das Auge gar nicht, weil sie ihm viel zu nahe liegt. Es sieht aber durch das Loch des Kartenblatts einen Theil des Hellen GH, doch so, daß der Kopf der Nadel d die Stralen aufhält, die vom untern Theile H kommen. Daher fehlen Theile des Hellen, d. h. man sieht darauf nach H zu einen Schatten, der die Figur des Nadelknopfs hat. Weil man die Entfernung des Hellen vom Kartenblatte nicht bemerkt, so setzt man dasselbe mit dem darauf erscheinenden Schatten gleich hinter das Loch in F. Die Theile der Nadel selbst fangen Stralen auf, die von G kommen, und man sieht also ihren Schatten nach G zu über F, woraus ein umgekehrtes und vergrößertes Schattenbild der Nadel entsteht. Kürzer drücken sich Fabri und Le Cat so aus: Auf die Netzhaut falle bey D ein aufrechter Schatten der Nadel, der wegen der verkehrten Lage des Bilds im Auge, in Absicht auf die umliegenden Gegenstände, als ein umgekehrter, empfunden werde. Beyde Erklärungen sagen im Grunde das nemliche. Der Engländer Gray führt diesen Gesichtsbetrug in den Philosophischen Transactionen an, erklärt ihn aber sehr irrig daraus, daß die Luft im Loche des Kartenblatts einen Hohlspiel bilde.
Hält man einen undurchsichtigen Körper 3--4 Zoll weit vom Auge gegen etwas Helles, und führt noch näher beym Auge einen zweyten dunklen Körper auf den ersten zu, so scheint der Rand des ersten sich auszubreiten, und jenem entgegenzukommen. Dies erklärt Melville(Edinb. Essays, Vol. II. p. 55.) aus den Halbschatten, welche die Ränder naher Körper, wegen der Weite des Augensterns, auf die Netzhaut werfen, oder daraus, daß gewisse Theile des Hellen dem ganzen Augensterne, nebenliegende aber nur der Helfte desselben u. s. w. verdeckt werden. Der Halbschatten des entfernten Körpers ist schmäler und dunkler; sobald nun beyde Halbschatten zusammentreffen, so werden dem Augensterne Stellen des Hellen ganz verdeckt, die man vorher wenigstens noch dunkel sahe, und es scheinen sich beyde Körper auszubreiten, nur ist dies bey dem entferntern wegen seines schwärzern Halbschattens ungleich merklicher.
das Auge gar nicht, weil ſie ihm viel zu nahe liegt. Es ſieht aber durch das Loch des Kartenblatts einen Theil des Hellen GH, doch ſo, daß der Kopf der Nadel d die Stralen aufhaͤlt, die vom untern Theile H kommen. Daher fehlen Theile des Hellen, d. h. man ſieht darauf nach H zu einen Schatten, der die Figur des Nadelknopfs hat. Weil man die Entfernung des Hellen vom Kartenblatte nicht bemerkt, ſo ſetzt man daſſelbe mit dem darauf erſcheinenden Schatten gleich hinter das Loch in F. Die Theile der Nadel ſelbſt fangen Stralen auf, die von G kommen, und man ſieht alſo ihren Schatten nach G zu uͤber F, woraus ein umgekehrtes und vergroͤßertes Schattenbild der Nadel entſteht. Kuͤrzer druͤcken ſich Fabri und Le Cat ſo aus: Auf die Netzhaut falle bey D ein aufrechter Schatten der Nadel, der wegen der verkehrten Lage des Bilds im Auge, in Abſicht auf die umliegenden Gegenſtaͤnde, als ein umgekehrter, empfunden werde. Beyde Erklaͤrungen ſagen im Grunde das nemliche. Der Englaͤnder Gray fuͤhrt dieſen Geſichtsbetrug in den Philoſophiſchen Transactionen an, erklaͤrt ihn aber ſehr irrig daraus, daß die Luft im Loche des Kartenblatts einen Hohlſpiel bilde.
