Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Diese und andere Erscheinungen, welche keiner andern Säure, außer der fixen Luft zukommen, machen, daß man diese Luftgattung mit Bergmann für eine eigne Säure (acidum sui generis), die sich von allen übrigen unterscheidet, halten muß. Als D. Priestley zuerst anfieng, die Lehre von den Luftgattungen aufzuklären, glaubten einige, der saure Geschmack des mit fixer Luft imprägnirten Wassers komme von einem Theile der Vitriolsäure her, welche man zur Entwicklung der Luft gebraucht habe, und von welcher etwas mit in dieselbe übergegangen sey. Aber der Geschmack des luftsauren Wassers, der von dem Geschmacke des mit Vitriolsäure tingirten ganz verschieden ist, und die Versuche mit fixer Luft, welche durch Feuer aus der edinburgischen Magnesia ohne alle Vitriolsäure gezogen war, und dennoch dem Wasser eben diesen Geschmack gab, auch die Lakmustinktur röthete, widerlegten dieses Vorgeben bald. Bewley bewieß auch durch entscheidende Versuche (Priestley Versuche und Beob. B. II. im Anhange Num. 1.), daß diese Säure der fixen Luft nicht blos beygemischt sey, weil alkalische Auflösungen aus dieser Luft nicht blos den sauren Theil hinwegnahmen, sondern die ganze Luft einschluckten. Auch war alle Mühe, sie mit irgend einer der bekannten Säuren zu vergleichen, vergeblich, und Bewley sahe sich genöthiget, sie mit Bergmann für eine besondere Säure zu erklären, daher er ihr denn auch den eignen Namen der mephitischen Säure beylegte. Andere, z. B. Sage, haben diese Luftsäure für eine Salzsäure halten wollen, welche durch die Digestion über Sand mit Oel getränkt flüchtig geworden sey. Allein der Düc de Chaulnes und Herr Achard (Chym. physik. Schristen, S. 305--328.) haben bewiesen, daß die nach Sage's Art behandelte Salzsäure fast in keiner Eigenschaft mit der Luftsäure übereinstimme. Viele Chymisten, unter andern Macquer, sind geneigt, die fixe Luft für eine aus reiner Luft und Feuermaterie oder Phlogiston zusammengesetzte Substanz zu erklären, so daß die phlogistisirte Luft gleichsam zwischen der reinen und der fixen oder vollkommen mephitischen das Mittel hal- Dieſe und andere Erſcheinungen, welche keiner andern Saͤure, außer der fixen Luft zukommen, machen, daß man dieſe Luftgattung mit Bergmann fuͤr eine eigne Saͤure (acidum ſui generis), die ſich von allen uͤbrigen unterſcheidet, halten muß. Als D. Prieſtley zuerſt anfieng, die Lehre von den Luftgattungen aufzuklaͤren, glaubten einige, der ſaure Geſchmack des mit fixer Luft impraͤgnirten Waſſers komme von einem Theile der Vitriolſaͤure her, welche man zur Entwicklung der Luft gebraucht habe, und von welcher etwas mit in dieſelbe uͤbergegangen ſey. Aber der Geſchmack des luftſauren Waſſers, der von dem Geſchmacke des mit Vitriolſaͤure tingirten ganz verſchieden iſt, und die Verſuche mit fixer Luft, welche durch Feuer aus der edinburgiſchen Magneſia ohne alle Vitriolſaͤure gezogen war, und dennoch dem Waſſer eben dieſen Geſchmack gab, auch die Lakmustinktur roͤthete, widerlegten dieſes Vorgeben bald. Bewley bewieß auch durch entſcheidende Verſuche (Prieſtley Verſuche und Beob. B. II. im Anhange Num. 1.), daß dieſe Saͤure der fixen Luft nicht blos beygemiſcht ſey, weil alkaliſche Aufloͤſungen aus dieſer Luft nicht blos den ſauren Theil hinwegnahmen, ſondern die ganze Luft einſchluckten. Auch war alle Muͤhe, ſie mit irgend einer der bekannten Saͤuren zu vergleichen, vergeblich, und Bewley