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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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selbst annehmen könnte, und im Wasser fast gar keine. Und die Verminderung ist fast eben so stark, wenn man Quecksilber oder heißes Wasser zur Sperrung gebraucht, welche doch keine fixe Luft absorbiren (s. Gren Diss. de genesi aeris fixi et phlogisticati, Halae, 1787. 8. S. 58--65.).

Fontana (Phys. Unters. über die Salpeterluft, S. 106.) beweist aus Tropfen, die sich in einer mit Eis umgebnen mit Salpetergas angefüllten, Glocke ansetzten, daß dieses Gas etwas Wasser enthalte. Dies scheinen auch die Krystallisationen zu beweisen, die mein früh verstorbner Freund, D. Christian Ludwig, bey einer heftigen Kälte aus der salpeterartigen Luft erhielt. Dieses Wasser trägt nach Fontana mit dazu bey, die reine Luft einzusaugen, und die Verminderung zu bewirken, welche doch auch im Quecksilber-Apparate erfolgt, wo weiter kein Wasser als dieses, vorhanden ist.

Nach Bergmann (De attract. electiv. §. 14. 15.) giebt die Salpetersäure mit Brennbarem gesättigt, wie beym Verpuffen, eine Substanz, die sich durch plötzliches Verbrennen augenblicklich zersetzt; mit etwas weniger Brennbarem wird sie Salpetergas, und mit noch wenigerm salpetersaure Luft.

Die Anwendungen, welche man von der Kenntniß der nitrösen Luft gemacht hat, betreffen theils den Gebrauch derselben zur Aufbewahrung anatomischer Bereitungen, welche sonst faulen würden, nach Sigaud de la Fond Vorschlägen, theils ihre Benutzung zu eudiometrischen Versuchen zu Prüfung der Güte der Luft, s. Eudiometer. In der letztern Absicht wäre noch eine bestimmte Methode zu wünschen, nach der man eine an Stärke sich immer gleiche Salpeterluft verfertigen könnte. Hätte man aber auch eine solche, so würde doch das Eudiometer kein untrügliches Kennzeichen der Heilsamkeit der Luft abgeben, da zum Beyspiel ein Gemisch von brennbarer und reiner Luft die Prüfung mit diesem Werkzeuge eben so gut, als die gemeine Luft, aushalten, und dennoch tödtend seyn kan.


ſelbſt annehmen koͤnnte, und im Waſſer faſt gar keine. Und die Verminderung iſt faſt eben ſo ſtark, wenn man Queckſilber oder heißes Waſſer zur Sperrung gebraucht, welche doch keine fixe Luft abſorbiren (ſ. Gren Diſſ. de geneſi aëris fixi et phlogiſticati, Halae, 1787. 8. S. 58—65.).

Fontana (Phyſ. Unterſ. uͤber die Salpeterluft, S. 106.) beweiſt aus Tropfen, die ſich in einer mit Eis umgebnen mit Salpetergas angefuͤllten, Glocke anſetzten, daß dieſes Gas etwas Waſſer enthalte. Dies ſcheinen auch die Kryſtalliſationen zu beweiſen, die mein fruͤh verſtorbner Freund, D. Chriſtian Ludwig, bey einer heftigen Kaͤlte aus der ſalpeterartigen Luft erhielt. Dieſes Waſſer traͤgt nach Fontana mit dazu bey, die reine Luft einzuſaugen, und die Verminderung zu bewirken, welche doch auch im Queckſilber-Apparate erfolgt, wo weiter kein Waſſer als dieſes, vorhanden iſt.

Nach Bergmann (De attract. electiv. §. 14. 15.) giebt die Salpeterſaͤure mit Brennbarem geſaͤttigt, wie beym Verpuffen, eine Subſtanz, die ſich durch ploͤtzliches Verbrennen augenblicklich zerſetzt; mit etwas weniger Brennbarem wird ſie Salpetergas, und mit noch wenigerm ſalpeterſaure Luft.

