Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Von andern astronomischen Fernröhren mit drey Gläsern, welche zwar den Gegenstand umgekehrt zeigen, aber das Gesichtsfeld und die Deutlichkeit vergrößern, hat Huygens in seiner Dioptrik (prop. 51.) und ausführlicher Euler (Recherches sur les lunettes a trois verres, qui renversent les objets in Mem. de l'Ac. roy. de Prusse. 1757. p. 323.) gehandelt. Wenn man z. B. zwey nahe bey einander stehende Augengläser statt eines einzigen nimmt, so wird der Durchmesser des Gesichtsfeldes verdoppelt. Nimmt man zwey Vordergläser statt eines einzigen, so wird das Fernrohr kürzer, aber das Gesichtsfeld bleibt das vorige.

Bisweilen wünscht man eben keine starke Vergrößerung, aber ein desto größeres Gesichtsfeld und viel Helligkeit zu haben, wenn man z. B. einen großen Theil eines Sternbilds auf einmal übersehen will, um Kometen oder kleine Sterne aufzusuchen. Diese Absicht erreicht man, wenn man dem Vorderglase mehr Oefnung als gewöhnlich, und dem Augenglase eine große Brennweite giebt. Sternröhre dieser Art heißen Nachtfernröhre, Sternsucher, Kometensucher, Telescopia nocturna, Lunettes de nuit. Lambert (Beyträge zum Gebrauch der angew. Mathem. Th. III. S. 204.) beschreibt ein solches, wobey das Objectiv 7 Zoll, das Augenglas 1 Zoll Brennweite hat; die Oefnung des Augenglases ist 1 Zoll, die des Objectivs am Tage 8, bey der Nacht 12 Lin. im Durchmesser. Es fasset 6 bis 7 Grad am Himmel, und läßt bey hellen Nächten die Jupiterstrabanten sehen, ob es gleich nur 8 Zoll Länge hat. Mehr von diesen Instrumenten findet man in Herrn Kästners astronomischen Abhandlungen (B. II. S. 252. u. f.). Durch zwey Oculare erhalten sie noch etwas mehr Vergrößerung.

Erdrohr, Erdfernrohr, Tubus terrestris, Telescopium terrestre, Telescope terrestre. Ein Fernrohr aus vier erhabnen Gläsern, deren eins als Vorderglas, die übrigen drey als Augengläser dienen. Es läßt sich als ein astronomisches Fernrohr betrachten, welchem man, um


Von andern aſtronomiſchen Fernroͤhren mit drey Glaͤſern, welche zwar den Gegenſtand umgekehrt zeigen, aber das Geſichtsfeld und die Deutlichkeit vergroͤßern, hat Huygens in ſeiner Dioptrik (prop. 51.) und ausfuͤhrlicher Euler (Recherches ſur les lunettes à trois verres, qui renverſent les objets in Mém. de l'Ac. roy. de Pruſſe. 1757. p. 323.) gehandelt. Wenn man z. B. zwey nahe bey einander ſtehende Augenglaͤſer ſtatt eines einzigen nimmt, ſo wird der Durchmeſſer des Geſichtsfeldes verdoppelt. Nimmt man zwey Vorderglaͤſer ſtatt eines einzigen, ſo wird das Fernrohr kuͤrzer, aber das Geſichtsfeld bleibt das vorige.

Bisweilen wuͤnſcht man eben keine ſtarke Vergroͤßerung, aber ein deſto groͤßeres Geſichtsfeld und viel Helligkeit zu haben, wenn man z. B. einen großen Theil eines Sternbilds auf einmal uͤberſehen will, um Kometen oder kleine Sterne aufzuſuchen. Dieſe Abſicht erreicht man, wenn man dem Vorderglaſe mehr Oefnung als gewoͤhnlich, und dem Augenglaſe eine große Brennweite giebt. Sternroͤhre dieſer Art heißen Nachtfernroͤhre, Sternſucher, Kometenſucher, Teleſcopia nocturna, Lunettes de nuit. Lambert (Beytraͤge zum Gebrauch der angew. Mathem. Th. III. S. 204.) beſchreibt ein ſolches, wobey das Objectiv 7 Zoll, das Augenglas 1 Zoll Brennweite hat; die Oefnung des Augenglaſes iſt 1 Zoll, die des Objectivs am Tage 8, bey der Nacht 12 Lin. im Durchmeſſer. Es faſſet 6 bis 7 Grad am Himmel, und laͤßt bey hellen Naͤchten die Jupiterstrabanten ſehen, ob es gleich nur 8 Zoll Laͤnge hat. Mehr von dieſen Inſtrumenten findet man in Herrn Kaͤſtners aſtronomiſchen Abhandlungen (B. II. S. 252. u. f.). Durch zwey Oculare erhalten ſie noch etwas mehr Vergroͤßerung.