ſahe ſich genoͤthiget, ſie mit Bergmann fuͤr eine beſondere Saͤure zu erklaͤren, daher er ihr denn auch den eignen Namen der mephitiſchen Saͤure beylegte. Andere, z. B. Sage, haben dieſe Luftſaͤure fuͤr eine Salzſaͤure halten wollen, welche durch die Digeſtion uͤber Sand mit Oel getraͤnkt fluͤchtig geworden ſey. Allein der Duͤc de Chaulnes und Herr Achard (Chym. phyſik. Schriſten, S. 305—328.) haben bewieſen, daß die nach Sage's Art behandelte Salzſaͤure faſt in keiner Eigenſchaft mit der Luftſaͤure uͤbereinſtimme. Viele Chymiſten, unter andern Macquer, ſind geneigt, die fixe Luft fuͤr eine aus reiner Luft und Feuermaterie oder Phlogiſton zuſammengeſetzte Subſtanz zu erklaͤren, ſo daß die phlogiſtiſirte Luft gleichſam zwiſchen der reinen und der fixen oder vollkommen mephitiſchen das Mittel hal- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0406" xml:id="P.2.400" n="400"/><lb/> </p> <p>Dieſe und andere Erſcheinungen, welche keiner andern Saͤure, außer der fixen Luft zukommen, machen, daß man dieſe Luftgattung mit <hi rendition="#b">Bergmann</hi> fuͤr eine <hi rendition="#b">eigne Saͤure</hi> <hi rendition="#aq">(acidum ſui generis),</hi> die ſich von allen uͤbrigen unterſcheidet, halten muß. 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Dieſe und andere Erſcheinungen, welche keiner andern Saͤure, außer der fixen Luft zukommen, machen, daß man dieſe Luftgattung mit Bergmann fuͤr eine eigne Saͤure (acidum ſui generis), die ſich von allen uͤbrigen unterſcheidet, halten muß. Als D. Prieſtley zuerſt anfieng, die Lehre von den Luftgattungen aufzuklaͤren, glaubten einige, der ſaure Geſchmack des mit fixer Luft impraͤgnirten Waſſers komme von einem Theile der Vitriolſaͤure her, welche man zur Entwicklung der Luft gebraucht habe, und von welcher etwas mit in dieſelbe uͤbergegangen ſey. Aber der Geſchmack des luftſauren Waſſers, der von dem Geſchmacke des mit Vitriolſaͤure tingirten ganz verſchieden iſt, und die Verſuche mit fixer Luft, welche durch Feuer aus der edinburgiſchen Magneſia ohne alle Vitriolſaͤure gezogen war, und dennoch dem Waſſer eben dieſen Geſchmack gab, auch die Lakmustinktur roͤthete, widerlegten dieſes Vorgeben bald. Bewley bewieß auch durch entſcheidende Verſuche (Prieſtley Verſuche und Beob. B. II. im Anhange Num. 1.), daß dieſe Saͤure der fixen Luft nicht blos beygemiſcht ſey, weil alkaliſche Aufloͤſungen aus dieſer Luft nicht blos den ſauren Theil hinwegnahmen, ſondern die ganze Luft einſchluckten. Auch war alle Muͤhe, ſie mit irgend einer der bekannten Saͤuren zu vergleichen, vergeblich, und Bewley ſahe ſich genoͤthiget, ſie mit Bergmann fuͤr eine beſondere Saͤure zu erklaͤren, daher er ihr denn auch den eignen Namen der mephitiſchen Saͤure beylegte.
Andere, z. B. Sage, haben dieſe Luftſaͤure fuͤr eine Salzſaͤure halten wollen, welche durch die Digeſtion uͤber Sand mit Oel getraͤnkt fluͤchtig geworden ſey. Allein der Duͤc de Chaulnes und Herr Achard (Chym. phyſik. Schriſten, S. 305—328.) haben bewieſen, daß die nach Sage's Art behandelte Salzſaͤure faſt in keiner Eigenſchaft mit der Luftſaͤure uͤbereinſtimme.
Viele Chymiſten, unter andern Macquer, ſind geneigt, die fixe Luft fuͤr eine aus reiner Luft und Feuermaterie oder Phlogiſton zuſammengeſetzte Subſtanz zu erklaͤren, ſo daß die phlogiſtiſirte Luft gleichſam zwiſchen der reinen und der fixen oder vollkommen mephitiſchen das Mittel hal-
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