für den Mittelpunkt der Erde, fast wie die Mondfinsterniß, bringt dann die Zeitangaben auf den Meridian des Orts, untersucht, was in den merkwürdigsten Zeitpunkten der Begebenheit Sonne und Mond für Höhen über dem Horizonte dieses Orts, mithin für Parallaxen haben, wie viel also die Parallaxen jeden dieser Körper in diesen Zeitpunkten niedriger darstellen, wodurch sich denn die Erscheinungen der Finsterniß für den verlangten Ort ergeben. Von einer solchen Berechnung hat Reccard ein schönes Beyspiel für Berlin gegeben (Abhandlung von der großen Sonnenfinsterniß den 1 Apr. 1764. von G. C. Reccard, Berlin, 1763. Zweyte Auflage, 1764. 4.). Nach gemachter Berechnung für die vornehmsten Zeitpunkte läßt sich eine Zeichnung entwerfen, welche die Finsterniß sinnlicher darstellt, und die Data für die Zwischenzeiten leicht angiebt.
Nur diejenigen Neumonde sind mit Sonnenfinsternissen begleitet, bey welchen der Mond nicht allzuweit von einem seiner Knoten entfernt ist. Die Theorie lehrt, daß keine Sonnenfinsterniß mehr möglich sey, wenn der Mond bey seiner Zusammenkunft mit der Sonne über 21 Grad vom Knoten abstehet, daß hingegen gewiß eine an irgend einem Orte der Erde erfolge, wenn er weniger als 15 Grad vom Knoten entfernt ist. Diese Grenzen erstrecken sich weiter, als die für die Mondfinsternisse; daher es überhaupt genommen mehr Erdfinsternisse als Mondfinsternisse geben muß, nur daß die erstern nicht an so vielen Orten sichtbar sind. Es kan sich sogar ereignen, daß zween Neumonde hinter einander mit Sonnenfinsternissen begleitet sind. Denn zween auf einander folgende Neumonde fallen in Punkte des Thierkreises, die 30° von einander entfernt sind, und so kan der erste z. B. 15° vor dem Knoten, der andere 15° hinter dem Knoten fallen, welches beydes innerhalb der Grenzen fällt, da Sonnenfinsternisse möglich sind. So werden im Jahre 1790 die beyden Neumonde vom 14 April und 13 May, und wiederum die vom 8 Oct. und 6 Nov. sämmtlich mit partialen Sonnenfinsternissen begleitet seyn. Bey den Mondfinsternissen kan dies niemals statt finden, weil sich die Grenze des Abstands vom Knoten,
fuͤr den Mittelpunkt der Erde, faſt wie die Mondfinſterniß, bringt dann die Zeitangaben auf den Meridian des Orts, unterſucht, was in den merkwuͤrdigſten Zeitpunkten der Begebenheit Sonne und Mond fuͤr Hoͤhen uͤber dem Horizonte dieſes Orts, mithin fuͤr Parallaxen haben, wie viel alſo die Parallaxen jeden dieſer Koͤrper in dieſen Zeitpunkten niedriger darſtellen, wodurch ſich denn die Erſcheinungen der Finſterniß fuͤr den verlangten Ort ergeben. Von einer ſolchen Berechnung hat Reccard ein ſchoͤnes Beyſpiel fuͤr Berlin gegeben (Abhandlung von der großen Sonnenfinſterniß den 1 Apr. 1764. von G. C. Reccard, Berlin, 1763. Zweyte Auflage, 1764. 4.). Nach gemachter Berechnung fuͤr die vornehmſten Zeitpunkte laͤßt ſich eine Zeichnung entwerfen, welche die Finſterniß ſinnlicher darſtellt, und die Data fuͤr die Zwiſchenzeiten leicht angiebt.
