Stralen von B (punktirte Stralen der Figur) zu erhalten. Zieht man das Auge von O um das mindeste gegen a zurück, so verfehlen es die punktirten Linien gänzlich, und man sieht B nicht mehr, sondern nur noch Punkte, die näher an A liegen wie F. Will man also, so viel möglich, übersehen, so muß das Auge ganz an das Hohlglas an gehalten werden, und noch in dieser Lage übersieht man nur ein gewisses bestimmtes Feld, dessen Größe desto geringer ist, je beträchtlicher die Vergrößerung wird. Da wir jetzt weit bequemere Einrichtungen der Fernröhre kennen, so begreifen wir kaum, wie Galilei und andere mit diesem so viel haben entdecken können; ihre Gedult und Geschicklichkeit muß sehr groß gewesen seyn.
Inzwischen hat man diese Gattung der Fernröhre lange Zeit beybehalten. Descartes, der seine Dioptrik im Jahre 1637 schrieb, gedenkt noch keiner andern Art derselben. Heut zu Tage bedient man sich ihrer nur noch zu den gemeinen Taschenperspectiven (Lorgnettes), wobey keine beträchtliche Vergrößerung verlangt wird, und denen man selten über 15--18 Zoll, und meistentheils nur 5--6 Zoll Länge giebt. Hevel gedenkt eines Fernrohrs mit zween erhabnen Vordergläsern und einem hohlen Augenglase, das auch schon Sirturus (Telescopium. Frf. 1618. 4.) beschrieben hat. Die beyden Vordergläser wirken wie eines von einer kürzern Brennweite; also ist es ein galileisches Fernrohr, das aber bey dieser Einrichtung ein größeres Gesichtsfeld bekömmt.
Astronomisches Fernrohr, Sternrohr,Tubus astronomicus s. coelestis, Telescopium astronomicum, Telescope astronomique. Ein Fernrohr aus einem erhabnen Vorderglase und einem erhabnen Augenglase, welche in die Enden einer oder mehrerer Röhren so eingesetzt werden, daß der Brennpunkt des Vorderglases mit dem diesseitigen Brennpunkte des Augenglases zusammenfällt.
Kepler ist ganz unstreitig der erste, der in seiner Dioptrik (Dioptrice s. Demonstratio eorum, quae visui et visibilibus propter conspicilla non ita pridem inventa ac-
Stralen von B (punktirte Stralen der Figur) zu erhalten. Zieht man das Auge von O um das mindeſte gegen a zuruͤck, ſo verfehlen es die punktirten Linien gaͤnzlich, und man ſieht B nicht mehr, ſondern nur noch Punkte, die naͤher an A liegen wie F. Will man alſo, ſo viel moͤglich, uͤberſehen, ſo muß das Auge ganz an das Hohlglas an gehalten werden, und noch in dieſer Lage uͤberſieht man nur ein gewiſſes beſtimmtes Feld, deſſen Groͤße deſto geringer iſt, je betraͤchtlicher die Vergroͤßerung wird. Da wir jetzt weit bequemere Einrichtungen der Fernroͤhre kennen, ſo begreifen wir kaum, wie Galilei und andere mit dieſem ſo viel haben entdecken koͤnnen; ihre Gedult und Geſchicklichkeit muß ſehr groß geweſen ſeyn.
Inzwiſchen hat man dieſe Gattung der Fernroͤhre lange Zeit beybehalten. Descartes, der ſeine Dioptrik im Jahre 1637 ſchrieb, gedenkt noch keiner andern Art derſelben. Heut zu Tage bedient man ſich ihrer nur noch zu den gemeinen Taſchenperſpectiven (Lorgnettes), wobey keine betraͤchtliche Vergroͤßerung verlangt wird, und denen man ſelten uͤber 15—18 Zoll, und meiſtentheils nur 5—6 Zoll Laͤnge giebt. Hevel gedenkt eines Fernrohrs mit zween erhabnen Vorderglaͤſern und einem hohlen Augenglaſe, das auch ſchon Sirturus (Teleſcopium. Frf. 1618. 4.) beſchrieben hat. Die beyden Vorderglaͤſer wirken wie eines von einer kuͤrzern Brennweite; alſo iſt es ein galileiſches Fernrohr, das aber bey dieſer Einrichtung ein groͤßeres Geſichtsfeld bekoͤmmt.
Aſtronomiſches Fernrohr, Sternrohr,Tubus aſtronomicus ſ. coeleſtis, Teleſcopium aſtronomicum, Teleſcope aſtronomique. Ein Fernrohr aus einem erhabnen Vorderglaſe und einem erhabnen Augenglaſe, welche in die Enden einer oder mehrerer Roͤhren ſo eingeſetzt werden, daß der Brennpunkt des Vorderglaſes mit dem dieſſeitigen Brennpunkte des Augenglaſes zuſammenfaͤllt.
