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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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so hat die Zusammenziehung 340 delislische Grade, d. i. (340/10000) des Volumens bey der Temperatur des kochenden Wassers, oder (340/9790) d. i. beynahe (1/27) des Volumens im Augenblicke der Gefrierung betragen. Es ist aber hiebey nicht auf die in der gefrornen Quecksilbermasse entstandenen Hölungen gerechnet. Eben dieses Zusammenziehen bemerkt man beym Gestehen der meisten geschmolznen Metalle, und anderer Materien.

Wasser hingegen, Eisen, Schwefel und Spießglas scheinen sich beym Uebergange in den festen Zustand auszudehnen. Vom Wasser s. den Art. Eis. Vom Eisen hat man bemerkt, daß alsdann inwendig in demselben viele kleine Höhlungen entstehen, und daß hingegen reiner Stahl sich beym Erhärten zusammenzieht. Vielleicht sind dergleichen Höhlungen (sie seyen nun mit Luft angefüllt, wie beym Eise, oder nicht) die Ursache der scheinbaren Vergrößerung des Volumens, und wenn man sie abrechnete, könnte man wohl finden, daß sich der eigentlich mit fester Materie angefüllte Raum vermindert hätte. So wäre das plötzliche Zusammenziehen ein allgemeines Phänomen der Gefrierung, so wie Zusammenziehung überhaupt eine Wirkung der abnehmenden Wärme ist.

Herr Lichtenberg fand bey Wasser, das er im Vacuo frieren ließ, diese Hölungen so groß, daß das ganze Eis einem Schaume glich, s. Eis. Er giebt hievon drey Ursachen, wenigstens als mögliche, an. Es kan nemlich das Wasser noch nicht ganz rein von Luft gewesen seyn, die sich beym Gefrieren losgemacht, und im Vacuo so große Blasen gebildet hat; oder es kan durch den Proceß des Gefrierens ein luftförmiger Stof erzeugt werden; oder es kan endlich die dabey frey werdende Wärme stark genug seyn, um im Vacuo ein augenblickliches Sieden zu bewirken, d. h. einen Theil des Wassers in elastische Dämpfe zu verwandeln. Vielleicht, sagt er, finden alle drey Umstände zugleich statt.

Die meisten, und vielleicht alle Substanzen, krystallisiren sich beym Gefrieren. Vom Wasser sehe man hierüber die Worte; Eis, Schnee. Beym Quecksilber fand schon


ſo hat die Zuſammenziehung 340 delisliſche Grade, d. i. (340/10000) des Volumens bey der Temperatur des kochenden Waſſers, oder (340/9790) d. i. beynahe (1/27) des Volumens im Augenblicke der Gefrierung betragen. Es iſt aber hiebey nicht auf die in der gefrornen Queckſilbermaſſe entſtandenen Hoͤlungen gerechnet. Eben dieſes Zuſammenziehen bemerkt man beym Geſtehen der meiſten geſchmolznen Metalle, und anderer Materien.

Waſſer hingegen, Eiſen, Schwefel und Spießglas ſcheinen ſich beym Uebergange in den feſten Zuſtand auszudehnen. Vom Waſſer ſ. den Art. Eis. Vom Eiſen hat man bemerkt, daß alsdann inwendig in demſelben viele kleine Hoͤhlungen entſtehen, und daß hingegen reiner Stahl ſich beym Erhaͤrten zuſammenzieht. Vielleicht ſind dergleichen Hoͤhlungen (ſie ſeyen nun mit Luft angefuͤllt, wie beym Eiſe, oder nicht) die Urſache der ſcheinbaren Vergroͤßerung des Volumens, und wenn man ſie abrechnete, koͤnnte man wohl finden, daß ſich der eigentlich mit feſter Materie angefuͤllte Raum vermindert haͤtte. So waͤre das ploͤtzliche Zuſammenziehen ein allgemeines Phaͤnomen der Gefrierung, ſo wie Zuſammenziehung uͤberhaupt eine Wirkung der abnehmenden Waͤrme iſt.

