Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Erdgürtel, s. Erdstriche. Erdharze, Bitumina, Bitumes. Oelichte Materien von starkem Geruche und veränderlicher Consistenz, die man im Innern der Erde findet. Ein flüßiges Erdharz ist das Bergöl (Petroleum), welches aus den Spalten gewisser Felsen fließet, und dessen feinere und hellere Gattungen den Namen der Naphta führen. Feste sind der Bernstein (Electrum, succinum), der Copal, das Ambra, der Gagat, Asphalt und die Steinkohle. Alle diese Materien machen nebst dem Schwefel die brennbaren Materiale oder Inflammabilien des Mineralreichs aus, s. Brennbare Materien. Bernstein und Copal heißen in ganz eigentlichem Verstande Bergharze; Gagat, Asphalt und Steinkohle werden auch Bergpeche genannt. Alle diese Erdharze enthalten eine Menge von Oel, welches sie entzündlich macht, und dem Bergöle sehr ähnlich ist. Da sich in der Zusammensetzung der übrigen Mineralien keine Oele finden, so haben sehr viele Chymisten den Ursprung der Erdharze von den unter die Erde begrabnen vegetabilischen Substanzen hergeleitet. Hiezu kömmt noch, daß man durch die Verbindung der mineralischen Säuren mit Pflanzenölen die natürlichen Erdharze nachahmen kan; daß die auf der Erdfläche beständig untergehenden vegetabilischen Materien nothwendig ölichte Materien in die Erde bringen, welche mit der Zeit die Eigenschaften der Erdharze annehmen müssen; daß man endlich so viele Stücken Bernstein antrift, in deren Innerm Insekten und Spuren von Pflanzen eingeschlossen find. Demohnerachtet ist dieser vegetabilische Ursprung der Erdharze noch bey weitem nicht völlig erwiesen, und Gerhard (Beyträge zur Chymie und Geschichte des Mineralreichs, Th. II. S. 298.) hält es aus dem Grunde, weil man in diesen Substanzen außer dem
Erdguͤrtel, ſ. Erdſtriche. Erdharze, Bitumina, Bitumes. Oelichte Materien von ſtarkem Geruche und veraͤnderlicher Conſiſtenz, die man im Innern der Erde findet. Ein fluͤßiges Erdharz iſt das Bergoͤl (Petroleum), welches aus den Spalten gewiſſer Felſen fließet, und deſſen feinere und hellere Gattungen den Namen der Naphta fuͤhren. Feſte ſind der Bernſtein (Electrum, ſuccinum), der Copal, das Ambra, der Gagat, Aſphalt und die Steinkohle. Alle dieſe Materien machen nebſt dem Schwefel die brennbaren Materiale oder Inflammabilien des Mineralreichs aus, ſ. Brennbare Materien. Bernſtein und Copal heißen in ganz eigentlichem Verſtande Bergharze; Gagat, Aſphalt und Steinkohle werden auch Bergpeche genannt. Alle dieſe Erdharze enthalten eine Menge von Oel, welches ſie entzuͤndlich macht, und dem Bergoͤle ſehr aͤhnlich iſt. Da ſich in der Zuſammenſetzung der uͤbrigen Mineralien keine Oele finden, ſo haben ſehr viele Chymiſten den Urſprung der Erdharze von den unter die Erde begrabnen vegetabiliſchen Subſtanzen hergeleitet. Hiezu koͤmmt noch, daß man durch die Verbindung der mineraliſchen Saͤuren mit Pflanzenoͤlen die natuͤrlichen Erdharze nachahmen kan; daß die auf der Erdflaͤche beſtaͤndig untergehenden vegetabiliſchen Materien nothwendig oͤlichte Materien in die Erde bringen, welche mit der Zeit die Eigenſchaften der Erdharze annehmen muͤſſen; daß man endlich ſo viele Stuͤcken Bernſtein antrift, in deren Innerm Inſekten und Spuren von Pflanzen eingeſchloſſen find. Demohnerachtet iſt dieſer vegetabiliſche Urſprung der Erdharze noch bey weitem nicht voͤllig erwieſen, und Gerhard (Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des Mineralreichs, Th. II. S. 298.) haͤlt es aus dem Grunde, weil man in dieſen Subſtanzen außer dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" xml:id="P.2.12" n="12"/><lb/> Conjunction mit der Sonne ſtehen, und alsdann erſcheinen auch ihre Durchmeſſer am kleinſten. Es iſt aber weder ſchicklich, noch gewoͤhnlich, dieſe Punkte ihrer Bahnen mit dem Namen der Erdfernen zu belegen.</p> <p> <hi rendition="#b">Erdguͤrtel, ſ. Erdſtriche.</hi> </p> </div> <div n="2"> <head>Erdharze, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Bitumina</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Bitumes</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Oelichte Materien von ſtarkem Geruche und veraͤnderlicher Conſiſtenz, die man im Innern der Erde findet.