Stoße, der durch das Zusammentreffen der elektrischen Ströme im menschlichen Körper rc. entstehe, wenn die Ausflüsse aus dem Knopfe und der Belegung den Zuflüssen aus den beyden Händen des Experimentators begegneten. Das Gefäß müsse von Glas seyn, damit der Drath nicht gleich bey der Berührung der äußern Fläche seine Elektricität durch einen einfachen Funken verliere. Er behauptet schlechterdings, es könne auch eine isolirte Flasche geladen werden; denn seine Hypothese enthält keinen Grund, warum es unmöglich seyn sollte. Er läugnet beym Entladen die Nothwendigkeit, beyde Seiten zu verbinden, und sieht überhaupt die Ladung blos für Uebersüllung mit elektrischer Materie an, ohne die entgegengesetzten Elektricitäten zu unterscheiden. Die fernern Entdeckungen machten diese Theorie gar bald unzureichend. Nollet aber hat sie mit einer fast unglaublichen Standhaftigkeit vertheidiget, und allen seinen Scharfsinn aufgeboten, um die Schwierigkeiten zu heben, die ihm fast jeder neuerfundene Versuch darstellte.
Franklins
Theorie (s. dieses Wörterbuchs I. Th. S. 759.) erklärt den leidner Versuch weit glücklicher. Dennoch mußte man dabey, außer den allgemeinen Sätzen der franklinschen Theorie, noch die Undurchdringlichkeit des Glases für die elektrische Materie, und den Grundsatz annehmen, daß das Glas, so wie jeder elektrische Körper, nur eine gewisse Menge elektrischer Materie zu enthalten vermöge, so daß es unmöglich sey, einer Seite des Glases etwas zu geben oder zu entziehen, wofern nicht die andere Seite eben so viel verlieren oder bekommen könne. Dieser letzte Satz klingt freylich etwas dunkel und sonderbar; aber die Schwierigkeit liegt nur im Ausdrucke, und alles wird deutlich, so bald man damit das Gesetz der Wirkungskreise verbindet. Wenn nemlich das Glas dünn ist, so liegt jede Seite im Wirkungskreise der andern, und ein Zusatz von positiver Elektricität in der einen muß einen gleichen Zusatz von negativer, oder nach Fr. einen gleichen Verlust von elektrischer Materie in der andern veranlassen. Ist das Letztere nicht möglich, wie z. B. bey isolirten Flaschen, so kan auch das Erste nicht statt finden, d. h. jene Seite kan den Zusatz von
Stoße, der durch das Zuſammentreffen der elektriſchen Stroͤme im menſchlichen Koͤrper rc. entſtehe, wenn die Ausfluͤſſe aus dem Knopfe und der Belegung den Zufluͤſſen aus den beyden Haͤnden des Experimentators begegneten. Das Gefaͤß muͤſſe von Glas ſeyn, damit der Drath nicht gleich bey der Beruͤhrung der aͤußern Flaͤche ſeine Elektricitaͤt durch einen einfachen Funken verliere. Er behauptet ſchlechterdings, es koͤnne auch eine iſolirte Flaſche geladen werden; denn ſeine Hypotheſe enthaͤlt keinen Grund, warum es unmoͤglich ſeyn ſollte. Er laͤugnet beym Entladen die Nothwendigkeit, beyde Seiten zu verbinden, und ſieht uͤberhaupt die Ladung blos fuͤr Ueberſuͤllung mit elektriſcher Materie an, ohne die entgegengeſetzten Elektricitaͤten zu unterſcheiden. Die fernern Entdeckungen machten dieſe Theorie gar bald unzureichend. Nollet aber hat ſie mit einer faſt unglaublichen Standhaftigkeit vertheidiget, und allen ſeinen Scharfſinn aufgeboten, um die Schwierigkeiten zu heben, die ihm faſt jeder neuerfundene Verſuch darſtellte.
Franklins
Theorie (ſ. dieſes Woͤrterbuchs I. Th. S. 759.) erklaͤrt den leidner Verſuch weit gluͤcklicher. Dennoch mußte man dabey, außer den allgemeinen Saͤtzen der franklinſchen Theorie, noch die Undurchdringlichkeit des Glaſes fuͤr die elektriſche Materie, und den Grundſatz annehmen, daß das Glas, ſo wie jeder elektriſche Koͤrper, nur eine gewiſſe Menge elektriſcher Materie zu enthalten vermoͤge, ſo daß es unmoͤglich ſey, einer Seite des Glaſes etwas zu geben oder zu entziehen, wofern nicht die andere Seite eben ſo viel verlieren oder bekommen koͤnne. Dieſer letzte Satz klingt freylich etwas dunkel und ſonderbar; aber die Schwierigkeit liegt nur im Ausdrucke, und alles wird deutlich, ſo bald man damit das Geſetz der Wirkungskreiſe verbindet. Wenn nemlich das Glas duͤnn iſt, ſo liegt jede Seite im Wirkungskreiſe der andern, und ein Zuſatz von poſitiver Elektricitaͤt in der einen muß einen gleichen Zuſatz von negativer, oder nach Fr. einen gleichen Verluſt von elektriſcher Materie in der andern veranlaſſen. Iſt das Letztere nicht moͤglich, wie z. B. bey iſolirten Flaſchen, ſo kan auch das Erſte nicht ſtatt finden, d. h. jene Seite kan den Zuſatz von
