Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Da schon die ersten sehr unvollkommnen Fernröhre so wundervolle Entdeckungen veranlasset hatten, so machte man sich die übertriebensten Erwartungen von dem, was Fernröhre mit starken Vergrößerungen am Himmel zeigen müßten. Man arbeitete daher um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eifrigst auf diesen Endzweck, den man nicht anders, als durch Fernröhre von großer Länge glaubte erhalten zu können. Daher kommen die ungeheuren Längen der Fernröhre, und die Gläser von so großen Brennweiten in der damaligen Periode. Eustachius de Divinis zu Rom und Campani zu Bologna wetteiferten in dieser Absicht mit einander; doch sind die Gläser des Letztern weit berühmter geworden. Er verfertigte auf Befehl Ludwigs XIV. Gläser von 86, 100 und 136 pariser Fuß Brennweite, durch welche Cassini die zween nächsten Trabanten des Saturns entdeckte. Er hat zwar nur wenige Gläser von so beträchtlichen Brennweiten zu Stande gebracht; allein seine kleinern Objective finden sich noch jetzt häufig, und werden von den Beobachtern sehr geschätzt. Huygens selbst schrieb über das Schleifen der Gläser (Comment. de vitris figurandis in Opp. posth. Lugd. Bat. 1703. 4.), und verfertigte Objective bis zu 210 Fuß Brennweite. Auzout in Frankreich brachte sogar eines von 600 Fuß zu Stande, konnte es aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebrauchen. Peter Borel, Mitglied der pariser Akademie, D. Hook, Paul Neille, Reive und Cox in England thaten sich sämmtlich von dieser Seite hervor. Hartsoeker schlif ebenfalls Objectivgläser von 600 Schuh Brennweite, und beschreibt (Essai de Dioptrique. Paris. 1694. 4.)
Da ſchon die erſten ſehr unvollkommnen Fernroͤhre ſo wundervolle Entdeckungen veranlaſſet hatten, ſo machte man ſich die uͤbertriebenſten Erwartungen von dem, was Fernroͤhre mit ſtarken Vergroͤßerungen am Himmel zeigen muͤßten. Man arbeitete daher um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eifrigſt auf dieſen Endzweck, den man nicht anders, als durch Fernroͤhre von großer Laͤnge glaubte erhalten zu koͤnnen. Daher kommen die ungeheuren Laͤngen der Fernroͤhre, und die Glaͤſer von ſo großen Brennweiten in der damaligen Periode. Euſtachius de Divinis zu Rom und Campani zu Bologna wetteiferten in dieſer Abſicht mit einander; doch ſind die Glaͤſer des Letztern weit beruͤhmter geworden. Er verfertigte auf Befehl Ludwigs XIV. Glaͤſer von 86, 100 und 136 pariſer Fuß Brennweite, durch welche Caſſini die zween naͤchſten Trabanten des Saturns entdeckte. Er hat zwar nur wenige Glaͤſer von ſo betraͤchtlichen Brennweiten zu Stande gebracht; allein ſeine kleinern Objective finden ſich noch jetzt haͤufig, und werden von den Beobachtern ſehr geſchaͤtzt. Huygens ſelbſt ſchrieb uͤber das Schleifen der Glaͤſer (Comment. de vitris figurandis in Opp. poſth. Lugd. Bat. 1703. 4.), und verfertigte Objective bis zu 210 Fuß Brennweite. Auzout in Frankreich brachte ſogar eines von 600 Fuß zu Stande, konnte es aber aus Mangel einer ſchicklichen Vorrichtung nicht gebrauchen. Peter Borel, Mitglied der pariſer Akademie, D. Hook, Paul Neille, Reive und Cox in England thaten ſich ſaͤmmtlich von dieſer Seite hervor. Hartſoeker ſchlif ebenfalls Objectivglaͤſer von 600 Schuh Brennweite, und beſchreibt (Eſſai de Dioptrique. Paris. 1694. 4.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0205" xml:id="P.2.199" n="199"/><lb/> Fernrohrs (weil die geringe Brennweite des Augenglaſes hiebey nicht in Betrachtung koͤmmt). Es muß ſich daher <hi rendition="#b">die. Laͤnge des Fernrohrs, wie die Quadratzahl der Vergroͤßerung,</hi> verhalten. Soll alſo ein aſtronomiſches Fernrohr bey gleicher Helligkeit und Deutlichkeit dreymal ſo ſtark, als ein anderes, vergroͤßern, ſo muß man ihm eine neunmal ſo große Laͤnge geben, u. ſ. w. Vergroͤßert ein Rohr von 1 Schuh Laͤnge 20mal, ſo iſt zu einer 100fachen Vergroͤßerung ein 25 Schuh langes Rohr noͤthig.