Wenn auch gleich Einige dabey unterirdisches Feuer und Dämpfe mitwirken lassen, so leiten sie doch wenigstens den Ursprung der Entzündung von Blitzen her, die sich im Innern der Erde erzeugen sollen. Der Abbe Bertholon de St. Lazare (Journal de Physique de l'Abbe Rozier, Aoaut 1779.) hat auf diese Hypothese sogar einen Vorschlag gegründet, ganze Gegenden vor den Wirkungen der Erdbeben zu schützen. Er räth an, in dieser Absicht lange eiserne Stangen (para tremblement de terre) so tief als möglich in die Erde einzugraben, deren beyde Enden, sowohl das eingegrabene, als das in die Luft hervorragende, mit einer Krone von mehreren Spitzen versehen seyn sollen. Das untere Ende dieser Stangen soll sich in mehrere lange Zweige verbreiten, um durch dieses Mittel eine beständige leitenden Verbindung und ein stetes elektrisches Gleichgewicht zwischen der Atmosphäre und dem Innern der Erde zu erhalten, oder, im Falle einer Störung desselben wenigstens einen unschädlichen Weg zum Uebergange zu eröfnen. Auch einige deutsche Schriftsteller, z. B. Herr Wiedeburg (Ueber die Erdbeben, Jena, 1784. 8.) haben diese Vorschläge wiederholt, und zum Theil als einen Schutz gegen die Erdbeben die Errichtung von Pyramiden u. dgl. vorgeschlagen. Es fehlt aber solchen Vorschlägen, welche übrigens auf einerley Gründen mit den zugespitzten Blitzableitern beruhen, nur daran, daß die Identität der Erdbeben mit den unterirdischen Gewittern eine bloße Hypothese und durch keine so deutlichen Erfahrungen bestätiget ist, als die Identität der Gewitter mit der Elektricität.
So gewiß es auch ist, daß man bey den Erdbeben zu Zeiten Wirkungen der Elektricität verspürt, so geht man doch gewiß viel zu weit, wenn man hierinn die Hauptursache derselben zu finden glaubt. Ihre Verbindung mit den Vulkanen und überhaupt mit einem Boden, in welchem sich Klüfte, Höhlen, brennbare Materien und unterirdische Entzündungen oder Erhitzungen befinden, ist gar zu offenbar, als daß man sie nicht für Wirkungen eben des unterirdischen Feuers halten sollte, welches die Vulkane und heissen
Wenn auch gleich Einige dabey unterirdiſches Feuer und Daͤmpfe mitwirken laſſen, ſo leiten ſie doch wenigſtens den Urſprung der Entzuͤndung von Blitzen her, die ſich im Innern der Erde erzeugen ſollen. Der Abbé Bertholon de St. Lazare (Journal de Phyſique de l'Abbé Rozier, Août 1779.) hat auf dieſe Hypotheſe ſogar einen Vorſchlag gegruͤndet, ganze Gegenden vor den Wirkungen der Erdbeben zu ſchuͤtzen. Er raͤth an, in dieſer Abſicht lange eiſerne Stangen (para tremblement de terre) ſo tief als moͤglich in die Erde einzugraben, deren beyde Enden, ſowohl das eingegrabene, als das in die Luft hervorragende, mit einer Krone von mehreren Spitzen verſehen ſeyn ſollen. Das untere Ende dieſer Stangen ſoll ſich in mehrere lange Zweige verbreiten, um durch dieſes Mittel eine beſtaͤndige leitenden Verbindung und ein ſtetes elektriſches Gleichgewicht zwiſchen der Atmoſphaͤre und dem Innern der Erde zu erhalten, oder, im Falle einer Stoͤrung deſſelben wenigſtens einen unſchaͤdlichen Weg zum Uebergange zu eroͤfnen. Auch einige deutſche Schriftſteller, z. B. Herr Wiedeburg (Ueber die Erdbeben, Jena, 1784. 8.) haben dieſe Vorſchlaͤge wiederholt, und zum Theil als einen Schutz gegen die Erdbeben die Errichtung von Pyramiden u. dgl. vorgeſchlagen. Es fehlt aber ſolchen Vorſchlaͤgen, welche uͤbrigens auf einerley Gruͤnden mit den zugeſpitzten Blitzableitern beruhen, nur daran, daß die Identitaͤt der Erdbeben mit den unterirdiſchen Gewittern eine bloße Hypotheſe und durch keine ſo deutlichen Erfahrungen beſtaͤtiget iſt, als die Identitaͤt der Gewitter mit der Elektricitaͤt.