Nur diejenigen Neumonde ſind mit Sonnenfinſterniſſen begleitet, bey welchen der Mond nicht allzuweit von einem ſeiner Knoten entfernt iſt. Die Theorie lehrt, daß keine Sonnenfinſterniß mehr moͤglich ſey, wenn der Mond bey ſeiner Zuſammenkunft mit der Sonne uͤber 21 Grad vom Knoten abſtehet, daß hingegen gewiß eine an irgend einem Orte der Erde erfolge, wenn er weniger als 15 Grad vom Knoten entfernt iſt. Dieſe Grenzen erſtrecken ſich weiter, als die fuͤr die Mondfinſterniſſe; daher es uͤberhaupt genommen mehr Erdfinſterniſſe als Mondfinſterniſſe geben muß, nur daß die erſtern nicht an ſo vielen Orten ſichtbar ſind. Es kan ſich ſogar ereignen, daß zween Neumonde hinter einander mit Sonnenfinſterniſſen begleitet ſind. Denn zween auf einander folgende Neumonde fallen in Punkte des Thierkreiſes, die 30° von einander entfernt ſind, und ſo kan der erſte z. B. 15° vor dem Knoten, der andere 15° hinter dem Knoten fallen, welches beydes innerhalb der Grenzen faͤllt, da Sonnenfinſterniſſe moͤglich ſind. So werden im Jahre 1790 die beyden Neumonde vom 14 April und 13 May, und wiederum die vom 8 Oct. und 6 Nov. ſaͤmmtlich mit partialen Sonnenfinſterniſſen begleitet ſeyn. Bey den Mondfinſterniſſen kan dies niemals ſtatt finden, weil ſich die Grenze des Abſtands vom Knoten,
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fuͤr den Mittelpunkt der Erde, faſt wie die Mondfinſterniß, bringt dann die Zeitangaben auf den Meridian des Orts, unterſucht, was in den merkwuͤrdigſten Zeitpunkten der Begebenheit Sonne und Mond fuͤr Hoͤhen uͤber dem Horizonte dieſes Orts, mithin fuͤr Parallaxen haben, wie viel alſo die Parallaxen jeden dieſer Koͤrper in dieſen Zeitpunkten niedriger darſtellen, wodurch ſich denn die Erſcheinungen der Finſterniß fuͤr den verlangten Ort ergeben. Von einer ſolchen Berechnung hat Reccard ein ſchoͤnes Beyſpiel fuͤr Berlin gegeben (Abhandlung von der großen Sonnenfinſterniß den 1 Apr. 1764. von G. C. Reccard, Berlin, 1763. Zweyte Auflage, 1764. 4.). Nach gemachter Berechnung fuͤr die vornehmſten Zeitpunkte laͤßt ſich eine Zeichnung entwerfen, welche die Finſterniß ſinnlicher darſtellt, und die Data fuͤr die Zwiſchenzeiten leicht angiebt.
Nur diejenigen Neumonde ſind mit Sonnenfinſterniſſen begleitet, bey welchen der Mond nicht allzuweit von einem ſeiner Knoten entfernt iſt. Die Theorie lehrt, daß keine Sonnenfinſterniß mehr moͤglich ſey, wenn der Mond bey ſeiner Zuſammenkunft mit der Sonne uͤber 21 Grad vom Knoten abſtehet, daß hingegen gewiß eine an irgend einem Orte der Erde erfolge, wenn er weniger als 15 Grad vom Knoten entfernt iſt. Dieſe Grenzen erſtrecken ſich weiter, als die fuͤr die Mondfinſterniſſe; daher es uͤberhaupt genommen mehr Erdfinſterniſſe als Mondfinſterniſſe geben muß, nur daß die erſtern nicht an ſo vielen Orten ſichtbar ſind. Es kan ſich ſogar ereignen, daß zween Neumonde hinter einander mit Sonnenfinſterniſſen begleitet ſind. Denn zween auf einander folgende Neumonde fallen in Punkte des Thierkreiſes, die 30° von einander entfernt ſind, und ſo kan der erſte z. B. 15° vor dem Knoten, der andere 15° hinter dem Knoten fallen, welches beydes innerhalb der Grenzen faͤllt, da Sonnenfinſterniſſe moͤglich ſind. So werden im Jahre 1790 die beyden Neumonde vom 14 April und 13 May, und wiederum die vom 8 Oct. und 6 Nov. ſaͤmmtlich mit partialen Sonnenfinſterniſſen begleitet ſeyn. Bey den Mondfinſterniſſen kan dies niemals ſtatt finden, weil ſich die Grenze des Abſtands vom Knoten,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/259>, abgerufen am 22.11.2024.
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