Haͤlt man einen undurchſichtigen Koͤrper 3—4 Zoll weit vom Auge gegen etwas Helles, und fuͤhrt noch naͤher beym Auge einen zweyten dunklen Koͤrper auf den erſten zu, ſo ſcheint der Rand des erſten ſich auszubreiten, und jenem entgegenzukommen. Dies erklaͤrt Melville(Edinb. Eſſays, Vol. II. p. 55.) aus den Halbſchatten, welche die Raͤnder naher Koͤrper, wegen der Weite des Augenſterns, auf die Netzhaut werfen, oder daraus, daß gewiſſe Theile des Hellen dem ganzen Augenſterne, nebenliegende aber nur der Helfte deſſelben u. ſ. w. verdeckt werden. Der Halbſchatten des entfernten Koͤrpers iſt ſchmaͤler und dunkler; ſobald nun beyde Halbſchatten zuſammentreffen, ſo werden dem Augenſterne Stellen des Hellen ganz verdeckt, die man vorher wenigſtens noch dunkel ſahe, und es ſcheinen ſich beyde Koͤrper auszubreiten, nur iſt dies bey dem entferntern wegen ſeines ſchwaͤrzern Halbſchattens ungleich merklicher.
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das Auge gar nicht, weil ſie ihm viel zu nahe liegt. Es ſieht aber durch das Loch des Kartenblatts einen Theil des Hellen GH, doch ſo, daß der Kopf der Nadel d die Stralen aufhaͤlt, die vom untern Theile H kommen. Daher fehlen Theile des Hellen, d. h. man ſieht darauf nach H zu einen Schatten, der die Figur des Nadelknopfs hat. Weil man die Entfernung des Hellen vom Kartenblatte nicht bemerkt, ſo ſetzt man daſſelbe mit dem darauf erſcheinenden Schatten gleich hinter das Loch in F. Die Theile der Nadel ſelbſt fangen Stralen auf, die von G kommen, und man ſieht alſo ihren Schatten nach G zu uͤber F, woraus ein umgekehrtes und vergroͤßertes Schattenbild der Nadel entſteht. Kuͤrzer druͤcken ſich Fabri und Le Cat ſo aus: Auf die Netzhaut falle bey D ein aufrechter Schatten der Nadel, der wegen der verkehrten Lage des Bilds im Auge, in Abſicht auf die umliegenden Gegenſtaͤnde, als ein umgekehrter, empfunden werde. Beyde Erklaͤrungen ſagen im Grunde das nemliche. Der Englaͤnder Gray fuͤhrt dieſen Geſichtsbetrug in den Philoſophiſchen Transactionen an, erklaͤrt ihn aber ſehr irrig daraus, daß die Luft im Loche des Kartenblatts einen Hohlſpiel bilde.
Haͤlt man einen undurchſichtigen Koͤrper 3—4 Zoll weit vom Auge gegen etwas Helles, und fuͤhrt noch naͤher beym Auge einen zweyten dunklen Koͤrper auf den erſten zu, ſo ſcheint der Rand des erſten ſich auszubreiten, und jenem entgegenzukommen. Dies erklaͤrt Melville (Edinb. Eſſays, Vol. II. p. 55.) aus den Halbſchatten, welche die Raͤnder naher Koͤrper, wegen der Weite des Augenſterns, auf die Netzhaut werfen, oder daraus, daß gewiſſe Theile des Hellen dem ganzen Augenſterne, nebenliegende aber nur der Helfte deſſelben u. ſ. w. verdeckt werden. Der Halbſchatten des entfernten Koͤrpers iſt ſchmaͤler und dunkler; ſobald nun beyde Halbſchatten zuſammentreffen, ſo werden dem Augenſterne Stellen des Hellen ganz verdeckt, die man vorher wenigſtens noch dunkel ſahe, und es ſcheinen ſich beyde Koͤrper auszubreiten, nur iſt dies bey dem entferntern wegen ſeines ſchwaͤrzern Halbſchattens ungleich merklicher.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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