Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


u. dgl. werden durchs Glühen nicht zersetzt, und geben daher gar keine Flamme.

Es ist zum Glühen ein gewisser Grad der Hitze erforderlich, der den zum Schmelzen nöthigen Grad bey manchen Körpern übersteigt, bey andern aber geringer, als der letztere, ist. Manche Körper, z. B. Bley und Zinn, schmelzen, ehe sie glühen, andere, wie Eisen, glühen, ehe sie schmelzen. Das Rothglühen, wobey nur rothe und gelbe Lichtstralen ausgehen, erfordert keine so große Hitze, als das Weißglühen, wobey alle Arten von Farbenstralen in Bewegung gesetzt werden. Nach den neusten Theorien scheint der Grad der Hitze, welcher zum Glühen verbrennlicher Körper erforderlich ist, der 650ste Grad der fahrenheitischen Scale zu seyn. Hieher setzt wenigstens Herr de Lüc seinen Entzündungspunkt, (degre de chaleur braulante), und Kraft (Comm. Petrop. To. XIV.) hat schon lange vorher bemerkt, daß bey diesem Grade das vorher glühende Eisen im Dunkeln zu leuchten aufhöre.

Gold, Aurum, Or.

Das vollkommenste, bey den gewöhnlichen Operationen der Chymie unzerstörliche Metall, von einer schimmernden gelben Farbe und großer Dehnbarkeit. Es besitzt die Eigenschaften, welche die Metalle auszeichnen, im höchsten Grade, und ist deswegen von den ältern Chymisten die Sonne oder der König der Metalle genannt, auch mit Th bezeichnet worden. Es ist härter als Zinn, aber weicher als Silber. Seine Dehnbarkeit ist erstaunlich; und man kan nach Reaumurs Berechnungen (Mem. de Paris, 1713.) mit einer Unze Gold einen 444 Stunden Weges (lieues) langen Silberfaden genau bedecken und vergolden, s. Dehnbarkeit, auch bringen es die Goldschläger in sehr dünne Blättchen. Es hat unter allen Metallen die größte Zähigkeit. Ein Golddrath von (1/10) Zoll Durchmesser trägt, ohne zu reißen, 50 Pfund. Der Wirkung des Wassers und der Luft widersteht das Gold völlig, und jede Unscheinbarkeit seiner Oberfläche kan nur von daran klebenden fremden Materien, nie von einer Zerstörung des Goldes selbst, herkommen.


u. dgl. werden durchs Gluͤhen nicht zerſetzt, und geben daher gar keine Flamme.

Es iſt zum Gluͤhen ein gewiſſer Grad der Hitze erforderlich, der den zum Schmelzen noͤthigen Grad bey manchen Koͤrpern uͤberſteigt, bey andern aber geringer, als der letztere, iſt. Manche Koͤrper, z. B. Bley und Zinn, ſchmelzen, ehe ſie gluͤhen, andere, wie Eiſen, gluͤhen, ehe ſie ſchmelzen. Das Rothgluͤhen, wobey nur rothe und gelbe Lichtſtralen ausgehen, erfordert keine ſo große Hitze, als das Weißgluͤhen, wobey alle Arten von Farbenſtralen in Bewegung geſetzt werden. Nach den neuſten Theorien ſcheint der Grad der Hitze, welcher zum Gluͤhen verbrennlicher Koͤrper erforderlich iſt, der 650ſte Grad der fahrenheitiſchen Scale zu ſeyn. Hieher ſetzt wenigſtens Herr de Luͤc ſeinen Entzuͤndungspunkt, (degré de chaleur brûlante), und Kraft (Comm. Petrop. To. XIV.) hat ſchon lange vorher bemerkt, daß bey dieſem Grade das vorher gluͤhende Eiſen im Dunkeln zu leuchten aufhoͤre.

Gold, Aurum, Or.