</p> <p>Ein fluͤßiges Erdharz iſt das <hi rendition="#b">Bergoͤl</hi> (<hi rendition="#aq">Petroleum</hi>), welches aus den Spalten gewiſſer Felſen fließet, und deſſen feinere und hellere Gattungen den Namen der <hi rendition="#b">Naphta</hi> fuͤhren. Feſte ſind der <hi rendition="#b">Bernſtein</hi> (<hi rendition="#aq">Electrum, ſuccinum</hi>), der <hi rendition="#b">Copal,</hi> das <hi rendition="#b">Ambra,</hi> der <hi rendition="#b">Gagat, Aſphalt</hi> und die <hi rendition="#b">Steinkohle.</hi> Alle dieſe Materien machen nebſt dem Schwefel die brennbaren Materiale oder <hi rendition="#b">Inflammabilien</hi> des Mineralreichs aus, ſ. <hi rendition="#b">Brennbare Materien.</hi> Bernſtein und Copal heißen in ganz eigentlichem Verſtande <hi rendition="#b">Bergharze;</hi> Gagat, Aſphalt und Steinkohle werden auch <hi rendition="#b">Bergpeche</hi> genannt.</p> <p>Alle dieſe Erdharze enthalten eine Menge von Oel, welches ſie entzuͤndlich macht, und dem Bergoͤle ſehr aͤhnlich iſt. Da ſich in der Zuſammenſetzung der uͤbrigen Mineralien keine Oele finden, ſo haben ſehr viele Chymiſten den Urſprung der Erdharze von den unter die Erde begrabnen vegetabiliſchen Subſtanzen hergeleitet. Hiezu koͤmmt noch, daß man durch die Verbindung der mineraliſchen Saͤuren mit Pflanzenoͤlen die natuͤrlichen Erdharze nachahmen kan; daß die auf der Erdflaͤche beſtaͤndig untergehenden vegetabiliſchen Materien nothwendig oͤlichte Materien in die Erde bringen, welche mit der Zeit die Eigenſchaften der Erdharze annehmen muͤſſen; daß man endlich ſo viele Stuͤcken Bernſtein antrift, in deren Innerm Inſekten und Spuren von Pflanzen eingeſchloſſen find. Demohnerachtet iſt dieſer vegetabiliſche Urſprung der Erdharze noch bey weitem nicht voͤllig erwieſen, und <hi rendition="#b">Gerhard</hi> (Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des Mineralreichs, Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 298.) haͤlt es aus dem Grunde, weil man in dieſen Subſtanzen außer dem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0018]
Conjunction mit der Sonne ſtehen, und alsdann erſcheinen auch ihre Durchmeſſer am kleinſten. Es iſt aber weder ſchicklich, noch gewoͤhnlich, dieſe Punkte ihrer Bahnen mit dem Namen der Erdfernen zu belegen.
Erdguͤrtel, ſ. Erdſtriche.
Erdharze, Bitumina, Bitumes.
Oelichte Materien von ſtarkem Geruche und veraͤnderlicher Conſiſtenz, die man im Innern der Erde findet.
Ein fluͤßiges Erdharz iſt das Bergoͤl (Petroleum), welches aus den Spalten gewiſſer Felſen fließet, und deſſen feinere und hellere Gattungen den Namen der Naphta fuͤhren. Feſte ſind der Bernſtein (Electrum, ſuccinum), der Copal, das Ambra, der Gagat, Aſphalt und die Steinkohle. Alle dieſe Materien machen nebſt dem Schwefel die brennbaren Materiale oder Inflammabilien des Mineralreichs aus, ſ. Brennbare Materien. Bernſtein und Copal heißen in ganz eigentlichem Verſtande Bergharze; Gagat, Aſphalt und Steinkohle werden auch Bergpeche genannt.
Alle dieſe Erdharze enthalten eine Menge von Oel, welches ſie entzuͤndlich macht, und dem Bergoͤle ſehr aͤhnlich iſt. Da ſich in der Zuſammenſetzung der uͤbrigen Mineralien keine Oele finden, ſo haben ſehr viele Chymiſten den Urſprung der Erdharze von den unter die Erde begrabnen vegetabiliſchen Subſtanzen hergeleitet. Hiezu koͤmmt noch, daß man durch die Verbindung der mineraliſchen Saͤuren mit Pflanzenoͤlen die natuͤrlichen Erdharze nachahmen kan; daß die auf der Erdflaͤche beſtaͤndig untergehenden vegetabiliſchen Materien nothwendig oͤlichte Materien in die Erde bringen, welche mit der Zeit die Eigenſchaften der Erdharze annehmen muͤſſen; daß man endlich ſo viele Stuͤcken Bernſtein antrift, in deren Innerm Inſekten und Spuren von Pflanzen eingeſchloſſen find. Demohnerachtet iſt dieſer vegetabiliſche Urſprung der Erdharze noch bey weitem nicht voͤllig erwieſen, und Gerhard (Beytraͤge zur Chymie und Geſchichte des Mineralreichs, Th. II. S. 298.) haͤlt es aus dem Grunde, weil man in dieſen Subſtanzen außer dem
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