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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Fälle an, und sucht sie aus einer Pressung des Gehirns und aus dem Kreuzen der Sehnerven zu erklären.

Gewöhnlicher ist das Doppeltsehen (Diplopia, Visus duplicatus), von welchem Klauhold (Diss. de visu duplicato, Argent. 1746. 4.) und Klinke (Diss. de Diplopia, Gotting. 1774. 4.) viele Beobachtungen gesammlet haben. Sauvages (Nosol. To. I. p. 193.) zählt zehn Varietäten desselben aus verschiedenen Ursachen, zu denen sich noch mehrere setzen ließen. Wenn man mit beyden Augen siehet, so erscheinen alle Gegenstände doppelt, sobald die Augenaren nicht zusammenlaufen, s. Horoprer. Ein solches Doppeltsehen kan Folge oder Symptom von mancherley Krankheiten seyn, wobey die Augen entweder durch Krämpfe oder durch Lähmung verwendet, und aus ihrer natürlichen Lage gebracht werden. Bisweilen kan es auch von der Ungleichheit der Augen, und der besondern Schwäche oder Verletzung des einen herkommen. Auch einem Auge allein können die Gegenstände doppelt oder vervielfältiget erscheinen, wenn die Hornhaut oder Krystallinse durch Verletzungen eine polyedrische Gestalt erhält, oder der Augenstern mehr, als eine, Oefnung hat. Viele Kurzsichtige sehen alle entfernte Gegenstände, auch mit einem Auge, doppelt (Diplopia remotorum), wovon de la Hire (Accidens de la vue, p. 352.) die Ursache in der Gestalt der Krystallinse sucht.

Gesichtsfeld, Campus visionis, Champ de vision.

Der Raum, den das Auge auf einmal übersieht, vornehmlich, wenn es Gegenstände durch Fernröhre oder Mikroskope betrachtet. Weil bey den dioptrischen Werkzeugen auf allen Seiten der Augenaxe gleich viel übersehen werden kan, so ist das Gesichtsfeld ein Kreis. Der Halbmesser dieses Kreises wird in Graden und Theilen der Grade, angegeben. Er ist derjenige Winkel, welchen die äußersten ins Auge kommenden Stralen rings herum mit der Augenaxe machen. Soviel nemlich kan man rings herum sehen, als zwischen den Schenkeln dieses Winkels enthalten ist.


Faͤlle an, und ſucht ſie aus einer Preſſung des Gehirns und aus dem Kreuzen der Sehnerven zu erklaͤren.

Gewoͤhnlicher iſt das Doppeltſehen (Diplopia, Viſus duplicatus), von welchem Klauhold (Diſs. de viſu duplicato, Argent. 1746. 4.) und Klinke (Diſs. de Diplopia, Gotting. 1774. 4.) viele Beobachtungen geſammlet haben. Sauvages (Noſol. To. I. p. 193.) zaͤhlt zehn Varietaͤten deſſelben aus verſchiedenen Urſachen, zu denen ſich noch mehrere ſetzen ließen. Wenn man mit beyden Augen ſiehet, ſo erſcheinen alle Gegenſtaͤnde doppelt, ſobald die Augenaren nicht zuſammenlaufen, ſ. Horoprer. Ein ſolches Doppeltſehen kan Folge oder Symptom von mancherley Krankheiten ſeyn, wobey die Augen entweder durch Kraͤmpfe oder durch Laͤhmung verwendet, und aus ihrer natuͤrlichen Lage gebracht werden. Bisweilen kan es auch von der Ungleichheit der Augen, und der beſondern Schwaͤche oder Verletzung des einen herkommen. Auch einem Auge allein koͤnnen die Gegenſtaͤnde doppelt oder vervielfaͤltiget erſcheinen, wenn die Hornhaut oder Kryſtallinſe durch Verletzungen eine polyedriſche Geſtalt erhaͤlt, oder der Augenſtern mehr, als eine, Oefnung hat. Viele Kurzſichtige ſehen alle entfernte Gegenſtaͤnde, auch mit einem Auge, doppelt (Diplopia remotorum), wovon de la Hire (Accidens de la vue, p. 352.) die Urſache in der Geſtalt der Kryſtallinſe ſucht.

Geſichtsfeld, Campus viſionis, Champ de vision.

Der Raum, den das Auge auf einmal uͤberſieht, vornehmlich, wenn es Gegenſtaͤnde durch Fernroͤhre oder Mikroſkope betrachtet. Weil bey den dioptriſchen Werkzeugen auf allen Seiten der Augenaxe gleich viel uͤberſehen werden kan, ſo iſt das Geſichtsfeld ein Kreis. Der Halbmeſſer dieſes Kreiſes wird in Graden und Theilen der Grade, angegeben. Er iſt derjenige Winkel, welchen die aͤußerſten ins Auge kommenden Stralen rings herum mit der Augenaxe machen. Soviel nemlich kan man rings herum ſehen, als zwiſchen den Schenkeln dieſes Winkels enthalten iſt.

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[484/0490] Faͤlle an, und ſucht ſie aus einer Preſſung des Gehirns und aus dem Kreuzen der Sehnerven zu erklaͤren. Gewoͤhnlicher iſt das Doppeltſehen (Diplopia, Viſus duplicatus), von welchem Klauhold (Diſs. de viſu duplicato, Argent. 1746. 4.) und Klinke (Diſs. de Diplopia, Gotting. 1774. 4.) viele Beobachtungen geſammlet haben. Sauvages (Noſol. To. I. p. 193.) zaͤhlt zehn Varietaͤten deſſelben aus verſchiedenen Urſachen, zu denen ſich noch mehrere ſetzen ließen. Wenn man mit beyden Augen ſiehet, ſo erſcheinen alle Gegenſtaͤnde doppelt, ſobald die Augenaren nicht zuſammenlaufen, ſ. Horoprer. Ein ſolches Doppeltſehen kan Folge oder Symptom von mancherley Krankheiten ſeyn, wobey die Augen entweder durch Kraͤmpfe oder durch Laͤhmung verwendet, und aus ihrer natuͤrlichen Lage gebracht werden. Bisweilen kan es auch von der Ungleichheit der Augen, und der beſondern Schwaͤche oder Verletzung des einen herkommen. Auch einem Auge allein koͤnnen die Gegenſtaͤnde doppelt oder vervielfaͤltiget erſcheinen, wenn die Hornhaut oder Kryſtallinſe durch Verletzungen eine polyedriſche Geſtalt erhaͤlt, oder der Augenſtern mehr, als eine, Oefnung hat. Viele Kurzſichtige ſehen alle entfernte Gegenſtaͤnde, auch mit einem Auge, doppelt (Diplopia remotorum), wovon de la Hire (Accidens de la vue, p. 352.) die Urſache in der Geſtalt der Kryſtallinſe ſucht. Geſichtsfeld, Campus viſionis, Champ de vision. Der Raum, den das Auge auf einmal uͤberſieht, vornehmlich, wenn es Gegenſtaͤnde durch Fernroͤhre oder Mikroſkope betrachtet. Weil bey den dioptriſchen Werkzeugen auf allen Seiten der Augenaxe gleich viel uͤberſehen werden kan, ſo iſt das Geſichtsfeld ein Kreis. Der Halbmeſſer dieſes Kreiſes wird in Graden und Theilen der Grade, angegeben. Er iſt derjenige Winkel, welchen die aͤußerſten ins Auge kommenden Stralen rings herum mit der Augenaxe machen. Soviel nemlich kan man rings herum ſehen, als zwiſchen den Schenkeln dieſes Winkels enthalten iſt.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/490>, abgerufen am 01.09.2024.