Stellen einerley Winkel mit dem Horizonte macht; so läst sich erweisen, daß nach der galileischen Theorie ein Körper, der in diesem Gange herabrollt, alle Umgänge der Spirale in gleichen Zeiten zurücklegen muß. Dies zeigt aber auch die Erfahrung.
beruͤhrt, genau mit dem Ende einer Vibration zuſammen treffe, und die Geſchwindigkeit des Falls iſt ſo groß, daß in einem ſehr kleinen Theile einer Schwingung ein betraͤchtlicher Raum durchlaufen werden kan. Auch haben andere Beobachter die Uebereinſtimmung der Verſuche mit der Theorie nicht ſo vollkommen gefunden. Dechales (Mundus Mathem. To. II. Statica L. II. prop. 1.) maß die Raͤume des Falles waͤhrend der Schwingungen eines Pendels, das halbe Secunden ſchlug, und ſand den Fall von kleinen Kieſelſteinen in Zeitraͤumen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 Schwingungen, 4 1/4, 16 1/2, 36, 60, 90, 123 Schuh, ſtatt daß er nach den galileiſchen Saͤtzen 4 1/4, 17, 38 1/4, 65, 106 1/4, 153 Schuh betragen ſollte. Er bemerkt aber ſehr richtig, daß dieſe Abweichung dem Widerſtande der Luft zuzuſchreiben ſey: ſie wuͤrde ohne Zweifel weniger betragen haben, wenn er anſtatt der kleinen Kieſelſteine Bleykugeln gebraucht haͤtte.
Da es aus den angegebnen Urſachen nicht moͤglich iſt, die Theorie durch Verſuche mit lothrecht fallenden Koͤrpern genau zu pruͤfen, ſo haben ſie die Phyſiker durch mancherley andere Verſuche beſtaͤtiget. Die ſtaͤrkſte Ueberzeugung gewaͤhren die Pendel, ſ. Pendel. Es folgt aus der Hypotheſe des Galilei, und aus dieſer allein, daß ſich die Anzahl der Schwingungen, welche ungleich lange Pendel in gleichen Zeiten machen, umgekehrt, wie die Quadratzahl der Laͤnge der Pendel, verhalten muͤſſe, wenn nur die Schwingungen ſehr klein ſind. Eben dies zeigen aber auch die Verſuche mit der groͤſten Genauigkeit.
Eine andere ſehr ſinnreiche Probe hat der P. Sebaſtien (Mém. de l'Acad. des Sc. ann. 1699.) angegeben. Auf der Flaͤche des paraboliſchen Conoids ABD (Taf. VIII. Fig. 12.), welches durch die Umdrehung der Parabel ADC um ihre Axe AC entſtanden iſt, werde ein ſpiralfoͤrmiger Gang EFGHIB ausgehoͤlet, welcher an allen Stellen einerley Winkel mit dem Horizonte macht; ſo laͤſt ſich erweiſen, daß nach der galileiſchen Theorie ein Koͤrper, der in dieſem Gange herabrollt, alle Umgaͤnge der Spirale in gleichen Zeiten zuruͤcklegen muß. Dies zeigt aber auch die Erfahrung.
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beruͤhrt, genau mit dem Ende einer Vibration zuſammen treffe, und die Geſchwindigkeit des Falls iſt ſo groß, daß in einem ſehr kleinen Theile einer Schwingung ein betraͤchtlicher Raum durchlaufen werden kan. Auch haben andere Beobachter die Uebereinſtimmung der Verſuche mit der Theorie nicht ſo vollkommen gefunden. <hirendition="#b">Dechales</hi> (<hirendition="#aq">Mundus Mathem. To. II. Statica L. II. prop. 1.</hi>) maß die Raͤume des Falles waͤhrend der Schwingungen eines Pendels, das halbe Secunden ſchlug, und ſand den Fall von kleinen Kieſelſteinen in Zeitraͤumen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 Schwingungen, 4 1/4, 16 1/2, 36, 60, 90, 123 Schuh, ſtatt daß er nach den galileiſchen Saͤtzen 4 1/4, 17, 38 1/4, 65, 106 1/4, 153 Schuh betragen ſollte. Er bemerkt aber ſehr richtig, daß dieſe Abweichung dem Widerſtande der Luft zuzuſchreiben ſey: ſie wuͤrde ohne Zweifel weniger betragen haben, wenn er anſtatt der kleinen Kieſelſteine Bleykugeln gebraucht haͤtte.</p><p>Da es aus den angegebnen Urſachen nicht moͤglich iſt, die Theorie durch Verſuche mit lothrecht fallenden Koͤrpern genau zu pruͤfen, ſo haben ſie die Phyſiker durch mancherley andere Verſuche beſtaͤtiget. Die ſtaͤrkſte Ueberzeugung gewaͤhren die Pendel, ſ. <hirendition="#b">Pendel.