seine sehr sinnreiche Methode, sie zu verfertigen. Man kan sich leicht vorstellen, was für Mühe es gekostet haben müsse, Röhre von so ungeheuren Längen, die sich durch ihr eignes Gewicht krümmen, bey astronomischen Beobachtungen zu behandeln. Wer sich von den Schwierigkeiten dabey einen Begrif machen will, darf nur einen flüchtigen Blick auf einige Kupfertafeln in HevelsMachina coelesti oder im Bianchini (Hesperi et Phosphori nova phaenomena, Romae 1728. fol. maj. Tab. VII. und VIII.) werfen, wo solche Röhre von 70 und 120 römischen Palmen vorgestellt werden, die Campani 1684 in Rom zur Beobachtung des Monds aufrichtete. Dies veranlassete folgende Vorschläge, die großen Gläser ohne Röhren zu gebrauchen.
Fernglas ohne Röhren, Luftfernglas, Astroscopium tubi molimine liberatum, Telescope aerien.
Eine Verbindung zweyer Gläser, wie im galileischen und astronomischen Fernrohre, wobey aber die Röhren wegbleiben, und das Objectiv oder Vorderglas in freyer Luft aufgestellt wird.
Huygens (Astroscopia compendiaria, tubi optici molimine liberata. Hagae Com. 1684. 4.) gab, um den unüberwindlichen Beschwerlichkeiten der langen Röhren auszuweichen, dieses sinnreiche Mittel an, die Röhren ganz zu entbehren. Er fasset das Objectivglas in ein ganz kurzes Rohr, das sich vermittelst einer Nuß nach allen Richtungen drehen läßt, und befestigt es in der Höhe an eine feste Stange, an den Giebel eines Gebäudes u. dgl. Die Axe dieses Rohrs konnte er mit einem seidnen Faden richten, und sie in eine gerade Linie mit der Axe einer andern kurzen Röhre bringen, worinn das Augenglas befindlich war, und die er in der Hand hielt. Auf diese Art konnte er Gläser von den größten Brennweiten in jeder Höhe des Gegenstandes, selbst im Zenith, gebrauchen, wenn nur ein Standpunkt von hinlänglicher Höhe vorhanden war, um das Objectivglas daran zu befestigen. Außerdem hatte er noch eine Erfindung angebracht, das Gestell, worauf die Röhre mit dem Objectivglase ruhete, an einer Stange zu erhöhen oder niederzulassen, je nachdem es die Stellung des
ſeine ſehr ſinnreiche Methode, ſie zu verfertigen. Man kan ſich leicht vorſtellen, was fuͤr Muͤhe es gekoſtet haben muͤſſe, Roͤhre von ſo ungeheuren Laͤngen, die ſich durch ihr eignes Gewicht kruͤmmen, bey aſtronomiſchen Beobachtungen zu behandeln. Wer ſich von den Schwierigkeiten dabey einen Begrif machen will, darf nur einen fluͤchtigen Blick auf einige Kupfertafeln in HevelsMachina coeleſti oder im Bianchini (Heſperi et Phoſphori nova phaenomena, Romae 1728. fol. maj. Tab. VII. und VIII.) werfen, wo ſolche Roͤhre von 70 und 120 roͤmiſchen Palmen vorgeſtellt werden, die Campani 1684 in Rom zur Beobachtung des Monds aufrichtete. Dies veranlaſſete folgende Vorſchlaͤge, die großen Glaͤſer ohne Roͤhren zu gebrauchen.
Fernglas ohne Roͤhren, Luftfernglas, Aſtroſcopium tubi molimine liberatum, Teleſcope aërien.
Eine Verbindung zweyer Glaͤſer, wie im galileiſchen und aſtronomiſchen Fernrohre, wobey aber die Roͤhren wegbleiben, und das Objectiv oder Vorderglas in freyer Luft aufgeſtellt wird.