Erdrohr, Erdfernrohr, Tubus terreſtris, Teleſcopium terreſtre, Teleſcope terreſtre. Ein Fernrohr aus vier erhabnen Glaͤſern, deren eins als Vorderglas, die uͤbrigen drey als Augenglaͤſer dienen. Es laͤßt ſich als ein aſtronomiſches Fernrohr betrachten, welchem man, um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p>
              <pb facs="#f0201" xml:id="P.2.195" n="195"/><lb/>
            </p>
            <p>Von andern a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Fernro&#x0364;hren mit drey Gla&#x0364;&#x017F;ern, welche zwar den Gegen&#x017F;tand umgekehrt zeigen, aber das Ge&#x017F;ichtsfeld und die Deutlichkeit vergro&#x0364;ßern, hat <hi rendition="#b">Huygens</hi> in &#x017F;einer Dioptrik (<hi rendition="#aq">prop. 51.</hi>) und ausfu&#x0364;hrlicher <hi rendition="#b">Euler</hi> (<hi rendition="#aq">Recherches &#x017F;ur les lunettes à trois verres, qui renver&#x017F;ent les objets in Mém. de l'Ac. roy. de Pru&#x017F;&#x017F;e. 1757. p. 323.</hi>) gehandelt. Wenn man z. B. zwey nahe bey einander &#x017F;tehende Augengla&#x0364;&#x017F;er &#x017F;tatt eines einzigen nimmt, &#x017F;o wird der Durchme&#x017F;&#x017F;er des Ge&#x017F;ichtsfeldes verdoppelt. Nimmt man zwey Vordergla&#x0364;&#x017F;er &#x017F;tatt eines einzigen, &#x017F;o wird das Fernrohr ku&#x0364;rzer, aber das Ge&#x017F;ichtsfeld bleibt das vorige.</p>
            <p>Bisweilen wu&#x0364;n&#x017F;cht man eben keine &#x017F;tarke Vergro&#x0364;ßerung, aber ein de&#x017F;to gro&#x0364;ßeres Ge&#x017F;ichtsfeld und viel Helligkeit zu haben, wenn man z. B. einen großen Theil eines Sternbilds auf einmal u&#x0364;ber&#x017F;ehen will, um Kometen oder kleine Sterne aufzu&#x017F;uchen. Die&#x017F;e Ab&#x017F;icht erreicht man, wenn man dem Vordergla&#x017F;e mehr Oefnung als gewo&#x0364;hnlich, und dem Augengla&#x017F;e eine große Brennweite giebt. Sternro&#x0364;hre die&#x017F;er Art heißen <hi rendition="#b">Nachtfernro&#x0364;hre, Stern&#x017F;ucher, Kometen&#x017F;ucher,</hi> <hi rendition="#aq">Tele&#x017F;copia nocturna, <hi rendition="#i">Lunettes de nuit.</hi></hi> <hi rendition="#b">Lambert</hi> (Beytra&#x0364;ge zum Gebrauch der angew. Mathem. Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 204.) be&#x017F;chreibt ein &#x017F;olches, wobey das Objectiv 7 Zoll, das Augenglas 1 Zoll Brennweite hat; die Oefnung des Augengla&#x017F;es i&#x017F;t 1 Zoll, die des Objectivs am Tage 8, bey der Nacht 12 Lin. im Durchme&#x017F;&#x017F;er. Es fa&#x017F;&#x017F;et 6 bis 7 Grad am Himmel, und la&#x0364;ßt bey hellen Na&#x0364;chten die Jupiterstrabanten &#x017F;ehen, ob es gleich nur 8 Zoll La&#x0364;nge hat. Mehr von die&#x017F;en In&#x017F;trumenten findet man in Herrn <hi rendition="#b">Ka&#x0364;&#x017F;tners</hi> a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Abhandlungen (B. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 252. u. f.). Durch zwey Oculare erhalten &#x017F;ie noch etwas mehr Vergro&#x0364;ßerung.</p>