Kepler iſt ganz unſtreitig der erſte, der in ſeiner Dioptrik (Dioptrice ſ. Demonſtratio eorum, quae viſui et viſibilibus propter conſpicilla non ita pridem inventa ac-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0194"xml:id="P.2.188"n="188"/><lb/>
Stralen von <hirendition="#aq">B</hi> (punktirte Stralen der Figur) zu erhalten. Zieht man das Auge von <hirendition="#aq">O</hi> um das mindeſte gegen <hirendition="#aq">a</hi> zuruͤck, ſo verfehlen es die punktirten Linien gaͤnzlich, und man ſieht <hirendition="#aq">B</hi> nicht mehr, ſondern nur noch Punkte, die naͤher an <hirendition="#aq">A</hi> liegen wie <hirendition="#aq">F.</hi> Will man alſo, ſo viel moͤglich, uͤberſehen, ſo muß das Auge ganz an das Hohlglas an gehalten werden, und noch in dieſer Lage uͤberſieht man nur ein gewiſſes beſtimmtes Feld, deſſen Groͤße deſto geringer iſt, je betraͤchtlicher die Vergroͤßerung wird. Da wir jetzt weit bequemere Einrichtungen der Fernroͤhre kennen, ſo begreifen wir kaum, wie Galilei und andere mit dieſem ſo viel haben entdecken koͤnnen; ihre Gedult und Geſchicklichkeit muß ſehr groß geweſen ſeyn.</p><p>Inzwiſchen hat man dieſe Gattung der Fernroͤhre lange Zeit beybehalten. <hirendition="#b">Descartes,</hi> der ſeine Dioptrik im Jahre 1637 ſchrieb, gedenkt noch keiner andern Art derſelben. Heut zu Tage bedient man ſich ihrer nur noch zu den gemeinen <hirendition="#b">Taſchenperſpectiven</hi> (<hirendition="#i"><hirendition="#aq">Lorgnettes</hi></hi>), wobey keine betraͤchtliche Vergroͤßerung verlangt wird, und denen man ſelten uͤber 15—18 Zoll, und meiſtentheils nur 5—6 Zoll Laͤnge giebt. <hirendition="#b">Hevel</hi> gedenkt eines Fernrohrs mit zween erhabnen Vorderglaͤſern und einem hohlen Augenglaſe, das auch ſchon <hirendition="#b">Sirturus</hi> (<hirendition="#aq">Teleſcopium. Frf. 1618. 4.</hi>) beſchrieben hat. Die beyden Vorderglaͤſer wirken wie eines von einer kuͤrzern Brennweite; alſo iſt es ein galileiſches Fernrohr, das aber bey dieſer Einrichtung ein groͤßeres Geſichtsfeld bekoͤmmt.</p><p><hirendition="#b">Aſtronomiſches Fernrohr, Sternrohr,</hi><hirendition="#aq">Tubus aſtronomicus ſ. coeleſtis, Teleſcopium aſtronomicum, <hirendition="#i">Teleſcope aſtronomique.</hi></hi> Ein Fernrohr aus einem <hirendition="#b">erhabnen Vorderglaſe</hi> und einem <hirendition="#b">erhabnen Augenglaſe,</hi> welche in die Enden einer oder mehrerer Roͤhren ſo eingeſetzt werden, daß der Brennpunkt des Vorderglaſes mit dem dieſſeitigen Brennpunkte des Augenglaſes zuſammenfaͤllt.</p><p><hirendition="#b">Kepler</hi> iſt ganz unſtreitig der erſte, der in ſeiner Dioptrik (<hirendition="#aq">Dioptrice ſ. Demonſtratio eorum, quae viſui et viſibilibus propter conſpicilla non ita pridem inventa ac-<lb/></hi></p></div></div></div></body></text></TEI>
[188/0194]
Stralen von B (punktirte Stralen der Figur) zu erhalten. Zieht man das Auge von O um das mindeſte gegen a zuruͤck, ſo verfehlen es die punktirten Linien gaͤnzlich, und man ſieht B nicht mehr, ſondern nur noch Punkte, die naͤher an A liegen wie F. Will man alſo, ſo viel moͤglich, uͤberſehen, ſo muß das Auge ganz an das Hohlglas an gehalten werden, und noch in dieſer Lage uͤberſieht man nur ein gewiſſes beſtimmtes Feld, deſſen Groͤße deſto geringer iſt, je betraͤchtlicher die Vergroͤßerung wird. Da wir jetzt weit bequemere Einrichtungen der Fernroͤhre kennen, ſo begreifen wir kaum, wie Galilei und andere mit dieſem ſo viel haben entdecken koͤnnen; ihre Gedult und Geſchicklichkeit muß ſehr groß geweſen ſeyn.
Inzwiſchen hat man dieſe Gattung der Fernroͤhre lange Zeit beybehalten. Descartes, der ſeine Dioptrik im Jahre 1637 ſchrieb, gedenkt noch keiner andern Art derſelben. Heut zu Tage bedient man ſich ihrer nur noch zu den gemeinen Taſchenperſpectiven (Lorgnettes), wobey keine betraͤchtliche Vergroͤßerung verlangt wird, und denen man ſelten uͤber 15—18 Zoll, und meiſtentheils nur 5—6 Zoll Laͤnge giebt. Hevel gedenkt eines Fernrohrs mit zween erhabnen Vorderglaͤſern und einem hohlen Augenglaſe, das auch ſchon Sirturus (Teleſcopium. Frf. 1618. 4.) beſchrieben hat. Die beyden Vorderglaͤſer wirken wie eines von einer kuͤrzern Brennweite; alſo iſt es ein galileiſches Fernrohr, das aber bey dieſer Einrichtung ein groͤßeres Geſichtsfeld bekoͤmmt.
Aſtronomiſches Fernrohr, Sternrohr, Tubus aſtronomicus ſ. coeleſtis, Teleſcopium aſtronomicum, Teleſcope aſtronomique. Ein Fernrohr aus einem erhabnen Vorderglaſe und einem erhabnen Augenglaſe, welche in die Enden einer oder mehrerer Roͤhren ſo eingeſetzt werden, daß der Brennpunkt des Vorderglaſes mit dem dieſſeitigen Brennpunkte des Augenglaſes zuſammenfaͤllt.
Kepler iſt ganz unſtreitig der erſte, der in ſeiner Dioptrik (Dioptrice ſ. Demonſtratio eorum, quae viſui et viſibilibus propter conſpicilla non ita pridem inventa ac-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/194>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.