Braun, wenn es unvollkommen gefroren war, und der noch flüßige innere Theil abgegossen ward, die Oberfläche, welche alsdann zum Vorschein kam, äußerst rauh, und gleichsam aus kleinen Kügelchen zusammengesetzt. Hutchins(Experiments for ascertaining etc. Exp. X.) bemerkte, als er das flüßige Quecksilber abgoß, daß die innere Oberfläche sehr uneben und mit vielen überzwerch laufenden Nadeln besetzt war, wovon einige Kügelchen, wie Knöpfe, hatten. Eben dies erfolgt auch beym Gestehen geschmolzener Metalle. Wenn man hiezu schickliche Massen von denselben der kalten Luft so lang aussetzt, bis die äussere Seite erhärtet ist, und alsdann die innere noch flüßige Masse abgießt, so sieht man die Hölung in der Mitte allenthalben mit Drusen von metallischen Krystallen besetzt, welche an Schönheit und Regelmäßigkeit schwerlich den feinsten Salzkrystallen nachstehen.
Nach dieser kurzen Erzählung der vornehmsten Phänomene des Gefrierens will ich noch etwas von den Meinungen der Naturforscher über die Ursache desselben hinzufügen.
Descartes(Princip. philos. nat. P. IV. Prop. 48. u. Meteor. C. I. §. 7.), welcher die Festigkeit für Ruhe und die Flüßigkeit für innere Bewegung der Theile annahm, erklärt die Gefrierung für eine Folge der schwächern Wirkung seines zweyten Elements auf die Bewegung der Theile der Körper. Die größern Theile dieses Elements wirken nach ihm stärker, die feinern schwächer. Marmor und Metalle lassen in ihre Zwischenräume nur die feinern Theile dringen, daher werden sie wenig bewegt, und zeigen Festigkeit und Kälte. Das Wasser nimmt zwar größere Theile auf, die seine Bestandtheile trennen und bewegen; im Winter aber, wenn die subtile Materie sehr fein ist, kommen die Wassertheile in Ruhe, legen sich unordentlich über einander, und bilden einen festen Körper.
Gassendi
und andere, welche eine kaltmachende Materie annehmen, leiten die Gefrierung von dem Eindringen dieser Materie in die Zwischenräume der flüßigen Körper her, wo sich dieselbe festsetzen, die freye Bewegung der
Braun, wenn es unvollkommen gefroren war, und der noch fluͤßige innere Theil abgegoſſen ward, die Oberflaͤche, welche alsdann zum Vorſchein kam, aͤußerſt rauh, und gleichſam aus kleinen Kuͤgelchen zuſammengeſetzt. Hutchins(Experiments for aſcertaining etc. Exp. X.) bemerkte, als er das fluͤßige Queckſilber abgoß, daß die innere Oberflaͤche ſehr uneben und mit vielen uͤberzwerch laufenden Nadeln beſetzt war, wovon einige Kuͤgelchen, wie Knoͤpfe, hatten. Eben dies erfolgt auch beym Geſtehen geſchmolzener Metalle. Wenn man hiezu ſchickliche Maſſen von denſelben der kalten Luft ſo lang ausſetzt, bis die aͤuſſere Seite erhaͤrtet iſt, und alsdann die innere noch fluͤßige Maſſe abgießt, ſo ſieht man die Hoͤlung in der Mitte allenthalben mit Druſen von metalliſchen Kryſtallen beſetzt, welche an Schoͤnheit und Regelmaͤßigkeit ſchwerlich den feinſten Salzkryſtallen nachſtehen.
Nach dieſer kurzen Erzaͤhlung der vornehmſten Phaͤnomene des Gefrierens will ich noch etwas von den Meinungen der Naturforſcher uͤber die Urſache deſſelben hinzufuͤgen.