Die Anwendungen, welche man von der Kenntniß der nitroͤſen Luft gemacht hat, betreffen theils den Gebrauch derſelben zur Aufbewahrung anatomiſcher Bereitungen, welche ſonſt faulen wuͤrden, nach Sigaud de la Fond Vorſchlaͤgen, theils ihre Benutzung zu eudiometriſchen Verſuchen zu Pruͤfung der Guͤte der Luft, ſ. Eudiometer. In der letztern Abſicht waͤre noch eine beſtimmte Methode zu wuͤnſchen, nach der man eine an Staͤrke ſich immer gleiche Salpeterluft verfertigen koͤnnte. Haͤtte man aber auch eine ſolche, ſo wuͤrde doch das Eudiometer kein untruͤgliches Kennzeichen der Heilſamkeit der Luft abgeben, da zum Beyſpiel ein Gemiſch von brennbarer und reiner Luft die Pruͤfung mit dieſem Werkzeuge eben ſo gut, als die gemeine Luft, aushalten, und dennoch toͤdtend ſeyn kan.

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[419/0425] ſelbſt annehmen koͤnnte, und im Waſſer faſt gar keine. Und die Verminderung iſt faſt eben ſo ſtark, wenn man Queckſilber oder heißes Waſſer zur Sperrung gebraucht, welche doch keine fixe Luft abſorbiren (ſ. Gren Diſſ. de geneſi aëris fixi et phlogiſticati, Halae, 1787. 8. S. 58—65.). Fontana (Phyſ. Unterſ. uͤber die Salpeterluft, S. 106.) beweiſt aus Tropfen, die ſich in einer mit Eis umgebnen mit Salpetergas angefuͤllten, Glocke anſetzten, daß dieſes Gas etwas Waſſer enthalte. Dies ſcheinen auch die Kryſtalliſationen zu beweiſen, die mein fruͤh verſtorbner Freund, D. Chriſtian Ludwig, bey einer heftigen Kaͤlte aus der ſalpeterartigen Luft erhielt. Dieſes Waſſer traͤgt nach Fontana mit dazu bey, die reine Luft einzuſaugen, und die Verminderung zu bewirken, welche doch auch im Queckſilber-Apparate erfolgt, wo weiter kein Waſſer als dieſes, vorhanden iſt. Nach Bergmann (De attract. electiv. §. 14. 15.) giebt die Salpeterſaͤure mit Brennbarem geſaͤttigt, wie beym Verpuffen, eine Subſtanz, die ſich durch ploͤtzliches Verbrennen augenblicklich zerſetzt; mit etwas weniger Brennbarem wird ſie Salpetergas, und mit noch wenigerm ſalpeterſaure Luft. Die Anwendungen, welche man von der Kenntniß der nitroͤſen Luft gemacht hat, betreffen theils den Gebrauch derſelben zur Aufbewahrung anatomiſcher Bereitungen, welche ſonſt faulen wuͤrden, nach Sigaud de la Fond Vorſchlaͤgen, theils ihre Benutzung zu eudiometriſchen Verſuchen zu Pruͤfung der Guͤte der Luft, ſ. Eudiometer. In der letztern Abſicht waͤre noch eine beſtimmte Methode zu wuͤnſchen, nach der man eine an Staͤrke ſich immer gleiche Salpeterluft verfertigen koͤnnte. Haͤtte man aber auch eine ſolche, ſo wuͤrde doch das Eudiometer kein untruͤgliches Kennzeichen der Heilſamkeit der Luft abgeben, da zum Beyſpiel ein Gemiſch von brennbarer und reiner Luft die Pruͤfung mit dieſem Werkzeuge eben ſo gut, als die gemeine Luft, aushalten, und dennoch toͤdtend ſeyn kan.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/425>, abgerufen am 01.06.2024.