Herr Lichtenberg fand bey Waſſer, das er im Vacuo frieren ließ, dieſe Hoͤlungen ſo groß, daß das ganze Eis einem Schaume glich, ſ. Eis. Er giebt hievon drey Urſachen, wenigſtens als moͤgliche, an. Es kan nemlich das Waſſer noch nicht ganz rein von Luft geweſen ſeyn, die ſich beym Gefrieren losgemacht, und im Vacuo ſo große Blaſen gebildet hat; oder es kan durch den Proceß des Gefrierens ein luftfoͤrmiger Stof erzeugt werden; oder es kan endlich die dabey frey werdende Waͤrme ſtark genug ſeyn, um im Vacuo ein augenblickliches Sieden zu bewirken, d. h. einen Theil des Waſſers in elaſtiſche Daͤmpfe zu verwandeln. Vielleicht, ſagt er, finden alle drey Umſtaͤnde zugleich ſtatt.

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[433/0439] ſo hat die Zuſammenziehung 340 delisliſche Grade, d. i. (340/10000) des Volumens bey der Temperatur des kochenden Waſſers, oder (340/9790) d. i. beynahe (1/27) des Volumens im Augenblicke der Gefrierung betragen. Es iſt aber hiebey nicht auf die in der gefrornen Queckſilbermaſſe entſtandenen Hoͤlungen gerechnet. Eben dieſes Zuſammenziehen bemerkt man beym Geſtehen der meiſten geſchmolznen Metalle, und anderer Materien. Waſſer hingegen, Eiſen, Schwefel und Spießglas ſcheinen ſich beym Uebergange in den feſten Zuſtand auszudehnen. Vom Waſſer ſ. den Art. Eis. Vom Eiſen hat man bemerkt, daß alsdann inwendig in demſelben viele kleine Hoͤhlungen entſtehen, und daß hingegen reiner Stahl ſich beym Erhaͤrten zuſammenzieht. Vielleicht ſind dergleichen Hoͤhlungen (ſie ſeyen nun mit Luft angefuͤllt, wie beym Eiſe, oder nicht) die Urſache der ſcheinbaren Vergroͤßerung des Volumens, und wenn man ſie abrechnete, koͤnnte man wohl finden, daß ſich der eigentlich mit feſter Materie angefuͤllte Raum vermindert haͤtte. So waͤre das ploͤtzliche Zuſammenziehen ein allgemeines Phaͤnomen der Gefrierung, ſo wie Zuſammenziehung uͤberhaupt eine Wirkung der abnehmenden Waͤrme iſt. Herr Lichtenberg fand bey Waſſer, das er im Vacuo frieren ließ, dieſe Hoͤlungen ſo groß, daß das ganze Eis einem Schaume glich, ſ. Eis. Er giebt hievon drey Urſachen, wenigſtens als moͤgliche, an. Es kan nemlich das Waſſer noch nicht ganz rein von Luft geweſen ſeyn, die ſich beym Gefrieren losgemacht, und im Vacuo ſo große Blaſen gebildet hat; oder es kan durch den Proceß des Gefrierens ein luftfoͤrmiger Stof erzeugt werden; oder es kan endlich die dabey frey werdende Waͤrme ſtark genug ſeyn, um im Vacuo ein augenblickliches Sieden zu bewirken, d. h. einen Theil des Waſſers in elaſtiſche Daͤmpfe zu verwandeln. Vielleicht, ſagt er, finden alle drey Umſtaͤnde zugleich ſtatt. Die meiſten, und vielleicht alle Subſtanzen, kryſtalliſiren ſich beym Gefrieren. Vom Waſſer ſehe man hieruͤber die Worte; Eis, Schnee. Beym Queckſilber fand ſchon

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/439>, abgerufen am 25.11.2024.