Das vollkommenſte, bey den gewoͤhnlichen Operationen der Chymie unzerſtoͤrliche Metall, von einer ſchimmernden gelben Farbe und großer Dehnbarkeit. Es beſitzt die Eigenſchaften, welche die Metalle auszeichnen, im hoͤchſten Grade, und iſt deswegen von den aͤltern Chymiſten die Sonne oder der Koͤnig der Metalle genannt, auch mit Θ bezeichnet worden. Es iſt haͤrter als Zinn, aber weicher als Silber. Seine Dehnbarkeit iſt erſtaunlich; und man kan nach Reaumurs Berechnungen (Mém. de Paris, 1713.) mit einer Unze Gold einen 444 Stunden Weges (lieues) langen Silberfaden genau bedecken und vergolden, ſ. Dehnbarkeit, auch bringen es die Goldſchlaͤger in ſehr duͤnne Blaͤttchen. Es hat unter allen Metallen die groͤßte Zaͤhigkeit. Ein Golddrath von (1/10) Zoll Durchmeſſer traͤgt, ohne zu reißen, 50 Pfund. Der Wirkung des Waſſers und der Luft widerſteht das Gold voͤllig, und jede Unſcheinbarkeit ſeiner Oberflaͤche kan nur von daran klebenden fremden Materien, nie von einer Zerſtoͤrung des Goldes ſelbſt, herkommen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0517" xml:id="P.2.511" n="511"/><lb/>
u. dgl. werden durchs Glu&#x0364;hen nicht zer&#x017F;etzt, und geben daher gar keine Flamme.</p>
            <p>Es i&#x017F;t zum Glu&#x0364;hen ein gewi&#x017F;&#x017F;er Grad der Hitze erforderlich, der den zum Schmelzen no&#x0364;thigen Grad bey manchen Ko&#x0364;rpern u&#x0364;ber&#x017F;teigt, bey andern aber geringer, als der letztere, i&#x017F;t. Manche Ko&#x0364;rper, z. B. Bley und Zinn, &#x017F;chmelzen, ehe &#x017F;ie glu&#x0364;hen, andere, wie Ei&#x017F;en, glu&#x0364;hen, ehe &#x017F;ie &#x017F;chmelzen. Das <hi rendition="#b">Rothglu&#x0364;hen,</hi> wobey nur rothe und gelbe Licht&#x017F;tralen ausgehen, erfordert keine &#x017F;o große Hitze, als das <hi rendition="#b">Weißglu&#x0364;hen,</hi> wobey alle Arten von Farben&#x017F;tralen in Bewegung ge&#x017F;etzt werden. Nach den neu&#x017F;ten Theorien &#x017F;cheint der Grad der Hitze, welcher zum Glu&#x0364;hen verbrennlicher Ko&#x0364;rper erforderlich i&#x017F;t, der 650&#x017F;te Grad der fahrenheiti&#x017F;chen Scale zu &#x017F;eyn. Hieher &#x017F;etzt wenig&#x017F;tens Herr <hi rendition="#b">de Lu&#x0364;c</hi> &#x017F;einen <hi rendition="#b">Entzu&#x0364;ndungspunkt,</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">degré de chaleur brûlante</hi>),</hi> und <hi rendition="#b">Kraft</hi> <hi rendition="#aq">(Comm. Petrop. To. XIV.)</hi> hat &#x017F;chon lange vorher bemerkt, daß bey die&#x017F;em Grade das vorher glu&#x0364;hende Ei&#x017F;en im Dunkeln zu leuchten aufho&#x0364;re.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Gold, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Aurum</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Or</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Das vollkommen&#x017F;te, bey den gewo&#x0364;hnlichen Operationen der Chymie unzer&#x017F;to&#x0364;rliche Metall, von einer &#x017F;chimmernden gelben Farbe und großer Dehnbarkeit. Es be&#x017F;itzt die Eigen&#x017F;chaften, welche die Metalle auszeichnen, im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grade, und i&#x017F;t deswegen von den a&#x0364;ltern Chymi&#x017F;ten die <hi rendition="#b">Sonne</hi> oder der <hi rendition="#b">Ko&#x0364;nig</hi> der Metalle genannt, auch mit &#x0398; bezeichnet worden. Es i&#x017F;t ha&#x0364;rter als Zinn, aber weicher als Silber. Seine Dehnbarkeit i&#x017F;t er&#x017F;taunlich; und man kan nach <hi rendition="#b">Reaumurs</hi> Berechnungen <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris, 1713.)