dioptrische) eine Undeutlichkeit, die sich auch bey der besten Einrichtung nie ganz heben läßt, und die desto beträchtlicher wird, je stärker die Vergrößerung in Vergleichung mit der Länge des Fernrohrs seyn soll. Man suchte anfänglich die Ursache hievon blos in der sphärischen Gestalt der Gläser, und glaubte ihr durch elliptische oder hyperbolische Gläser abhelfen zu können. Man gab den Gläsern überdies Bedeckungen oder Blendungen, wovon die Worte: Blendung, Apertur nachzusehen sind. Huygens fand es sehr vortheilhaft, die Blendung des Augenglases im astronomischen und Erdfernrohre innerhalb der Röhre an der Stelle des letzten Bildes anzubringen, welches auch noch bis jetzt zu geschehen pflegt. Eben dieser scharfsinnige Geometer entwarf in seiner Dioptrik zuerst eine vollständige Theorie der Fernröhre, und lehrte die Verhältnisse der Helligkeit, Deutlichkeit, Länge und Vergrößerung bestimmen. Man findet seine Regeln hierüber nebst einer Tabelle bey dem Worte: Apertur. Euler hat zwar in seiner Dioptrik (To. II. §. 194. sqq.) andere Regeln gegeben, die sich aber mit dem hugenianischen sehr wohl vereinigen lassen.
Es scheint zwar auf den ersten Blick, als ob man durch ein astronomisches Fernrohr von einer gegebnen Länge, z. B. von 2 Schuhen, jede Vergrößerung erhalten könnte, z. B. eine 100fache, wenn man zu einem Vorderglase von 2 Schuh Brennweite ein Augenglas von einer 100mal kleinern, d. i. von (1/50) Schuh oder von (6/2<*>) Zoll Brennweite, nähme. Allein man würde in diesem Falle zwar die verlangte Vergrößerung, zugleich aber auch eine Undeutlichkeit erhalten, die das Fernrohr ganz unbrauchbar machen würde. Die Vergrößerung hat also für jedes Fernrohr gewisse Grenzen. Nach Huygens Theorie (s. Apertur) muß b = sqrt(1/40) F; ingleichen b=(10/11) f seyn, wenn das Fernrohr gut seyn soll. Hieraus folgt F=(4000/121)f, also F=(4000/121)Ff und (F/f) =(4000/121)F. Nun ist (F/f) die Quadratzahl der Vergrößerung, F aber die Brennweite des Vorderglases oder die Länge des
dioptriſche) eine Undeutlichkeit, die ſich auch bey der beſten Einrichtung nie ganz heben laͤßt, und die deſto betraͤchtlicher wird, je ſtaͤrker die Vergroͤßerung in Vergleichung mit der Laͤnge des Fernrohrs ſeyn ſoll. Man ſuchte anfaͤnglich die Urſache hievon blos in der ſphaͤriſchen Geſtalt der Glaͤſer, und glaubte ihr durch elliptiſche oder hyperboliſche Glaͤſer abhelfen zu koͤnnen. Man gab den Glaͤſern uͤberdies Bedeckungen oder Blendungen, wovon die Worte: Blendung, Apertur nachzuſehen ſind. Huygens fand es ſehr vortheilhaft, die Blendung des Augenglaſes im aſtronomiſchen und Erdfernrohre innerhalb der Roͤhre an der Stelle des letzten Bildes anzubringen, welches auch noch bis jetzt zu geſchehen pflegt. Eben dieſer ſcharfſinnige Geometer entwarf in ſeiner Dioptrik zuerſt eine vollſtaͤndige Theorie der Fernroͤhre, und lehrte die Verhaͤltniſſe der Helligkeit, Deutlichkeit, Laͤnge und Vergroͤßerung beſtimmen. Man findet ſeine Regeln hieruͤber nebſt einer Tabelle bey dem Worte: Apertur. Euler hat zwar in ſeiner Dioptrik (To. II. §. 194. ſqq.) andere Regeln gegeben, die ſich aber mit dem hugenianiſchen ſehr wohl vereinigen laſſen.