</hi> Es folgt aus der Hypotheſe des Galilei, und aus dieſer allein, daß ſich die Anzahl der Schwingungen, welche ungleich lange Pendel in gleichen Zeiten machen, umgekehrt, wie die Quadratzahl der Laͤnge der Pendel, verhalten muͤſſe, wenn nur die Schwingungen ſehr klein ſind. Eben dies zeigen aber auch die Verſuche mit der groͤſten Genauigkeit.</p><p>Eine andere ſehr ſinnreiche Probe hat der P. <hirendition="#b">Sebaſtien</hi> (<hirendition="#aq">Mém. de l'Acad. des Sc. ann. 1699.</hi>) angegeben. Auf der Flaͤche des paraboliſchen Conoids <hirendition="#aq">ABD</hi> (Taf. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Fig. 12.), welches durch die Umdrehung der Parabel <hirendition="#aq">ADC</hi> um ihre Axe <hirendition="#aq">AC</hi> entſtanden iſt, werde ein ſpiralfoͤrmiger Gang <hirendition="#aq">EFGHIB</hi> ausgehoͤlet, welcher an allen Stellen einerley Winkel mit dem Horizonte macht; ſo laͤſt ſich erweiſen, daß nach der galileiſchen Theorie ein Koͤrper, der in dieſem Gange herabrollt, alle Umgaͤnge der Spirale in gleichen Zeiten zuruͤcklegen muß. Dies zeigt aber auch die Erfahrung.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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beruͤhrt, genau mit dem Ende einer Vibration zuſammen treffe, und die Geſchwindigkeit des Falls iſt ſo groß, daß in einem ſehr kleinen Theile einer Schwingung ein betraͤchtlicher Raum durchlaufen werden kan. Auch haben andere Beobachter die Uebereinſtimmung der Verſuche mit der Theorie nicht ſo vollkommen gefunden. Dechales (Mundus Mathem. To. II. Statica L. II. prop. 1.) maß die Raͤume des Falles waͤhrend der Schwingungen eines Pendels, das halbe Secunden ſchlug, und ſand den Fall von kleinen Kieſelſteinen in Zeitraͤumen von 1, 2, 3, 4, 5, 6 Schwingungen, 4 1/4, 16 1/2, 36, 60, 90, 123 Schuh, ſtatt daß er nach den galileiſchen Saͤtzen 4 1/4, 17, 38 1/4, 65, 106 1/4, 153 Schuh betragen ſollte. Er bemerkt aber ſehr richtig, daß dieſe Abweichung dem Widerſtande der Luft zuzuſchreiben ſey: ſie wuͤrde ohne Zweifel weniger betragen haben, wenn er anſtatt der kleinen Kieſelſteine Bleykugeln gebraucht haͤtte.
Da es aus den angegebnen Urſachen nicht moͤglich iſt, die Theorie durch Verſuche mit lothrecht fallenden Koͤrpern genau zu pruͤfen, ſo haben ſie die Phyſiker durch mancherley andere Verſuche beſtaͤtiget. Die ſtaͤrkſte Ueberzeugung gewaͤhren die Pendel, ſ. Pendel. Es folgt aus der Hypotheſe des Galilei, und aus dieſer allein, daß ſich die Anzahl der Schwingungen, welche ungleich lange Pendel in gleichen Zeiten machen, umgekehrt, wie die Quadratzahl der Laͤnge der Pendel, verhalten muͤſſe, wenn nur die Schwingungen ſehr klein ſind. Eben dies zeigen aber auch die Verſuche mit der groͤſten Genauigkeit.
Eine andere ſehr ſinnreiche Probe hat der P. Sebaſtien (Mém. de l'Acad. des Sc. ann. 1699.) angegeben. Auf der Flaͤche des paraboliſchen Conoids ABD (Taf. VIII. Fig. 12.), welches durch die Umdrehung der Parabel ADC um ihre Axe AC entſtanden iſt, werde ein ſpiralfoͤrmiger Gang EFGHIB ausgehoͤlet, welcher an allen Stellen einerley Winkel mit dem Horizonte macht; ſo laͤſt ſich erweiſen, daß nach der galileiſchen Theorie ein Koͤrper, der in dieſem Gange herabrollt, alle Umgaͤnge der Spirale in gleichen Zeiten zuruͤcklegen muß. Dies zeigt aber auch die Erfahrung.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/129>, abgerufen am 24.11.2024.
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