So gewiß es auch iſt, daß man bey den Erdbeben zu Zeiten Wirkungen der Elektricitaͤt verſpuͤrt, ſo geht man doch gewiß viel zu weit, wenn man hierinn die Haupturſache derſelben zu finden glaubt. Ihre Verbindung mit den Vulkanen und uͤberhaupt mit einem Boden, in welchem ſich Kluͤfte, Hoͤhlen, brennbare Materien und unterirdiſche Entzuͤndungen oder Erhitzungen befinden, iſt gar zu offenbar, als daß man ſie nicht fuͤr Wirkungen eben des unterirdiſchen Feuers halten ſollte, welches die Vulkane und heiſſen
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Wenn auch gleich Einige dabey unterirdiſches Feuer und Daͤmpfe mitwirken laſſen, ſo leiten ſie doch wenigſtens den Urſprung der Entzuͤndung von Blitzen her, die ſich im Innern der Erde erzeugen ſollen. Der Abbé <hirendition="#b">Bertholon de St. Lazare</hi> (<hirendition="#aq">Journal de Phyſique de l'Abbé <hirendition="#i">Rozier,</hi> Août 1779.</hi>) hat auf dieſe Hypotheſe ſogar einen Vorſchlag gegruͤndet, ganze Gegenden vor den Wirkungen der Erdbeben zu ſchuͤtzen. Er raͤth an, in dieſer Abſicht lange eiſerne Stangen <hirendition="#i">(<hirendition="#aq">para tremblement de terre</hi>)</hi>ſo tief als moͤglich in die Erde einzugraben, deren beyde Enden, ſowohl das eingegrabene, als das in die Luft hervorragende, mit einer Krone von mehreren Spitzen verſehen ſeyn ſollen. Das untere Ende dieſer Stangen ſoll ſich in mehrere lange Zweige verbreiten, um durch dieſes Mittel eine beſtaͤndige leitenden Verbindung und ein ſtetes elektriſches Gleichgewicht zwiſchen der Atmoſphaͤre und dem Innern der Erde zu erhalten, oder, im Falle einer Stoͤrung deſſelben wenigſtens einen unſchaͤdlichen Weg zum Uebergange zu eroͤfnen. Auch einige deutſche Schriftſteller, z. B. Herr <hirendition="#b">Wiedeburg</hi> (Ueber die Erdbeben, Jena, 1784. 8.) haben dieſe Vorſchlaͤge wiederholt, und zum Theil als einen Schutz gegen die Erdbeben die Errichtung von Pyramiden u. dgl. vorgeſchlagen. Es fehlt aber ſolchen Vorſchlaͤgen, welche uͤbrigens auf einerley Gruͤnden mit den zugeſpitzten Blitzableitern beruhen, nur daran, daß die Identitaͤt der Erdbeben mit den unterirdiſchen Gewittern eine bloße Hypotheſe und durch keine ſo deutlichen Erfahrungen beſtaͤtiget iſt, als die Identitaͤt der Gewitter mit der Elektricitaͤt.</p><p>So gewiß es auch iſt, daß man bey den Erdbeben zu Zeiten Wirkungen der Elektricitaͤt verſpuͤrt, ſo geht man doch gewiß viel zu weit, wenn man hierinn die Haupturſache derſelben zu finden glaubt. Ihre Verbindung mit den Vulkanen und uͤberhaupt mit einem Boden, in welchem ſich Kluͤfte, Hoͤhlen, brennbare Materien und unterirdiſche Entzuͤndungen oder Erhitzungen befinden, iſt gar zu offenbar, als daß man ſie nicht fuͤr Wirkungen eben des unterirdiſchen Feuers halten ſollte, welches die Vulkane und heiſſen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Wenn auch gleich Einige dabey unterirdiſches Feuer und Daͤmpfe mitwirken laſſen, ſo leiten ſie doch wenigſtens den Urſprung der Entzuͤndung von Blitzen her, die ſich im Innern der Erde erzeugen ſollen. Der Abbé Bertholon de St. Lazare (Journal de Phyſique de l'Abbé Rozier, Août 1779.) hat auf dieſe Hypotheſe ſogar einen Vorſchlag gegruͤndet, ganze Gegenden vor den Wirkungen der Erdbeben zu ſchuͤtzen. Er raͤth an, in dieſer Abſicht lange eiſerne Stangen (para tremblement de terre) ſo tief als moͤglich in die Erde einzugraben, deren beyde Enden, ſowohl das eingegrabene, als das in die Luft hervorragende, mit einer Krone von mehreren Spitzen verſehen ſeyn ſollen. Das untere Ende dieſer Stangen ſoll ſich in mehrere lange Zweige verbreiten, um durch dieſes Mittel eine beſtaͤndige leitenden Verbindung und ein ſtetes elektriſches Gleichgewicht zwiſchen der Atmoſphaͤre und dem Innern der Erde zu erhalten, oder, im Falle einer Stoͤrung deſſelben wenigſtens einen unſchaͤdlichen Weg zum Uebergange zu eroͤfnen. Auch einige deutſche Schriftſteller, z. B. Herr Wiedeburg (Ueber die Erdbeben, Jena, 1784. 8.) haben dieſe Vorſchlaͤge wiederholt, und zum Theil als einen Schutz gegen die Erdbeben die Errichtung von Pyramiden u. dgl. vorgeſchlagen. Es fehlt aber ſolchen Vorſchlaͤgen, welche uͤbrigens auf einerley Gruͤnden mit den zugeſpitzten Blitzableitern beruhen, nur daran, daß die Identitaͤt der Erdbeben mit den unterirdiſchen Gewittern eine bloße Hypotheſe und durch keine ſo deutlichen Erfahrungen beſtaͤtiget iſt, als die Identitaͤt der Gewitter mit der Elektricitaͤt.
So gewiß es auch iſt, daß man bey den Erdbeben zu Zeiten Wirkungen der Elektricitaͤt verſpuͤrt, ſo geht man doch gewiß viel zu weit, wenn man hierinn die Haupturſache derſelben zu finden glaubt. Ihre Verbindung mit den Vulkanen und uͤberhaupt mit einem Boden, in welchem ſich Kluͤfte, Hoͤhlen, brennbare Materien und unterirdiſche Entzuͤndungen oder Erhitzungen befinden, iſt gar zu offenbar, als daß man ſie nicht fuͤr Wirkungen eben des unterirdiſchen Feuers halten ſollte, welches die Vulkane und heiſſen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/14>, abgerufen am 21.11.2024.
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