Es ſcheint zwar auf den erſten Blick, als ob man durch ein aſtronomiſches Fernrohr von einer gegebnen Laͤnge, z. B. von 2 Schuhen, jede Vergroͤßerung erhalten koͤnnte, z. B. eine 100fache, wenn man zu einem Vorderglaſe von 2 Schuh Brennweite ein Augenglas von einer 100mal kleinern, d. i. von (1/50) Schuh oder von (6/2<*>) Zoll Brennweite, naͤhme. Allein man wuͤrde in dieſem Falle zwar die verlangte Vergroͤßerung, zugleich aber auch eine Undeutlichkeit erhalten, die das Fernrohr ganz unbrauchbar machen wuͤrde. Die Vergroͤßerung hat alſo fuͤr jedes Fernrohr gewiſſe Grenzen. Nach Huygens Theorie (ſ. Apertur) muß b = √(1/40) F; ingleichen b=(10/11) f ſeyn, wenn das Fernrohr gut ſeyn ſoll. Hieraus folgt F=(4000/121)f, alſo F=(4000/121)Ff und (F/f) =(4000/121)F. Nun iſt (F/f) die Quadratzahl der Vergroͤßerung, F aber die Brennweite des Vorderglaſes oder die Laͤnge des
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dioptriſche) eine Undeutlichkeit, die ſich auch bey der beſten Einrichtung nie ganz heben laͤßt, und die deſto betraͤchtlicher wird, je ſtaͤrker die Vergroͤßerung in Vergleichung mit der Laͤnge des Fernrohrs ſeyn ſoll. Man ſuchte anfaͤnglich die Urſache hievon blos in der ſphaͤriſchen Geſtalt der Glaͤſer, und glaubte ihr durch elliptiſche oder hyperboliſche Glaͤſer abhelfen zu koͤnnen. Man gab den Glaͤſern uͤberdies Bedeckungen oder Blendungen, wovon die Worte: Blendung, Apertur nachzuſehen ſind. Huygens fand es ſehr vortheilhaft, die Blendung des Augenglaſes im aſtronomiſchen und Erdfernrohre innerhalb der Roͤhre an der Stelle des letzten Bildes anzubringen, welches auch noch bis jetzt zu geſchehen pflegt. Eben dieſer ſcharfſinnige Geometer entwarf in ſeiner Dioptrik zuerſt eine vollſtaͤndige Theorie der Fernroͤhre, und lehrte die Verhaͤltniſſe der Helligkeit, Deutlichkeit, Laͤnge und Vergroͤßerung beſtimmen. Man findet ſeine Regeln hieruͤber nebſt einer Tabelle bey dem Worte: Apertur. Euler hat zwar in ſeiner Dioptrik (To. II. §. 194. ſqq.) andere Regeln gegeben, die ſich aber mit dem hugenianiſchen ſehr wohl vereinigen laſſen.
Es ſcheint zwar auf den erſten Blick, als ob man durch ein aſtronomiſches Fernrohr von einer gegebnen Laͤnge, z. B. von 2 Schuhen, jede Vergroͤßerung erhalten koͤnnte, z. B. eine 100fache, wenn man zu einem Vorderglaſe von 2 Schuh Brennweite ein Augenglas von einer 100mal kleinern, d. i. von (1/50) Schuh oder von (6/2<*>) Zoll Brennweite, naͤhme. Allein man wuͤrde in dieſem Falle zwar die verlangte Vergroͤßerung, zugleich aber auch eine Undeutlichkeit erhalten, die das Fernrohr ganz unbrauchbar machen wuͤrde. Die Vergroͤßerung hat alſo fuͤr jedes Fernrohr gewiſſe Grenzen. Nach Huygens Theorie (ſ. Apertur) muß b = √(1/40) F; ingleichen b=(10/11) f ſeyn, wenn das Fernrohr gut ſeyn ſoll. Hieraus folgt F=(4000/121)f, alſo F=(4000/121)Ff und (F/f) =(4000/121)F. Nun iſt (F/f) die Quadratzahl der Vergroͤßerung, F aber die Brennweite des Vorderglaſes oder die Laͤnge des
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/204>, abgerufen am 24.11.2024.
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