löset sich die Schwierigkeit in einen Gesichtsbetrug oder vielmehr in ein Sehen und Urtheilen nach unbestimmten Regeln auf, und wenn der Ort des eigentlichen Bildes erst hinter dem Auge liegt, und wir also von den Punkten des Gegenstandes convergirende Stralen erhalten, so wird das Bild jederzeit sehr undeutlich seyn, und wir werden, wenn wir es genau betrachten wollen, eine schmerzhafte Anstrengung des Auges fühlen. Dennoch bleibt an dem gemachten Einwurfe soviel wahr, daß die scheinbare Stelle gesehener Punkte nicht von dem Scheitel des Kegels der Gesichtsstralen allein, sondern von mehrern Umständen abhängt, s. Entfernung, scheinbare.
Johann Georg Brengger, ein Arzt in Kaufbeuern, äußert in einem Briefe an Keplern vom 22. Dec. 1604. (Epistolae ad Keplerum scriptae ed. a Mich. Gottl. Hanschio, Lips. 1718. fol. Ep. CLI. p. 223.) den Gedanken, der Ort des Bildes liege in dem Perpendikel aus dem leuchtenden Punkte auf die Ebne, welche die Spiegelfläche im Zurückstrahlungspunkte berühret, eine Bestimmung, welcher auch d'Alembert(Opuscules mathem. To. I. p.275.) vor der alten gewöhnlichen den Vorzug giebt. Kepler aber (Ep. CLII.) antwortet darauf sehr gut, es komme nicht auf eine, sondern auf mehrere Repercussionen, nemlich auf die Vereinigungspunkte mehrerer zurückgeworsenen Stralen an. D'Alembert beschließt seine Untersuchungen auch damit, daß es gar keinen allgemeinen Grundsatz über den scheinbaren Ort der Bilder gebe.
Man kan das Schweben der Bilder in der Luft deutlicher bemerken, wenn man etwas zwischen den Ort des Bildes und den Spiegel bringt, und bewegt, wodurch die Empfindung eines Abstands vom Spiegel lebhafter gemacht wird. Ficht man z. B. mit einem Degen gegen den Hohlspiegel, so scheint das Bild des Degens aus dem Spiegel hervorzukommen und dagegen zu fechten; bewegt man die Hand gegen den Spiegel, so scheint aus demselben eine andere Hand zu kommen, und sich in jene zu legen u. s. w.
loͤſet ſich die Schwierigkeit in einen Geſichtsbetrug oder vielmehr in ein Sehen und Urtheilen nach unbeſtimmten Regeln auf, und wenn der Ort des eigentlichen Bildes erſt hinter dem Auge liegt, und wir alſo von den Punkten des Gegenſtandes convergirende Stralen erhalten, ſo wird das Bild jederzeit ſehr undeutlich ſeyn, und wir werden, wenn wir es genau betrachten wollen, eine ſchmerzhafte Anſtrengung des Auges fuͤhlen. Dennoch bleibt an dem gemachten Einwurfe ſoviel wahr, daß die ſcheinbare Stelle geſehener Punkte nicht von dem Scheitel des Kegels der Geſichtsſtralen allein, ſondern von mehrern Umſtaͤnden abhaͤngt, ſ. Entfernung, ſcheinbare.
Johann Georg Brengger, ein Arzt in Kaufbeuern, aͤußert in einem Briefe an Keplern vom 22. Dec. 1604. (Epiſtolae ad Keplerum ſcriptae ed. a Mich. Gottl. Hanſchio, Lipſ. 1718. fol. Ep. CLI. p. 223.) den Gedanken, der Ort des Bildes liege in dem Perpendikel aus dem leuchtenden Punkte auf die Ebne, welche die Spiegelflaͤche im Zuruͤckſtrahlungspunkte beruͤhret, eine Beſtimmung, welcher auch d'Alembert(Opuſcules mathem. To. I. p.275.) vor der alten gewoͤhnlichen den Vorzug giebt. Kepler aber (Ep. CLII.) antwortet darauf ſehr gut, es komme nicht auf eine, ſondern auf mehrere Repercuſſionen, nemlich auf die Vereinigungspunkte mehrerer zuruͤckgeworſenen Stralen an. D'Alembert beſchließt ſeine Unterſuchungen auch damit, daß es gar keinen allgemeinen Grundſatz uͤber den ſcheinbaren Ort der Bilder gebe.
Man kan das Schweben der Bilder in der Luft deutlicher bemerken, wenn man etwas zwiſchen den Ort des Bildes und den Spiegel bringt, und bewegt, wodurch die Empfindung eines Abſtands vom Spiegel lebhafter gemacht wird. Ficht man z. B. mit einem Degen gegen den Hohlſpiegel, ſo ſcheint das Bild des Degens aus dem Spiegel hervorzukommen und dagegen zu fechten; bewegt man die Hand gegen den Spiegel, ſo ſcheint aus demſelben eine andere Hand zu kommen, und ſich in jene zu legen u. ſ. w.
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loͤſet ſich die Schwierigkeit in einen Geſichtsbetrug oder vielmehr in ein Sehen und Urtheilen nach unbeſtimmten Regeln auf, und wenn der Ort des eigentlichen Bildes erſt hinter dem Auge liegt, und wir alſo von den Punkten des Gegenſtandes convergirende Stralen erhalten, ſo wird das Bild jederzeit ſehr undeutlich ſeyn, und wir werden, wenn wir es genau betrachten wollen, eine ſchmerzhafte Anſtrengung des Auges fuͤhlen. Dennoch bleibt an dem gemachten Einwurfe ſoviel wahr, daß die ſcheinbare Stelle geſehener Punkte nicht von dem Scheitel des Kegels der Geſichtsſtralen allein, ſondern von mehrern Umſtaͤnden abhaͤngt, ſ. Entfernung, ſcheinbare.
Johann Georg Brengger, ein Arzt in Kaufbeuern, aͤußert in einem Briefe an Keplern vom 22. Dec. 1604. (Epiſtolae ad Keplerum ſcriptae ed. a Mich. Gottl. Hanſchio, Lipſ. 1718. fol. Ep. CLI. p. 223.) den Gedanken, der Ort des Bildes liege in dem Perpendikel aus dem leuchtenden Punkte auf die Ebne, welche die Spiegelflaͤche im Zuruͤckſtrahlungspunkte beruͤhret, eine Beſtimmung, welcher auch d'Alembert (Opuſcules mathem. To. I. p.275.) vor der alten gewoͤhnlichen den Vorzug giebt. Kepler aber (Ep. CLII.) antwortet darauf ſehr gut, es komme nicht auf eine, ſondern auf mehrere Repercuſſionen, nemlich auf die Vereinigungspunkte mehrerer zuruͤckgeworſenen Stralen an. D'Alembert beſchließt ſeine Unterſuchungen auch damit, daß es gar keinen allgemeinen Grundſatz uͤber den ſcheinbaren Ort der Bilder gebe.
Man kan das Schweben der Bilder in der Luft deutlicher bemerken, wenn man etwas zwiſchen den Ort des Bildes und den Spiegel bringt, und bewegt, wodurch die Empfindung eines Abſtands vom Spiegel lebhafter gemacht wird. Ficht man z. B. mit einem Degen gegen den Hohlſpiegel, ſo ſcheint das Bild des Degens aus dem Spiegel hervorzukommen und dagegen zu fechten; bewegt man die Hand gegen den Spiegel, ſo ſcheint aus demſelben eine andere Hand zu kommen, und ſich in jene zu legen u. ſ. w.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/654>, abgerufen am 22.11.2024.
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