erzeugten Bewegung aller gleichartigen und ungleichartigen, besonders aber der brennbaren Theile, die einen Körper ausmachen. Das freye Feuer ist nach seiner Meinung eine sehr zarte Materie, von unendlich kleinen und feinen Theilen, die gar keinen Zusammenhang unter einander haben und durch eine immerwährende reissende Bewegung getrieben werden. Es ist also stets flüßig, ja sogar die einzige Ursache aller Flüßigkeit, auch in andern Körpern. Er untersucht dann, ob Wärme und Licht von einer einzigen oder von verschiedenen Substanzen herrühren. Daß das Licht eine eigne Substanz sey, hält er für entschieden, da man dessen Bewegung und Geschwindigkeit kenne, auch seine Richtung zu ändern, es zu sammlen, zu zerstreuen, in die Zusammensetzung der Körper zu bringen und daraus wieder zu scheiden vermögend sey. Die Wärme hingegen scheint ihm blos ein besonderer Zustand zu seyn, dessen jede materielle Substanz fähig ist, ohne daß sie dadurch aufhöret, das zu seyn, was sie ist; daher er sie endlich für eine innere Bewegung der Theile der Körper erklärt. Da nun das Licht, wie die Brenngläser beweisen, Wärme erregt, auch in den meisten Fällen die Wärme, wofern sie nur stark genug ist, Licht hervorbringt, so trägt er kein Bedenken, beyde Wirkungen einer und eben derselben Substanz beyzulegen. Die verbrennlichen Körper besitzen die Eigenschaft, wenn sie durch die Wärme bis zum Glühen gebracht worden sind, alle Erscheinungen und Wirkungen des Feuers selbst hervorzubringen, so lange, bis alles Licht, welches in ihrer Mischung war (alles Brennbare) daraus gänzlich entbunden ist. Daher sind drey Arten, das Feuer hervorzubringen, deren man sich in der Chymie und den Künsten bedienen kan, nemlich der Stoß des Lichts, das Reiben, Schlagen und Stoßen, und die Verbrennung entzündlicher Materien. Das Licht wirkt auf die Körper, als Feuerwesen, blos alsdann, wenn es in ihnen Wärme hervorbringen kan; und alle Wirkungen, die es in dieser Absicht thut, lassen sich auf eine einzige, auf Ausdehnung, zurückführen. Das von den Körpern zurückgeworfene Licht macht sie sichtbar, und wirkt als Licht: das in sie eindringende
erzeugten Bewegung aller gleichartigen und ungleichartigen, beſonders aber der brennbaren Theile, die einen Koͤrper ausmachen. Das freye Feuer iſt nach ſeiner Meinung eine ſehr zarte Materie, von unendlich kleinen und feinen Theilen, die gar keinen Zuſammenhang unter einander haben und durch eine immerwaͤhrende reiſſende Bewegung getrieben werden. Es iſt alſo ſtets fluͤßig, ja ſogar die einzige Urſache aller Fluͤßigkeit, auch in andern Koͤrpern. Er unterſucht dann, ob Waͤrme und Licht von einer einzigen oder von verſchiedenen Subſtanzen herruͤhren. Daß das Licht eine eigne Subſtanz ſey, haͤlt er fuͤr entſchieden, da man deſſen Bewegung und Geſchwindigkeit kenne, auch ſeine Richtung zu aͤndern, es zu ſammlen, zu zerſtreuen, in die Zuſammenſetzung der Koͤrper zu bringen und daraus wieder zu ſcheiden vermoͤgend ſey. Die Waͤrme hingegen ſcheint ihm blos ein beſonderer Zuſtand zu ſeyn, deſſen jede materielle Subſtanz faͤhig iſt, ohne daß ſie dadurch aufhoͤret, das zu ſeyn, was ſie iſt; daher er ſie endlich fuͤr eine innere Bewegung der Theile der Koͤrper erklaͤrt. Da nun das Licht, wie die Brennglaͤſer beweiſen, Waͤrme erregt, auch in den meiſten Faͤllen die Waͤrme, wofern ſie nur ſtark genug iſt, Licht hervorbringt, ſo traͤgt er kein Bedenken, beyde Wirkungen einer und eben derſelben Subſtanz beyzulegen. Die verbrennlichen Koͤrper beſitzen die Eigenſchaft, wenn ſie durch die Waͤrme bis zum Gluͤhen gebracht worden ſind, alle Erſcheinungen und Wirkungen des Feuers ſelbſt hervorzubringen, ſo lange, bis alles Licht, welches in ihrer Miſchung war (alles Brennbare) daraus gaͤnzlich entbunden iſt. Daher ſind drey Arten, das Feuer hervorzubringen, deren man ſich in der Chymie und den Kuͤnſten bedienen kan, nemlich der Stoß des Lichts, das Reiben, Schlagen und Stoßen, und die Verbrennung entzuͤndlicher Materien. Das Licht wirkt auf die Koͤrper, als Feuerweſen, blos alsdann, wenn es in ihnen Waͤrme hervorbringen kan; und alle Wirkungen, die es in dieſer Abſicht thut, laſſen ſich auf eine einzige, auf Ausdehnung, zuruͤckfuͤhren. Das von den Koͤrpern zuruͤckgeworfene Licht macht ſie ſichtbar, und wirkt als Licht: das in ſie eindringende
