auch viel darauf an, ob das Sehen recht deutlich ist; in diesem Falle wird nach Iurin der Betrug verschwinden, weil alsdann die Stralen, die aus einem Punkte kommen, mehr auf einen einzigen Punkt der Netzhaut concentrirt werden, und sich also nicht mehr so stark, als sonst, verbreiten. Daher fällt die Erscheinung weg, wenn man den Gegenstand durchs Fernrohr sieht. Eben dies ist die Ursache, warum helle Sterne dem bloßen Auge mit einiger Größe; durchs Fernrohr aber weit kleiner oder gar nur als Punkte erscheinen. Dieser Umstand hat die alten Astronomen verleitet, die scheinbaren Durchmesser der Planeten weit größer als sie sind, zu schätzen.
Auch dauren die Eindrücke heller Gegenstände auf die Netzhaut noch eine kleine Zeit fort, wenn schon das Bild seine Stelle verlassen hat. Daher bildet eine im Kreise geschwungne Kohle einen völligen Feuereirkel. Von Segner(De raritate luminis. Gotting. 1740.) und d'Arcy(Mem. de Paris, 1765. p. 450 ) haben Versuche hierüber angestellt. Der Erste schloß aus der Geschwindigkeit, mit welcher die Kohle geschwungen werden mußte, wenn der Kreis ununterbrochen scheinen sollte, daß die Eindrücke des Lichts etwa eine halbe Secunde dauren; d'Arcy setzt diese Zeit auf 2 2/3 Secunden. Aus eben dem Grunde sehen wir die Funken, den Blitz u. dgl. stralenförmig, und die glänzenden Meteore scheinen einen hellen Schweif nach sich zu ziehen.
Wenn man in ein Kartenblatt zwey oder mehrere Löcher sticht, die nicht weiter von einander sind, als die Oefnung des Augensterns breit ist, das Blatt nahe vors Auge hält, und dadurch einen hellen Gegenstand, z. B. eine Lichtflamme, in einiger Entfernung betrachtet, so sieht man gemeiniglich soviel Lichtflammen, als Löcher sind; man kan aber dem Auge auch eine solche Einrichtung geben, daß es nur eine einzige sieht. Damit verhält es sich so. Steht das Licht gerade in der Entfernung, auf die das Auge ohne alle Anstrengung deutlich sieht, so vereinigen sich die zusammengehörigen Stralen auf einen Punkt der Netzhaut, und das Licht erscheint einfach, nur dunkler, weil die Theile
auch viel darauf an, ob das Sehen recht deutlich iſt; in dieſem Falle wird nach Iurin der Betrug verſchwinden, weil alsdann die Stralen, die aus einem Punkte kommen, mehr auf einen einzigen Punkt der Netzhaut concentrirt werden, und ſich alſo nicht mehr ſo ſtark, als ſonſt, verbreiten. Daher faͤllt die Erſcheinung weg, wenn man den Gegenſtand durchs Fernrohr ſieht. Eben dies iſt die Urſache, warum helle Sterne dem bloßen Auge mit einiger Groͤße; durchs Fernrohr aber weit kleiner oder gar nur als Punkte erſcheinen. Dieſer Umſtand hat die alten Aſtronomen verleitet, die ſcheinbaren Durchmeſſer der Planeten weit groͤßer als ſie ſind, zu ſchaͤtzen.
Auch dauren die Eindruͤcke heller Gegenſtaͤnde auf die Netzhaut noch eine kleine Zeit fort, wenn ſchon das Bild ſeine Stelle verlaſſen hat. Daher bildet eine im Kreiſe geſchwungne Kohle einen voͤlligen Feuereirkel. Von Segner(De raritate luminis. Gotting. 1740.) und d'Arcy(Mém. de Paris, 1765. p. 450 ) haben Verſuche hieruͤber angeſtellt. Der Erſte ſchloß aus der Geſchwindigkeit, mit welcher die Kohle geſchwungen werden mußte, wenn der Kreis ununterbrochen ſcheinen ſollte, daß die Eindruͤcke des Lichts etwa eine halbe Secunde dauren; d'Arcy ſetzt dieſe Zeit auf 2 2/3 Secunden. Aus eben dem Grunde ſehen wir die Funken, den Blitz u. dgl. ſtralenfoͤrmig, und die glaͤnzenden Meteore ſcheinen einen hellen Schweif nach ſich zu ziehen.