</hi> mit einer Unze Gold einen 444 Stunden Weges <hi rendition="#aq">(lieues)</hi> langen Silberfaden genau bedecken und vergolden, <hi rendition="#b">&#x017F;. Dehnbarkeit,</hi> auch bringen es die Gold&#x017F;chla&#x0364;ger in &#x017F;ehr du&#x0364;nne Bla&#x0364;ttchen. Es hat unter allen Metallen die gro&#x0364;ßte Za&#x0364;higkeit. Ein Golddrath von (1/10) Zoll Durchme&#x017F;&#x017F;er tra&#x0364;gt, ohne zu reißen, 50 Pfund. Der Wirkung des Wa&#x017F;&#x017F;ers und der Luft wider&#x017F;teht das Gold vo&#x0364;llig, und jede Un&#x017F;cheinbarkeit &#x017F;einer Oberfla&#x0364;che kan nur von daran klebenden fremden Materien, nie von einer Zer&#x017F;to&#x0364;rung des Goldes &#x017F;elb&#x017F;t, herkommen.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[511/0517] u. dgl. werden durchs Gluͤhen nicht zerſetzt, und geben daher gar keine Flamme. Es iſt zum Gluͤhen ein gewiſſer Grad der Hitze erforderlich, der den zum Schmelzen noͤthigen Grad bey manchen Koͤrpern uͤberſteigt, bey andern aber geringer, als der letztere, iſt. Manche Koͤrper, z. B. Bley und Zinn, ſchmelzen, ehe ſie gluͤhen, andere, wie Eiſen, gluͤhen, ehe ſie ſchmelzen. Das Rothgluͤhen, wobey nur rothe und gelbe Lichtſtralen ausgehen, erfordert keine ſo große Hitze, als das Weißgluͤhen, wobey alle Arten von Farbenſtralen in Bewegung geſetzt werden. Nach den neuſten Theorien ſcheint der Grad der Hitze, welcher zum Gluͤhen verbrennlicher Koͤrper erforderlich iſt, der 650ſte Grad der fahrenheitiſchen Scale zu ſeyn. Hieher ſetzt wenigſtens Herr de Luͤc ſeinen Entzuͤndungspunkt, (degré de chaleur brûlante), und Kraft (Comm. Petrop. To. XIV.) hat ſchon lange vorher bemerkt, daß bey dieſem Grade das vorher gluͤhende Eiſen im Dunkeln zu leuchten aufhoͤre. Gold, Aurum, Or. Das vollkommenſte, bey den gewoͤhnlichen Operationen der Chymie unzerſtoͤrliche Metall, von einer ſchimmernden gelben Farbe und großer Dehnbarkeit. Es beſitzt die Eigenſchaften, welche die Metalle auszeichnen, im hoͤchſten Grade, und iſt deswegen von den aͤltern Chymiſten die Sonne oder der Koͤnig der Metalle genannt, auch mit Θ bezeichnet worden. Es iſt haͤrter als Zinn, aber weicher als Silber. Seine Dehnbarkeit iſt erſtaunlich; und man kan nach Reaumurs Berechnungen (Mém. de Paris, 1713.) mit einer Unze Gold einen 444 Stunden Weges (lieues) langen Silberfaden genau bedecken und vergolden, ſ. Dehnbarkeit, auch bringen es die Goldſchlaͤger in ſehr duͤnne Blaͤttchen. Es hat unter allen Metallen die groͤßte Zaͤhigkeit. Ein Golddrath von (1/10) Zoll Durchmeſſer traͤgt, ohne zu reißen, 50 Pfund. Der Wirkung des Waſſers und der Luft widerſteht das Gold voͤllig, und jede Unſcheinbarkeit ſeiner Oberflaͤche kan nur von daran klebenden fremden Materien, nie von einer Zerſtoͤrung des Goldes ſelbſt, herkommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/517
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/517>, abgerufen am 22.11.2024.