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erzeugten Bewegung aller gleichartigen und ungleichartigen, beſonders aber der brennbaren Theile, die einen Koͤrper ausmachen. Das freye Feuer iſt nach ſeiner Meinung eine ſehr zarte Materie, von unendlich kleinen und feinen Theilen, die gar keinen Zuſammenhang unter einander haben und durch eine immerwaͤhrende reiſſende Bewegung getrieben werden. Es iſt alſo ſtets fluͤßig, ja ſogar die einzige Urſache aller Fluͤßigkeit, auch in andern Koͤrpern. Er unterſucht dann, ob Waͤrme und Licht von einer einzigen oder von verſchiedenen Subſtanzen herruͤhren. Daß das Licht eine eigne Subſtanz ſey, haͤlt er fuͤr entſchieden, da man deſſen Bewegung und Geſchwindigkeit kenne, auch ſeine Richtung zu aͤndern, es zu ſammlen, zu zerſtreuen, in die Zuſammenſetzung der Koͤrper zu bringen und daraus wieder zu ſcheiden vermoͤgend ſey. Die Waͤrme hingegen ſcheint ihm blos ein beſonderer Zuſtand zu ſeyn, deſſen jede materielle Subſtanz faͤhig iſt, ohne daß ſie dadurch aufhoͤret, das zu ſeyn, was ſie iſt; daher er ſie endlich fuͤr eine innere Bewegung der Theile der Koͤrper erklaͤrt. Da nun das Licht, wie die Brennglaͤſer beweiſen, Waͤrme erregt, auch in den meiſten Faͤllen die Waͤrme, wofern ſie nur ſtark genug iſt, Licht hervorbringt, ſo traͤgt er kein Bedenken, beyde Wirkungen einer und eben derſelben Subſtanz beyzulegen. Die verbrennlichen Koͤrper beſitzen die Eigenſchaft, wenn ſie durch die Waͤrme bis zum Gluͤhen gebracht worden ſind, alle Erſcheinungen und Wirkungen des Feuers ſelbſt hervorzubringen, ſo lange, bis alles Licht, welches in ihrer Miſchung war (alles Brennbare) daraus gaͤnzlich entbunden iſt. Daher ſind drey Arten, das Feuer hervorzubringen, deren man ſich in der Chymie und den Kuͤnſten bedienen kan, nemlich der Stoß des Lichts, das Reiben, Schlagen und Stoßen, und die Verbrennung entzuͤndlicher Materien. Das Licht wirkt auf die Koͤrper, als Feuerweſen, blos alsdann, wenn es in ihnen Waͤrme hervorbringen kan; und alle Wirkungen, die es in dieſer Abſicht thut, laſſen ſich auf eine einzige, auf Ausdehnung, zuruͤckfuͤhren. Das von den Koͤrpern zuruͤckgeworfene Licht macht ſie ſichtbar, und wirkt als Licht: das in ſie eindringende<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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erzeugten Bewegung aller gleichartigen und ungleichartigen, beſonders aber der brennbaren Theile, die einen Koͤrper ausmachen. Das freye Feuer iſt nach ſeiner Meinung eine ſehr zarte Materie, von unendlich kleinen und feinen Theilen, die gar keinen Zuſammenhang unter einander haben und durch eine immerwaͤhrende reiſſende Bewegung getrieben werden. Es iſt alſo ſtets fluͤßig, ja ſogar die einzige Urſache aller Fluͤßigkeit, auch in andern Koͤrpern. Er unterſucht dann, ob Waͤrme und Licht von einer einzigen oder von verſchiedenen Subſtanzen herruͤhren. Daß das Licht eine eigne Subſtanz ſey, haͤlt er fuͤr entſchieden, da man deſſen Bewegung und Geſchwindigkeit kenne, auch ſeine Richtung zu aͤndern, es zu ſammlen, zu zerſtreuen, in die Zuſammenſetzung der Koͤrper zu bringen und daraus wieder zu ſcheiden vermoͤgend ſey. Die Waͤrme hingegen ſcheint ihm blos ein beſonderer Zuſtand zu ſeyn, deſſen jede materielle Subſtanz faͤhig iſt, ohne daß ſie dadurch aufhoͤret, das zu ſeyn, was ſie iſt; daher er ſie endlich fuͤr eine innere Bewegung der Theile der Koͤrper erklaͤrt. Da nun das Licht, wie die Brennglaͤſer beweiſen, Waͤrme erregt, auch in den meiſten Faͤllen die Waͤrme, wofern ſie nur ſtark genug iſt, Licht hervorbringt, ſo traͤgt er kein Bedenken, beyde Wirkungen einer und eben derſelben Subſtanz beyzulegen. Die verbrennlichen Koͤrper beſitzen die Eigenſchaft, wenn ſie durch die Waͤrme bis zum Gluͤhen gebracht worden ſind, alle Erſcheinungen und Wirkungen des Feuers ſelbſt hervorzubringen, ſo lange, bis alles Licht, welches in ihrer Miſchung war (alles Brennbare) daraus gaͤnzlich entbunden iſt. Daher ſind drey Arten, das Feuer hervorzubringen, deren man ſich in der Chymie und den Kuͤnſten bedienen kan, nemlich der Stoß des Lichts, das Reiben, Schlagen und Stoßen, und die Verbrennung entzuͤndlicher Materien. Das Licht wirkt auf die Koͤrper, als Feuerweſen, blos alsdann, wenn es in ihnen Waͤrme hervorbringen kan; und alle Wirkungen, die es in dieſer Abſicht thut, laſſen ſich auf eine einzige, auf Ausdehnung, zuruͤckfuͤhren. Das von den Koͤrpern zuruͤckgeworfene Licht macht ſie ſichtbar, und wirkt als Licht: das in ſie eindringende
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/218>, abgerufen am 24.11.2024.
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