            <p><hi rendition="#b">Erdrohr, Erdfernrohr,</hi><hi rendition="#aq">Tubus terre&#x017F;tris, Tele&#x017F;copium terre&#x017F;tre, <hi rendition="#i">Tele&#x017F;cope terre&#x017F;tre.</hi></hi> Ein Fernrohr aus vier erhabnen Gla&#x0364;&#x017F;ern, deren eins als Vorderglas, die u&#x0364;brigen drey als Augengla&#x0364;&#x017F;er dienen. Es la&#x0364;ßt &#x017F;ich als ein a&#x017F;tronomi&#x017F;ches Fernrohr betrachten, welchem man, um<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0201] Von andern aſtronomiſchen Fernroͤhren mit drey Glaͤſern, welche zwar den Gegenſtand umgekehrt zeigen, aber das Geſichtsfeld und die Deutlichkeit vergroͤßern, hat Huygens in ſeiner Dioptrik (prop. 51.) und ausfuͤhrlicher Euler (Recherches ſur les lunettes à trois verres, qui renverſent les objets in Mém. de l'Ac. roy. de Pruſſe. 1757. p. 323.) gehandelt. Wenn man z. B. zwey nahe bey einander ſtehende Augenglaͤſer ſtatt eines einzigen nimmt, ſo wird der Durchmeſſer des Geſichtsfeldes verdoppelt. Nimmt man zwey Vorderglaͤſer ſtatt eines einzigen, ſo wird das Fernrohr kuͤrzer, aber das Geſichtsfeld bleibt das vorige. Bisweilen wuͤnſcht man eben keine ſtarke Vergroͤßerung, aber ein deſto groͤßeres Geſichtsfeld und viel Helligkeit zu haben, wenn man z. B. einen großen Theil eines Sternbilds auf einmal uͤberſehen will, um Kometen oder kleine Sterne aufzuſuchen. Dieſe Abſicht erreicht man, wenn man dem Vorderglaſe mehr Oefnung als gewoͤhnlich, und dem Augenglaſe eine große Brennweite giebt. Sternroͤhre dieſer Art heißen Nachtfernroͤhre, Sternſucher, Kometenſucher, Teleſcopia nocturna, Lunettes de nuit. Lambert (Beytraͤge zum Gebrauch der angew. Mathem. Th. III. S. 204.) beſchreibt ein ſolches, wobey das Objectiv 7 Zoll, das Augenglas 1 Zoll Brennweite hat; die Oefnung des Augenglaſes iſt 1 Zoll, die des Objectivs am Tage 8, bey der Nacht 12 Lin. im Durchmeſſer. Es faſſet 6 bis 7 Grad am Himmel, und laͤßt bey hellen Naͤchten die Jupiterstrabanten ſehen, ob es gleich nur 8 Zoll Laͤnge hat. Mehr von dieſen Inſtrumenten findet man in Herrn Kaͤſtners aſtronomiſchen Abhandlungen (B. II. S. 252. u. f.). Durch zwey Oculare erhalten ſie noch etwas mehr Vergroͤßerung. Erdrohr, Erdfernrohr, Tubus terreſtris, Teleſcopium terreſtre, Teleſcope terreſtre. Ein Fernrohr aus vier erhabnen Glaͤſern, deren eins als Vorderglas, die uͤbrigen drey als Augenglaͤſer dienen. Es laͤßt ſich als ein aſtronomiſches Fernrohr betrachten, welchem man, um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/201
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/201>, abgerufen am 24.11.2024.