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Stoße, der durch das Zuſammentreffen der elektriſchen Stroͤme im menſchlichen Koͤrper rc. entſtehe, wenn die Ausfluͤſſe aus dem Knopfe und der Belegung den Zufluͤſſen aus den beyden Haͤnden des Experimentators begegneten. Das Gefaͤß muͤſſe von Glas ſeyn, damit der Drath nicht gleich bey der Beruͤhrung der aͤußern Flaͤche ſeine Elektricitaͤt durch einen einfachen Funken verliere. Er behauptet ſchlechterdings, es koͤnne auch eine iſolirte Flaſche geladen werden; denn ſeine Hypotheſe enthaͤlt keinen Grund, warum es unmoͤglich ſeyn ſollte. Er laͤugnet beym Entladen die Nothwendigkeit, beyde Seiten zu verbinden, und ſieht uͤberhaupt die Ladung blos fuͤr Ueberſuͤllung mit elektriſcher Materie an, ohne die entgegengeſetzten Elektricitaͤten zu unterſcheiden. Die fernern Entdeckungen machten dieſe Theorie gar bald unzureichend. <hirendition="#b">Nollet</hi> aber hat ſie mit einer faſt unglaublichen Standhaftigkeit vertheidiget, und allen ſeinen Scharfſinn aufgeboten, um die Schwierigkeiten zu heben, die ihm faſt jeder neuerfundene Verſuch darſtellte.</p></div><divn="2"><head>Franklins</head><lb/><p>Theorie (ſ. dieſes Woͤrterbuchs <hirendition="#aq">I.</hi> Th. S. 759.) erklaͤrt den leidner Verſuch weit gluͤcklicher. Dennoch mußte man dabey, außer den allgemeinen Saͤtzen der franklinſchen Theorie, noch die Undurchdringlichkeit des Glaſes fuͤr die elektriſche Materie, und den Grundſatz annehmen, daß das Glas, ſo wie jeder elektriſche Koͤrper, nur eine gewiſſe Menge elektriſcher Materie zu enthalten vermoͤge, ſo daß es unmoͤglich ſey, einer Seite des Glaſes etwas zu geben oder zu entziehen, wofern nicht die andere Seite eben ſo viel verlieren oder bekommen koͤnne. Dieſer letzte Satz klingt freylich etwas dunkel und ſonderbar; aber die Schwierigkeit liegt nur im Ausdrucke, und alles wird deutlich, ſo bald man damit das Geſetz der Wirkungskreiſe verbindet. Wenn nemlich das Glas duͤnn iſt, ſo liegt jede Seite im Wirkungskreiſe der andern, und ein Zuſatz von poſitiver Elektricitaͤt in der einen muß einen gleichen Zuſatz von negativer, oder nach Fr. einen gleichen Verluſt von elektriſcher Materie in der andern veranlaſſen. Iſt das Letztere nicht moͤglich, wie z. B. bey iſolirten Flaſchen, ſo kan auch das Erſte nicht ſtatt finden, d. h. jene Seite kan den Zuſatz von<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Stoße, der durch das Zuſammentreffen der elektriſchen Stroͤme im menſchlichen Koͤrper rc. entſtehe, wenn die Ausfluͤſſe aus dem Knopfe und der Belegung den Zufluͤſſen aus den beyden Haͤnden des Experimentators begegneten. Das Gefaͤß muͤſſe von Glas ſeyn, damit der Drath nicht gleich bey der Beruͤhrung der aͤußern Flaͤche ſeine Elektricitaͤt durch einen einfachen Funken verliere. Er behauptet ſchlechterdings, es koͤnne auch eine iſolirte Flaſche geladen werden; denn ſeine Hypotheſe enthaͤlt keinen Grund, warum es unmoͤglich ſeyn ſollte. Er laͤugnet beym Entladen die Nothwendigkeit, beyde Seiten zu verbinden, und ſieht uͤberhaupt die Ladung blos fuͤr Ueberſuͤllung mit elektriſcher Materie an, ohne die entgegengeſetzten Elektricitaͤten zu unterſcheiden. Die fernern Entdeckungen machten dieſe Theorie gar bald unzureichend. Nollet aber hat ſie mit einer faſt unglaublichen Standhaftigkeit vertheidiget, und allen ſeinen Scharfſinn aufgeboten, um die Schwierigkeiten zu heben, die ihm faſt jeder neuerfundene Verſuch darſtellte.
Franklins
Theorie (ſ. dieſes Woͤrterbuchs I. Th. S. 759.) erklaͤrt den leidner Verſuch weit gluͤcklicher. Dennoch mußte man dabey, außer den allgemeinen Saͤtzen der franklinſchen Theorie, noch die Undurchdringlichkeit des Glaſes fuͤr die elektriſche Materie, und den Grundſatz annehmen, daß das Glas, ſo wie jeder elektriſche Koͤrper, nur eine gewiſſe Menge elektriſcher Materie zu enthalten vermoͤge, ſo daß es unmoͤglich ſey, einer Seite des Glaſes etwas zu geben oder zu entziehen, wofern nicht die andere Seite eben ſo viel verlieren oder bekommen koͤnne. Dieſer letzte Satz klingt freylich etwas dunkel und ſonderbar; aber die Schwierigkeit liegt nur im Ausdrucke, und alles wird deutlich, ſo bald man damit das Geſetz der Wirkungskreiſe verbindet. Wenn nemlich das Glas duͤnn iſt, ſo liegt jede Seite im Wirkungskreiſe der andern, und ein Zuſatz von poſitiver Elektricitaͤt in der einen muß einen gleichen Zuſatz von negativer, oder nach Fr. einen gleichen Verluſt von elektriſcher Materie in der andern veranlaſſen. Iſt das Letztere nicht moͤglich, wie z. B. bey iſolirten Flaſchen, ſo kan auch das Erſte nicht ſtatt finden, d. h. jene Seite kan den Zuſatz von
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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