</p> <p>Da ſchon die erſten ſehr unvollkommnen Fernroͤhre ſo wundervolle Entdeckungen veranlaſſet hatten, ſo machte man ſich die uͤbertriebenſten Erwartungen von dem, was Fernroͤhre mit ſtarken Vergroͤßerungen am Himmel zeigen muͤßten. Man arbeitete daher um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eifrigſt auf dieſen Endzweck, den man nicht anders, als durch Fernroͤhre von großer Laͤnge glaubte erhalten zu koͤnnen. Daher kommen die ungeheuren Laͤngen der Fernroͤhre, und die Glaͤſer von ſo großen Brennweiten in der damaligen Periode. <hi rendition="#b">Euſtachius de Divinis</hi> zu Rom und <hi rendition="#b">Campani</hi> zu Bologna wetteiferten in dieſer Abſicht mit einander; doch ſind die Glaͤſer des Letztern weit beruͤhmter geworden. Er verfertigte auf Befehl Ludwigs <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Glaͤſer von 86, 100 und 136 pariſer Fuß Brennweite, durch welche Caſſini die zween naͤchſten Trabanten des Saturns entdeckte. Er hat zwar nur wenige Glaͤſer von ſo betraͤchtlichen Brennweiten zu Stande gebracht; allein ſeine kleinern Objective finden ſich noch jetzt haͤufig, und werden von den Beobachtern ſehr geſchaͤtzt. <hi rendition="#b">Huygens</hi> ſelbſt ſchrieb uͤber das Schleifen der Glaͤſer (<hi rendition="#aq">Comment. de vitris figurandis in Opp. poſth. Lugd. Bat. 1703. 4.</hi>), und verfertigte Objective bis zu 210 Fuß Brennweite. <hi rendition="#b">Auzout</hi> in Frankreich brachte ſogar eines von 600 Fuß zu Stande, konnte es aber aus Mangel einer ſchicklichen Vorrichtung nicht gebrauchen. <hi rendition="#b">Peter Borel,</hi> Mitglied der pariſer Akademie, <hi rendition="#b">D. Hook, Paul Neille, Reive</hi> und <hi rendition="#b">Cox</hi> in England thaten ſich ſaͤmmtlich von dieſer Seite hervor. <hi rendition="#b">Hartſoeker</hi> ſchlif ebenfalls Objectivglaͤſer von 600 Schuh Brennweite, und beſchreibt (<hi rendition="#aq">Eſſai de Dioptrique. Paris. 1694. 4.</hi>)<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0205]
Fernrohrs (weil die geringe Brennweite des Augenglaſes hiebey nicht in Betrachtung koͤmmt). Es muß ſich daher die. Laͤnge des Fernrohrs, wie die Quadratzahl der Vergroͤßerung, verhalten. Soll alſo ein aſtronomiſches Fernrohr bey gleicher Helligkeit und Deutlichkeit dreymal ſo ſtark, als ein anderes, vergroͤßern, ſo muß man ihm eine neunmal ſo große Laͤnge geben, u. ſ. w. Vergroͤßert ein Rohr von 1 Schuh Laͤnge 20mal, ſo iſt zu einer 100fachen Vergroͤßerung ein 25 Schuh langes Rohr noͤthig.
Da ſchon die erſten ſehr unvollkommnen Fernroͤhre ſo wundervolle Entdeckungen veranlaſſet hatten, ſo machte man ſich die uͤbertriebenſten Erwartungen von dem, was Fernroͤhre mit ſtarken Vergroͤßerungen am Himmel zeigen muͤßten. Man arbeitete daher um die Mitte des vorigen Jahrhunderts eifrigſt auf dieſen Endzweck, den man nicht anders, als durch Fernroͤhre von großer Laͤnge glaubte erhalten zu koͤnnen. Daher kommen die ungeheuren Laͤngen der Fernroͤhre, und die Glaͤſer von ſo großen Brennweiten in der damaligen Periode. Euſtachius de Divinis zu Rom und Campani zu Bologna wetteiferten in dieſer Abſicht mit einander; doch ſind die Glaͤſer des Letztern weit beruͤhmter geworden. Er verfertigte auf Befehl Ludwigs XIV. Glaͤſer von 86, 100 und 136 pariſer Fuß Brennweite, durch welche Caſſini die zween naͤchſten Trabanten des Saturns entdeckte. Er hat zwar nur wenige Glaͤſer von ſo betraͤchtlichen Brennweiten zu Stande gebracht; allein ſeine kleinern Objective finden ſich noch jetzt haͤufig, und werden von den Beobachtern ſehr geſchaͤtzt. Huygens ſelbſt ſchrieb uͤber das Schleifen der Glaͤſer (Comment. de vitris figurandis in Opp. poſth. Lugd. Bat. 1703. 4.), und verfertigte Objective bis zu 210 Fuß Brennweite. Auzout in Frankreich brachte ſogar eines von 600 Fuß zu Stande, konnte es aber aus Mangel einer ſchicklichen Vorrichtung nicht gebrauchen. Peter Borel, Mitglied der pariſer Akademie, D. Hook, Paul Neille, Reive und Cox in England thaten ſich ſaͤmmtlich von dieſer Seite hervor. Hartſoeker ſchlif ebenfalls Objectivglaͤſer von 600 Schuh Brennweite, und beſchreibt (Eſſai de Dioptrique. Paris. 1694. 4.)
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