Huygens (Aſtroſcopia compendiaria, tubi optici molimine liberata. Hagae Com. 1684. 4.) gab, um den unuͤberwindlichen Beſchwerlichkeiten der langen Roͤhren auszuweichen, dieſes ſinnreiche Mittel an, die Roͤhren ganz zu entbehren. Er faſſet das Objectivglas in ein ganz kurzes Rohr, das ſich vermittelſt einer Nuß nach allen Richtungen drehen laͤßt, und befeſtigt es in der Hoͤhe an eine feſte Stange, an den Giebel eines Gebaͤudes u. dgl. Die Axe dieſes Rohrs konnte er mit einem ſeidnen Faden richten, und ſie in eine gerade Linie mit der Axe einer andern kurzen Roͤhre bringen, worinn das Augenglas befindlich war, und die er in der Hand hielt. Auf dieſe Art konnte er Glaͤſer von den groͤßten Brennweiten in jeder Hoͤhe des Gegenſtandes, ſelbſt im Zenith, gebrauchen, wenn nur ein Standpunkt von hinlaͤnglicher Hoͤhe vorhanden war, um das Objectivglas daran zu befeſtigen. Außerdem hatte er noch eine Erfindung angebracht, das Geſtell, worauf die Roͤhre mit dem Objectivglaſe ruhete, an einer Stange zu erhoͤhen oder niederzulaſſen, je nachdem es die Stellung des
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ſeine ſehr ſinnreiche Methode, ſie zu verfertigen. Man kan ſich leicht vorſtellen, was fuͤr Muͤhe es gekoſtet haben muͤſſe, Roͤhre von ſo ungeheuren Laͤngen, die ſich durch ihr eignes Gewicht kruͤmmen, bey aſtronomiſchen Beobachtungen zu behandeln. Wer ſich von den Schwierigkeiten dabey einen Begrif machen will, darf nur einen fluͤchtigen Blick auf einige Kupfertafeln in Hevels Machina coeleſti oder im Bianchini (Heſperi et Phoſphori nova phaenomena, Romae 1728. fol. maj. Tab. VII. und VIII.) werfen, wo ſolche Roͤhre von 70 und 120 roͤmiſchen Palmen vorgeſtellt werden, die Campani 1684 in Rom zur Beobachtung des Monds aufrichtete. Dies veranlaſſete folgende Vorſchlaͤge, die großen Glaͤſer ohne Roͤhren zu gebrauchen.
Fernglas ohne Roͤhren, Luftfernglas, Aſtroſcopium tubi molimine liberatum, Teleſcope aërien.
Eine Verbindung zweyer Glaͤſer, wie im galileiſchen und aſtronomiſchen Fernrohre, wobey aber die Roͤhren wegbleiben, und das Objectiv oder Vorderglas in freyer Luft aufgeſtellt wird.
Huygens (Aſtroſcopia compendiaria, tubi optici molimine liberata. Hagae Com. 1684. 4.) gab, um den unuͤberwindlichen Beſchwerlichkeiten der langen Roͤhren auszuweichen, dieſes ſinnreiche Mittel an, die Roͤhren ganz zu entbehren. Er faſſet das Objectivglas in ein ganz kurzes Rohr, das ſich vermittelſt einer Nuß nach allen Richtungen drehen laͤßt, und befeſtigt es in der Hoͤhe an eine feſte Stange, an den Giebel eines Gebaͤudes u. dgl. Die Axe dieſes Rohrs konnte er mit einem ſeidnen Faden richten, und ſie in eine gerade Linie mit der Axe einer andern kurzen Roͤhre bringen, worinn das Augenglas befindlich war, und die er in der Hand hielt. Auf dieſe Art konnte er Glaͤſer von den groͤßten Brennweiten in jeder Hoͤhe des Gegenſtandes, ſelbſt im Zenith, gebrauchen, wenn nur ein Standpunkt von hinlaͤnglicher Hoͤhe vorhanden war, um das Objectivglas daran zu befeſtigen. Außerdem hatte er noch eine Erfindung angebracht, das Geſtell, worauf die Roͤhre mit dem Objectivglaſe ruhete, an einer Stange zu erhoͤhen oder niederzulaſſen, je nachdem es die Stellung des
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/206>, abgerufen am 24.11.2024.
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