Wenn man in ein Kartenblatt zwey oder mehrere Loͤcher ſticht, die nicht weiter von einander ſind, als die Oefnung des Augenſterns breit iſt, das Blatt nahe vors Auge haͤlt, und dadurch einen hellen Gegenſtand, z. B. eine Lichtflamme, in einiger Entfernung betrachtet, ſo ſieht man gemeiniglich ſoviel Lichtflammen, als Loͤcher ſind; man kan aber dem Auge auch eine ſolche Einrichtung geben, daß es nur eine einzige ſieht. Damit verhaͤlt es ſich ſo. Steht das Licht gerade in der Entfernung, auf die das Auge ohne alle Anſtrengung deutlich ſieht, ſo vereinigen ſich die zuſammengehoͤrigen Stralen auf einen Punkt der Netzhaut, und das Licht erſcheint einfach, nur dunkler, weil die Theile
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auch viel darauf an, ob das Sehen recht deutlich iſt; in dieſem Falle wird nach Iurin der Betrug verſchwinden, weil alsdann die Stralen, die aus einem Punkte kommen, mehr auf einen einzigen Punkt der Netzhaut concentrirt werden, und ſich alſo nicht mehr ſo ſtark, als ſonſt, verbreiten. Daher faͤllt die Erſcheinung weg, wenn man den Gegenſtand durchs Fernrohr ſieht. Eben dies iſt die Urſache, warum helle Sterne dem bloßen Auge mit einiger Groͤße; durchs Fernrohr aber weit kleiner oder gar nur als Punkte erſcheinen. Dieſer Umſtand hat die alten Aſtronomen verleitet, die ſcheinbaren Durchmeſſer der Planeten weit groͤßer als ſie ſind, zu ſchaͤtzen.
Auch dauren die Eindruͤcke heller Gegenſtaͤnde auf die Netzhaut noch eine kleine Zeit fort, wenn ſchon das Bild ſeine Stelle verlaſſen hat. Daher bildet eine im Kreiſe geſchwungne Kohle einen voͤlligen Feuereirkel. Von Segner (De raritate luminis. Gotting. 1740.) und d'Arcy (Mém. de Paris, 1765. p. 450 ) haben Verſuche hieruͤber angeſtellt. Der Erſte ſchloß aus der Geſchwindigkeit, mit welcher die Kohle geſchwungen werden mußte, wenn der Kreis ununterbrochen ſcheinen ſollte, daß die Eindruͤcke des Lichts etwa eine halbe Secunde dauren; d'Arcy ſetzt dieſe Zeit auf 2 2/3 Secunden. Aus eben dem Grunde ſehen wir die Funken, den Blitz u. dgl. ſtralenfoͤrmig, und die glaͤnzenden Meteore ſcheinen einen hellen Schweif nach ſich zu ziehen.
Wenn man in ein Kartenblatt zwey oder mehrere Loͤcher ſticht, die nicht weiter von einander ſind, als die Oefnung des Augenſterns breit iſt, das Blatt nahe vors Auge haͤlt, und dadurch einen hellen Gegenſtand, z. B. eine Lichtflamme, in einiger Entfernung betrachtet, ſo ſieht man gemeiniglich ſoviel Lichtflammen, als Loͤcher ſind; man kan aber dem Auge auch eine ſolche Einrichtung geben, daß es nur eine einzige ſieht. Damit verhaͤlt es ſich ſo. Steht das Licht gerade in der Entfernung, auf die das Auge ohne alle Anſtrengung deutlich ſieht, ſo vereinigen ſich die zuſammengehoͤrigen Stralen auf einen Punkt der Netzhaut, und das Licht erſcheint einfach, nur dunkler, weil die Theile
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/478>, abgerufen am 22.11.2024.
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