Descartes(Princip. philoſ. nat. P. IV. Prop. 48. u. Meteor. C. I. §. 7.), welcher die Feſtigkeit fuͤr Ruhe und die Fluͤßigkeit fuͤr innere Bewegung der Theile annahm, erklaͤrt die Gefrierung fuͤr eine Folge der ſchwaͤchern Wirkung ſeines zweyten Elements auf die Bewegung der Theile der Koͤrper. Die groͤßern Theile dieſes Elements wirken nach ihm ſtaͤrker, die feinern ſchwaͤcher. Marmor und Metalle laſſen in ihre Zwiſchenraͤume nur die feinern Theile dringen, daher werden ſie wenig bewegt, und zeigen Feſtigkeit und Kaͤlte. Das Waſſer nimmt zwar groͤßere Theile auf, die ſeine Beſtandtheile trennen und bewegen; im Winter aber, wenn die ſubtile Materie ſehr fein iſt, kommen die Waſſertheile in Ruhe, legen ſich unordentlich uͤber einander, und bilden einen feſten Koͤrper.
Gaſſendi
und andere, welche eine kaltmachende Materie annehmen, leiten die Gefrierung von dem Eindringen dieſer Materie in die Zwiſchenraͤume der fluͤßigen Koͤrper her, wo ſich dieſelbe feſtſetzen, die freye Bewegung der
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Braun, wenn es unvollkommen gefroren war, und der noch fluͤßige innere Theil abgegoſſen ward, die Oberflaͤche, welche alsdann zum Vorſchein kam, aͤußerſt rauh, und gleichſam aus kleinen Kuͤgelchen zuſammengeſetzt. Hutchins (Experiments for aſcertaining etc. Exp. X.) bemerkte, als er das fluͤßige Queckſilber abgoß, daß die innere Oberflaͤche ſehr uneben und mit vielen uͤberzwerch laufenden Nadeln beſetzt war, wovon einige Kuͤgelchen, wie Knoͤpfe, hatten. Eben dies erfolgt auch beym Geſtehen geſchmolzener Metalle. Wenn man hiezu ſchickliche Maſſen von denſelben der kalten Luft ſo lang ausſetzt, bis die aͤuſſere Seite erhaͤrtet iſt, und alsdann die innere noch fluͤßige Maſſe abgießt, ſo ſieht man die Hoͤlung in der Mitte allenthalben mit Druſen von metalliſchen Kryſtallen beſetzt, welche an Schoͤnheit und Regelmaͤßigkeit ſchwerlich den feinſten Salzkryſtallen nachſtehen.
Nach dieſer kurzen Erzaͤhlung der vornehmſten Phaͤnomene des Gefrierens will ich noch etwas von den Meinungen der Naturforſcher uͤber die Urſache deſſelben hinzufuͤgen.
Descartes (Princip. philoſ. nat. P. IV. Prop. 48. u. Meteor. C. I. §. 7.), welcher die Feſtigkeit fuͤr Ruhe und die Fluͤßigkeit fuͤr innere Bewegung der Theile annahm, erklaͤrt die Gefrierung fuͤr eine Folge der ſchwaͤchern Wirkung ſeines zweyten Elements auf die Bewegung der Theile der Koͤrper. Die groͤßern Theile dieſes Elements wirken nach ihm ſtaͤrker, die feinern ſchwaͤcher. Marmor und Metalle laſſen in ihre Zwiſchenraͤume nur die feinern Theile dringen, daher werden ſie wenig bewegt, und zeigen Feſtigkeit und Kaͤlte. Das Waſſer nimmt zwar groͤßere Theile auf, die ſeine Beſtandtheile trennen und bewegen; im Winter aber, wenn die ſubtile Materie ſehr fein iſt, kommen die Waſſertheile in Ruhe, legen ſich unordentlich uͤber einander, und bilden einen feſten Koͤrper.
Gaſſendi
und andere, welche eine kaltmachende Materie annehmen, leiten die Gefrierung von dem Eindringen dieſer Materie in die Zwiſchenraͤume der fluͤßigen Koͤrper her, wo ſich dieſelbe feſtſetzen, die freye Bewegung der
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/440>, abgerufen am 31.10.2024.
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